pilgerin auf dem weg zum meer

flucht aus der gross-stadt

samstag, 06.10.2018
sergude – a coruña (14 km), in a coruña bus/taxi und von dort – santiago (zug)

wir haben keinen Wecker gestellt gehabt und als ich aufwache ist es im schlafraum absolut leise. ich richte mich ein wenig auf und sehe, dass noch alle friedlich in ihren betten schlafen. der blick auf die uhr zeigt 7:45 – mit der bar-wirtin haben wir acht uhr fürs frühstück vereinbart. also ziehe ich mich ganz leise an, daran wacht renate auf. ganz leise tragen wir unsere sieben sachen und den rucksack aus dem schlafraum hinaus in den aufenthalts-raum. dann schaue ich noch einmal kurz, ob wir auch nichts vergessen haben. zwischenzeitlich ist der alte ire auch auf und macht seine morgen-toilette. stolz zeigt er mir seine spontan-erfindung für das fehlen eines stöpsels im waschbecken: aus klopapier hat er sich eine kräftige kugel in der grösse eines tischtennis-balles gebaut, die das wasser auf dem grund des beckens am ablaufen hindert.

wir packen die letzten dinge in den rucksack und tragen diesen in eine gebäude-ecke ausserhalb der herberge, weil die tür nicht von aussen geöffnet werden kann. die anderen sind nun auch wach und die irische frau verabschiedet sich herzlich mit küsschen von uns, der alte ire bekommt einen kräftigen händedruck. in der bar alfonso ist der frühstücks-tisch schon gedeckt und die wirtsleute warten bereits auf uns. das frühstück ist guter spanischer standard und danach werden wir von der wirtin ganz herzlich mit einem „buen camino“ verabschiedet.

an der herberge können wir gerade noch die offene haustür nutzen, als die irische familie aufbricht zu ihrer nächsten etappe. so können wir noch den toiletten einen letzten besuch abstatten. das wetter zeigt sich mit bedecktem himmel, kälte und ordentlichem wind. der boden-belag wird im laufe der kilometer immer asphaltiger. es fängt irgendwann an zu nieseln und wir entscheiden uns, regen-klamotten anzulegen, da regnet es schon kräftiger. bald können wir die vororte von coruña nicht nur sehen, sondern auch am boden-belag spüren. an einer bushaltestelle versuchen wir den fahrplan zu lesen, was sich jedoch als schwierig heraus stellt, weil er sehr allgemein gehalten ist und viele linien zusammenfasst. wir vermissen die haltestellen-individuellen fahrpläne.

also laufen wir noch ein stück weiter bis der flughafen der stadt sichtbar ist, und an einer bus-haltestelle an der hauptstrasse versuchen wir noch einmal in ruhe den fahrplan zu lesen. eigentlich müsste bzw. könnte in einigen minuten ein stündlicher bus kommen. da zur angegebenen zeit aber keiner gekommen ist, laufen wir weiter, und kurz darauf spricht uns ein spanier in englisch an. er meint, dass wir zwei bis drei kilometer weiter in coruña eine bessere bus-anbindung haben.bunte holzhütte mitten in der stadt so gehen wir auf dem camino noch weiter in richtung stadt-mitte. dieser führt uns am ufer des rio mero entlang in richtung mündung bis oberleitungen von gleisen zu sehen sind. auf einer brücke darüber ist in nicht allzu grosser entfernung ein bahnhof zu erkennen – also gleich weiter dort hin. unterwegs dahin kommen wir an einer grösseren bus-halte vorbei, wo wir einen jugendlichen (mit lauter musik) fragen, wie das mit dem bus hier ist. er kann uns nicht weiter helfen, zumal er scheinbar auch nicht des englischen mächtig ist. ein älterer herr mischt sich ein und meint, der bus in die innenstadt käme gleich. prompt kommt auch einer angefahren und wir fragen den fahrer, ob er in die city fahre. er verneint und verweist auf einen anderen, der zehn minuten später käme.

dies ist dann auch so und wir fahren einige zeit bis in das stadt-zentrum. irgendwo steigen wir aus, wo der busfahrer uns ein zeichen gibt. wir versuchen uns zu orientieren und finden auch ein schild (für autofahrer) ‚touristen-büro‘. wir marschieren in die entsprechende richtung und fangen an zu suchen, aber vergebliche liebesmüh. dabei soll a coruña eine wunderschöne altstadt haben, aber die muss man – ohne stadt-plan – finden. wir finden nur verlade-hallen von schiffen oder sonst etwas. also halten wir eine kurze lage-besprechung ab. als pilger, also als fussgänger in einer sehr grossen stadt fühlt man sich leicht verloren, ausserdem ist es um uns herum sehrblaue laternen-kette am kai laut. wir befürworten einen raschen rückzug nach santiago und halten ausschau nach einem taxi, das uns zum bahnhof bringen kann. eine hilfsbereite tankwartin erklärt uns genau, wo der nächste taxi-stand ist. und von dort bringt uns ein netter taxi-fahrer auf dem direkten weg zum bahnhof.

am schalter gestaltet sich der von uns angedachte fahrkarten-umtausch recht schwierig (auch weil der bahn-bedienstete kein englisch kann und scheinbar auch nicht so recht mag). also lösen wir nur eine fahrkarte bis santiago und treten dann nach wenigen minuten und einem kleinen kaffee die flucht aus der gross-stadt an. im zug suchen wir in unserem pilger-führer nach einer herberge in der nähe des bahnhofs. am schalter in santiago können wir dann zusammen mit einer sehr motivierten und englisch sprechenden bahn-frau unsere aktuell notwendigen fahrkarten durch spanien erwerben und unsere ursprünglich gelöste karte problemlos zurück geben.

dann suchen wir die nächste herberge auf, werden dort aber erst einmal von einer sehr energischen hospitaliera angeschnautzt, weil wir nicht reserviert haben und es zudem wochenende sei. die herbergen und pensionen bzw. hostels seien belegt. jedoch hilft sie uns anschliessend gut weiter, indem sie bei mehreren anderen herbergen anruft und uns dann auch zwei betten vermitteln kann. auf einem stadtplan zeigt sie uns die nächste bus-haltestelle und schreibt uns nicht nur die bus-linie und ausstiegs-haltestelle darauf. auch die namen der strasse und der herberge notiert sie darauf.

wir brauchen aber dann doch zwei anläufe um zwei strassen weiter die richtige abfahrts-stelle zu finden. unser bus C11 ist sehr voll, leert sich aber nach und nach. der busfahrer gibt uns auch den richtigen ausstieg durch. nun suchen wir die strasse, die etwas unleserlich auf unserem stadtplan steht. wir finden diese nicht und folglich auch keine herberge, also fragen wir spanier vor einer bar nach dem weg. sie geben uns die richtigen tipps und schliesslich finden wir die herberge, die wir bereits bei unserem eintreffen in santiago vor einer woche von der strasse aus unterhalb gesehen haben. wir bekommen, nachdem wir registriert und gestempelt sind, in einer vierer-‚kabine‘ (mit dünnen wänden voneinander getrennt und mit vorhängen statt türen) mit deutscher besetzung zwei betten. zwei junge frauen sind bei uns mit drin, eine macht sich anderntags auf den weg nach finistere, die andere auf den heimweg nach berlin. sie muss sehr, sehr früh aufstehen, um dann mit einem taxi zu ihrem flieger kommen zu können.

nachdem wir eingerichtet sind, steigen wir die grosse treppe hoch zur strasse, auf der die pilger des camino frances nach santiago rein kommen. da kamen wir vor kurzem auch durch! schnell finden wir auch ein restaurant und bekommen wieder mit hilfe einer englischen speisekarte ein gutes essen. in der herberge zurück scheint mir im oberen bett die lampe vom gang über die wand hinweg voll ins gesicht. nach kurzer zeit und mit ein paar vergeblichen versuchen beschattet einzuschlafen, steige ich vom bett hinab. draussen vor dem vorhang im gang schalte ich das licht aus, dann klappt es auch mit dem ein-schlafen.

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