wieder daheim!

donnerstag, 09.05.2019
bremen – morsbach

mit zug und bus geht es rasend schnell dorthin zurück wo ich vor über fünf wochen angefangen habe.

dazwischen liegen in diesen 37 tagen viele kilometer (870), viele höhen und tiefen (geografisch von 780 m hinauf auf 960 m und runter zu 10 m), auch gefühlsmässig (besonders der regentag über den ver-wald-wilderten harz zusammen mit der erkenntnis, dass es nicht sinnvoll ist, wenn renate in ihrer situation mit-wandert). dazu gehört haben auch die schönen stunden mit allen kindern und enkelkindern.

dazwischen liegen viele verschiedene zimmer, duschen und betten, in all denen ich immer gut schlafen konnte, mit ihren zimmer-wirtinnen und -wirten und wie sie ihr frühstück mir gerichtet haben. und da sind auch viele verschiedene möglichkeiten abends etwas warmes zu essen. nicht jeden tag, aber immer wieder zwischendurch bekam ich einen guten cappuccino.

zwischen warmen tagen mit viel sonnenschein und kalten tagen, regnete es so richtig eigentlich nur an 1½ tagen, da hatte ich persönlich sehr viel glück.

die füsse und beine habe ich immer wieder mal gespürt – besonders wenn es eine etappe mit der drei an erster stelle in sachen kilometer war. ich habe deutschland erfahren, nein. ich habe deutschland begangen, bin land (natur und kultur) und leuten begegnet. durch vier bundesländer, durch landschaften vom alpen-vorland über diverse mittelgebirge bis in die nordische tief-ebene habe ich die typischen eigenheiten dieser gegenden mir erlaufen. jede hat ihren ureigenen reiz, auch die ganz flache ebene im hohen norden mit ihrem anderen flair – auch für mich, einem der immer zwischen berg und tal gewohnt hat.

ich möchte die tägliche begegnung mit den menschen in unserem land nicht missen. egal ob bayern, franken, thüringer, nieder-sachsen – weiblich wie männlich – sie alle sind mir wohl gesonnen gewesen (wenn auch in wenigen malen mit kommerziellem hintergrund). überall habe ich fröhliche und herzliche menschen getroffen: von der zimmer-wirtin über bus- und auto-fahrer bis hin zu schuster und verkäuferinnen.

nun fühle ich mich in sachen deutschland nun noch viel mehr bewandert und kehre mit all diesem dorthin zurück, wo ich zuhause bin.

der alltag fängt mich schon wieder ganz vorsichtig ein. er war nie ganz entschwunden, die einen oder anderen nachrichten oder auch die sporadisch abgerufenen mails haben mich daran erinnert dass es auch noch ein anderes leben gibt.

und wie auf meinem rückweg von santiago haben mir die kommentare im blog, die SMS und telefonate mit den kindern und renate kraft gegeben. so komme ich wieder nach hause zurück – erfüllter und reicher und dankbar. dafür gebührt mein dank allen die mit und bei mir waren auf diesem weg durch deutschland von kind und kind zu kind.

angekommen in bremen

mittwoch, 08.05.2019
dauelsen – bremen (mahndorf) (29,4 km, insgesamt 869,8 km, 210 m auf, 230 m ab)

ich bin am ziel meiner tour angekommen. es waren etwas mehr kilometer, damit ich wirklich zu fuss in bremen einlaufe – das hielt lisa für wichtig. denn nach der ursprünglichen planung hätte ich (aus unkenntnis) noch in nieder-sachsen meine wanderung beendet und wäre zu früh – asphalt-sparend – in den zug gestiegen. nun bin ich noch eine nacht in lisas WG, bevor ich morgen mit dem zug richtung heimat fahre.

morgen gibt es also noch ein paar interessante begegnungen hier in dieser stelle zu berichten.

nach dem frühstück schnacken wir noch mit den wirts-leuten. ich bedanke mich für das schöne zimmer, das eigentlich eine kleine ferienwohnung ist. welches wir denn gehabt hätten, möchte der sohn wissen und auf die antwort „sieben“ meint er nur „oh, das premium-zimmer“. die zimmer-wirtin murmelt noch ein „das war gerade frei“ hinterher. sie beschreibt uns einen weg, der abseits der hauptstrasse liegt und wir sehen kurz darauf, dass komoot und genau auf diesem weg führt.

immer wieder wandern wir an bahn-strecken entlang und lisa mit ihren grossen zugreisen-erfahrungen schätzt mit grosser freude ab, ob die IC/Es und regional-bahnen in bremen pünktlich abfahren oder ankommen.

oft werden wir an der hauptstrasse (richtung bremen!) entlang geführt, das ist auf dauer nicht nur total asphaltig, sondern vor allem gnadenlos laut. uns tun die anwohnerInnen leid, besonders wenn sie noch zusätzlich an einer tankstelle wohnen (müssen). wie können uns – zumindest immer wieder – ausweich-strecken suchen, wo wir es deutlich ruhiger haben und trotzdem nicht einen sehr grossen umweg haben. daher gehen wir einmal durch ein wohn-gebiet, wo wir dann eine bäckerei finden, in der es einen kaffee gibt. das nützen wir aus! beim gehen dreht die verkäuferin, ob wir auf den jakobsweg wären. ich erkläre kurz was ich, was wir machen und sie meint darauf, sie könne das nicht. erst einmal da fehlende training und dann auch könne sie gar nicht so lange urlaub machen. das sei doch eher etwas für rentner.

an der nächsten kreuzung suchen wir nach weiteren ausweich-strecken, was eine frau hört, die gerade an der fussgänger-ampel wartet. sie beschreibt uns einen weg und, weil sie wegen grün die strassen-seite gewechselt hat, ruft sie uns noch den nötigen rest von dort aus zu. es war ein guter tipp wie wir kurz darauf auf unserer navi-karte feststellen.

dabei fällt mir auf, dass ich in der bäckerei meinen stock habe stehen lassen (diesen in eine ecke gestellt und danach ein schönes gespräch geführt). so lasse ich den rucksack bei lisa und eile zurück ihn zu holen.
wir kommen durch einen schloss-park und sind weg von jedem auto-verkehr.

in baden ist die weser recht nah und lisa schlägt vor, dort nach einem weg zu schauen. wir finden einen und auch die weser und dort einen elegant gekleideten mann an eine info-tafel. er grüsst lisa mit „bon jour, madame“. er beginnt ein gespräch damit, dass er uns mitteilt, er kenne sich gut aus hier und könne und weiter helfen. die wege an den weser-schleifen sind für uns keine option, zu gross wären die umwege, sie wir in kauf nehmen müssten. aber wir erfahren von ihm (in leicht slawischem akzent), dass er einige zeit in frankreich gelebt habe, dann nach übersee ausreisen wollte, aber wegen seiner eltern sie nicht gemacht habe. wer sei legal als ‚gast-arbeiter‘ nach deutschland gekommen und habe sehr lange hier gelebt, wo sein onkel als zwangs-arbeiter einen weser-kanal gegraben habe. wir ziehen weiter und müssen kurz darauf einen sehr steilen! berg hinauf, wenn auch nur für 50 meter.

in achim (der letzten nieder-sächsischen stadt) finden wir in der fussgänger-zone ein denkmal, wo zigarren-dreher bei ihrer arbeit von jemandem vorgelesen bekommen. wir lesen da, dass dies selbst bzw. gewerkschaftlich organisiert gewesen sei. kurz danach spricht uns an einem anderen um zigarren-dreher-denkmal ein mann an, der und den hintergrund dazu erläutert: zu zeiten des zoll-vereins (um 1800) habe bremen diesem nicht angehört. weil darin jedoch die arbeit der zigarren-herstellung billiger gewesen sei, wurden die tabak-blätter vom bremer hafen aus hierher in den ersten ort hinter der grenze zur verarbeitung geschafft. so sei achim bis zum gross-deutschen reich 1871 ein wichtiger ort der zigarren-manufakturen gewesen. darin hätten die arbeiter durchgesetzt, dass ein
des lesens kundiger ihnen bei gleichem lohn während der arbeit aus zeitungen und literatur vorgelesen habe. er weist uns noch auf eine kleine ausstellung im rathaus nebenan hin, wo wir kurz hinein schauen.

über den achimer bahnhof und unter der autobahn durch – wo die wohnhäuser direkt angrenzen! – gehen wir weiter auf bremen zu. dann erreichen wir das orts-schild, von dem ich gleich ein foto machen muss. abseits der hauptstrasse gelangen wir dann zum mahndorfer bahnhof, wo wir zum ende unseres fuss-marsches in die strassen-bahn einsteigen. drinnen vespern wir erst einmal und lassen uns dann ganz gemütlich zu lisas WG bringen.

dort gibt es nach einer dusche einen guten cappuccino, zu dem eine gute freundin zu einer fröhlichen runde dazu kommt. gegen später bekommen wir alle in der WG ein wunderbares abendessen mit einem super reis, einer tollen gemüse-sosse und einem guten westen-salat – und zum abschluss noch ein eis!

tag im aller-tal

dienstag, 07.05.2019
westen – dauelsen (verden) (18,5 km, insgesamt 840,4 km, 130 m auf, 130 m ab)

wir zwei frühstücken in der küche alleine, alle WGlerInnen sind schon unterwegs. thomas, der irgendwo im haus ist, finden wir nicht, so dass wir unseren dank für kost und logis schriftlich hinterlassen müssen.

dann verlassen nicht nur wir unsere privat-unterkunft, sondern draussen verlässt das GPS auch komoot. die zwei finden nicht zusammen und wir orientieren uns nach alter väter sitte nach himmels-richtung (sonnenstand), fluss-läufen (aller) und strassen- zügen (hauptstrasse). erst durch neustart des geräts funktioniert alles wieder kommod, wobei wir da schon fast das ortsende erreicht haben.

in fast gewohnter weise bewegen wir uns wieder in nördlicher richtung auf dem radweg neben einer strasse, kilometer-lang. nur zwischendurch dämpfen kurze abschnitte von hecken den lauten auto-lärm.
so geht es parallel zur aller das tal entlang, wobei wir weder erstere noch letzteres richtig sehen.

das ist erst der fall, als wir von der strasse weg über den deich gehen. wir tauschen nun lärm gegen nässe aus, denn das recht üppige gras ist noch richtig feucht. so kommen wir die alte aller und die aller überqueremd in feuchten bis nassen socken in verden an. zwangsläufig suchen wir in der fussgänger-zone der stadt erst einmal einen wärmeren raum, in dem wir gleichzeitig auch entsprechende getränke und speisen zu uns nehmen können.

auf dem weiteren weg hinter verden erreichen wir sand-dünen als ob wir nun gleich am meer wären. dazwischen stehen faszinierend gewachsene bäume mit unglaublich ausgewaschenen wurzeln. und ringsum wald statt wasser. wir laufen über feinsten sand und sind begeistert von diesem phänomenalen flecken, der heute natur-schutz-gebiet ist.

wie in den aller-meisten märchen wird uns erst beim dritten mal (klingeln) an drei verschiedenen türen die unterkunft aufgetan. die gute fee des hauses beschreibt uns den weg ins zimmer sieben, wo wir uns dann möglichst häuslich einrichten.
zum guten schluss werden wir von den haus-leuten zum restaurant in dauelsen gefahren, so dass wir nach dem guten essen nur die strecke zurück laufen müssen – als hilfe zur verdauung (zusätzlich zum ouzo).

der andere tag

montag, 06.05.2019
stöcken – eystrup – westen (23,3 km, insgesamt 821,9 km, 130 m auf, 150 m ab)

dieser tag ist anders als die bisherigen. es beginnt mit einem sehr seltenen frühstück: es ist üppig und dabei ganz ohne plastik! es geht weiter mit einer richtungs-änderung: ich laufe heute zuerst einmal nach westen statt nach norden, der bahnhof eystrup ist mein erstes tages-ziel. dort kommt kurz vor ein uhr lisa mit dem zug von bremen her an. ich bin eher in eystrup als gedacht und fülle noch meinen geldbeutel etwas auf.

ein junger mann sieht mich und zeigt sich sehr erfreut: „oh, ein wandersmann! toll! sieht man so selten heutzutage.“ damit beginnt es ein gespräch über das wandern an sich, wie es junge leute heute nennen (trekking), die nötige ausrüstung (absolut stimmen müssen schuhe und rucksack) und so weiter.

dann kommt der zug angefahren mit lisa. auch wenn sie leicht kränkelt will sie noch die letzten drei tage zusammen mit mir bis bremen wandern. betonung liegt auf bremen, und nicht nur an die grenz-stadt kurz vor bremen (meine planung ging bis achim, in unkenntnis dessen, dass dies noch in nieder-sachsen liegt).

so laufen wir gemeinsam los, nun richtung norden und nach westen, dem eigentlichen ziel dieses tages. während wir miteinander red…, nein schnacken, fällt mir auf, dass ich viel weniger auf die umgebung achte. trotzdem sehen wir im wald noch die herde von rehen mit mindestens 15 tieren – darunter ein albino – die vor uns den weg überqueren (ausgebrochen?).

wir kommen gut vorwärts, aber der regen erwischt und noch voll. es regnet so kräftig, dass lisa das regen-cape überzieht. nach einer halben stunde ist die nässe von innen überstanden, aber unsere schuhe sind ordentlich nass.

in westen bekommen wir von einem freund von lisa in einer WG ein gästezimmer mit bad. danach haben wir noch eine führung in einem wohn-projekt für gemeinschaftliches wohnen. es ist im aufbau und wird von der genossenschaft AllerWohnen und den nutzerinnen und nutzern gemeinsam getragen und gestemmt. der tag endet mit einem WG-abendessen, wo wir noch einiges interessantes über den ort erfahren (bei allen problemen des ländlichen raumes in bezug auf innovation und nachhaltigkeit sehens-würdig).

wald im hohen norden

sonntag, 05.05.2019
steimbke – stöcken (rethem) (17,1 km, insgesamt 798,6 km,  90 m auf,  120 m ab)

dem offenen-fenster-test zufolge ist es heute morgen nicht deutlich wärmer als gestern früh. so ziehe ich mich wieder vier-lagig an. als ich nach dem frühstück mich auf den weg durch den ort mache, ist es so richtig schön warm. so entferne ich am orts-rand eine schicht und – nachdem ich im wald bin – kommt auch der pulli in den rucksack. es ist ein richtig schöner sonniger sonntag, den ich ganz gemütlich an-laufen lasse.

die wälder hier sind geprägt von den birken. so ist es auch eine solche, die sich quer über den weg gelegt hat. wie an anderen tagen in den mittel-gebirgen muss ich vom weg ab durch das unterholz – nur deutlich weniger aufwendig und mühsam! ansonsten kann ich auch hier, wenn ich stehen bleibe, sie wunderschöne stille hören.

aber mein fotoapparat macht mir immer mehr sorgen. er will nicht starten, sondern teilt mir mit, dass ich die batterien wechseln soll. sie sind jedoch mindestens noch halb voll. mittels tricks kann ich mit etwas anlauf noch fotografieren.

schilder weisen mich darauf hin, dass ich nun ins lichtenmoor komme, das bisher grösste auf meinem weg. wenn wege links oder rechts abgehen, so steht ein schild dran, dass diese verboten sind zu begehen – ein natur-schutz-gebiet. später zeigt mir komoot prompt einen abzweig an, wo keiner ist. es ist nichts zu sehen, was wenigstens einem trampel-pfad gleich kommen könnte. zudem müsste dann auch über den doch etwas grösseren graben ein steg da sein. nichts, das heisst, auf die karte schauen. entweder geradeaus weiter oder zurück bis zum letzten abzweig und dort nach der anderen richtung weiter. erinnerungen an den harz werden wach – nur nicht so bergig und so nass. ein stück zurück ist kürzer, sagt die karte, also drehe ich um und gehe dann immer geradeaus. mal sehen, wie es sich entwickelt.

zuerst einmal höre ich laute ’schreie‘ und überlege, von welchem tier sie sein könnten. als die sträucher den blick frei geben, sehe ich zwei helle vögel in storchen-grösse, aber mit einem dunkleren hinterteil. reiher? sie sind zu schnell weg, als dass ich sie richtig anschauen konnte. nun bin ich vorbereitet und beobachte mit gezückter kamera die wiesen durch die sträucher hindurch. ich kann sie schliesslich wieder orten und warte – mich vorsichtig fort bewegend – auf einen kleinen freien blick. als ich den bekomme, ziele ich – und weg sind sie wieder. das foto zeigt nur sehr verschwommen einen fliegenden vogel.

mehr erfolg habe ich mit dem alternativen weg. es kommt tatsächlich ein begehbarer wie in der karte angezeigt. gerettet – ich muss nicht noch weiter zurück! nun bin ich so richtig mitten im moor/natur-schutz-gebiet, dass die jäger-stände die einzige zivilatorische einrichtung sind (ausser dem weg). am letzten eck vor dem wieder-treffen der geplanten tour steht eine bank, die zu einem vesper einlädt. das gestaltet sich eher kürzer, da die umgebungs-temperatur sich reduziert hat.

und wieder erinnert es mich an den thüringer wald und an den harz: am wegesrand stapeln sich abgeholzte fichten-stämme. damit hatte ich nicht im geringsten gerechnet. auch hier im hohen norden gibt es wälder, die wirtschaftlich genutzt werden, die dimensionen sind andere.

wie ich den wald verlasse, sind am himmel einige sehr dunkle wolken. ich prüfe die wind-richtung und bereite mich innerlich auf regen vor. der kommt dann auch, so dass ich den foto in den rucksack stecke und diesen mit dem regen-schutz versehe. nach etwa zehn minuten bin ich unter der regen-wolke durch und kann beim nächsten foto-motiv wieder auspacken. auch die sonne ist wieder da. das ganze wiederholt sich dann noch einmal etwa zwei kilometer vor der unterkunft.

an dieser angekommen, gerate ich in eine geschlossene konfirmations-gesellschaft. die zimmer-wirtin geht trotzdem mit mir zu meinem heutigen zimmer und verspricht mir kaffee und kuchen, wenn ich nicht vor drei uhr rüber komme (dann wird auch für die feiernden aufgetragen).

nach einrichten und frisch machen bekomme ich dann auch in einem séparée das gewünschte. sie kommt dann auch kurz dazu und möchte wissen, woher ich heute komme. ich erzähle ihr kurz meinen weg und die meint, mit dem rad wäre es üblicher, aber im vergangenen jahr wären zwei frauen auch zu fuss hier vorbei gekommen. das abendessen verabreden wir auf eine stunde nachdem die feier beendet sein dürfte.

land – dorf – land

samstag, 04.05.2019
abbensen – steimbke (21,5 km, insgesamt 781,5 km, 120 m auf, 130 m ab)

nachdem ich das fenster geöffnet und die luft gefühlt habe, ist mir klar: heute brauche ich – nach dem zwiebelschalen-prinzip – eine schicht mehr. so gehe ich 4-lagig aus den haus. es ist blauer himmel, aber es weht ein sehr kalter wind.

ähnlich wie gestern geht es kerzen-gerade aus dem ort hinaus, an der landes-strasse zuerst mit, dann ohne rad/fussweg. zum glück ist es samstag. in helstorf führt eine brücke über die leine, dann geht es über die wiesen.
zeitweise sind zwischen weg und (raps)feld kleine etwa ein meter hohe hecken gepflanzt. das ist sicher auch wind-bremse, aber es tummeln sich vögel darin. so kann ich einem stieglitz-paar sehr nahe kommen und anschliessend kommen wir ein stück gemeinsam vorwärts: wenn ich zu nahe bin, flattern sie ein paar meter weiter. später sichte ich zwei holz-gestelle in einem acker, sie sich nach ein paar schritten als leibhaftige rehe herausstellen. der wind steht günstig für mich. sie schauen zwar immer wieder nach mir, aber ich kann mit viel vorsicht und langsamkeit doch ein foto von ihnen machen.

der wind pfeift sehr kalt von vorne oder von links her, so dass ich dir hände in die taschen stecke: schön ab abwechselnd wegen des stockes. handschuhe legen daheim – im warmen.

auf einer weide grast eine pferde-herde, darunter eine stute mit ihrem fohlen. es ist toll anzusehen, wie es immer wieder seine typischen luft-sprünge macht.

daneben ist ein spielplatz des schützen-vereins mit einer schön von kindern bemalten hütte, ein wind-sicheres plätzchen für eine pause zum vespern. da kommt ein frontlader her gefahren mit müll-säcken vorne in der schaufel und der fahrer leert den müll-eimer neben ‚meinem‘ rastplatz. als erstes den rucksack sieht meint er „aha, pause. und wohin des weges?“ ich erzähle ihm, von wo nach wo ich unterwegs bin, worauf er antwortet: „und dann kommen se in lutter mit seinen zweihundert einwohnern durch.“ wir reden noch über die schöne gegend in der ebene hier mit ihren prächtigen alleen. zum schluss verabschiedet er sich mit „na, dann kommen se gut nach bremen“, klopft mir auf die schulter, nimmt armen plastik-sack und geht zu seinem fahrzeug.

am mühlen-teich in laderholz sitzt ein (wild?)enten-paar am ufer und nachdem ich genauer hinsehe, erkenne ich drei oder vier ganz kleine küken am bauch der mama.
ihnen gegenüber liegt die mühle mit einem grossen unterschlächtigen mühl-rad und daneben noch ein kleines. eine info-tafel gibt auskunft, dass im letzten herbst hier korn gemahlen wurde, es sei im grossen umkreis die best erhaltendste mühle.

der weg geht weiter wieder absolut geradeaus. der belag besteht hier auf grauem sand, teilweise it er richtig weich. dabei wandere ich durch einen wind-park mit mindestens zwanzig rädern. ein gutes gefühl, nur wenn ich mit weniger als fünfzig metern abstand an so einem ding drunter weg laufe, ist mir schon ein bisschen mulmig.

nachdem heute vormittag nur weisse wolken an blauen himmel waren, sind nun dunklere her gezogen. die ganze zeit über beobachte ich wind-richtung (super zu sehen an den wind-rädern) und wolken-farbe und -grösse. einige der sehr ganz dunklen gehen glücklicherweise an mir vorbei. trotzdem gehe ich etwas flotter. eine recht breite schwarze kommt auf mich zu, es sind keine fünf kilometer zur unterkunft. sie treibt mich nach vorne, nur der wind bremst meinen schritt. dann fängt es an zu tröpfeln. unter einem baum kann ich den stock an den stamm lehnen und den hut an einen ast haben m hängen. so stören nur diverse ohr-anhänge beim überziehen des capes, das ich ja auch über den rucksack bringen muss. und natürlich stört massiv der kräftige wind. schliesslich habe ich es geschafft und kann weiter gehen. lange regnet es nicht und als ich um die nächste ecke biege, ist vor und über mir der himmel wieder blau. zudem komme ich etwas ins schwitzen, so dass ich eine ecke weiter von den fünf lagen zwei (cape und pulli) wieder entferne. das ist so lange angenehm bis der wind wieder auffrischt. aber es scheint wieder die sonne wie den ganzen tag schon – mit der zehn-minuten-ausnahme des schauers.

in der unterkunft esse ich zuerst mein brötchen, das ich auch mitgenommen habe, aber aus gründen der wetter-unbeständigkeit nicht unterwegs verzehren konnte.

zum abendessen im restaurant bin ich erst ganz allein, „jetzt ist abendmahl-feier, morgen ist hier konfirmation“, meint der wirt. dann kommen nach und nach ein paar einheimische männer, frauen kommen vorbei, um letzte dinge für morgen abzuklären. man spürt, hier und jetzt ist dorf. als dann das spiel bremen gegen dortmund angepfiffen wird, geht der fernseher an. auf meine frage nach der frühstücks-zeit meint der wirt nur „alles nach acht ist okay“. für mich auch.

stadt-flucht

freitag, 03.05.2019
hannover – abbensen (17,3 km, insgesamt 760 km, 130 m auf, 150 m ab)

nachdem es schon am gestrigen abend ordentlich laut auf der etage zugegangen ist, wurde es auch heute recht früh recht laut. deutlich vor sechs uhr werde ich vom knallen der automatik-türen geweckt. weiter schlafen ist nur phasenweise möglich, also verlasse ich irgendwann nach sechs mein nacht-lager und fange zu packen an. nun zu einem gemütlichen und ausgiebigen frühstück hinunter. schliesslich noch den rucksack geschultert und meine zimmer-chipkarte abgegeben, dann geht es zur haltestelle.

dort benötige ich nach dem recherchieren fahr-plan für U1 zum hauptbahnhof. zu spät bemerke ich, dass die andere linie, die hier abfährt, sich dahin fährt. das ist der unterschied zwischen theorie und praxis. nach einer längeren fahrt als erwartet, komme ich dort an und suche nun die S-bahn, die mich nach norden als dem häuser- und strassen-meer hinaus fährt. ich suche vergeblich die logos für die S-bahn oder die DB, ich sehe vor mir nur ganz gross ‚parkhaus‘. so frage ich einen jungen mann, der gerade auf dem fahrrad her kommt und neben mir absteigt. nachdem er die kopfhörer abgenommen hat und meine frage angekommen ist, meint er nur kurz „ja, dahinter“ und geht weiter. ich folge ihm nach und entdecke dann das, was ich suche: das logo der DB. das abfahrts-gleis ist sofort gefunden und dort warte ich nur wenige minuten auf die S4, die ich in kaltenweide wieder verlasse.

nun noch kopfhörer und navi installiert, dann kann endlich das wandern los gehen. noch wenige meter, dann sehe ich land, die stadt liegt endlich hinter mir. jedoch geht es kerzengerade und mit einem radweg rechts der bundes-strasse aus dem ort hinaus. bei der autobahn-unterquerung kommt mir ein in sicherheits-klamotten bekleideter radfahrer entgegen. beim vorbei fahren ruft er mir zu: „guten morgen, wandersmann!“ da scheint die sonne doch gleich heller und wärmer, auch wenn real ein kalter nordwest-wind weht.

an die fünf kilometer muss ich nun an dieser anfangs stark nicht belebten, sondern befahrenen strasse entlang laufen. der auto-lärm ist heftig, auch von PKW, wenn es mehr hinter einander sind. etwas mehr als eine  stunde lang geht das so und es ist schwierig zum aushalten. wie geht es menschen, die an so einer strasse wohnen müssen! sich wenn man sich irgendwie arrangiert – der lärm ist trotzdem da. irgendetwas ist doch da faul im staate däne… deutschland!

in scherenbostel darf ich endlich weg von dieser strasse. und ich darf wieder durch wald laufen, hier im norden deutschlands. an den weg-zeichen sehe ich, dass ich mich nun auf dem europäischen fern-wanderweg E1 befinde.

aber auch den verlasse ich und finde in der folge auf einer wald-lichtung einen ’schreber-garten‘, in dem ein mäh-roboter gerade unterwegs ist. ich beobachte ihn, was jedoch auf ihn irritierend zu wirken scheint. das gelände ist frei, der jedoch nimmt von der kinder-schaukel die halte-stange ins visier – frontaler zusammen-stoss! er denkt wohl kurz nach (algorithmisch), fährt dann weiter und nimmt aber ums haar die andere mit. mäh-fähig?

in brelingen bestaune ich eine über 20-köpfige pferde-herde. dann ändere ich die route durch die stadt hindurch, um die chance auf einen kaffee zu erhöhen. diesmal erfolglos – trotz einholen einer zweit-meinung. und eine bratwurst vom stand macht mich gar nicht an.

hinter dem ort geht es über wiesen weiter. dabei umfliegen mich tief fliegende schwalben, teilweise im sturz-flug und kommen mir auf knappe zwei meter nahe. ich scheuche wohl mücken auf dem weg auf, was die vögel dann nutzen. schwarze, aber überschaubare wolken ziehen über mich weg und es tröpfelt immer wieder ein wenig, zwischendurch scheint dann auch wieder die sonne.

mein ziel ist in sicht, abbensen ist ein kleiner ort, die unterkunft ist sofort gefunden. dort werde ich um zwei uhr begrüsst, wie wenn ich erwartet werden würde. nach einer dusche und einem kleinen nickerchen (nachholen von etwas schlaf der letzten nacht) mache ich mich ganz langsam fertig zum abendessen im restaurant nebenan. während ich esse kommt ein älterer herr vorbei (ich vermute der mann meiner zimmer-wirtin), kommt auf mich zu mit einem „die sind sicher unser gast drüben“ und drückt mir die hand. vor dem bezahlen will auch der wirt etwas zu meiner wanderschaft erfahren (ich habe gehört…).

zwischen zwei gross-städten

donnerstag, 02.05.2019
hildesheim – hannover (bus, dann 19,6 km zu fuss, insgesamt 742,7 km, 160 m auf, 220 m ab, dann strassenbahn)

um massives asphalt-laufen zu vermeiden, habe ich gestern abend noch nach dem weg zum bus und dem fahr-plan aus hildesheim hinaus geschaut. der weg zum dammtor ist einfach, aber dort gibt es vier halte-stellen gleichen namens. nun muss ich die finden, die zu meiner endstation ‚himmelsthür‘ passt. die habe ich, aber es kommt kein bus oder nicht der richtige. also schaue ich nochmals nach und mir fällt auf, dass hier, wo ich warte, nur die linie 101 hält, das ist die nacht-linie. wo hält nun die linie 1? in dem moment hält ein junger radfahrer an der halte-stelle, den ich frage. er zeigt mir auch gleich die richtige, ich gehe rüber und kurz darauf kommt der richtige bus. ich steige eine station früher aus, im ‚güldenen winkel‘ und bin genau dort wo das navi seinen start hat.

zwei ecken weiter bin ich hinter den letzten häusern, ziehe meinen pulli an und dann über weite wiesen-flächen. die wege sind nur andeutungen, anders laufen wäre auch möglich. später lese ich auf einer karte, dass dies einmal ein truppen-übungs-platz der bundeswehr war. heute ist es landschafts-schutzgebiet.

hinter dem ort giesen, unmittelbar hinter dem letzten häusern befindet sich ein künstlicher riesen-berg (100 m hoch?) aus weiss-grauem gestein. es sieht nur schrecklich und bedrohlich aus. später erfahre ich, dass hier ein kali-werk war.
die innerste begleitet mich wieder, sie ist etwas gewachsen. in sarstedt frage ich nach einer bäckerei und werde in die fussgänger-zone geschickt. frisch gestärkt versuche ich der innerste hinterher zu kommen, aber bei ruthe wird sie von der leine einverleibt.

in den leine-auen verläuft der weg zwischen den alten kies-gruben durch. heute sind sie renaturiert und vogelbrut-gebiet bzw. erholungs-raum. im leine-tal komme ich auf die ersten vor-orte der niedersächsischen landes-hauptstadt.

an der halte-stelle rethen-steinfeld versuche ich, am automaten eine fahrkarte zu bekommen. bei den ziel-orten ist der meinige nicht dabei, auf dem liniennetz-plan sind die zonen nicht ersichtlich, auch weil das display nicht gerade das sauberste ist. ich will gerade irgendeine fahrkarte anfordern, da fährt eine strassen-bahn ein. ich eile zur tür und wage bis sie aufgeht. da sagt hinter mir eine frau auf einem fahrrad „drücken“und zeigt auf einen knopf. prompt geht die tür auf. der fremde in der stadt ist da leicht überfordert, das rechtfertigt dann vielleicht auch die schwarze fahrt.

wieder zurück auf dem weg dünne ich rasch die unterkunft, aber in den gebäude-komplex nicht gleich die rezeption. ich zahle und bekomme eine chip-karte, dann geht’s in ein anderes gebäude, wo ich ganz oben mein zimmer finde.

zum abendessen finden frage ich eine einheimische, die mir als einziges restaurant das in einem grossen möbelhaus nennt. weil ich mit einer zweit-meinung schon erfolgreich war, frage ich nochmal. auf für bayrisch bekomme ich drei restaurants erklärt. oder ob es mehr burger oder in die richtung sein soll? ich lehne deutlich ab. so meint er nur noch, für einen schwaben sind auf alle fälle seine vorschläge was mögliches. „pfiadigott“.

nach einem guten essen komme ich gerade so in die unterkunft, dass ich vom einsetzenden regen nicht mehr be/getroffen bin. glück gehabt.

ankunft in der ebene

mittwoch, 01.05.2019
bockenem – hildesheim (25,9 km, insgesamt 723,1 km, 340 m auf, 400 m ab)

die zimmer-wirtin verabschiedet sich mit einem guten frühstück, ein paar prospekten und einer kurz-unterhaltung über die kirche. noch bevor der ort zu ende ist, ziehe ich mich wärmer an. ich wandere über die felder und sehe in einiger entfernung ein reh, das in meine richtung schaut. ich bleibe stehen und so stehen wir beide – aufgrund der distanz nicht ganz auge in auge – längere zeit da. ich erkenne noch ein zweites und versuche ganz langsam weiter auf sie zu zu gehen. aber bald springen sie weg.

vor dem nächsten dorf kommt mir ein radfahrer mit seinem hund entgegen. letzterer kommt auf mich zu und bellt mich an. er ruft ihn zurück und meint zu mir: „aber schon früh unterwegs“, worauf ich antworte „sie auch“. daraufhin er „aber sie scheinen schon länger unterwegs zu sein“. ich erzähl ihm, wo ich gestartet bin und er meint trocken „bei den wetter läuft sich’s gut“. ich erwähne das regen-wetter vom sonntag durch den wald. er meint dann, der regen sei dann so unangenehm. er sei an dem tag auch von einer kalten dusche überrascht worden und wendet sich zum gehen. ich antworte noch „da hilft dann nur noch ne heisse dusche“. er grinst und wünscht eine gute wanderung.

später komme ich am gut söder vorbei, ein herrschaftliches anwesen mit landwirtschaftlichem inhalt. ich gehe auf das tor zu, um das schild daran lesen zu können: „zutritt verboten, seuchen-gefahr“ in den moment ertönt ein (schreck)schuss. war das nun zufällig oder eine echte warnung? ich zieh mich zurück und nehm den weg durch die herrschaftliche allee – obwohl es hier auf dem schild heisst ‚kein wanderweg‘.

und dann geht es noch einmal (relativ) hoch hinauf zum feldberg (266 m). an einer bank lege ich eine pause zum vespern ein. irgendwann entdecke ich jedoch sehr viele potentielle nahrungs-konkurrenten, so dass ich mich mehr abseits stelle.  eine der waldameisen hat trotz abschütteln einiger artgenossen bereits knie-höhe erreicht.

danach erreiche den letzten wirklichen berg-gipfel ‚am galgenberg‘. danach geht es nur noch abwärts mit einem phantastischen panorama des tales der innerste mit seinen dörfchen, raps-feldern, äckern und wiesen. ich bin da bis ins innerste angerührt.

in klein düngen suche ich den komoot-weg in drei verschiedenen hof-einfahrten. bei zweien begrenzen klare mauern und zäune das weiter kommen. bei der dritten treffe ich wenigstens aus menschen. die klären mich auf, dass da früher ein weg gewesen sei, aber jetzt privat-besitz sei. und sie erklären mir wie ich auf anderem wege weiter komme.
bei dem anschliessenden bahn-übergang sind die schranken grundsätzlich geschlossen, sie werden auf anmeldung geöffnet. es kommt kein zug, ich quere so.

auf einem wunderschönen weg direkt an der innerste entlang, sehe ich vor mir jemand, der sein fahrrad schiebt. ich gehe einen kleinen tick schneller, daher komme ich der person langsam näher. es ist ein mann in etwa meinem alter, der sein rennrad schiebt. ich überlege, ob das rad einen platten hat oder noch heftiger kaputt ist… dann bin ich direkt hinter ihm, es sehr sich um und meint „gehen sie vor, sie sind schneller“. ich antworte „aber nur wenig“, worauf wer sagt, dass es darauf nicht ankomme. „bei schönen wegen schiebe ich immer, dann bin ich langsamer und kann dann mehr geniessen“. dem kann ich nur zustimmen. und das von einem renn-radler!

der weg geht weiter auch durch belebte pferde-koppeln durch und bald erreiche ich hildesheim. zuerst einmal geht es vorbei an seinen schreber-gärten, dann nach etwa 500 metern asphalt am hohnsen-see, bei dem das pralle 1.mai-leben pulsiert.

dann sind es nur noch 200 meter asphalt auf der grossen venedig bis zur unterkunft.