wetter und weg werden wieder nette-r

dienstag, 30.04.2019
seesen – bockenem (17,7 km, insgesamt 697,2 km, 90 m auf, 180 m ab)

seesen ist historisch dabei: gestern in alten fritz gespeist, heute am wilhelmsbad vorbei gegangen und dann über den friedhof den ort verlassen. anschliessend geht es kilometer-lang auf dem radweg rechts der strasse über bornhausen (hinweis-schild auf wilhelm-busch-haus) bis rhüden. dort nehme ich mir in der bäckerei am ort zeit für einen cappuccino.

bereits vor rhüden verläuft meine strecke auf der ehemaligen nettetal-bahntrasse. vor bornum fallen mir auf einem abstell-gleis völlig neue güterwaggons im ähnlichen stil wie langholz-waggons auf. im verlauf des weiteren wegs stehen ebenso völlig neue kessel-waggons auf einem gleis und in einer offenen werkshalle sehe ich alte exemplare dieser waggons. das macht mich neugierig. ich sehe zwei arbeiter und spreche sie an. sie sanieren hier tatsächlich die alten kessel-waggons, lackieren sie, überziehen sie innen mit einer dicht-schicht und beschriften sie. gerade läuft bei einem die dichtigkeits-überprüfung. wer sie dann abnimmt, konnte der mann mit nicht sagen, wohl nicht die DB.

nach dem ort gehe ich zur abwechslung links der strasse auf dem radweg, aber immer im tal der nette. und so ist auch die umgebung und das wetter. einmal sehe ich einen zug richtung sanierungs-werk fahren, eine kleine rangier-lok mit knapp zehn waggons.

nach einem tag mit sehr gemütlichen wandern erreiche ich meinen zielort und nutze die erste bank aus um mein letztes vesper zu verdrücken. an der unterkunft werde ich wieder einmal mit „der wanderer ist da“ begrüsst. ich bekomme den schlüssel in die hand und die örtlichkeiten gezeigt. nach dem gestrigen schlamm-tag bekommt meine hose auch eine dusche. sie ist danach zwar nicht hausfraulich sauber, aber der gröbste dreck ist weg.

als ich nach ihrem trocknungs-fortschritt schaue, steht plötzlich der ehemann der zimmer-wirtin vor mir. ob ich wüsste, dass ich hier auf historischem boden stehe. die firma weule hätten hier kirchturm-uhren hergestellt und glocken gegossen. ob ich das römische zeichen die 4 kenne. die l vor dem V. aber es gibt auch eine andere schreibweise: ‚llll‘. stimmt, die habe ich irgendwo auch schon gesehen und mich gewundert. ich frage nach und erfahre, dass beides richtig ist, die ‚IV‘ ist nur gebräuchlicher. öfters sieht man die ‚llll‘, aber vielen fällt das auf dem ziffern-blatt überhaupt nicht auf. er macht mich noch auf ein glocken-spiel im ort aufmerksam und gibt noch einen witz zum besten: der vorletzte papst, nicht mehr ganz so fit, will saunieren. man sagt ihm, heute sei aber gemischte sauna. er darauf „das ist kein problem, mit den paar protestanten nehme ich es noch auf.“

ich gehe anschliessend noch in die stadt auf die suche nach dem glocken-spiel, einem restaurant und einem ruhigen örtchen zum telefonieren. zum ersten komme ich nur kurze zeit zu spät. zum zweiten finde ich nur geschlossene. ich frage einheimische, die gerade ihren briefkasten leeren. sie nennen mir noch eine und beschreiben den weg. auf diesen mache ich mich und plötzlich kommt es mir den fahrrad an und begleitet mich dann zu fuss. er erzählt, dass wir uns hier auf historischem boden bewegen. die strasse hier heisst ‚tilly-schanze‘ – nur wenige kilometer von her, bei lutter am barenberge habe tilly mit seinem (katholischen) kaiserlichen heer die (protestantischen) dänen geschlagen. daraufhin würden alle (wieder) katholisch. in den moment kommt seine frau un auto her gefahren. sie meint, sie müsse schauen, ob das restaurant wirklich auf habe. den sonst müsste man nach was anderem schauen. sie fährt weiter und kommt mit positivem bescheid zurück.

zum dritten finde ich nach dem essen bei den seen vor dem stadtbad ein ruhiges plätzchen, wo ich mit renate telefonieren kann. wir vereinbaren, dass sie nicht her kommt, sondern daheim bleibt.

im regen über harvester-harz

montag, 29.04.2019
osterode – seesen (32 km, insgesamt 679,5 km, 310 m auf und 80 m ab sowie 350 m auf und 660 m ab) total-unterbrechung von komoot, dadurch 2 teil-etappen

in der ersten regen-freien stunde sehr ich mitten in der prärie einen mit oster-eiern bestückten baum -einer der ganz wenigen lichtblicke des tages. es fängt leicht  zu regnen an und nur den rucksack muss ich einpacken, mir reicht noch die wind-jacke. den pulli habe ich da schon an, weil es kalt ist.
unterwegs sehe ich in folie eingepackte baumstamm-stapel. einem hinweis zufolge ist darin holz eines unwetters im vergangenen jahr. die säge-werke konnten nicht alles verarbeiten, daher hat man es zur längeren lagerung eingepackt. später fallen mir noch mehr dieser riesen-pakete auf.

in der zwischenzeit habe ich mein regencape übergezogen. die tour verläuft lange zeit noch auf forst-wegen, worüber ich froh bin aufgrund des dauernden land-regens. mein navi meldet einen abzweig auf einen waldweg, wir gewohnt teste ich, welches die richtige richtung ist. dann stecke ich das handy in die hosentasche wie hundertmal vorher. zwei- bis dreimal hat es da schon gemacht ohne probleme. dieses mal starte ich auch wieder komoot und mir wird meine GPS-stelle in der landschaft genau gezeigt. so weit so gut, nur ist nun meine geplante tour nicht mehr da. und ohne diese wird es schwierig, so muss ich sie neu laden. (aus diesem grund sind oben in der statistik zweifache angaben vorhanden.)

ich gehe weiter auf dem von den forst-maschinen ausgewühlten weg. bei der nächsten abzweigung leitet mich komoot auf einen weg, der mit rot-weissem band abgesperrt ist. ich schaue auf die karte, aber der andere weg führt letztlich in die entgegen gesetzte richtung. was nun?

da ich keine maschinen höre, gehe ich mit aller vorsicht weiter. bis die ersten fichten-stämme quer zum weg im hang liegen. unter dem ersten komm ich noch relativ leicht und sicher durch, aber dann ist schluss: dichtes reisig der gefällten bäume macht den weg unpassierbar. und wieder, es nun? auf der karte finde ich einen weg oberhalb, der mich wieder zur tour bringt. so steige ich den hang oberhalb der gefällten fichten durch den wald hoch, erst steil, dann quasi schräg nach vorne. schliesslich komme ich auf dem – total von forst-maschinen geschädigten und vom regen weich eingeschlammten – weg an. „welche freude!“ diesen weg muss ich nehmen!

teilweise geht es auf, mehr an wegen, aber meistens versuche ich im wald in sicht-weite des wegs voran zu kommen. betonung liegt auf ‚versuche‘. mein cape trage ich schon eine weile nicht mehr, um sicherer durch den wald es zu kommen. aber auch so finden sich viele hindernisse und stolper-fallen: viele junge bäume, viel herum liegendes reisig, viele brombeer-ranken o.ä. im zick-zack-gang stolpere ich durch den regen-wald. nicht nur mein hut hat boden-berührung.

so erreiche ich die kreuzung, wo ich auf meine tour wieder treffe, da aber finde ich ein schild vor: ‚umleitung‘. laut navi sind es noch neun kilometer bis zum ziel. ich habe eigentlich keine lust weiterhin so vorwärts zu kommen wir bisher. ich schaue mich um – und entdecke eine tafel für wanderer und radfahrer: ’seesen bhf. 9 km‘. in dieser richtung zeigt auch die umleitung und es ist eine forst-strasse.

froh um den weg bin ich, der regen bleibt mir erhalten. meine füsse baden schon einige zeit in den schuhen, die hose ist nass bis kurz unter die knie. an einer wanderhütte, die eine überdachte veranda hat, vespere ich, zum trinken muss ich mich eher zwingen – zu viel wasser ist um mich herum. unten ab der strasse angekommen, entdecke ich einen wander-pfad, der mich vor dem asphalt rettet. er führt mich zwar später auch nochmal über einen harvester-schlamm-trail, der sich jedoch von der länge her in grenzen hält. auch hier ist wieder wald-stolpern angesagt.

nach einem stück wohn-strasse erreiche ich meine alte tour und komme auf dieser über einen offiziellen bahn-übergang endlich zu meiner neuen unterkunft. im zimmer trenne ich trockenes vom nassen. auf, an, vor und unter der heizung wird letzteres untergebracht. für die schuhe hole ich mir alte zeitungen. dann stelle ich mich unter die heisse dusche – ausgiebig!

zum essen muss ich dann wieder raus, glücklicherweise hat der regen aufgehört. so komme ich in frischer hose und noch feuchten schuhen aber ansonsten trocken zu einem essen. wieder zurück stopfe ich die schuhe neu aus, in der hoffnung, dass sie morgen wirklich ganz trocken sind.

hallo harz: heftiger holz-einschlag durch harvester

sonntag, 28.04.2019
brochthausen – osterode am harz (27 km, insgesamt 647,5 km, 380 m auf, 310 m ab)

nach dem aufwachen schau ich gleich zum fenster hinaus: es regnet, aber deutlich weniger als gestern. der sympathische zimmer- und gast-wirt drückt mir zum abschied die hand und wünscht eine gute wanderung. die habe ich anfangs auch – ohne feuchtigkeit von oben!

dann erlebe ich an diesem sonntag-vormittag einen tag der tiere: zuerst rennt direkt vor ein feldhase aus dem unterholz auf den weg und versucht erfolgreich schneller zu sein als ich. der kann sicher gerade vom fuchs, dem er ‚guten morgen‘ gesagt hat. später lässt mich ein buchfink-weibchen, das auf einem niedrigen ast sitzt bis auf drei bis vier meter herankommen. ich habe die kurze distanz dann doch länger ausgehalten, es fliegt davon. kaum bin ich ein stück weiter, springen zwei rehe vor mir über den weg. ich weiss nicht, wer sich mehr erschreckt hat. schliesslich treffe ich eine schafherde in einem gatter, in dem eines kräftig ruft. ich antworte mit „jaaa“, was mehrmals hin und her geht. dann könnt es richtung weg gelaufen. bis ich meinen foto-apparat gerichtet habe und fotografieren will, sehe ich, da saugt ein lamm. und nach dem ersten bild bemerkte ich ein zweites. die trinken um die wette bis die mutter nicht mehr will und sich weg dreht.

auf dem weiteren weg finde ich ein schild ‚butterloch‘: wegen anhydrit im untergrund (S21 lässt grüssen!) sackt oben der boden ein. weil der kaum wasser durchlässt, füllt sich das loch damit und in der folge wachsen verschiedenste pflanzen, die dann zu humus werden. aber pflanzen siedeln sich dann an. das natur-schutz-gebiet heisst offiziell „NSG Finnenbruch, Großes Butterloch und Schwimmende Insel“ – so richtig gesehen habe ich nichts von den dreien.

hinter pöhlde gehe ich auf dem radweg richtung herzberg. gleich hinter dem ort überquere ich auf einem eisenbahn-viadukt die oder. hier!

ich komme dann in herzberg am harz an, wo ich fast an einer fussgänger-zone vorbei laufe. ich drehe ab und frage einheimische nach einem offenen bäcker oder café – mit erfolg. der lohn des umwegs ist klar: cappuccino und ein stück kuchen, es ist ja sonntag.

am orts-ausgang stellt komoot mich wieder vor die herausforderung einer gleis-überquerung ohne bahn-übergang. ein schild ‚überqueren der gleise verboten‘ lässt mich aufs navi schauen, ich bin etwas zu weit gelaufen. also 50 meter retour und noch einen versuch starten. kein schild da, ich schau die schienen an: rundum rostig. zur sicherheit nach links und rechts geschaut und drüber. anschliessend wandere ich ein langes stück an dieser bahn-linie entlang und es kam kein zug.

danach führt mich der weg leicht bergauf in den harz. da wird der weg immer schlechter und schwieriger. schwere forst-maschinen haben den boden auf den wegen dermassen kaputt gemacht, dass ich mir in mühseliger klein-arbeit meinem weg auf dem offiziellen weg und drum herum suchen muss. der regen hat ein übriges getan, er hat das ganze schlammiger gemacht und die kuhlen mit wasser gefüllt. zudem sind auf weiten stücken des wegs nicht nur viel rest-reisig liegen gelassen worden, sondern auch viele mehr oder weniger dünne rest-stämme. hauptsache schnell und effektiv die verwertbaren dicken stämme rausgeholt – rücksichtslos und ohne respekt vor der natur des waldes. und der wanderer! mit genauem hinsehen und überlegen, wo ein halbwegs ordentlicher tritt möglich ist und mit grossem stock-einsatz komme ich auf, am und abseits des weges stark verlangsamt voran.

am orts-anfang von osterode ist der boden wieder aufgewühlt, aber dezenter und mit weniger massivität. bei genauerem hinsehen entdecke ich ein – hier haben wild-schweine nach nahrung gebuddelt.

beim letzten stück abwärts kommt mir eine frau entgegen, die meint „sie haben’s gut, sie können herunter gehen“. als ich ihr sage, das gehe in die knie, entgegnet sie: „hoch zu geht auch auf irgendwas, gerade in unserem alter“. und setzt hinterher: „ich hätte dazu nicht zustimmen sollen“. dann wünscht sie mir noch einen „guten tag“. dem kann ich nur noch ein „danke – ihnen auch!“ hinzufügen.

von thüringen nach nieder-sachsen

samstag, 27.04.2019
leinefelde – brochthausen (28,8 km, insgesamt 620,5 km, 500 m auf, 670 m ab)

der auszug aus der unterkunft gestaltet sich etwas holprig: wir haben gestern keine übergabe besprochen. kurz nach sieben uhr bin ich fertig, schliesse das zimmer ab und klingle drüben einmal, zweimal – aber nichts rührt sich. ich möchte jedoch fort, weil wieder am nachmittag regen angesagt ist. so gehe ich zurück aufs zimmer und schreibe eine nachricht mit der mail-adresse für die rechnung, den schlüssel lege ich dazu.

sodann nehme ich einen etwas anderen weg zum ort hinaus, zum frühstück über den kreis-verkehr und dort nach rechts. am ende des industrie-gebietes steht eine grosse bäckerei. es gibt keine frühstücks-arrangements, so suche ich mir zu einem kaffee von den ‚belegten‘ eines raus mit käse. beinahe zu jedem frühstück bekam ich ein ei angeboten, hier war es voll integriert: m-ei-oh!naise. vom grossen salat-blatt verdeckt war sie erst durch rein-beissen zu erkennen.

während ich auf den weg zum frühstück noch eine jacke brauche, ist das danach nicht mehr nötig, will sie sonne bei strahlendem himmel die luft erwärmt. zumal es immer bergauf geht ohne zu steil zu werden. am kanstein bietet sich mir ein wunderbarer ausblick. hier wird auch deutlich, dass der thüringer wald vorbei ist, das land ist offener. aber auch hier habe ich noch recht steile stellen zu bewältigen. der nächste abstieg beginnt derart steil, wie ich ihn noch nie auf der tour als abstieg hatte. zudem ist der boden vom regen noch etwas eingeweicht. mit hilfe stockes und höchster konzentration sowie beherrschtheit schaffe ich die etwa 500 meter nach unten ohne ganz-körper-berührung mit dem boden zu haben.

danach geht es dann deutlich dezenter abwärts. den tiefsten punkt, den wildunger teich, spare ich mir. aufwärts begehe ich eine löwenzahn-wiese, weiträumig umkränzt von buchen-wald unter einem leicht bewölkten sonnen-himmel. nur himmlisch!

in der ferne sehe ich ein grosses gipfel-kreuz, später stelle ich fest, es steht auf dem aussichts-gipfel sonnenstein. gegenüber liegt ein riesiger roter künstlicher bergrücken: eine kali-abraumhalde direkt neben dem dorf. das sieht miserabel aus.

das letzte stück des tages verläuft auf dem asphalt des radwegs zwischen weissenborn-lüderode und zwinge, einer ehemaligen eisenbahn-trasse. diesen nicht angenehmen wanderer-abschnitt bewältige ich besser als gedacht, weil wind aufkommt und es tröpfelt. das treibt mich nach vorne. schliesslich regnet es so, dass ich den rucksack einpacke. kurze zeit später hört es wieder auf.

wenige hundert meter vor der unterkunft erspähe ich eine tafel an der strasse, die mir deutlich macht, dass ich nun den landkreis göttingen betrete. und wenige momente später sehe ich den beleg, dass vor exakt 30 jahren genau hier noch eine unüberwindbare grenze bestand. so erklärt sich mir damit auch, warum die nächste unterkunft ‚endstation‘ heisst.
damit erreiche ich nach bayern und thüringen ein neues bundesland: nieder-sachsen.

unstrut, ohne, bahn-übergang

freitag, 26.04.2019
struth – leinefelde (27,1 km, insgesamt 591,7 km, 430 m auf, 550 m ab)

der himmel ist etwas bewölkt, aber die sonne scheint. zwischen den häusern im schatten ist es sehr kühl, aber ob der sonne ist es gerade so angenehm für mich. also lasse ich die wind-jacke erst einmal aus. der weg geht leicht bergab auf ordentlichem untergrund. dies und die ankündigung von regen für den nachmittag lässt mich zügig von dannen schreiten.

im wald wird der weg wurzeliger, ich erhöhe die konzentration auf den weg. es ist der weg entlang des landgrabens, den gestern der schuster freudig erwähnt hat. sehr lang gehe ich im wald an diesem graben entlang, der teilweise einen querschnitt von bis zu fünf auf fünf meter hat. manchmal befindet sich mein weg zwischen zwei solchen gräben. obwohl die sonne nicht mehr scheint und es so kalt geworden ist, dass ich die jacke anziehe, hat es was, auf diesem wurzel-pfad durch den buchen-wald zu gehen.

die ersten häuser von bickenriede werden sichtbar und ich überlege, ob ich hier nach einem bankomat der raiffeisenbank mich umsehe. ich frage einen jungen monteur, der in seinem auto da gerade am wegesrand steht. hier gibt es nur eine sparkasse meint er. also muss ich auch nicht unbedingt durch den ort. auf dem weiteren weg treffe ich einen weiteren mann, den ich ebenfalls frage. „gibt es, an der sparkasse vorbei, dann nach links und da ist dann gleich die raiffeisenbank.“ ich finde es auch gleich, lasse den automat geld ausspucken und komme schliesslich fast ohne umweg zu meiner tour zurück. dabei ziehe ich die jacke wieder aus, weil ich nicht ins schwitzen kommen möchte.

weiter geht es auf dem landgraben-weg, der irgendwann auch noch zum pilgerweg ‚klosterweg‘ wird (auch davon hat der schuster gestern gesprochen). der weg verläuft über einige zeit in einem regelrechten wald-streifen, der etwa 20 bis 30 meter breit ist. das hält relativ gut denn sind ab. aber kaum verlasse ich den wald und befinde mich auf freier fläche, bläst der kräftige wind unangenehm kalt. also wieder die jacke an.

im folgenden tal quere ich die unstrut, dann geht’s wieder etwas aufwärts. nach einiger zeit stehe ich vor bahn-gleisen – ohne übergang. nach komoot geht der weg drüben weiter. es ist auch ein trampel-pfad wir der bisherige zu erkennen. ich schaue und höre nach links und rechts: frei. ich überquere die schienen und suche dann die fortsetzung des weges auf der anderen seite. was die ersten meter sehr eindeutig ist, wird in der folge immer unsichtbarer. schliesslich bewege ich mich zwischen dichter hecke und feld mühselig vorwärts. dafür ist der weitere hecken-freie weg windiger.

so bin ich froh, wieder im wald laufen zu dürfen. dort finde ich eine ‚rentner‘-bank (inschrift auf der lehne!), die mich auffordert, eine vesper-pause einzulegen.

dann komme ich ins tal der ohne. auf der strasse ‚ohnegrund‘ wandere ich richtung talsperre. dort finde ich eine informations-tafel: dieser stausee wurde in den 80er-jahren errichtet, um kühl- und brauch-wasser für ein zement-werk zu bekommen. in dieser funktion wurde er nie genutzt.

auf der staumauer treffe ich einen mann, der mir erzählt, dass hier immer gleich viel wasser aus dem see abläuft. an der überlauf-mauer sieht man, dass der see-spiegel etwa 15 cm tiefer liegt. wasser, das nicht nach kommt und jetzt schon fehlt.

es sind dann nur noch zwei kilometer, als es zu regnen beginnt. ich steigere mein tempo, aber kurze zeit später lasse ich das, denn der regen lässt auch nach.

ich bin um drei uhr in der unterkunft, bekomme mein zimmer und erfahre, dass am ort nichts ist zum abendessen (in leinefelde, etwa 1,5 km). auch frühstück ist nicht möglich, wegen einer beerdigung (am kreis-verkehr nach rechts ist ein bäcker). so esse ich mein letztes vesper jetzt und dusche.

zum abendessen geht’s dann nach leinefelde: mit hunger, bei regen, etwa doppelt so weit wie angesagt. aber ich bekomme ein ordentliches warmes essen mit einem grossen bier. und ich bekomme ein super-schnelles WLAN-internet, so dass ich die fotos der vergangenen tage in kurzer zeit in den blog lupfen kann. als dank dafür und als energie-spritze für den rückweg bekomme ich noch einen espresso. ohne hunger, bei regen und schneller als hin komme ich in der unterkunft an. kleider zum trocknen aufhängen und eine heisse dusche beenden die nasse aktion.

renn-steig und renn-stieg

donnerstag, 25.04.2019
lauterbach – struth (22,7 km, insgesamt 564,6 km, 460 m auf, 340 m ab)

es hat wohl ein wenig geregnet in der nacht. zum frühstück gibt es für mich wieder einmal müsli in einem fast leeren speisesaal. dann hole ich mir mein lunch-paket ab, packe meinen rucksack und ziehe mein bett ab. beim bezahlen erfahre ich, was das mit den luchs-kameras auf sich hat (man will heraus bekommen, ob luchse auf der durchreise sind oder hier ihr revier haben).

der wander-tag beginnt mit abwärts ins mihla-tal. ich spüre an der kühlen, sehr frischen und irgendwie sauberen morgen-luft, dass es geregnet hat. herrlich, durch diese von morgen-licht durchfluteten buchen-wälder zu ziehen. die breiten forst-wege sind fast schon wieder trocken, aber aus den wiesen steiget der feine morgen-nebel in kleinen schwaden auf.

unten im tal liegt ein hof, auf dessen was eine natürliche kuh-herde grast oder döst (neben kühen auch einige kälbchen und ein stier). dann geht es wieder erst sanft, später steiler den hang hoch.

oben treffe ich auf den renn-stieg, vom navi angekündigt, glaube ich zuerst an einen schreib-fehler. aber dann sehr ich wegweiser ebenfalls mit rennstieg und an den bäumen taucht auch das grosse R auf – allerdings unterstrichen. mit fällt ein auto im wald auf, daneben sind bei dem forstwirt-bauwagen fenster und türe auf. so klopfe ich an und frage die beiden wald-arbeiter danach. das hier ist wirklich der renn-stieg und nicht der renn-steig.

die erste hälfte der kilometer hatte ich ausschliesslich die breiten forst-strassen, nun wechselt der boden-belag in deutlich angenehmeren wald-boden. das sind doch eigentlich die komoot’schen prinzipien.

kurz vor heyerode – eine ideale zeit für einen kaffee – überlege ich, ob ich die tour verlassen soll und auf verdacht mehr-kilometer in den ort auf mich nehme. sie erste abzweigung verpasse ich, bei der zweiten müsste ich etwas zurück laufen. ich entscheide, lieber die dritte abzweigung anzugehen – vielleicht treffe ich da noch auf jemanden, der mir konkreteres in sachen kaffee sagen kann. dort angekommen sehe ich ein vermehrtes auto-aufkommen auf einem nahe liegenden parkplatz. das muss einen grund haben, der für mich nützlich sein könnte. kurz darauf geniesse ich einen guten cappuccino und ein stück erdbeer-kuchen – in dem wissen, dafür keinen kilometer mehr gelaufen zu haben.

wieder unterwegs sehe ich, dass es gerade volles internet-netz gibt. nachdem gestern in dieser sache total tote hose war, versuche ich ein paar texte In den blog zu senden. sie gelingt recht gut, zumal ich warte-zeiten mit langsamem weiter-laufen überbrücken kann. nur bilder hochladen funktioniert immer noch nicht.

ich verlasse den renn-stieg und sehr ab richtung ziel-ort. der weg wird wurzeliger, daher muss ich mich nun auf ihn konzentrieren. doch plötzlich stehe ich vor einen bach in einem graben von über zwei meter breite – und sehe, wir der weg auf der anderen seite weiter geht. ich gehe ein paar schritte zurück und sehe auf einem baum neben diversen weg-zeichen das wort ‚umleitung‘. so kann ich bald den bach von der anderen seite aus sehen.

ich komme in der unterkunft an und erblicke einen zettel ab der tür ’sind gegen 16 uhr wieder da‘ – jetzt ist es drei uhr! ich frage eine einheimische nach einem schumacher im ort und erhalte die info: gleich rechts ums eck, in der parallel-strasse ist einer. das hatte ich nicht erwartet. also wechsle ich die schuhe und ziehe los zum schuster ums eck.

dort steht geschrieben: orthopädische schuhe – öffnungszeiten samstag zwischen 9 und 12 uhr. ich bin gerade ein notfall, daher wage ich zu klingeln. da geht die tür auf und ein älterer herr meint, einfach nur drücken und rein. ich beschreibe meine situation und zeige ihm den schuh, worauf er meint „kommen sie sich erst einmal herein“. er führt mich ins haus und fragt, ob ich einen kaffee wolle. so sitzen wir beide in seiner küche bei kaffee und ein paar stückchen oster-lamm und erzählen und unsere geschichten. er erfährt, woher ich bin und was ich gerade mache und ich erfahre wissenswertes über den weg und einiges von seiner familie, so dass seine frau vor elf jahren gestorben sei.

als die tassen leer sind, gehen wir in seine werkstatt, wo er die kaputte naht in kürzester zeit wieder genäht hat. geld möchte er absolut nicht, aber ob ich noch ein paar fotos von seiner familie sehen wolle. eines zeigt ihn und seine frau mit seinen kindern und enkeln beim 45sten hochzeits-tag. ein anderes bei seiner letzten geburtstags-feier (85.) im kreise seiner geschwister, kinder, enkel und urenkel. dann sehe ich noch seinen garten, seine hasen und hühner und hole meinen rucksack. und wie ich den schultere, meint er, es gebe da so einen spruch, wenn der besuch schon weg ist, merkt man, dass ein engel da war. dabei sei doch er mein engel, entgegne ich.

zurück an der unterkunft schreibe ich noch eine SMS, da kommen die wirts-leute zurück und entschuldigen sich vielmals. ich bekomme mein zimmer und – da heute abend die kinder zum grillen kommen – zum abendessen einen vollen grill-teller zusammen mit einem bier.

truppen-übungs-platz und national-park

mittwoch, 24.04.2019
kahlenberg – lauterbach (23,8 km, insgesamt 541,9 km, 680 m auf, 590 m ab)

auch wenn der wecker etwas früher klingelt, ich bin kurz vorher wach. der himmel zeigt sich grösstenteils bewölkt, als ich aus dem fenster schaue. fertig gerichtet erscheine ich unten zum etwas früheren frühstück. es gibt zwei eier, eins zum mitnehmen. und es gibt wenig wurst und käse auf dem teller, aber „wenn sie mehr brauchen, melden sie sich“. das tue ich in sachen käse für’s vesper unterwegs.

etwas früher starte ich unter einem nun blauen himmel. zwischen wald und pferde-koppel geht es sachte bergan. das ändert sich bald. zwar nicht so hoch wie gestern, aber zumindest genauso steil wird es. wegen des früheren aufbruchs kann ich mir viel zeit lassen. so ist hinauf und hinab über diesen heute höchsten ‚gipfel‘ herrlich gemütlich. zu gemütlich, weil ich wieder einmal die tour verlassen habe? im zurück merke ich jedoch, dass da kein weg ist, wo komoot einen vorgibt. oder ist das lichte zwischen den bäumen doch der ansatz eines weges? ich versuche es, aber ich habe den eindruck, dass der angedeutete trampel-pfad eher ein wild(schwein)wechsel ist. den nächsten klaren quer-weg nehme ich und kurze zeit später bin ich wieder auf der geplanten strecke.

und unten im tal bin ich dann in melborn. nach dem ort geht es wieder sanft bergan.
nicht so sanft wird es, je näher ich der autobahn komme. von weitem habe ich sie schon gesehen, jetzt höre ich die immer mehr. und je näher ich komme, desto klarer ist, heute ist werk-tag. ich muss einige hundert meter nebenher laufen. die lastwagen sind dröhnend laut, kaum auszuhalten. dann geht’s unten durch – ganz leise – und auf der anderen seite wieder das gedröhn.

zum glück entferne ich mich von der autobahn, so dass ich nun andere laute und lärm-quellen wieder wahrnehmen kann. zum beispiel einen kleinen hubschrauber, der statt dem hinteren rotor einen doppelten ausleger hat. auch fallen mir welche klein-flugzeuge auf, die alle nach hinten tiefer fliegen. dort muss ein flugplatz sein. ich muss noch durch ein industrie-gebiet durch (angekündigt durch grosse tafeln als gewerbe-gebiet eisenach). nachdem ich dies alles hinter mir habe, suche ich ein vesper-plätzchen. das findet sich als sehr provisorisches auf dem nebenan liegenden parkplatz.

die nächsten paar kilometer komme ich durch einen aufgelassenen truppen-übungsplatz der sowjet-armee. er sei nun von allerlei munition und blindgängern befreit und darf auf einer geraden strasse durchquert werden. heute ist er teil des national-parks hainich. auf grossen beton-blöcken in form von maxi-schwellen ist es schwierig normal zu laufen. die lücken dazwischen sind nur teilweise mit erde aufgefüllt, es eine ordentliche konzentration erfordert.

glücklicherweise ist der letzte teil der strecke eher ein unregelmässiger trampel-pfad, unterbrochen mit quer liegenden gräben.
dann erreiche ich einen aussichts-turm (historischer general-beobachtungs-turm bei früheren manövern), der zum besteigen reizt. von oben habe ich eine tolle aussicht über den thüringer wald und die umgebung – leider etwas diesig.

es gibt hier einen nachtigallen-rundweg, eine wildkatzen-strasse und auf meinem weiteren weg wird man darüber informiert, dass kameras am wegrand jede bewegung aufnehmen. damit sollen luchse, die hier durch gehen, aufgenommen werden. jedes bild ohne tier werde sofort gelöscht.
das letzte stück des wegs besteht in zweimaligem auf und ab, teilweise unter sonnen-einstrahlung und ordentlicher hitze. zum ziel geht’s noch ein drittes mal im wald kräftig und lang bergauf. dann kann ich in der juhe ‚urwald-life-camp‘ einchecken. ich beziehe in einem 4-bett-zimmer mein bett selbst und muss mir ein handtuch ausleihen.
zum abendessen ist der speisesaal gefüllt mit familien und kindern allen alters. es gefällt mir sehr, dem bunten und nicht ganz leisen treiben zuzusehen. es ist toll, wir kleinste kinder sehr selbstständig ihr essen organisieren. heute steht auf dem speiseplan soljanka und griesbrei mit zimt und zucker – alles zum abwinken. zudem noch salat, käse, wurst u.a. und zum feier-abend sogar noch ein bier.

am späten abend weht noch ein ordentlicher wind, und als ich das licht ausmache, blitzt und donnert es.

zwischen rennsteig und luther-weg

dienstag, 23.04.2019
floh-seligenthal – kahlenberg (wutha-farnroda) (30 km, insgesamt 518,1 km, 980 m auf, 1090 m ab)

nach richten, packen, frühstücken und bezahlen breche ich heute bereits kurz nach acht uhr auf. wie an den vortagen geht es mit dem orts-ende aufwärts. ich gehe ein stück auf einem asphaltierten radweg, verlasse ihn aber, um auf einem kleinen trampel-pfad senkrecht dazu den berg direkt hoch zu gehen. weiter oben treffe ich ihn wieder und werde auf ihm weiter geführt bis sich meine vermutung, dass dies früher eine eisenbahn-trasse war, bewahrheitet. vor mir liegt ein richtiges tunnel – für radfahrer und fussgänger! beleuchtet und knapp einhundert meter lang. unmittelbar danach gehe ich über ein eisenbahn-viadukt, unter dem die autos durch fahren. aber ich muss umdrehen, weil ich die tour verlassen habe. klar: im tunnel war nichts mit GPS. und unmittelbar danach zweigt mein weg nach unten ab. diese anweisung konnte mich nicht erreichen.

von den heutigen drei gipfeln erreiche ich den ersten vor-gipfel – den mommelstein – ganz locker auf bequemen wegen. da fallen mir, wie schon in den vortagen, die blauen, altdeutschen L an den bäumen wieder auf. wieder einmal befinde ich mich auf einen stück luther-weg. auch abwärts geht es kommod zu, zwar auf ‚autobahnen‘, aber nicht zu steil. unten um tal frage ich in brotterode einen einheimischen nach einer bäckerei. „keine zwei hundert meter auf der rechten seite – da gibt es auch einen kaffee.“ nach mehreren tagen cappuccino-abstinenz schmeckt dieser objektiv und subjektiv äusserst gut. natürlich gibt es kleine süsse stückchen dazu.

gut gestärkt und frisch motiviert gehe ich nun den (zweiten) haupt-gipfel an. im ruhigen wald ganz allein gehe ich schritt für schritt hinauf zum grossen inselberg. oben bei 916 m höhe bin ich auf dem höchsten punkt meiner gesamten tour angelangt!

gleichzeitig treffe ich auf den wander-umwobenen rennsteig („diesen weg auf den höhn bin ich oft gegangen vöglein sangen lieder. bin ich weit in der welt habe ich verlangen thüringer wald nur nach dir.“ – jodler) zu DDR-zeiten war hier eine fernmelde-station. heute wirbt man hier mit dem höchsten bett von thüringen. der sehr kräftige wind lässt mich schnell wieder abschied nehmen von diesem berg. im abstieg benutze ich die ski-piste.

irgendwo im wald – ich bin wieder völlig allein – gibt es nochmal ein vesper für mich und etwas strom fürs handy. unten in winterstein beachte ich ein kleines unscheinbares treppchen nicht und laufe wieder ins leere. aber sie korrektur lohnt sich. statt durch den ort werde ich am hang vorbei geführt – ganz ohne asphalt. allerdings ist der weg, den ich gehen will, grossräumig eingezäunt. also marschiere ich immer am metall-zaun entlang, umrunde den nächsten zaun und dünne dann ein kleines gässchen, das mich durch lässt. dafür ist der weitere weg ins nächste dorf asphaltiert, obwohl er für fahrzeuge aller art gesperrt ist.

die beginnende steigung kündigt den letzten kleinen gipfel des tages an. ein schöner weg führt mich dann wieder hinunter, teilweise von luther begleitet. das heisst, unter dem strich geht es wirklich abwärts, aber es wird immer wieder unterbrochen von aufwärts-passagen. das zieht sich und kann, vor allem am ende des tages lästig werden. dann habe ich die ortschaft vor meinen augen und versuche die unterkunft zu entdecken. doch dann sperrt ein gatter den vorgesehenen weg ab. ich begutachte schon den öffner, da fällt mir ein frisch abgemähter streifen entlang des zaunes auf. also wieder aussen herum. diesmal endet der weg im hinterhof einer kita. nun nur noch unter den bahn-gleisen durch, die gerade von einem ICE genutzt werden und dann sind es nur noch wenige meter zur unterkunft. dort bekomme ich ein grosses zimmer mit vorraum. die frau, die es mir überreicht, bittet um eine frühe frühstücks-zeit, damit sie morgen nach dienst-schluss nicht ihren bus verpasst.

auf und nieder – immer wieder

oster-montag, 22.04.2019
zella-mehlis – floh-seligenthal (25,4 km, insgesamt 488,1 km, 810 m auf, 950 m ab)

ich bin fast fertig mit rucksack packen, da klopft es am die tür. davor steht der zimmer-wirt mit zwei tüten in der hand. beide überreicht er mir mit den worten „ihr frühstück“. ich bin so begeistert wie überrascht darüber. insbesondere als ich die tüte mit den frühstücks-utensilien öffne, alles dabei, sehr schön hergerichtet auf einem glas-teller. so lasse ich mir in aller gemüts-ruhe diese mahlzeit munden. ich habe zeit bis zehn uhr, weil er seine frau noch ins krankenhaus fahren muss. letztlich mache dann noch die küche sauber und spüle das geschirr. weil noch zeit ist, schreibe ich noch blog-texte und verlasse die wohnung kurz vor zehn. auf der terrasse warte ich nur kurz bis die beiden kommen – sie mit geh-hilfen und bein-schiene. bezahlen und ein kurzes gespräch, dann ziehe ich (nach zehn uhr) los.

gleich nach dem orts-rand geht es sofort steil nach oben in den wald. irgendwann überhole ich einen mann mit stöcken, der mir erzählt, dass er eine knie-verletzung und einen bein-bruch hatte und nun wieder mit trainieren anfangen wolle. da wird mir wieder einmal klar, wie gut es mir mit meinen knochen geht. vor allem kann ich das austesten, als auf meinem weg nach oben viele bäume quer liegen. ich muss wieder einmal drunter, drüber und aussen herum. dabei zahlt sich der (vergessene) stock aus, den mir sebastian dann gebracht hat (DANKE). tasten und stützen, heben und nieder drücken – ohne ihn wäre es deutlich schwieriger geworden. auch später, wo ich über – wenn auch kurze – schlamm-wege gehen muss, ist mir der stock eine wert-volle hilfe.

oben auf dem ‚gipfel‘ zieht es kräftig und etwas kühl. da kommt es mir gelegen, dass es sofort wieder bergab und durch wälder geht. es sind zwar breite wander-autobahnen, aber es ist zum glück weniger steil wie aufwärts.

unten im tal angekommen, geht es im ort nur über die hauptstrasse und dann gleich wieder bergauf. und wiederum fasziniert mich komoot, das aus einer kleinen spur einen wanderweg macht, und tatsächlich es nach etwa 50 metern tatsächlich einer ist.

auf dem nächsten ‚gipfel‘ angekommen, fallen mir viele oster-wander-gruppen auf. es gibt für mich nur kurz ein leichtes auf und ab, dann hat komoot für mich persönlich wieder einen weg abwärts gefunden, der mich von allen leuten weg führt. in dem wald, durch den ich gehe, bin ich wieder mutter-seelen-allein. alles was ich höre sind meine schritte.

da floh-seligenthal recht lang gezogen im tal liegt, zieht sich der weg deutlich hin. ich gehe aber die ganze zeit leicht oberhalb des ortes auf angenehmen wegen. wenn ich immer wieder den blick nach links unten habe, wird mir auch klar, wir viel asphalt ich spare.

in der unterkunft schliesslich angekommen, bekomme ich ein kleines, älteres und schlichtes zimmer. im dazu gehörenden gasthaus reguliere ich meinen flüssigkeits-verlust durch die schwitz-phasen und fülle die energie-speicher wieder mit essen auf. speisekarte und essens-darbietung erinnern mich an längst vergangene zeiten.

mitten im thüringer wald

oster-sonntag, 21.04.2019
themar – zella-mehlis (28 km, insgesamt 462,7 km, 860 m auf, 720 m ab)

ostern: heute habe ich zeitlich die mitte meiner tour erreicht.

heute wird es eine bergtour verspricht das etappen-profil. es geht gleich nach dem ort aufwärts. eine kleine gruppe junger leute wünscht ‚frohe ostern‘ und einer fragt fröhlich hinterher: „wo ist die wasser-quelle?“ dann kommt es ganz steil und ganz lange so.

obwohl ich mir angewöhnt habe, im wald das navi-display mehr im blick zu haben, gelingt es mir wieder, ab von der tour zu kommen. ich merke das an einem sehr steilen abschnitt. da ist zurück gehen keine option, aber durchs unter-holz ist ebenfalls unmöglich. ich schaue, wo der ’neue‘ verläuft – zwar etwas weiter, aber führt mich auf die tour zurück.
oben auf der höhe lagert eine wander-gruppe. einer der männer spricht mich an, ob ich wolle, dass hier zehn wir aufgestellt werden. ich könne online widersprechen. ich erkläre ihm, dass mir etwas anderes gerade näher liegt und schildere meine situation. er schaut sich die navigation an, plädiert sich für den von mir gefundenen weg und beschreibt mir noch markante punkte bis zum treffen der geplanten strecke. sie wollen dann noch etwas mehr von meiner gesamten tour wissen, da bekomme ich ein gipfel-buch des schneebergs in die hand gedrückt.

auf wunderbaren wegen geht es wieder abwärts in ein seitental. am aufgestauten see komme ich mit einem wanderer ins gespräch, u.a. übers wetter. er meint, wenn es wieder so ein trockener sommer wird wie letztes jahr – und gerade sieht es so aus – geht es denn fichten mit ihren flachen wurzeln sehr schlecht.

kurz darauf erreiche ich suhl, bzw. einen vorort davon. ich hoffe auf einen kaffee in einem café und spreche ein radler-ehepaar an. sie machen mir wenig hoffnung, er meint, hier in stadt-teil hat alles zu gemacht. das nächste wäre in der innenstadt von suhl, aber das sind drei kilometer von hier. sie überlegt eine möglichkeit, wie ich über suhl an mein ziel kommen könnte. das risiko, viel asphalt unter den schuhen zu haben, ist mir zu gross. so bedanke ich mich bei den beiden und wünsche ihnen eine gute fahrt.

dann steigt mein weg aus dem ort hinaus wieder steil an. ich komme zur autobahn, an der ich ein paar hundert meter entlang laufe. ich bin froh, das sonntag ist und keine lastwagen unterwegs sind. dann geht’s wieder bergauf. während die autos in den tunnel fahren, laufe ich oben drüber.

sobald die wege breiter und bequemer sind, treffe ich wieder einige oster-wander-gruppen. auch abwärts begegnen sie mir, denn die wege hinunter sind weniger komoot, also minimalistische und unscheinbare trampelpfade. sie sind abwärts eher kommod, bequem und zügig zu laufen.

unten in zella-mehlis geht es dann richtig los mit oster-marschierern und -spaziergängern. im fuchsbau gibt es einen quark-kuchen zusammen mit einem kaffee (auch thüringer bratwürste gibt es, die mich aber gar nicht anmachen). es kommen ein paar leute zu mir an den tisch. im reden richte ich mich und gehe weiter – ohne stock, wie ich kurz darauf bei der nächsten leichten steigung feststelle. zum glück muss ich nicht weit zurück!

in der unterkunft treffe ich niemand an und telefoniere. einige zeit später bekomme ich ein ganz modernes und in edlem stil eingerichtetes zimmer mit küchen-eck. aber mir den frühstück wird es heikel: das nächste offene café ist am die drei kilometer entfernt. der zimmer-wirt verspricht mir, ein paar brötchen zu organisieren, vermutlich aber nicht vor neun uhr.

auf der suche nach einem abendessen frage ich einen einheimischen, der mit ähnliches sagt: drei kilometer weiter ist ein guter grieche, der sicher auf hat. er überlegt und meint, nach der anderen seite (von der ich komme) wäre noch ein italiener, der auf hat. er erklärt mir den weg dahin und ich bekomme ein wunderbares oster-essen. auf den rückweg zur unterkunft benötige ich kurz gps, damit ich diese wieder finde.

von der jungen rodach an die junge werra

samstag, 20.04.2019
stressenhausen – themar (21,6 km, insgesamt 434,7 km, 500 m auf, 510 m ab)

heute habe ich die räumliche, km-mässige mitte meiner tour erreicht. das ist doch ein kleines oster-geschenk – oder?

vor dem frühstück liefere ich beim bus einen bottich wasser ab. mein frühstück nehme ich neben etwa 50 weiteren gedecken ein. für die gestrige geburtstags-gesellschaft, die im haus übernachtet, ist das frühstück vorbereitet und ich bekomme freie hand: „nehmen sie sich, was sie möchten“, so die zimmer-wirtin. ich könnte in die vollen greifen, aber mein magen begrenzt die aktion. aber ich geniesse es. irgendwann tauschen die ersten (älteren) ehe-paare auf. als ich meinen rucksack schultere, kommen die familien mit den kleinen kindern. die wirtin erzählt mir beim zahlen, dass heute eine hochzeit mit knapp einhundert personen noch in ihren räumen stattfindet. dafür wirkt sie auf mich wirklich cool.

beim bus sind sie zwischenzeitlich wach und ich muss mich bei einem karten-strategie-spiel von meinem enkelsohn total abzocken lassen. als trost bekomme ich einen espresso und ein müsli (das hat drüben gefehlt), wovon ich ebenso weniger essen kann, wir es mir schmeckt.

wir vereinbaren einen treff-punkt im nächsten ort und ich ziehe schon mal los. zuvor muss ich aber noch den zimmer-schlüssel abgeben, den ich – glücklicherweise noch hier – in meiner hosentasche entdeckt habe. vorbei an der rodachs-quelle, die nur ein kleines rinnsal von sich gibt, komme ich wieder beim bus an. write laufen zusammen noch ein stück, soweit es die kinder mit lust schaffen. dann machen wir eine pause und danach heisst es abschied nehmen. während die einen richtung passau weiter ziehen, geht der andere richtung themar.

der weg führt im auf und ab am oberen hang des werra-tales entlang und schliesslich hinunter und tal. an einem alt-arm des flusses lege ich eine pause ein um magen und handy zu laden. da fährt eine mutter mit ihrer tochter auf dem fahrrad vorbei und fröhlich wünscht sie mir „frohe ostern“.

nun geht es wieder ordentlich den hang hoch hinauf bis ich kurz vor themar wieder in das werra-tal geführt werde. später schaue ich nach, ob dieser zweifache aufstieg notwendig gewesen ist. unten herum waren es tatsächlich mehr kilometer und vor allem mehr asphalt gewesen. diese erkenntnis versöhnt mich wieder mit den doppelten höhen-metern.

in der urigen kneipe des grünen baumes bekomme ich ein stilvoll eingerichtetes zimmer. beim abendessen bekomme ich dann die fetzen eine unterhaltung von ein paar fussball schauenden und zwischendurch diskutierenden männern zu hören. einer erwähnt den heutigen geburtstag des alten nazi-diktators. er bekommt postwendend die antwort: „was soll das jetzt?! das gehört absolut nicht hier her! also!“

ich geniesse mein wild-ragout mit frischen thüringer knödeln. und für die sosse wird mir extra ein löffel angeboten. zu guter letzt gibt es dann noch die info, dass es mit dem frühstück eine halbe stunde früher klappt.

in den thüringer wald und an die quelle der rodach

karfreitag, 19.04.2019
gemünda – stressenhausen (27 km, insgesamt 413,1 km, 400 m auf, 330 m ab)

heute musste ich früher aus dem federn – ich muss mein frühstück selber machen und habe danach auch noch küchen-dienst. dazwischen bzw. parallel dazu schaffe ich es dann auch, wenigstens meine wander-statistik und einige fotos in den blog zu setzen.

das gestrige wetter wiederholt sich, so dass ich wieder durch das jacken-dilemma durch muss, nur mit weniger durch-gängen. damit habe ich auch das tal verlassen und bin auf dem weg in den thüringer wald. nur komoot muss sich noch mit den wege-netzen zurecht finden. bei vier möglichkeiten, wie es weiter gehen kann, ist das navi wieder überfordert. zwei wege probiert und trotzdem neben der tour gelandet. also gibt es wieder einmal einen weg durchs unter-holz. dann geht’s wieder auf und ab.

schliesslich lande ich auf einem kolonnen-weg, eine strasse entlang der alten ddr-grenze, die aus über-dimensionierten rasen-gitter-steinen besteht. und das unangenehme laufen findet sich noch sehr steil bergauf statt! da habe ich oben auf einer bank eine vesper-pause verdient.

eine wander-gruppe kommt mir an dem platz entgegen. an anfang sind es sechs, aber dann plötzlich deutlich über zehn. und es werden immer mehr. der ‚chef‘ der gruppe erzählt, dass sie 25 sind, ein anderer meint, die übernachtungen organisieren so eine logistische meister-leistung, wir wahr. sie sind über die feiertage unterwegs und wandern entlang des grünen bands, der ehemaligen grenze, stück für stück, an den wochenenden. erinnert von ihnen möchte wissen, wohin ich gehe: „nach bremen“. ich höre, wie er dass anderen erzählt und sie fragt, ob jemand mit dem man mit möchte. ich schicke hinterher, dass wenn ich der esel wäre, es noch einen hund eine katze und einen hahn bräuchte. es gibt aber keine erkennbare reaktion. nachdem sie weiter sind, beende auch ich meine pause.

wieder geht es abwärts ins rodach-tal, bad rodach streife ich an der therme. im nächsten ort fragt mich ein etwa zehn-jähriger junge, der im hof spielt: „tust du wandern?“ ich bejahe und er will wissen wohin. so erzähle kurz was ich vorhabe.

auf dem weiteren weg muss ich durch ein tier-gatter. auf der wiese sehr ich etwas wie eine junge ziege oder ein junges braunes schaf. da bewegt es sich und ich erkenne einem fuchs, richtig dunkel-braun. vorsichtig will ich meine foto-tasche öffnen, aber er hört doch den klett-verschluss und ist mit ein paar grossen sätzen verschwunden.

dafür habe ich ein ordentliches stück weiteren kolonnen-weg zu schaffen. die rodach führt mich schliesslich nach stressenhausen, wo ich ein zimmer unterm dach bekomme, dessen tür nicht zu bleibt, ohne dass sie abgeschlossen wird. hier entdecke ich nach dem duschen meine erste blase an der rechten ferse.

sebastian kommt nun auch und lagert am sportplatz. diesmal bekomme ich bei ihnen ein abendessen.

von der itz an die rodach

gründonnerstag, 18.04.2019
mürsbach – gemünda (23 km, insgesamt 386,1 km, 290 m auf, 270 m ab)

ich komme kurz vor halb acht uhr zum frühstück, wurde jedoch erst auf acht angemeldet. ich bekomme trotzdem schon was, heisst es von der mutmasslichen mutter des (zimmer)wirts. nur die brötchen seien halt noch heiss. sie stellt mit ein paar scheiben brot dafür her. so esse ich brot bis die brötchen fertig sind.

im kleinen dorf-spar-laden kaufe ich mir noch einen lippen-pflege-stift (bekomme zwei zur auswahl!) und exakt die gewünschten zucker-freien husten-bonbons. ich hätte hier alles bekommen bis hin zu kleidern, nur suchen hätte ich müssen in den sehr mit regalen verwinkelten laden – phantastisch!

gemütlich wandere ich dann durch das tal der itz. an einem orts-anfang lädt mich eine bank zu einem ersten vesper ein: die vortags-brezel esse ich – mit etwas wasser geht’s auch leichter. und nebenbei entdecke ich in der nachbarschaft ein café, in dem ich mir noch einen cappuccino gönne. dann wandere ich aus dem tal hoch in den wald. zwischen sonnig warm und kühlem wind, zwischen geschütztem wald und offener wiese ziehe ich mehrmals die wind-jacke aus und wieder an. aber zusammen mit rucksack runter und wieder rauf wird das immer lästiger.

irgendwann bleibt die jacke an, dafür werden die lüftungs-schlitze unter den achseln geöffnet. in ermangelung einer bank erfolgt eine weitere pause im stehen, dann beginnt der abstieg und tal der rodach nach gemünda.
im haus treffe ich glücklicherweise die zimmer-wirtin bei irgendwelchen arbeiten an (wohnt woanders, und ich hätte kurz vorher telefonieren sollen). glück für uns beide: ich bekomme gleich alles geregelt, inklusive bezahlung und sie einen gesprächs-partner. es geht um wandern im allgemeinen und jakobsweg-pilgern im besonderen, außerdem um sehens-würdigkeiten in gemünda.

nachdem ich wieder frisch bin, gibt es im hof-café am ort einen fairen kaffee und eine ‚regionale‘ torte. dann statte ich der kapelle auf dem berg einen besuch ab. dir ist zwar weiter entfernt als angekündigt, aber es lohnt sich: die wände schlicht in weiss gehalten mit kleinen licht-schlitzen, vorne ein kreuz ebenso aus leicht milchigen glas. ein moderner spruch von frère roger und ein kleines besucher-buch. sehr stil-voll.

zurück im der unterkunft sind sebastian und seine familie schon da. wir vereinbaren nicht zu kochen, sondern essen zu gehen – am morgigen kar-freitag ist selbst kochen sinnvoller. der ochsen im ort ist zu, also fahren wir in die ’stadt‘ nach sesslach. wir finden ein restaurant, bei dem wir ein edles und sehr gutes ‚vor-ostern‘-essen bekommen. dann ziehen wir uns zurück aufs land – ich in ‚mein‘ zimmer und die bus-familie auf die höhe vor dem ort.

an regnitz und main

mittwoch, 15.04.2019
pettstadt – mürsbach (24,2 km, insgesamt 363,1 km, 450 m auf, 450 m ab)

ich habe besuch bekommen von einem bus – drinnen traf ich eine junge familie an, die von sebastian! nun hat es doch noch geklappt, dass wir ein stück zusammen laufen. wunderbar. das bedeutet, dass meine und unsere gemachten erfahrungen hier erst morgen stehen werden. oder noch etwas später …

ich frühstücke auswärts. wo ich gestern meine pizza geholt habe, bekomme ich sicher irgendeine art bin frühstück. ich bestelle einen kaffee und eine brezel und frage die italienische verkäuferin, ob sie butter habe. „leider nein“ – und kurz darauf, ob es auch margarine sein kann? und dann sucht sie, aber auch das ist keine da. ob ich marmelade wolle, das hätte sie da. sie will ein recht grosses glas öffnen, da protestiere ich und meine, das sei nicht nötig. sie meint nur, den rest essen die kinder und füllt etwas ab. so bekomme ich ein richtiges marmelade-frühstück und sie danach ein gutes trinkgeld.

nachdem ich gestern im vorherigen ort die reiche ebrach überquert habe, ist heute hier erstmal die rauhe ebrach dran und anschliessend die aurach. über den berg nähere ich mich bamberg-bug. weil ich nicht den stunden-takt bedacht habe, arbeite ich mich haltestelle für haltestelle (4) an die nächste abfahrt heran und habe danach etwa zwei kilometer (teilweise bergauf) mehr unter den sohlen. dann geht’s schlag auf schlag: ohne wartezeit in irgendeinen bus zum ZOB, dort unmittelbar darauf einen nach hallstadt bekommen – den asphalt der beiden städte sehr ich nur vom bus aus.

wie ich los laufen will, ruft sebastian an, dass sie in der gegend seien und wir vereinbaren einen treff-punkt. und wie ich dann wirklich los laufe, gehe ich am ortsausgang über eine brücke aus stein über den main. bis baunach fliesst das main-wasser mir entgegen. dort drehe ich ab, um die junge familie zu treffen und in der stadt suchen wir eine stätte, in der wir unsere hunger stillen können. frisch gestärkt begleiten die fünf mich noch ein paar kilometer auf den nächsten weg. vor allem bekomme ich von sebastian meinem stock überreicht, den ich beim start stehen gelassen hatte.

oben im wald drehen sie um und ich ziehe alleine weiter. doch ich habe nicht mehr auf den akku-inhalt meines handys geachtet, so geht es irgendwann im wald in die knie. ohne navi ist dies sehr heikel. also erstmal die mobile mini-strom-tankstelle anschliessen, dann nur so lange laufen bis die erste mehr-deutige kreuzung auftaucht. nach einiger zeit und einen neustart kommen aber nur sehr verzögerte reaktionen aus dem gerät. oh, ist da geduld gefragt! die ankommenden telefonate drücke ich weg. nicht noch das – das ziel finden ist vorrangig.

im zimmer kommt das handy an die steckdose und ich anschliessend unter die dusche. zu guter letzt hat der biergarten hinter dem haus kulinarisches in fester und flüssiger form bereit.

von fliessenden über stehende wieder zu fliessenden gewässern

dienstag, 16.04.2019
möhrendorf – pettstadt (28,4 km, insgesamt 338,9 km, 440 m auf, 470 m ab)

beim frühstück erzählt der wirt von einem gast, der mit surfbrett und paddel richtung alpen unterwegs war. als ich mit meinem rucksack mich draussen orientiere, in welche richtung es geht, ist mit klar, dem rhein-main-donau-kanal kehre ich den rücken. in der konsequenz heisst das, es geht erst einmal bergauf. gleich im ort sehr heftig! aber die belohnung folgt auf den fuss. es geht auch wieder leicht abwärts und vor allem, ich darf durch sonnen-durchfluteten wald wandern und durch fluren, an deren ende sich kleine dörfchen anschmiegen.

so komme ich sehr gut vorwärts. bis sich ordentliche barrieren in gestalt von umgestürzten bäumen quer zum weg vor mir zeigen. einen ersten und mächtigen stamm kann ich umgehen, es existiert ein kleiner trampelpfad um den imposanten wurzel-teller (knapp drei meter durchmesser) herum. wieder auf den weg zurück, erkenne ich, das weitere hindernisse folgen: über den ersten stamm komme ich drüber, unter dem zweiten kann ich gerade so durch. beim dritten ist das zweig-gewirr so heftig, dass auf den weg nichts mehr geht – kein durchkommen. also wieder auf ab-wege nebenraus. einfacher gedacht als getan: da liegt alles so jetzt und quer, dass ich im zick-zack-verfahren über möglichst niedrige baumstämme steige, aber auch bei möglichst hohen unten durch krieche. dabei darf ich nur mein ziel, den waldweg gedanklich nicht aus den augen verlieren.

in der folge des weges komme ich an unzähligen weihern vorbei. manchmal geht der weg ohne grossen seiten-streifen zwischen ihnen durch. bisweilen weisen tafeln auf fischzucht und auf fischerei-vereine hin. und auf vielen tummeln sich mehr oder weniger wasser-vögel aller art, vom stockenten-paar bis hin zu schwänen und graureihern. nicht alle jene ich mit namen.

um die mittagszeit überquere ich die aisch bei der laufer mühle, eine suchthilfe-einrichtung des deutschen ordens. das areal ist beeindruckend, so steht da ein klavier unter freiem himmel – kleine pflänzchen und abblätterndes furnier machen deutlich, es steht dort schon länger. leider ist der hofladen geschlossen.

wieder treffe ich eine reiterin, die ich überholen lasse. nach ganz kurzer zeit beschleunigt auch die ihr tempo. oder sind es die pferde, die mehr abstand nach hinten möchten? durch wälder und über felder gelange ich mit immer mehr hunger I’m bauch in einen ort, der nichts essbares bietet, aber einen ‚computer-lädla‘ hat. so krame ich aus den untersten regionen meines rucksacks die notfall-tüte raus und esse einen riegel um die letzten paar kilometer zu schaffen. an ende der tour hat komoot noch einen kleinen berg gesetzt, dessen aufstieg ein südhang ist. steil geht es hinauf und ich freue mich, oben anzukommen und zu wissen, jetzt geht’s nur noch runter.

wieder werden meine mühen belohnt: bei der ankunft an der unterkunft wird mir eröffnet, dass ich die sanierte „präsidenten-suite“ unter dem dach bekäme. tatsächlich bewohne ich für diese nacht ein sehr großzügiges appartement mit extra küche und wohn-ess-zimmer neben meinem schlafzimmer. das abendessen hole ich mir um die ecke beim pizza-service zusammen mit einem bier. während dieses in meinen magen fliesst, sehe ich auf der karte wie die flüsschen fliessen. am anderen eck nämlich fliesst die rauhe ebrach vorbei. im vorherigen ort habe ich  reiche ebrach überquert. beide münden in die regnitz.

nach red- und peg- nun regnitz

montag, 15.04.2019
(nürnberg) -fürth – möhrendorf (22,5 km, insgesamt 310,5 km, 150 m auf, 190 m ab)

matthias muss manchmal montags sehr früh zur arbeit – so heute. als ich wach werde und aufstehe, macht er sich gerade fertig. ich richte den frühstücks-tisch und meinen rucksack und dann höre ich schon die beiden anderen. nach den frühstück begleiten sie mich zur u-bahn-station. natürlich sind für sehr kleine jungs diese züge viel interessanter als ein abfahrender opa.

ich steige in fürth in den bus zum nördlichen stadt-rand um, damit ich möglichst wenig asphalt unter den schuhen habe. dies gelingt auch gut, denn nur wenige meter sind es, bis ich in der tal-aue der regnitz einen wunderschönen trampel-pfad betrete. ich umrunde einen solar-berg (geschätzte höhe knappe hundert meter), auf dessen süd-seite viele solar-paneele installiert sind und am nord-hang eine grosse gelbe sonne prangt.

danach geht es wieder am berühmt-berüchtigten kanal entlang, wobei ich mir neben-wege suche, die durch kleine kiefern- oder fichten-wälder führen. die sind eine wohltat im vergleich zu den geraden und es schotter-strassen am kanal. diese wäldchen sind immer für eine überraschung gut, wieder und wieder verliere ich die tour und stiefele dann durchs unter-holz. kurz vor meiner nächsten unterkunft verlasse ich den kanal, in diesen etwa vier stunden sind mir fünf fracht-schiffe entgegen gekommen und drei haben mich gemütlich überholt.

gegen später kommt mir noch ein abendessen entgegen und dann wird mich sicher auch der schlaf einholen.

vom jordan über die rednitz zum RMD-Kanal

sonntag, 14.04.2019
büchenbach – nürnberg (26,9 km, insgesamt 288 km, 300 m auf, 370 m ab)

ankunft in nürnberg bei hannah und ihrer familie. mein erster wander-abschnitt ist zu ende. und ein abend, an dem der blogtext einfach warten muss.

wo der jordan fliesst, wie ich nun regnitz und pegnitz auseinander halten kann, was ‚für mich das erste politisch‘ dümmste projekt seit dem turmbau zu babel ist, welche neuen erfahrungen ich mit franken und frankinnen machen konnte, wie das mit meinem jüngsten enkelkind so ist – über das und noch mehr ist hier an dieser stelle morgen abend mehr zu lesen.

gestern habe ich bei meiner ankunft den jordan überquert – es war mir ein kleiner schritt für mich, denn der jordan in büchenbach ist nur ein kleines bächlein zwischen zwei wohn-siedlungen. heute gehe ich nun am jordan abwärts zum frühstücken. dies bekomme ich nicht in meiner unterkunft, aber der bäcker vor ort ist auf.

im tal der rednitz treffe ich auf einen kunst-weg, wo ich an vielen stationen schauen und staunen, lesen und fotografieren muss. leider muss ich ihn verlassen, weil mein weg mich nach norden führt weiter im rednitz-tal und weiter zum rhein-main-donau-kanal. vor über 40 jahren hörte ich von diesem ‚projekt‘, das dann auf druck der damaligen bayerischen staats-regierung die schönsten teile des altmühltales zerstörten. ein bundes-minister tat dann obigen spruch vom turmbau, als schon fraglich war, ob sich dieser bau ‚rentiert‘. im sinnieren darüber beim laufen entlang des langweiligen ufers kommen mir weitere sinn-lose projekte von heute: BER, S21,…

doch dann treffe ich auf ein älteres fränkisches ehepaar mit stöcken, das meinen sinn wieder erheitert. wir unterhalten uns über wandern und pilgern, spontan und geplant, probleme und freuden. weil er beim erzählen immer wieder stehen bleibt, kommt das ganze gehen ins stocken. als dann komoot mich unter dem kanal durch-schleust, nehmen wir abschied voneinander.

bald nähere ich mich nürnberg. der hat liegt links von mir und ich bin froh, dass heute sonntag ist. dann führt mich komoot unter der autobahn durch. exakt davor liegt die baustelle einer neuen strasse. kein problem, denke ich, in der regel kommen fussgänger durch baustellen durch. dies ist auch jetzt so. unter der zukünftigen (ehemaligen?) strasse führt eine ordentliche unterführing durch. aber unter der autobahn komme ich nicht mehr vorwärts: ein rohr-schacht mit einem durchmesser von etwa 1,50 meter hält mich dann davon ab weiter zu gehen. ich hätte kriechen müssen! so suche ich mir lieber einen umweg, den ich aufrecht und bei tageslicht gehen kann.

ich dringe nun so weit in die stadt vor, dass ich an den asphalt-weges-rändern keine weichen gras-streifen mehr vorfinde. dafür tauchen strassenbahn-schienen auf. so nehme ich kurzerhand für drei stationen so eine tram und kürze das asphalt-laufen. hannah kommt mir dann entgegen zusammen mit unserem jüngsten enkelkind. mit überqueren der pegnitz ist klar, dass es jetzt nur noch wenige meter sind.

irgendwo in nürnberg verbinden sich die beiden und nennen sich dann regnitz.
ich bekomme kaffee und kekse und kann meine wäsche durchwaschen, wobei mir der enkel tatkräftig zur seite steht. dann gibt es noch eine feine gemüse-quiche. zudem bekomme ich kabel-salat-freie kopfhörer ausgeliehen, so dass ich morgen nicht mal mehr auf einkaufs-tour gehen muss. und wir haben einen gemütlichen, unterhaltsamen abend.

sandige wege und aufgeräumte wälder

samstag, 13.04.2019
hohenweiler – büchenbach
(25,3 km, insgesamt 261,1 km, 370 m auf, 420 m ab)

nachdem ich gestern einige (polnische) monteure hier gesehen habe, wundere ich mich, dass ich im frühstücks-raum niemanden antreffe. ich hätte zumindest ein paar benutzte gedecke erwartet. der radio – im nostalgie-stil – läuft und eingestellt ist der deutschlandfunk. mit beidem hatte ich nicht gerechnet. vom angebot her ist alles vorhanden: kaffee, milch, o-saft, 2 eier, brötchen (1 vollkorn), 3x marmelade (selbst gemacht, erfahre ich später), versch. sorten käse und wurst, div. müsli… alles da! nur der joghurt fehlt, fällt mir später auf. schwamm drüber – ein totales super-samstag-frühstück! die zimmer-wirtin kommt später dazu und ich erfahre einiges über die monteure.

ich ziehe los bei sonnenschein und kälte. ich wandere viel durch wald, und wenn’s mal keiner ist, auf sand-wegen. in niedermauk fällt mir auf, dass es statt strassen-namen ’nur‘ buchstaben gibt. auf B gehe ich aus dem ort hinaus. fast, denn beim letzten haus höre ich plötzlich jemanden rufen. ich drehe mich um und sehe einen hund hinter mir. ihm gilt der ruf, nicht mir. der franke, der gerade an seinem traktor arbeitet, kommt auch zu mir und meint fragend, ob ich kürzlich hier schon einmal durchgekommen sei. derjenige hätte so ausgesehen wie ich. ich erzähle ihm, dass ich nach bremen wolle, und er will wissen wie viele wochen das dauere. als ich berichte, dass ich von garmisch gestartet sei, meint er das seien doch über 200 kilometer, wie lange ich schon unterwegs sei. auf meine „zehn“ meint er, das seien ja knapp 25 kilometer täglich. aber das schaffe man in fünf, nun ja, mit pausen sechs stunden. der franke des schnellen kopf-rechnens (so kommt mir später in den sinn) wünscht mir eine gute wanderschaft und geht wieder zu seinem traktor.
der weitere weg führt mich u.a. an der bahnlinie weissenburg – nürnberg entlang – mein weg. ansonsten komme ich viel durch (kiefern)wälder. es ist oft ein sehr aufgeräumter, fast kahler wald. nur ganz oben ist es grün, aus der entfernung schimmern die stämme oben rötlich. alles andere ist braun, manchmal sogar der boden – wirtschafts-wald radikal. immer wieder kommen abschnitte, die unten herum mehr grün zulassen, manchmal liegt sogar ein wenig rest-holz herum. was absolut gut tut: es ist unheimlich herrlich ruhig im wald.
einmal kommt eine reiterin ums eck auf mich zu. als ich kurz darauf an der abbiege-anweisung zweifle und auf komoot fokussiert bin, taucht sie plötzlich aus einer anderen richtung auf. sie bemerkt dann, dass ich den gleichen weg nehme und gibt ihrem pferd für kurze zeit die sporen, um abstand zu gewinnen.

nach wald und sand-weg macht sich lust auf kaffee und kuchen breit. ich erreiche einen supermarkt mit back-stube, die sich jedoch als automat heraus stellt. so frage ich einen wartenden davor, wo die nächste möglichkeit ist. er erklärt mir den weg, den ich dann doch als relativ weit empfinde. aber ich bekomme das gewünschte. die letzten kilometer zur unterkunft gehen durch wald und wohn-gebiete.

dann werde ich mit „ah, der wanderer“ begrüsst, und erfahre gleich hinter der tür viele dinge über das haus (es ist ruhig heute, alle – monteure – sind fort), den ort und die region. dann bekomme ich mein zimmer, in dem vier betten stehen, eines davon bezugs-fertig. auch im bad sehe ich an den utensilien, dass hier noch andere wohnen.

vom altmühltal hang-eln zur schwäbischen rezat und zum brombach

freitag, 12.04.2019
schambach – heute/pleinfeld (27,1 km, insgesamt 235,8 km, 570 m auf, 590 m ab)

nachdem ich alles gepackt habe gehe ich – etwa zehn minuten früher – hinunter zum frühstücken. die eier sind noch nicht ganz fertig, aber der tisch ist reichlich gedeckt. in einer persönlichen atmosphäre in der heimischen küche geniesse ich ein frühstück der besonderen art: not blick auf die küche frühstücke ich selbst gebackenes dunkles brot mit nüssen und körnern. dazu gibt es eine angeregte unterhaltung.

dann gehe ich los auf halber höhe des altmühltales. es geht aufwärts und abwärts in unterschiedlicher länge und steilheit. zuerst etwas im tal der altmühl, dann über längere zeit im tal der schwäbischen rezat. neben einem telefonat mit renate komme ich an den stadtrand von weissenburg. komoot führt mich an einem supermarkt, wo mich schülerInnen (unfreiwillig) und schnell zum eingang lotsen. die luft drinnen ist so schlecht, dass ich ganz schnell meine husten-bonbon kaufe und froh bin, wieder draussen zu sein.

durch eine wohn-siedlung, an der B 2 entlang, dann geht es wieder – teilweise sehr steil – bergauf. ab der hangkante oben lädt zuerst eine kleine bank zum vesper ein und anschliessend der aussichts-turm zu einem super-blick in das rezat-tal. schade, dass es so diesig ist. mein weg führt mich weiter rauf und runter, immer das tal links unten. ein anruf von sebastian wird immer wieder durch anweisungen von ‚frau komoot‘ gestört. kurz vor pleinfeld stolpere ich über eine sommer-rodelbahn. das wäre jetzt ein spass, auch für die enkelkinder. mir bleibt dafür aber die innenstadt mit einem cappuccino und einem stück kuchen.

der brombach nach dem stausee
im wald dahinter kann ich ein paar stationen eines kinder-wald-erlebnis-pfades ausprobieren. wer hat schon mal versucht, mit verdeckten händen (brett darüber), nur mit blick in einen spiegel gegenüber zu schreiben oder zu malen? neben der autostrasse überquere ich anschliessend den kleinen brombach, wie er aus seinem see kommt. schliesslich bekomme ich in meiner neuen unterkunft von einer echten ur-fränkin mein zimmer überreicht.

hüben und drüben des altmühltales

donnerstag, 11.04.2019
monheim – schambach/treuchtlingen (20,2 km, insgesamt 208,7 km, 290 m auf, 360 m ab)

meine heutige strecke ist deutlich geringer, im gegensatz zu gestern kann ich den tag ganz gemütlich gestalten. er beginnt mit einem umfangreichen frühstück mit allem drum und dran. mir fällt auf, das hier – wie gestern – nur männer sitzen. wohl ist das ein hotel für monteure und verkäufer. atmosphärisch nicht so ganz meines, aber ich geniesse mein frühstück.

in aller gemütlichkeit ziehe ich los. es ist kalt heute morgen. ich knöpfe alles gut zu und lege meine hals-wärme-manschette an. auf der anhöhe oberhalb des ortes zieht ein kalter wind aus osten über wiesen und felder. so bin ich froh, dass ich bald durch den wald gehen kann, wo es zwar kalt ist, aber nicht windet. aber kaum ist da eine lücke, schon pfeift der wind durch. die sonne kommt ein klein wenig heraus, aber sie verschwindet auch rasch wieder.

nach den mittag kommt ein anruf an, bei den ich wieder einmal zu langsam bin mit ‚telefon-hörer abnehmen‘. auf der mailbox ist meine nächste zimmer-wirtin, die wissen möchte, wann ich ungefähr ankommen werde. wir klären das mit dem ergebnis, dass ich noch etwas mehr zeit zum ziel habe. da die sonne jetzt mehr scheint, suche ich nach einer bank oder alternativen sitz-möglichkeit. auf einer lichtung entdecke ich einen jäger-stand, der wunderbar in der sonne steht. auf den unteren stufen sitzend verspeise ich meine käse-semmel. der lärm hinter mir stellt sich kurze zeit darauf als arbeiten im steinbruch heraus. ich bin im altmühltal angekommen.

so unterquere ich jetzt auch die eisenbahn-strecke zwischen ansbach und münchen, auf der wir immer zu sebastian fahren. hier in dietfurt gibt es keine möglichkeiten für einen kaffee – so sagt mir eine junge mutter mit ihrem kind. auch am lech habe ich von einer jungen mutter auf ihrem spaziergang die gleiche antwort bekommen. vielleicht sollte ich mal andere einwohner fragen, auch wenn diese nicht so häufig auf der strasse zu treffen sind. dafür überquere ich nun die altmühl und mache mich auf den weg wieder nach oben. vorher muss ich mich aber noch eine zeit lang an der B 2 mit einem heftigen LKW-verkehr arrangieren.

als es steil zu werden beginnt, hat komoot etwas probleme mit den trampelpfaden nach oben und ich habe probleme den von komoot angegeben zu finden. zuerst braucht es einen doppelten anlauf und dann wird der vorgeschlagene und von mir eingeschlagene pfad immer wilder und verwucherter. irgendwann gibt es – zumindest mit rucksack – kein durchkommen mehr. ich drehe bei und versuche mein glück quer-wald-ein. nachdem ich wieder auf der route bin, sind dir restlichen knappe zwei kilometer ein kinderspiel.

da ich etwas zu früh ankomme, will ich in die daneben stehende kirche rein schauen. trotz einem aushang ‚tritt ein und geniesse die ruhe‘, muss ich wegen verschlossener tür draussen bleiben. dafür wird mir anschliessend in der pension die tür geöffnet. ich bekomme mein zimmer und wir regeln frühstück und ausgeh-modus. ich muss nämlich die haustür von aussen zuschliessen. der hund der zimmer-wirtin macht sich sonst die tür auf und geht selbstständig gassi.
duschen, schreiben und dann bekomme ich im ‚güldenen ritter‘ – einer unscheinbaren dorf-kneipe – ein wunderbares vegetarisches essen, eingeleitet von einem guten gruss aus der küche. angenehm und gut gesättigt gehe ich zu meinem heutigen schlafraum.

lech endet mit donau-überquerung

mittwoch, 10.04.2019
oberndorf – monheim (31,1km, insgesamt 188,5 km, 500 m auf, 420 m ab)

beim frühstück informiert mich meine zimmer-wirtin – als wir über meine heutige etappe reden – darüber, dass ich dann heute in die grenz-region von bayern, schwaben und franken käme. monheim sei eine wichtige grenzstadt damals gewesen.

ich beende meinen lauf mit dem lech, wobei ich eine déja-vue-erfahrung mit lauten lech-brücken habe – doch dieses mal ist es ’nur‘ eine bundesstrasse, aber der abstand ist deutlich geringer. es fühlt sich gefährlicher an als es laut ist. nachdem ich einen bogen durch wald gemacht habe, stehe ich plötzlich vor der lech-mündung in die donau.

ein erster versuch, in dem ort daneben einen kaffee zu bekommen, scheitert. der ort ist zu klein. also ziehe ich weiter, aber (wieder einmal heute) ins tour-abseits. heute scheinen komoot und ich uns nicht so recht zu verstehen. der rechte weg geht den berg hinauf. oben auf dem schotter-weg am waldrand fallen mir unmengen von weinberg-schnecken  auf. auch sie sind heute – wie wohl täglich? – auf einer grossen wanderung. es gilt eine über zwei meter breite schotter-piste zu überqueren.

mit mehr blicken auf das handy-display finde ich nun auch bei komplizierteren kreuzungen gut meinen weg. im nächsten etwas größeren ort, durch den ich komme, Menge ich den zweiten versuch einer kaffee- (und kuchen-) pause. ich frage eine radlerin, die mir entgegen kommt. „oh, am mittwoch nachmittag ist unser dorfladen zu. leider.“ nun suche ich mir hinter dem ort ein vesper-fleckchen. das finde ich erst weiter oben an einem wegkreuz. es gibt zwar keine bank, aber eine niedrige beton-umfassung. der linke pfosten ist für den rucksack, der rechte für mich. ich bekomme eine käse-semmel, mein handy saft.

auf den höhen der monheimer alb pfeift der wind recht kalt, während im wald es viel ruhiger und damit wärmer zugeht. so bin ich laufend damit beschäftigt, meinen hals einzupacken und wieder freizulegen.
im ziel-ort eingelaufen verabschiedet sich erstmal komoot mit seinem „du hast dein ziel erreicht – bis bald“. dann suche ich ein café, denn es hat gerade erst vier geschlagen. mit etwas glück finde ich ein eis-café, bei den es auch kuchen gibt. der italiener bringt mir einen super-cappuccino und zum kuchen einen geformten batzen sahne dazu. das ist der i-punkt des heutigen tages.

jetzt ins hotel auf ein zimmer und die wasch-rituale genossen. das abendessen in diesem steak-house ist nicht so ganz nach meinem geschmack. ich mag weder steak aus nebraska, noch einen burger. an unteren limit der speisekarte finde ich ein schnitzel, das ich mit pommes ergänzen kann und mit einem salat verfeinere.

lange längs des lechs

dienstag, 09.04.2019
gersthofen – oberndorf/lech (31,8 km, insgesamt 157,4 km, 170 m auf, 230 m ab)

nach dem aufstehen verspüre ich ein leichtes kratzen im hals. ich trete in die küche ein und ein reich gedeckter frühstücks-tisch steht vor mir – und das bei gast-gebern, die nur einen kaffee trinken. nach gutem frühstück und herzlichem abschied empfängt mich draussen leichter regen. weil ich anschliessend die banken verwechselt habe, lande ich in der falschen bäckerei und bekomme keine pfeffer-brezel.

komoot schickt mich links des lechs weiter. ich beherzige wieder den tipp meiner gastgeberin und gehe auf die andere seite. und wieder lohnt sich das unternehmen: ich durchstreife wieder wunderschöne auwälder und bewundere die verschiedensten biber-werke. mit der zeit setzt sich ein weiterer ohrwurm durch – ein lied aus kindertagen: ‚meine biber haben fieber, diese armen…‘ auch beobachte blässhühner, wildgänse und anderes getier. und ich finde attraktive stein-männchen und zwei junge männer, die an lech-ufer sitzen, musik hören und wasser-pfeife rauchen.

damit ich wirklich am ziel heute ankommen kann, muss ich auf die andere fluss-seite. eine kleine vesper-pause und ich treffe mich wieder mit der geplanten tour. weiter geht es nach norden zwischen lech und dessen kanal entlang. kilometer-lang zwar einen guten bodenbelag (recht weich), aber landschaftlich ist es doch etwas langweilig geworden. so stellt sich das bedürfnis nach einem kaffee ein. eine junge mutter, die ich an kanal treffe und frage, macht mir wenig hoffnung. ich müsste wieder ein paar kilometer zurück.

dann lieber ohne kaffee vorwärts. auf einer einsamen, wohl selbst zusammen gezimmerten kleinen bank gönne ich mir eine rast mit vesper. just in den augenblick will exakt vor mir ein landwirt auf seinem riesen-traktor das feld (pellet-mässig) düngen. wir kommen gerade so aneinander vorbei. dann versuche ich die letzten lech’schen kilometer lech-zend hinter mich zu bringen. über mir hat sich im laufe der letzten zeit ein ordentliches hubschrauber-grollen zusammen gebraut. irgendwann fliegt einer den lech entlang, dass ich den Eindruck habe, erst hat mich im visier. ich bin sehr froh, als es heisst, nach links abbiegen. ein wäldchen versüsst mir das ende der heutigen etappe.

am ziel erwartet mich nicht nur ein schönes zimmer, sondern auch die nachricht, das der örtliche grieche heute ruhetag hat. im nachbar-dorf gäbe es sie eine pizzeria, etwa zwei kilometer weiter. ich muss wohl etwas ungünstig aus der wäsche geschaut haben – ich bekomme ein leih-fahrrad angeboten. zum abendessen fahre ich also und bekomme im sportheim eine ordentliche und herzhafte pizza. und wir ich wieder auf mein leih-rad steige fängt es an zu tröpfeln. mit jedem gefahrenen meter nimmt der regen zu und wird von blitz und donner begleitet. ich trete in die pedale und wundere mich selbst, wie flott ich den weg zurück finde. ich räume das rad in den schuppen und wie ich zur haus-tür gehe lässt der regen nach.

am lech durch augsburg

montag, 08.04.2019
steinach – gersthofen (31 km, insgesamt 125,6 km, 190 m auf, 230 m ab)

die unterkunft heute ist eine besondere: ich darf bei lieben menschen mich einquartieren, vor allem gibt es ein essen wie ich es liebe. und danach einen wunderbaren kommunikativen abend, der es glatt verhindert, einen ausführlichen reise-tages-bericht zu fabrizieren.

doch jetzt ist er da:
der tag fängt frühstücksmässig ganz anders an – als ich den frühstücks-raum betrete, sitzt die ganze familie der gästehaus-betreiber an tisch: chefin, hausherr&bio-land-wirt, eine tochter und die oma, kurz darauf kommt sich der opa dazu. ich werde nach meiner heutigen strecke gefragt und bekomme den tipp, nicht rechts des lechs, sondern auf der linken Seite nach Augsburg zu gehen: durch den wald sei viel abwechslungsreicher als nur auf oder neben dem damm zu gehen. mein frühstück klingt aus mit einem gespräch mit den grosseltern über das örtliche einschulungs-verfahren.

kurz darauf verlassen ich haus und hof, da ruft jemand von hinten mir etwas zu: am geordneten fenster steht der landwirt und verabschiedet sich mit guten wünschen. es nieselt leicht. ich entscheide mich, von der komoot-planung abzuweichen und eher richtung schleuse 23. das zieht sich doch mehr als ich ahnte.

nach knappen drei kilometern überquere den lech. damit habe ich auch die ehemalige grenze von bayern nach schwaben überschritten (so der opa beim frühstück). und es hat sich gelohnt. zwar versperrt mit erst einmal ein zaun den zutritt zum wald und ich muss über den damm ausweichen. die erste lücke, die ich dann links im zaun erspähe, nutze ich um von damm weg zu kommen. nun gehe ich durch buchen-wälder, die viel mehr zum hinschauen bieten: knospen und kleine aufspringende blätter, junge bäumchen und alte gefallene. immer wieder höre ich es gurgeln und kurz darauf überquere ich den dazu gehörenden bach-lauf. vor allem erfahre ich den sinn dieser eingezäunten wälder: darinnen liegen trinkwasser-brunnen in nur geringer tiefe, die geschützt werden sollen.

kurz vor der augsburger innen-stadt wechselte ich die lech-seite und wage mich zwischen die häuser-fronten auf der suche nach einem café. der – wenn auch lauwarme – kaffee und die obstschnitte tun gut. gern ziehe ich mich wieder zurück an den lech in der hoffnung, weniger verkehrs-lärm um mich herum zu haben. mein navi führt mich über einen trampelpfad durch schönste auwälder nach norden. mit begegnen zwar keine biber, jedoch kann am laufenden band ihre nage-arbeiten bewundern: vom nur angekratzten über halb angenagte bis zum vollständig gefällten baum. da wandere ich mitten durch eine 300000-gross-stadt und kriege nichts davon mit.

aber dann bin ich durch und am nördlichen ende ist es auch mit der idylle zu ende. den lärm kann ich schon vorher hören, aber als ich dann die autobahn-brücke über den lech vor mir sehe, dröhnt der lkw-lärm gnadenlos in meine ohren. nur schnell weiter! ich muss erstmal einen – zwar separaten – fussgänger-steg nehmen, aber in unmittelbarer entfernung zum kraftfahr-verkehr.

nun ist es nur noch ein kleines stück bis zu meiner – ganz besonderen – unterkunft. von renate vermittelt habe ich heute ein ganz privates ‚gäste-zimmer‘. nachdem schuhe aus und rucksack abgelegt sind, wird mit vom gastgeber mein handy an die steckdose gelegt. nach dusche und tee gibt es ein wunderbares so genanntes veggie-essen (tomaten auf schafskäse mit couscous. bier und ein paar erdnüsse lassen einen abend kulinarisch ausklingen, der angefüllt ist mit vielen themen, ernst und heiter präsentiert.

zwischen ammersee und augsburg

sonntag, 07.04.2019
inning – steinach (28,6 km, insgesamt 94,6 km, 300 m auf, 330 m ab)

gestern erhielt ich das angebot schon vor 8 uhr frühstücken zu können. so bin ich der erste und alleinige im frühstücksraum, begrüsst von der haus- bzw. gastfrau mit ’sie sind der mann auf der grossen wanderung – schon gehört davon‘. so komme ich zeitlich gut fort und bin relativ bald in türkenfeld, will der aufstieg vom ammersee gar nicht so heftig ist wir vermutet. hinter dem ort ergibt sich unvermutet eine möglichkeit der rast, wo ich mir eine käsesemmel gönne. da meldet sich sebastian um sein mitlaufen zu konkretisieren (gestern haben wir schon grundsätzlich ausgemacht, dass wir zusammen laufen). nun plant er zusammen mit den kindern zu kommen. wegen hausaufgaben etwas später und für einen hinteren teil der etappe.

so nehme ich die beine unter meine arme und lege einen zahn zu. ich möchte gut vorwärts kommen, damit die strecke mit den kindern möglichst kurz ist. dich erst muss ich um volkswandertags-gruppen verschiedenster gerade herum jonglieren. aber ich muss nicht jene mit sägemehl-strichen ‚gesperrten‘ wege meiden wie sie und komme dank komoot gut durch.

wieder wandere ich durch wälder und über wiesen und felder – aber nicht wie angekündigt bei sonnenschein. die himmel ist bedeckt und meine gangart hält mich warm. wir in den tagen zuvor klingen ohrwürmer durch mein hirn und über meine lippen. das udo-jürgens-konzert klingt nach: zu beginn war es ‚… aber bitte mit sahne!‘ gestern ‚ihr werdet euch noch wundern, wenn ich erst rentner bin … mit sechsundsechziiiig…‘ heute war ich ’noch niemals in new york … einmal verrückt sein und aus allen haben fliehn‘.
zwischendurch rennt im wald ein reh kurz vor mir über den weg und ein zweites versuche ich vorsichtig anzupirschen, während es am waldrand äst – keine chance, der wind weht ungünstig. dafür liegt der ortsanfang von dünzelbach unmittelbar vor mir. von hier aus bis zum ziel sind es noch zehn kilometer –  eine strecke, die für die kinder machbar sein dürfte. bei der suche nach einem geschickten treff-punkt erreicht mich eine sms von sebastian, der absagen muss, weil die situation zuhause ein herfahren nicht möglich macht. schade!

so ziehe ich den weiterhin alleine weiter – auch auf wegen, die ich ohne komoot nicht unbedingt gefunden hätte oder gegangen wäre. der ackerrain, den eigentlich nur landwirte auf ihren traktoren nutzen, lässt mich fern von asphalt und pkws einen guten weg finden. weniger kommod ist es für mich, wenn ich mit dem handy ein foto machen möchte: handy aus der tasche ziehen, das kabel&gewirr hinterher, fotografieren, handy in die tasche zurück, kabel-gewirr hinterher, den zweiten kopfhörer ebenso, dabei den anderen nicht von rechten ohr wegziehen. bis ich in bremen sein werde, habe ich die optimale lösung sicherlich gefunden.

als ich dann auf die steinacher kirche zu laufe, schlägt diese gerade drei uhr – ‚haben sie noch nicht die sommerzeit drin?‘ frage ich mich. aber kurz darauf an meinem ziel verabschiedet sich wieder komoot von mir und ich realisiere, dass die geschlagene uhrzeit richtig war. da das haus geschlossen ist, verbringe ich die zeit im sonnenschein mit etwas nähere gegend erkunden und reise-tagebuch führen. dann erwartet mich ein schönes zimmer mit einer wohligen dusche. und danach ein vegetarisches essen und ein nettes, interessantes gespräch mit dem hausherrn und bio-land-wirt.

zum und am ammersee

samstag, 06.04.2019
pähl – inning/ammersee (22,5 km, insgesamt 66 km, 370 m auf, 370 m ab)

mitten in der nacht bricht auf dem hof und auf den flur grosse unruhe aus mit den end-ergebnis, dass die tür zu meinem zimmer aufgeht und ich aufschrecke. ich höre eine frauen-stimme „tschuldigung“ sagen, dann geht die tür wieder zu. zum glück brauche ich nicht allzulange um wieder einschlafen zu können. nach dem morgendlichen aufwachen geht ein erster blick aus den fenster: es ist sehr diesig bis neblig.

in aller ruhe richte ich mich und gehe zu den gestern entdeckten bäcker zum frühstücken. unter anderem erstehe ich eine brezel, bei der mit sogleich angeboten wird, diese mit butter zu liefern. diese stellt sich als sehr gute bayrische butter-brezel heraus, dass ich mir anschliessend als weg-zehrung gleich nochmal eine mitgeben lasse. die angebotene frühstücks-lektüre ist dagegen niveaulos: die zeitung mit den bombastischen buchstaben. vielleicht erfahre ich gerade, warum ausser mir niemand frühstückt, aber die bäckerei permanent kundschaft hat.

nachdem ich gut gestärkt den weg unter meine füsse genommen habe, geht es immer mehr bergauf. kurz nach den letzten häusern ziehe ich mein lang-ärmliges shirt aus um nicht allzusehr und schwitzen zu kommen. der weg führt mich durch einen wunderschönen buchen-wald. niemand begegnet mir, es ist sehr still.

mit einem knopf im rechten ohr führt mich komoot auf pfaden und kleinen wegen über den berg richtung ammersee. irgendwann fällt mir auf, dass mit immer mehr menschen entgegen kommen: tageswanderer-paare, spaziergänger ohne und mit hund, dann auch mountain-biker. und auch die sonne kommt immer mehr durch die wolken durch. aber das frauen-kloster in dießen am gegenüber liegenden see-ufer liegt immer noch leicht im dunst. je tiefer ich dann zum see hinunter komme, desto höher wird die anzahl deutlich erkennbarer touristen. ich erreiche schliesslich das ufer und komoot schickt mich über die see-promenade. irgendwann wende ich mich davon ab nach rechts weg vom ufer.

was macht der mensch bei wärmendem frühlings-sonnenschein an einem see? irgendwann gelüstet es ihn nach einem cappuccino und einem eis – auch mich. nebenher beobachte ich die unterschiedlichsten menschen, die vorüber gehen. da ist dieser gedanke wieder da: es geht uns, auch mir, unheimlich gut – im grunde genommen auf kosten anderer. auf den weiteren weg beobachte ich eine ältere dame, die – sorry/pardon – sich attraktiver machen möchte als es in ihrem alter sinnvoll ist. ihr könnt ein recht kräftiger hund kaum hinterher, will er so kurze beine angezüchtet bekam, dass der bauch beinahe auf dem boden kratzt. aber ich komme auch im rechten moment zu einer familie, bei der das 3-jährige endlich einen stecken am ufer gefunden hat und alle sich darüber freuen.
als es aus der stadt hinaus geht, entdecke ich ein weg-zeichen mit der blauen muschel – ich gehe jetzt ein stück jakobs-weg! zum gleichen zeit-punkt fahren ein notarzt-wagen und drei feuerwehren mit greller sirene an mir vorbei. hoffentlich kommen sie früh genug an! auf dem weiteren weg ruft sebastian an, erst will morgen ein stück mit laufen.

in inning angekommen werde ich bei meiner unterkunft freundlich aufgenommen und bekomme ein nettes kleines, aber feines zimmer. dort wasche ich erst meine wander-klamotten und dann mich selbst. nach einem telefonat mit renate schlendere ich durch den ort und bleibe bei einem griechischen restaurant hängen. die gast-stube ist voll mit familien mit kindern unterschiedlichsten alters. in diesem lebhaften raum geniesse ich eine vegetarische moussaka und anschliessend einen ouzo. zurück im zimmer setze ich noch diesen text auf.

immer an der ammer entlang

freitag, 05.04.2019
huglfing – pähl (21,3 km, insgesamt 42,5 km, 120 m auf, 160 m ab)

beide haben wir schlecht geschlafen – das zimmer war (obwohl die heizung abgestellt ist) sehr warm. da hat auch das geöffnete fenster wenig geholfen. nach dem richten und packen, frühstücken und bezahlen treten wir vor die tür. dort bemerken wir, dass der nächste zug in der zeit abfährt die wir zum bahnhof brauchen. also erhöhen wir das wander-tempo dorthin deutlich. mit dem erreichen der bahnschranken klingeln die bereits und wie wir die gleise queren gehen sie herab. keine sekunde später hätten wir da sein dürfen. beim erreichen des bahnsteigs ist auch schon der zug zu sehen. ein kurzer abschied und schon muss renate einsteigen – kurz und schmerzlos (-voll?).

bevor ich meinen weg finde, entdecke ich auf dem bahnhofs-parkplatz einen zoe. der weg führt mich zuerst einmal an der waldorfschule vorbei, der mutmasslichen schule unseres enkelsohnes. die schienen begleiten mich anschliessend ein gutes stück weit. schliesslich gelange ich wieder (scheinbar) querfeldein zur ammer. immer an der ammer entlang geht es nun bis weilheim. ich begegne joggern und hunden mit ihren ‚frauchen‘ und ‚herrchen‘, rotschwänzchen und eichhörnchen. mit eintritt in weilheim verspüre ich lust auf einen besseren kaffee als der zum frühstück. an der stadthalle treffe ich glücklicherweise den hausmeister, der auch gleich einen heissen tipp parat hat für mich. kurz darauf steht am anderen ende des parkplatzes ein heisser cappuccino vor mir auf dem tisch.

nach dessen genuss installiere ich meine kopfhörer am fairphone, damit die regie-anweisungen meines navis nicht die vorbei kommende bevölkerung belästigen.
mit einem knopf im rechten ohr ziehe ich weiter am rechten ufer der ammer entlang. auf zickzack-wegen lege ich die letzten beiden kilometer nach pähl zurück, wo ich kurz nach zwei uhr meine heutige unterkunft betrete. im doppelzimmer (nur solche sind hier vorhanden) fühle ich mich etwas ungewohnt bis unwohl. zudem ist es so kalt wie das letzte warm war.

so erkunde ich erst einmal den ort nach möglichkeiten für das morgige frühstück – das bekomme ich nicht im gasthaus. und ich finde tatsächlich eine kleine bäckerei mit einem kleinen lebensmittel-anhang, wo ich mir etwas kaffee & kuchen gönne und mich über die öffnungszeiten kundig mache.

zurück im zimmer drehe ich die heizung auf, weil ich im pulli friere. da merke ich, dass sich in diesem zimmer kein fernseher befindet. so wird das ein wirklich freier abend.

loslaufen mit lotta

donnerstag, 04.04.2019
grossweil – huglfing (21,2 km, 320 m auf, 340 m ab)

wir laufen nach einem guten bircher müsli los mit lotta an der langen leine. beim bäck ums eck gibt es noch zwei brezeln.
dann ziehen wir drei bei bedecktem himmel, windig witterung und kalten temperaturen los – richtung norden, sprich bremen.
wir machen erste erfahrungen mit komoot als navi: eine relativ freundliche damen-stimme gibt uns klare richtungs-angaben. wiederholt sagt sie uns wir auf den rechten weg bleiben. es geht zuerst mal steil und teilweise matschig den berg hoch. ich versuche lottas 7-m-leine kunstvoll darüber zu bringen. und dann heisst es weg vom geschotterten waldweg nach links abzubiegen. wir wundern uns, weil wir keinen weg sehen können. aber dann erkennen wir doch andeutungsweise einen trampelpfad. sehr skeptisch gehen wir weiter und so merken wir schnell, auf was für einen schönen wanderweg wir geführt worden sind. ich bin immer mehr überzeugt von der app-programmierung. dann bekommen wir vor einem bauernhof die anweisung nach links ins gelände zu gehen, stehen aber dann wohl vor einem abhang. wir gehen zurück und versuchen es auf der andern seite des hofes weiter. und kurz darauf können wir einen weg (durch den hof durch) erkennen und sind wieder auf der route. wieder ein punkt für komoot.
lotta kümmert das alles nicht. an der langen leine läuft sie voraus oder lässt sich nach hinten fallen und erschnüffelt sich ihre welt. zwischendurch kann sie an einer kleinen badewanne trinken.
der hunger lässt uns an einer kleinen kapelle eine sehr windige und daher kurze rast machen, wo wir drei uns die zwei brezeln teilen.
mit der zeit ist lotta nicht mehr vorne zu finden, sondern entweder bei uns ist hinten beim schnüffeln. als wir in spatzenhausen  geradewegs auf ein gasthaus zulaufen, entscheiden wir uns eine richtige pause einzulegen. aber lotta weigert sich mit rein zu gehen, zumal wir drei sogleich heftig angekläfft werden von einem hat nicht so grossen hund. also trinken wir zuerst mal im biergarten in der sonne alles etwas. lotta wird dann von sebastian abgeholt und wir essen drinnen zu mittag.
etwas abseits von unserer folgenden route finden wir noch ein bauern-café mit wunderbaren kuchen und torten. natürlich gibt es einen kaffee dazu.
in der pension in huglfing bekommen wir dann noch besuch: sebastian kommt auf seinem heimweg vorbei.
wir essen in unserer gaststätte zu abend, wobei nur sebastian isst – wir sind immer noch gut satt.

mit dem zug ins alpenvorland

zuhause ist noch zeit um letzte dinge im haus zu erledigen. während renate noch einmal in die Stadt gefahren ist, verspüre ich doch eine leichte anspannung in mir. noch kurz ein plakat aufgehängt und im waldorf-kindergarten vorbei , dann fahren wir nach eckartshausen zum bahnhof. je länger wir im zug sitzen, desto besser wird das wetter. in der sonne scheinen wiesen und felder in den unterschiedlichsten grün- und brauntönen. kleine dörfer, und siedlungen ziehen am fenster vorbei. schülerInnen kommen aus der schule, radfahrerInnen ziehen die wege im t-shirt entlang, kinder spielen draussen und erwachsene sitzen auf der bank vor dem haus. frühling ist’s!
die anspannung wird zur entspannung und zur vorfreude.

am abendlichen holzfeuer im grossweiler ofen sitzen wir dann beim vesper. und nachdem die enkel im bett sind, geht es in unserem gesprächen um schulbesuch, verwandten-besuche und arbeits-alltag.

die rucksäcke sind gepackt – der zug fährt ab

nun ist alles gerichtet: die reise-vorbereitungen so gut wie abgeschlossen. alles was wir – was ich für die wanderung brauche, ist in trockenen tüchern. wäsche und ausrüstung für gute und schlechte tage, zahnbürste und co, notfallproviant und -päckchen. GPS-daten sind auf meinem fairphone, auch die liste mit den unterkünften. stock und hut liegen bereit.

es kann los gehen.

nun fahren wir mit zug und bus richtung garmisch-partenkirchen und ganz kurz vorher, in grossweil, machen wir station und übernachten bei sebastian und seiner familie.

und geht es richtig los am tag darauf!