nach dem unterricht zum bischof

die examen – die derzeit in der ganzen schule stattfinden – sind für den heutigen tag bei den kleinen um 11 uhr zu ende. wir können nun mit father devasy, dem senior-priester im ashadeep, bei ihnen vorbei schauen und bekommen vorgestellt, was sie alles gelernt haben. wir kommen gerade vor dem schulgebäude an, als sie sich vor der eingangstür versammelt haben. zusammen mit ihm begrüssen sie uns im chor mit „good morning, madam“ und „good morning, sir“. sehr geordnet ziehen sie dann in den eingangsbereich ein und setzen sich dort auf den boden.
für uns werden drei stühle bereit gestellt, während der father mit den kindern ein lied mit hand-bewegungen singt. es folgt ein abc-lied mit 26 strophen (d wie doctor, n wie night, x wie xmas, …), wobei der jeweilige buchstabe vorne auf einem kärtchen gezeigt wird. für die bzw. mit den gehörlosen kindern wird die gebärde dazu gemacht. danach zählen die kinder im chor mit ihm die zahlen bis zehn. mit mengen-bildern, ziffern-kärtchen und grossem zehner-würfel gibt es ein ratespiel: zuerst sind 3 lehrerinnen dran, dann 3 schüler und zuletzt 3 schülerinnen. die mathematik wird mit einem wettrennen mit 10 kugeln abgeschlossen (erst lehrerinnen, dann jungen, schliesslich mädchen).
in einer weiteren runde sagen die kinder im chor die von fr. devasy gezeigten farben.
im unterricht
nun bekommen wir den auftrag, den in ihre klassenzimmer gehenden kindern je ein bonbon in die hand zu drücken. damit ist schulschluss und die kinder gehen mit ihren plastiktüten und schulranzen zum schulbus. – wir haben grosse pause bis um vier uhr.

dann geht es los in die bischofs-stadt. dort empfängt uns zuerst der ashadeep-chef father francis, der schon vorher ein meeting mit anderen schulleitern beim bischof hatte. wir sehen uns erstmal die bischofs-kirche innen und aussen an. anschliessend haben wir die übliche tee- bzw. kaffeestunde. dann kommt der grosse augenblick – wir werden zum bischof gerufen. wir kennen ihn ja schon von seinem besuch in künzelsau, wo er beim 10-jährigen jubiläum unseres vereins dabei war. in seiner schlichten dienst-kleidung bittet er uns in einen kleinen besprechungs-raum, wie wir ihn schon öfters in schulen oder ordens-konventen gesehen haben. nach einem kurzen warming-up-smalltalk kommt margret zum ersten thema: sie überreicht den mitgebrachten scheck an den für das ashadeep verantwortlichen bischof. es gibt dann die obligatorischen fotos mit der offiziellen deutschen delegation des vereins ‚Behindertenschule am Himalaya e.V.‘
daran schliesst sich die besprechung über die gewünschte verwendung des geldes an. ich übersetze mit hilfe von anne-rose und father francis. beim anschliessenden thema geht es um das ‚jungen-haus‘, wo die geänderte planung des gebäudes abgesprochen wird. auch die vorgesehene finanzierung dafür sowie für die dann folgende ausstattung von therapie-räumen wird geklärt, damit die beantragung bei unserem projekt-partner, dem ‚Kindermissionswerk e.V.‘ anlaufen kann.
zum abschluss des besuchs findet ein abendessen mit dem bischof statt. nach einer herzlichen verabschiedung fahren wir zurück ins ashadeep.

hoch in den himalaya

heute geht es in den himalaya. weil father jinto selbst fährt, ist der beifahrersitz frei, den nun ich einzunehmen habe. und schnell wird mit klar, dass ich mich damit viel mehr im verkehr befinde als vom rücksitz aus. unser fahrer erklärt uns, dass sich in indien strassen und verkehr umgekehrt proportional verhalten: „sind die strassen schlecht, ist der verkehr gut. sind die strassen gut, ist der verkehr schlecht.“
unterwegs wird in einer diözesanen schule der jeep getauscht, währenddessen wir wasser und unterhaltung bekommen. mit einer etwas lockeren beifahrer-sitzlehne geht es weiter, nun immer aufwärts in den himalaya hinein. schilder weisen uns darauf hin, dass langsam zu fahren ist, weil aus diesen imposanten bergen sich elefanten auf die strasse verirren könnten.
ein motorradfahrer kommt uns entgegen, der uns – nach kurzem gespräch mit dem fahrer – zu einem restaurant leitet. father robin wird uns in die berge begleiten. zuvor gibt es ein reiches mittagsmahl, das aus chicken-soup, tandoori-chicken, unangemachtem salat, ciabatta ohne und mit butter, guten sossen und ananas-joghurt besteht.
unser ziel, father robins kirche in lansdowne, liegt auf knapp 2000 m höhe. bis dahin fahren wir durch ein weiträumiges militärgebiet, in dem wir dann eine britische kirche betreten, die doch tatsächlich europäisch anmutende kirchenbänke hat.
bis zum aussichtspunkt lansdowne gehen wir zu fuss und können dort einen fantastischen ausblick in den himalaya geniessen.
ein letztes ziel hier oben ist die diözesane schule, in der 310 schüler von vier ordens-schwestern und sieben lehrern unterrichtet werden. zur begrüssung bekommen wir den üblichen tee bzw. kaffee sowie kekse und ein nuss-sortiment. wir dürfen einen Blick in die relativ kleinen klassenräume werfen. die schüler bis zum alter von 12 jahren haben hier auch einen computer-raum mit acht arbeitsplätzen zur verfügung.
auf dem weg hinab ins tal kommen uns sehr viele – junge und alte – frauen entgegen, die brennholz nach hause tragen.
nach einem weiteren fahrzeug-wechsel geht es nach ashadeep zurück. auf dieser nachtfahrt auf dem beifahrersitz erlebe ich einen weiteren teil des indischen – scheinbar chaotischen – verkehrs.

sonn-tag im ashadeep

der sonntag beginnt mit einem gottesdienst um acht uhr mit ungefähr 150 kindern und ihren betreuern. nach und nach kommen auch nachbarn aus der umgebung hinzu. die dauer der hl. messe mit vorausgehender andacht beansprucht fast zwei stunden. gefühlt ist er längst nicht so lang, weil sehr viel gesungen wird. es sind schöne melodien und die kinder singen kräftig mit, begleitet von einer kleinen rhythmus-gruppe und dem mitklatschen der sängerinnen und sänger. nicht nur textlich haben wir dabei das nachsehen. die predigt wird simultan in gebärdensprache übersetzt.
nach dem frühstück machen wir einen besuch im providence-house. in diesem kinder-hospiz werden vor allem jungen gepflegt, die sonst keine überlebens-chance hätten. die schwestern hier sind trotz ihrer harten arbeit sehr fröhlich.
in den weiteren stunden dieses sonn-tags gehen wir unseren tiefgehenden erfahrungen nach und unterhalten uns unter der indischen sonne darüber, welche möglichkeiten wir mit unserem heimat-verein haben die menschen hier zu unterstützen.

einsatz und engagement indischer christen

dank unseres fahrers und ‚haus-meisters‘ paul, der uns gestern abend noch den hahnen des wassers der kollektoren gezeigt hat, kann nun auch ich heiss ‚duschen‘, d.h. wasser im ein-liter-gefäss über meinen kopf kippen. wenige zeit später fährt er uns, sr. arbita und father cinjo über sehr holprige strassen vorbei an zuckerrohr-feldern, mango-plantagen, eukalyptus- und papyrusbäumen unseren heutigen zielen zu.
das erste in premdham ein pflegezentrum für mehrfach behindere waisenkinder und erwachsene. auch hier zeigen uns ein paar kinder, was sie alles können: sie tanzen und singen. besonders ein älterer junge singt uns in seinem bass ein tolles solo vor. begeistert erfahren wir, welche fähigkeiten in diesen kindern steckt. ein stockwerk höher sehen wir bettlägerige kinder, die voll und ganz auf fremde hilfe angewiesen sind. sie werden hier von schwestern gepflegt und versorgt. alle hoch-achtung und respekt für diese frauen und ihren einsatz. dank ‚unserer‘ sr. arbita und ihrer übersetzungshilfe können wir – nicht nur hier – noch viel differenzierter informationen bekommen.
im nächsten ziel, dem priesterseminar in rishikesh, bekommen wir ein mittagessen, diesmal sogar mit salat. dort treffen wir auch auf eine kanadierin und eine italienerin, die für einige wochen dort mitleben.
der leitende father zeigt uns im nun folgenden touristik-teil zwei hängebrücken über den ganges. den von sr. arbita benutzten ausdruck „schaukelbrücke“ können wir auf den gerade mal zwei Mal breiten brücken dann erspüren. es ist viel los darauf. nicht nur viele fussgänger bevölkern die brücken, sondern auch motorräder queren auf ihr den ganges, was manchen stau verursacht. und dazwischen versucht auch noch die eine oder andere – zum glück kleine – kuh ans andere ufer zu kommen. die kleinen flinken äffchen sind da nicht der rede wert. jeweils auf der anderen seite flanieren wir über die shopping-meile. so bekommt die eine indischen stoff, der andere eine indische telefonkarte. und dazwischen werfen wir einen blick in den ashram, in dem die beatles vor langen jahren einen song über diesen ort geschrieben haben.
nach einer kurzen kaffee-pause in einer kirchengemeinde bekommen wir auf der rückfahrt die gelegenheit ein kleines lichterfest am ganges zu sehen. interessant für uns ist jedoch erst mal die sünden-reinigung von hindischen männern, die dafür dreimal vollständig untertauchen. nicht nur hindi können hier blütenkelche mit kerzen kaufen und diese in der einbrechenden nacht in den ganges setzen. dazu werden grosse fackelfeuer geschwenkt. beim weggehen hat sich bei mir das gefühl gefestigt, dass es hier mehr um kommerz geht als um religiöse rituale.
trotz später heimkehr können wir das für uns auf dem tisch stehende abendessen einnehmen.

erste kinder-kontakte

unser freizeit-programm des vormittags besteht in der erkundung der umgebung des ashadeep. der Weg führt uns zum providence-haus, in dem das kinder-hospiz untergebracht ist.
zum heutigen mittagessen bekommen wir auch nudeln serviert – indisch gewürzt natürlich. danach entdecken wir auf dem dach sonnen-kollektoren und eine etwas ältere photovoltaik-anlage.
mit einem freundlichen „Grüss Gott!“ begrüsst uns später eine indische franziskanerin. sie hat vor längerer zeit einige jahre in köln gelebt und spricht noch sehr gut deutsch. sie wird uns in den nächsten tagen auf unseren wegen und gesprächen begleiten. wir machen uns mit ihr auf ins gehörlosen-haus, wo wir ‚mit hallo‘ begrüsst werden – man kennt sich schon. hier wie auch beim folgenden besuch bei den kindern mit geistigem handycap zeigen uns die kinder was sie drauf haben: sie tanzen und singen, und sie zeigen uns, was sie gebastelt haben. es ist eine wonne ihnen zuzusehen. ihren wunsch nach einem deutschen lied erfüllen wir kurzerhand mit ‚grosser Gott wir loben dich‘. danach können wir auch einen blick in ihre schlafräume werfen und bekommen noch eine tasse tee. sr. arbita hilft uns ungemein als übersetzerin bei den gesprächen mit den betreuerinnen.
schueler vor dem schulgebaeude

erste kennenlern-runden

von landwirtschaftlichem lärm und krähenden hähnen geweckt versuche ich kurz darauf mit kaltem wasser zu duschen. erst danach entdecken wir das für uns bereit gestellte heisse wasser, was ‚meine‘ beiden damen sofort für den gedachten zweck nutzen.
beim indischen frühstück (mit reis, naan, gut gewürztem gemüse sowie reisbrei) gelingt die englische konversation maximal in ansätzen. unsere von father francis, dem chef von ashadeep, abgefragten sightseeing-wünsche bekommen wir jedoch rüber. auch überreichen wir an ihn auch unsere gastgeschenke.
ein spaziergang über das ashadeep-gelände führt uns von der kirche über die schule und zwischen getreidefeldern durch an der küche vorbei bis zum neuen kuhstall. dort versuchen wir uns wieder an englischer konversation mit den ‚bauersleuten‘ über die knapp 40 kühe und kälber. auch die biogasanlage bekommen wir gezeigt – alles früchte der arbeit unseres vereins!
nach unserem ersten indischen mittagessen ähnlich dem frühstück, nur schärfer (zum glück gibt es reis!) geniessen wir die warme sonne auf den freisitz vor den haus. dabei kommen wir mit einem jungen ins gespräch, der unsere namen wissen will. nachdem sich auch ein paar gehörlose jungen dazu gesellt haben, lernen wir beim miteinander bekannt werden so nebenbei das alphabet der gebärdensprache.
den tag beschliessen wir mit ersten vorschlägen zum programm dieser tage von father francis.

30-stunden-reise ins ashadeep

sie fängt ganz harmlos, normal und ohne grosse aufregung an. per pkw und zug fahren wir drei (anne rose, margret und ich zusammen mit renate nach münchen. auf dem flughafen verabschieden wir sie und bereiten uns auf einen feudalen flug vor. emirates lässt mich fast vergessen, dass ich mich im riesen-flieger befinde.
als wir am nachmittag des folgenden tages in delhi landen, haben wir relativ wenig, nur in dubai und relativ unbequem geschlafen.
nach grenz-formalitäten, gepäck abholen und geld umtauschen treffen wir unsere indische abhol-delegation. mit dem auto geht es erst quer durch die gesamte stadt delhi, dann in die nächsten städtchen und anschliessend durch ein paar dörfer. die sind trotz dunkelheit als sehr ärmlich erkennbar.
dieser reise-teil ist mit abstand der heisseste: per hupe durch den chaotischen delhi-feierabend-verkehr und dann per licht-hupe durch die indische nacht, vorbei an vielen LKW und lichtlosen landwirtschaftlichen fahrzeugen. aber wir haben wohl einen der versiertesten fahrer Indiens am steuer.
kurz vor 23 uhr – nach über 30 stunden gesamt-reise-zeit werden wir kurz, aber herzlich im ashadeep empfangen und fallen schnell danach ins wohl verdiente bett.
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reisevorbereitungen für indien abgeschlossen

zu dritt werden wir nach nordindien fliegen und dort die behinderten-einrichtung ‚Ashadeep‘ besuchen: die vorsitzende unseres vereins, eine weitere frau aus künzelsau und ich.
die letzten wochen waren geprägt von den vorbereitungen für unsere reise nach nordindien in das projekt ‚Ashadeep‘: dreimal ein elektronisches indien-visum beantragen, drei plätze im flieger nach neu-delhi buchen, notwendige impfungen verabreicht bekommen, reiseführer kaufen, packlisten absprechen, geschenke einkaufen, …
nun ist mein rucksack mit dem nötigsten gepackt – es kann losgehen!

wir reisen nach indien

im kommenden frühjahr 2017 werden einige mitglieder des vereins ‚Behindertenschule am Himalaya e.V.‘ nach nordindien fliegen. auf einladung des dortigen diözesanbischofs werden sie das projekt ‚Ashadeep‘ besuchen, das der verein seit nunmehr über 10 jahren finanziell unterstützt. als vorläufiger termin sind zwei wochen im märz 2017 vorgesehen. wenn alles funktioniert, werde ich dabei sein können und dort sehen, wie die spenden, die ich über meinen camino-rückweg bekommen habe, eingesetzt worden sind.

scheck-übergabe an den verein

heute habe ich in st. paulus in künzelsau das ergebnis meiner wanderung in euro symbolhaft an den verein ‚behindertenschule am himalaya‘ übergeben. den anwesenden mitgliedern und einer vertreterin der hiesigen presse habe ich von meinen erfahrungen auf dem rückweg von santiago de compostela nach morsbach erzählt. daran anschliessend kam der grosse moment, bei dem ich mit hilfe eines übergrossen pappscheck-formulars der vorsitzenden des vereins, margret lips, 3000 euro in die hand drückte. mit einem freudigen dankeschön nahm sie das symbolische geld im namen des vereins und vor allem im namen der kinder in indien in empfang. der betrag soll zur ausstattung von therapieräumen in ahsahdeep, des behindertenzentrums verwendet werden.

DANK für alle kilometer-euro

liebe km-begleiterInnen, sponsorInnen und spenderInnen!
2450 km liegen hinter mir – von santiago de compostela bis morsbach. ein weg mit vielen schönen (und auch kuriosen) begegnungen und guten erfahrungen, von denen ich keine einzige missen möchte.es war ein weg in den ruhestand (norbert-GEHT-in-den-ruhestand!), das habe ich gespürt vom ersten tag, an dem ich wieder daheim war. ich habe eine gute innere distanz zu meiner langen berufstätigkeit in der schule bekommen.es war mein weg, auf dem ich gespürt und gelernt habe, dass (scheinbar) unmögliche dinge möglich sind, dass es immer einen (aus)weg gibt und eine passende lösung. ich habe jeden tag den ‚rechten‘ weg gefunden und jeden abend ein bett bekommen. ich habe unzählig viele freundliche, nette und hilfsbereite menschen getroffen. ich bin nicht krank gewesen (abgesehen von ein paar blasen und etwas überforderten füssen) und hatte nie einen unfall. dafür bin ich sehr dankbar.

es war ein pilgerweg und ein weg nach hause. ich bin nie allein gegangen. (auch wenn ich an vielen november-tagen tag und nacht alleine war.) ich habe mich immer sicher und aufgehoben gefühlt. irgendwie hat wohl immer eine/r auf mich aufgepasst.
ich bin nie alleine gegangen. mindestens ein mensch war täglich bei mir – renate. sie hat mir diesen weg ermöglicht und ihn mitgetragen! sie hat mich von zuhause aus begleitet mit allem, was ihr zur verfügung stand. Dafür bin ich ihr sehr dankbar!
ich bin nicht alleine gegangen, weil meine kinder und ganz viele verwandte, freunde und bekannte (und es sind mehr als ich gewusst und geahnt hatte) in gedanken und über den blog mein gehen mit mir geteilt haben. ihre kommentare, mails und sms waren für mich eine gute verbindung in die heimat. auch dafür bin ich sehr dankbar.

es war auch ein projekt-weg. ich wollte neben kilometern auch spenden sammeln für das projekt ashadeep, einer schule für behinderte kinder und jugendliche im indischen norden. dank dir/euch ist dies geglückt! viele haben mitgemacht, einige sogar ‚mehrfach‘. es hat mich gefreut, dass auch oft aufgerundet worden ist! wenn dann alle spenden eingegangen sind, habt ihr dieses von einem verein in der kirchengemeinde st. paulus künzelsau unterstützte projekt mit über 2500 euro unterstützt. dafür sei jeder und jedem ein ganz grosses DANKESCHÖN gesagt.

mein rückweg von santiago (in den ruhestand) ist zu ende, mein weg – mit euch und mit dem projekt – geht weiter. ULTREJA heisst es, vor allem in frankreich, immer weiter. ich freu mich drauf!

liebe grüsse von einem weg-gefährten
norbert gut

PS: falls du deinen beitrag noch nicht auf das spendenkonto ashadeep (DE52 6209 1800 0324 6660 04 bei der volksbank hohenlohe (GENODES1VHL) eingezahlt haben solltest, kannst du das noch im laufe des februars nachholen. Ich freue mich auf jeden einzelnen euro!

jakobslinde

leere schultasche

ich komme langsam daheim an. alltags-arbeiten füllen den tag immer mehr. in der zwischenzeit habe ich auch das bedürfnis verspürt, nachzusehen, was so alles in den briefumschlägen liegt, die renate mir fein säuberlich in einem korb gesammelt hat. ich habe sortiert und ich habe ins altpapier geworfen.

ich habe auf meinem liegerad (ich kann noch damit fahren!) eine einkaufstour nach künzelsau unternommen. aber das selbstständige teilnehmen am strassenverkehr ist noch mit ganz leichten unsicherheiten verbunden. auch in meinem bevorzugten einkaufszentrum muss ich fragen, wo manche waren denn nun liegen.

und ich habe eine erste autofahrt in meine ursprüngliche heimatstadt unternommen. die ein-einhalb-stündige fahrt auf der autobahn nach heidenheim habe ich anschliessend in form von müdigkeit gespürt.

schliesslich habe ich auch mein notebook hochgefahren. (dieser blog-beitrag entsteht bequem an einer grossen tastatur und einem riesigen bildschirm in der grösse eines DIN-A-4-blatts.) ich habe meine mails ‚gecheckt‘, d. h. ich habe abgerufen und gelöscht, überflogen und sortiert – wobei ja renate schon in der vergangenen zeit schon einiges an werbung und spam entsorgt hat.

am dritten werktag nach meiner ankunft zuhause hat sich mein blick auf die schultasche gerichtet, die noch in voller grösse da stand wie sie am letzten schultag hingestellt worden war. mit einem gefühl zwischen zufriedenheit und glückseligkeit habe ich ihr die letzten dinge entnommen: federmäppchen, notizbuch und ein paar ordner mit papieren des vergangenen schuljahres.

das nächste ruhestands-projekt ist die bereinigung meines schreibtisches und des arbeitszimmers. mit der gewonnenen distanz werde ich ans ‚ausmisten‘ gehen!

ganz daheim ankommen

einige tage bin ich nun zu hause. so richtig und so ganz doch noch nicht. von anfang an habe ich nach knapp einhundert betten-proben das meinige als das beste ausgewählt (schon deshalb, weil da-neben renate schläft). in den letzten tagen habe ich auch alle zimmer dieses hauses betreten und (kurz) angeschaut. ich hantiere in küche u. a. räumen. und ich bin auch schon mit meinem liegerad in  künzelsau zum einkaufen gewesen.

doch ich spüre bei all dem, dass ich noch zeit brauche zum ‚ganz ankommen‘. ich habe noch nicht die post der letzten wochen angeschaut. ich habe noch nicht meinen rechner hochgefahren und „mails gecheckt“.

ach ja, da war noch was: unterricht und schule – im laufe des sonntag-spätnachmittags hat renate mich daran erinnert, dass ich heute NICHT an den schreibtisch und morgen NICHT in die schule muss. hätte ich doch glatt vergessen und wäre NICHT gegangen.

wieder dahoim!

DAHEIM!!

mein letzter rückwärts-camino-tag ist zu ende! mit dem 100. tag bin ich daheim in morsbach angekommen. ich wurde ganz herzlich und – mit einem heißen kaffee auf dem kochertal-radweg – gebührend empfangen. das empfangs-komitee, bestehend aus gabi, hubert, margot, pepi und natürlich renate, hatte sich auf den weg gemacht und war mir entgegen gegangen, um mich mit einem willkommenschild und -lied zu begrüssen.

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schön wieder hier zu sein, schön euch zu sehen! – da gab es sogar vom himmel her freudentränen, denn auf den letzten kilometern setzte noch einmal der grosse regen mit kräftigem wind ein. so kamen wir total durchnässt in morsbach an, wo ich dann auch von nachbarn herzlich begrüsst wurde.

nach einem begrüssungs-trunk bekam (ich) wir ein tolles (pilger)menü mit allem drum und dran. zu guter letzt kamen birgit und walter mit einem wieder-aufbau-kalorien-paket zum grüss-gott-sagen vorbei. der ankommens-tag klang aus mit liedern, so dass ich mich schon wieder fast heimisch fühlte.

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heute – morgen…

… werde ich zu hause ankommen!! der heutige tag ist der letzte, der mit einer übernachtung in der ‚fremde‘ endet. morgen ist ein anderer wander-tag. nach hundert pilger/geh/lauf/unterwegs-tagen und ungefähr 2500 km ist dieser weg für mich zu ende! aber er wirkt weiter!

all die erlebnisse und erfahrungen, die ich haben und machen konnte, sind eigentlich unbeschreiblich. was ich in meinen texten ge- und beschrieben habe, ist ’nur‘ ein bruchteil dessen, was in dieser zeit meine welt war.

aber dies war so nur möglich, weil ich in der gewissheit gehen konnte, dass DAHEIM menschen mit mir mitgehen. allen voran und vor allem war dies renate, die sehr nah an meinem weg war. das gab kraft, zuversicht und mut. DANKE!

und dann waren es meine kinder und verwandten, meine freunde und bekannten, die mich begleitet haben – im blog, in gedanken und in ihren kommentaren. das hat motiviert, aufgemuntert und beflügelt. DANKE!

und schliesslich waren da noch die – ich weiss nicht wie – vielen lieben menschen, die über den blog teilnahmen an meinem weg. von denen ich erst im laufe der zeit oder vielleicht auch bis jetzt gar nicht gewusst habe, dass sie mich begleiten. DANKE auch ihnen.

DANKE für die herzlichen und aufmunternden kommentare und mails, für die sms und telefonate. jeder einzelne war für mich ein faden in die heimat – alle zusammen sind sie für mich ein festes band, das mich mit zu hause verbunden hat.

dieser weg geht zu ende

ich gehe unaufhörlich der heimat zu. ich spüre es seit längerer zeit und in den letzten tagen ganz deutlich. ich sehe es an allen enden:

vom neckar über die rems und murr – morgen am kocher! esslingen, winnenden, morgen murrhardt und dann schwäbisch hall… über weite strecken bin ich den georg-fahrbach-weg (durch weinberge) gegangen. heute sah ich das erste kfz- kennzeichen KÜN – und (warum auch immer) stand dahinter ein auto mit dem E = spanien.

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und gleichzeitig erfahre ich, ich bin immer noch auf dem camino. heute morgen erzählte mir die vermieterin meines zimmers, dass sie heute in ‚meine gegend‘ fahre – nach lassbach.

weil es geregnet hat, habe ich mein rotes regencape übergezogen. in einem kleinen dorf sah ich einen älteren mann am offenen fenster des ersten stocks. er rief zu mir herunter: „jetzt han i grad denkt, do kommt dr weihnachtsmann.“ ich griff mir ans kinn und antwortete: „do fehlt bloß no dr bart.“ darauf meint er ganz trocken: „der ko ja no wachse.“

weil ich in oppenweiler keine übernachtung bekommen habe, bin ich mit dem bus nach sulzbach gefahren. an der haltestelle kam ich mit einem mann ins gespräch. im bus setzte er sich neben mich und erklärte mir, wo ich dort überall etwas finden könnte.

anteilnahme und hilfsbereitschaft, witz und herzlichkeit, anerkennung und hochachtung – das konnte ich bei ganz, ganz vielen menschen am laufenden weg erfahren. ich glaube, das konnte ich auch vielen menschen zukommen lassen. dafür bin ich sehr dankbar.

gross-raum stuttgart

vom neckar ging ich heute hinauf auf die höhe. von oben sah ich die unzähligen ortschaften, die dicht gedrängt in allen richtungen lagen.

zur mittagszeit stieg ich wieder hinab zum neckar-strand. der war jedoch gefüllt von strassen und industrie-gebieten. und am himmel flogen am laufenden band die flugzeuge richtung flughafen. es war viel los – auch in esslingen wimmelte es nur so von autos und menschen. das bedeutete für mich, möglichst schnell (mit dem bus) hinaus aus der stadt auf die höhe zu kommen.

und bald wurde es ruhiger und ländlicher. schliesslich kam ich am tagesende im beschaulicheren remstal an. ich hatte den gross-städtischen trubel gut hinter mich gebracht.

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wieder allein

zwei wochen konnte ich mit renate laufen. einen tag davon war auch susanne dabei. einen weiteren tag haben und eli und micha gesellschaft geleistet. zu zweit, zu dritt und dann zu viert.

heute ging meine begleitung wieder zurück. zuerst musste ich mich von renate verabschieden, die zurück ins hohenlohische fuhr. eli und micha begleiteten mich noch ein stück. eli verabschiedete sich auf der höhe recht bald von mir. mit micha ging ich noch im ehrwürdigen bebenhausen vorbei und dann hinauf nach einsiedel. dort sagte auch er ‚ade‘.

ich ging alleine weiter. allein gehen, allein den weg finden, allein essen und übernachten. aber es sind nur noch wenige tage, bis ich die heimat erreiche.

schorsch

29 km

endersbach – oppenweiler

dort keine Übernachtung möglich,

daher noch 4 km mit bus nach sulzbach

 

 

rottenburg hat ’s in sich

die eine ging, die andern kommen. unsere lauf-partner geben sich die klinke in die hand. renate und ich nähern uns von flussaufwärts der dom-stadt, micha und eli kommen von flussabwärts. unser treffpunkt ist der bahnhof.

von dort geht es in den rottenburger dom. er beinhaltet nicht nur eine wunderbare gemälde-sequenz, sondern auch eine interessante krippe, die damals und heute auf sagenhafte weise miteinander verbindet. und dazwischen treffen wir bekannte und unbekannte menschen zu kleinen gesprächen.

zu viert ziehen wir dann los über wurmlingen zur gleichnamigen kapelle. dort geniessen wir das sonnige wetter und die weite sicht ins land und zur schwäbischen alb.

in tübingen angekommen wollen wir uns einen stempel für unseren pilger-pass holen, aber es ist geschlossen. aber wenige augenblicke später kommt die dekanin persönlich ums eck, erkennt im nu die situation und schliesst das büro auf. der stempel samt kissen ist gleich gefunden und so können wir mit einem abdruck der stiftskirche tübingen in unser heutiges privat-quartier gehen.

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hochwasser

gestern haben wir uns entschieden den ‚echten‘ pilgerweg am neckar entlang zu gehen. wir tun dies zu dritt. susanne begleitet uns an diesem tag auf unserem weg den neckar hinunter. mit dem zug erreichen wir horb und sehen mit gemischten gefühlen wie dieser fluss über nacht über seine ufer getreten ist. grosse teile der talaue sind überschwemmt.

auf dem neckar-wanderweg kommen wir bei zeitweiligem sonnenschein gut voran. um uns herum sprudelt und fließt es, was das bachbett (nicht) hält.

unser zielort, von dem aus susanne zurückfahren kann, ist schon in sichtweite. aber eine barriere mit der erklärung ‚gesperrt wg. hochwasser‘ hält uns auf. der weitere weg ist unter wasser. auch ein großräumiges umlaufen am waldrand entlang ist aussichtslos.

wir beschliessen über einen waldweg es eine etage hoher zu versuchen. nach einiger zeit endet dieser weg im wald. die digitale karte zeigt einen weg eine weitere etage höher an. so klettern wir einen 45°-hang höher. wir finden einen guten weg, der jedoch nach einiger zeit ebenso endet. diesmal an einem grossen zaun mit der aufschrift ‚lebensgefahr‘.

leicht gefrustet  beschliessen wir zurück zu gehen zum letzten ort mit bahnhof. unten an der strasse angekommen ergänzen wir den rückmarsch um die option trampen. nach kurzer zeit hält ein freundlicher herr in unserem alter mit hund im kofferraum. er fährt uns bis zum gewünschten bahnhof, wo susanne in buchstäblich letzter sekunde in den vor uns stehenden zug einsteigen kann.

anschliessend werden wir vor unsere nächste unterkunft gefahren. dieser hilfsbereite autofahrer hat auch von hier aus ein grosses dankeschön verdient!

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vom badischen ins schwäbische

wetter-mässig war dieser tag nicht besonders anders als der vortag. er begann trocken mit einem kleinen hauch von sonnenschein. über mittag setzte immer stärker werdender regen ein.

kulinarisch verschoben sich die events nach hinten. im ort, den wir um die mittagszeit erreichten, waren alle kneipen geschlossen – wir mussten die notfall-müsli-riegel auspacken. dafür fanden wir zur nachmittags-kaffee-zeit in einem kleinen dorf eine kleine kneipe, in der wir herzhaft und schmackhaft vespern konnten.

vom vortag war das badische noch nicht ganz verklungen – nun war das schwäbische nicht mehr zu überhören. eine weitere ‚grenze‘ hatten wir überschritten.

und noch etwas war anders als am vortag: gestern gingen wir an der  kinzig entlang richtung quelle. heute erreichten wir den neckar und zogen zum ende des tages mit seinem wasser nach ihlingen in die jakobuskirche.

 

eisglatt in den regen

so können sich wege an einem wintertag entlang der kinzig verändern. als wir losgingen, war es eiskalt. wir konnten im wald laufen, daher waren wir froh, dass der schlamm relativ fest war.

in schenkenzell trafen wir auf etwas regen und kräftig feucht-nassen asphalt. und bei den herrschenden boden-temperaturen war das nicht wässrig, sondern glatt – es war mehr ein vorantasten als laufen. unsere geduld reichte von kurz vor dem ortsschild bis kurz vor den bahnhof. dort entschieden wir erst bei erwärmtem boden die lauferei fortzusetzen und begaben uns in ein café. die entdeckung eines schenk-hauses in schenkenzell liess uns unseren aufenthalt etwas verlängern.

dann setzten wir uns in den zug nach alpirsbach um die letzten glatten asphalt-strecken hinter uns zu bringen. im zunehmenden regen machten wir uns auf den weg hinauf nach lossburg. auf waldwegen gingen wir an der immer jünger werdenden kinzig entlang. statt eis unter den schuhen begleitete uns nun regen auf den mützen. tapfer stapften wir durch den wald (frei nach der wander-weisheit ‚im wald regnet es weniger, wenn auch länger.‘). im ort angekommen verkrochen wir uns in ein gasthaus zum trocknen und aufwärmen.

und von dort wurden wir von susanne abgeholt und in unsere nächste privat-herberge chauffiert, wo uns eine heisse dusche und eine ebensolche mahlzeit begrüsste.

 

 

neujahrstag

zum 9-uhr-frühstück, das sehr üppig ausfiel, gab es sonnenschein. das war sehr positiv bei unserer vormittags-etappe.

‚oben rüber‘ (konkret landwassereck) konnten wir keine übernachtung finden und die nächste möglichkeit war nicht in optimaler entfernung. was tun – das war hier die frage.

ein bus beantwortete sie auf seine weise. als wir an seiner haltestelle  vorbei kamen und seine route ‚oben rüber‘ zu uns durchdrang, entschied ich, dass der nur mit uns fahren konnte. so kamen wir sicher und schnell ‚übern berg‘ und konnten noch mit einem jakobs-jünger über den weg vorwärts und rückwärts fachsimpeln.

die endstation des busses war leider etwas abseits vom weg. daher brauchten wir noch für ein paar kilometer die deutsche bahn um wieder auf den weg zu gelangen. die sonne hat uns das wohl etwas übel genommen, denn sie nutzte unsere ÖPNV-fahrt um hinter die wolken zu kriechen. die letzten kilometer nach schiltach legten wir wieder zu fuss zurück, wobei der himmel sich dadurch nicht heller zeigte.

im ergebnis kamen wir gut ‚übern berg‘ und ich machte eine tages-etappe ‚gut‘ – was auch meiner rückweg-stimmung  entsprach. in den letzten tagen war für mich dieser weg immer mehr zum nach-hause-weg geworden. zumal sich auch das wetter – nicht nur am heutigen tag – immer mehr richtung winter entwickelt hatte.

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grüss gott süddeutschland

mein erster tag in deutschland! begleitet von renate verbrachte ich schon die nacht zuvor in einem bett deutschlands. beim frühstück merkte ich dann sehr deutlich, dass dies sich vom französischen unterschied. zuerst war ich über fordert von der büfett-vielfalt. statt zwei sorten marmelade und einem joghurt gab es eine vielzahl von brot-belägen, säften und joghurt-sorten und noch’n ei. brötchen (weckle) statt baguette und müsli statt croissant.

unterwegs dann in einem steh-café war nichts mit café au lait – milchkaffee, cappuccino usw. war angesagt. der wetterbericht in der zeitung, die auslag, war textlich total eingängig.

die wegweiser für wanderer, radfahrer und autos waren waren wohlbekannt. strassen und autobahnen waren voll und laut. gut, dass renate mich auf diesem abschnitt begleitete – vom eher fremden bis hin zum bekannten war sie der rote faden des weges. zwischen französisch-elsässisch und badisch-deutsch war sie auch für mich ein sprachliches kontinuum.

und der schnee war gleich weiss und der himmel gleich grau. auch die züge waren gleich bequem. und die menschen waren hüben wie drüben gleich freundlich.

dafür reservierte ich die nächste übernachtung in meinem vaterland ganz locker in meiner muttersprache. und ich bekam seit langer zeit eine echte schwarzwälder kirschtorte.

auch das abendessen hat sich geändert. was in frankreich in mehreren gängen und kleineren mengen auf den tisch kam, das gab es jetzt eher auf einem großen teller in ebensolcher menge. statt café solo mussten wir nun espresso bestellen. der wein schmeckte immer etwas anders, aber guten wein konnten wir jenseits und diesseits des rheins trinken.

 

auf dem weg mit mehr frei-zeit und für benachteiligte menschen, vor allem kinder und jugendliche