bar oder nicht bar?

samstag, 22 09.2018
grandas de salime – a fonsagrada (25,5 km, 860 m auf, 470 m ab, 1110 m höhe, pkw zum campingplatz)

froh, aus der sehr nachgiebigen matratze heraus zu kommen, vollziehen wir in aller ruhe die bekannte morgendliche prozedur und versuchen dann, den zimmer-schlüssel loszuwerden. unten ist jedoch alles abgeschlossen, also bringe ich den schlüssel wieder nach oben und lege ihn im zimmer ab. dann suchen wir eine frühstücksbar und gehen anschliessend im dichten nebel wieder aufwärts. wir lassen uns zeit im wissen, dass dies heute eine sehr kurze strecke sein wird. es ist ein genuss im nebel durch die natur zu wandern. oben in castro finden wir zuerst eine 20-köpfige herde junger stiere und kühe,junge kühe und stiere dösen auf der nebligen weide die im nebligen morgen dösen oder wiederkäuen. nur zwei junge stiere messen spielerisch ihre kräfte, um danach zufrieden ihre rangordnung anzunehmen. erst als dann kurz darauf eine noch grössere herde milchkühe an ihrem zaun vorbei getrieben wird, werden alle unruhig und drängeln sich am zaun.

an der herberge angekommen, müssen wir erst einmal personal suchen. und wir erfahren, dass es auf den nächsten 20 kilometern tatsächlich keine übernachtungs-möglichkeit gibt. da das ganze dorf von nebel eingehüllt ist, beschliessen wir, doch noch weiter zu gehen und die lange tour zu wagen. hohlwege und landschaft sind wieder wunderschön. der nebel löst sich auf und die sonne kommt hervor. dann aber geht es quälend lange an der strasse entlang. anschliessend tauschen wir den harten asphalt wieder mit steilen und nicht weniger sonnigen und heissen wegstücken ein. grenz-lienie aus steinen über den wegschliesslich erreichen wir den sattel, an dem sich die asturisch-galizische grenze befindet. wir freuen uns darauf, dass in ganz kurzer zeit abwärts eine bar zu erwarten ist, wo wir eine kaffee-pause einlegen können. im näher kommen stellen wir fest, dass sie geschlossen ist. enttäuscht setzen wir uns neben anderen pilgern auf die aussen stehenden stühle und vertilgen unsere packung notfall-kekse. in wenigen kilometern gibt es ja noch eine weitere bar! aber der aushang davor vermeldet, dass auch diese zu hat. erst übermorgen gibt es dort wieder etwas! die enttäuschung weicht dem ärger. ein kilometer-langer strassen-abschnitt kommt dann noch dazu. renate droht mehrfach mit trampen, aber die autos kommen immer von der falschen seite.

zwischenzeitlich sind unsere wasser-flaschen leer, ohne dass wir sie zwischendurch wieder füllen konnten. in einem kleinen ort sehen wir einen älteren mann in seiner garage sitzen, der seine bohnen verarbeitet. den fragen wir nach wasser. er greift zum bereit liegenden garten-schlauch und füllt uns sämtliche flaschen. dankbar verabschieden wir uns und befeuchten nun innerlich unsere körper.

auf dem abstieg zu unserem zielort bietet uns in der tal-sohle der camino zwei möglichkeiten für den wieder-aufstieg an: ein längerer bogen an der strasse entlang oder ein deutlich kürzerer, aber noch deutlich steilerer direkt in den ort hinein. trotz (oder wegen?) der hinter uns liegenden widrigen wege entscheiden wir uns für kurz und steil. sehr quälend zieht sich das letzte stück heute aufwärts. im wissen, nichts reserviert zu haben und in der hoffnung, wenigstens eines der doppelzimmer noch zu bekommen klopfen wir an der herberge an. aber alles ist hier belegt, auch die einzige pension am ort, so erfahren wir. ich verweise auf das im pilger-führer gefundene camping, wo es irgendwelche häuschen geben soll. der sehr freundliche hospitaliero telefoniert gleich und meldet zurück, dass wir abgeholt werden könnten, aber erst in einer halben stunde (spanischer zeit, wie er betont). er würde meine handy-nummer weitergeben für den rückruf, aber erst mal muss mein gerät wieder hoch gefahren werden. und beim eintippen der nummer streikt es dann noch. wenn’s drauf ankommen muss… – schliesslich klappt’s dann doch noch. auf unsere bitte hin, reserviert uns der freundliche hospitaliero gleich die morgige herberge. wir gehen erst einmal wasser und essbares einkaufen. zurück an der herberge steht bereits ein kleiner alter und klappriger kastenwagen da. nach ein paar sprachlichen widrigkeiten kommt – zum glück – jener freundliche hospitaliero noch hinzu und entwirrt englisch-spanisch alles hin zum guten.

sodann fahren wir im klapprigen fahrzeug deutlich länger als gedacht bergab zum camping. dort erhalten wir zuerst einmal einen likör eingeschenkt! nach registrierung und übergabe von tomaten, wurst, brot und joghurt sowie bett/wäsche werden wir vor unser wochenend-häuschen gefahren. wir haben noch ein bett bekommen, und das in netter umgebung. nach einrichten, duschen und fusspflege setzen wir uns froh zum heutigen kalten abendessen auf die schmale eingangs-veranda des häuschens. im nachbar-chalet ziehen mittlerweile sechs weitere pilgerInnen ein, darunter ein junges deutsches flitterwochen-paar, mit dem wir uns noch ein wenig in unserer muttersprache unterhalten können. dann geht nur noch eines: in die horizontale zum schlafen. stop-schild mit zusatz text

Ups, ich kann nicht mehr lesen!

freitag, 21.09.2018
berducedo – grandas de salime (19,5 km, 630m auf, 960 m ab, 978 m höhe)

die vergangene nacht war herbergs-mässig absolut daneben: statt ordentlich zu schlafen war der mann im unteren nachbar-bett gefühlt die ganze nacht hindurch unterwegs. raus aus der herberge und wieder rein in die herberge, und das wohl am laufenden band!! für renate eine gnadenlose nächtliche tortour. morgens um halb sechs uhr hat er dann als erstes seine wanderschuhe angezogen um danach im gefühlten 5-minuten-rhythmus seinen rucksack vor der tür zu packen. für jedes gepäckstück kam er aber zu seinem bett und ging zurück nach draussen. ich nutzte mein aufwachen durch einen frühen indoor-wc-gang und konnte danach doch noch einmal einschlafen. renate jedoch quälte sich durch die nacht.

nach dem frühstück sind wir viel auf asphalt unterwegs. wie in den letzten beiden tagen ist es morgens noch recht kühl, daher tragen wir doppelte shirts und renate lange hosen. im laufe des sich erwärmenden tages wechseln wir dann die kleidungsstücke. mehrere kilometer geht es in vielen bögen auf der strasse entlang leicht und stetig abwärts und später auf etwas angenehmeren wegen wieder aufwärts. dabei kommen wir durch gelände, in dem stark verkohlte baumstämme stehen im waldes im april des vorjahres einen grossflächigen waldbrand gegeben hat. es ist kein gutes gefühl zwischen den schwarz gefärbten, verbrannten baumstämmen, wurzeln und kiefern-zapfen durch zu gehen. man sagt hier, es sei brandstiftung gewesen, aber genaues erfahren wir nicht – zumal bei unserem sehr begrenzten spanischen sprach-vermögen.

je mehr wir ins tal hinab kommen, desto wärmer wird es und es kommt der zeitpunkt, wo wir weniger kleidung am leib haben sollten. also stöcke ablegen, rucksack herunter nehmen, brillen absetzen, pullover ausziehen und einpacken. dann das ganze retour. oft schon so gemacht, und doch ist es jedes mal etwas anderes. dieses mal ist es dann wirklich gravierend anders. vom pulli befreit ziehen wir weiter abwärts bis zum nächsten halt, der zum glück nicht weit entfernt vom umzieh-ort weg ist. da merkt renate, dass sie ihre brille nicht mehr auf der nase hat! die hat sie zwar extra zwischen die stöcke gelegt, aber dann, weil randlos, übersehen. die flecken, wo wir gewechselt haben, sind überschaubar. also lege ich den rucksack ab und gehe noch einmal hinauf, um die entscheidenden stellen abzusuchen. erst einmal aufwärts mit blick eher am weg-rand (sie könnte ja herab gerutscht sein) und dann noch einmal abwärts mit blick auf den teil des hangs, der in stockgriff-nähe ist. aber nichts! renate kommt auch noch hoch und wir suchen ein drittes mal gemeinsam den weg ab, aber keine brille ist zu finden. FRUST. aber nichts ist ohne sinn – damit trösten wir uns und ziehen weiter talwärts.

dort erwartet uns dann der – schon von weit oben erblickte – grosse stausee. beim queren der staumauer fällt uns auf, wie wenig wasser dieser see hat. zwischen ein und zwei meter tiefer liegt der wasserspiegel als üblich. ist das der regenarme sommer? oder der grosse wasser-verbrauch? oder beides? schliesslich geht es auf der anderen talseite wieder aufwärts – asphaltmässig auf der linken seite der strasse. ein hotel mit restaurant etwas oberhalb der talsohle lädt uns zum pause machen ein. wir genehmigen uns einen kaffee und essen unsere rucksack-kekse, weil die bedienung nicht so motiviert auftritt. aber dafür erkennen wir an den nachbar-tischen pilgerInnen von heute und gestern. beim blättern durch den pilger-führer werde ich zum vorleser.

bis kurz vor der höhe quälen wir uns auf der asphalt-strasse nach oben, jeden gangbaren weicheren seitenstreifen ausnützend. dabei überqueren wir auch das rinnsal, das den stausee speist. kurz vor dem zielort dürfen wir endlich von der strasse runter auf einen viel schöneren fusspfad, der zwar steil, aber angenehm zu laufen ist. in der herberge erfahren wir, dass alle betten belegt sind. aber sie hätte da noch ein zimmer, das sie uns geben könnte, meint die wirtin und hospitaliera. für 30 euro nehmen wir es, froh darüber, etwas bekommen zu haben. das zimmer stellt sich dann doch als etwas dürftig und älter (samt einrichtung) heraus. aber wir haben ein eigenes bad. nur die benutzung des bettes gleicht diesen vorteil wieder aus. die matratze des doppelbettes gibt in der mitte massiv nach unten nach.

bei einem aperitif an der bar treffen wir auch das österreichische paar wieder, das wir am vortag kennen gelernt haben. nach einem kurzen plausch gehen wir auf die suche nach einer möglichkeit zum essen. wir finden im rahmen eines grösseren erkundungsspaziergangs ein restaurant, dem ein hotel angeschlossen ist. dort können wir essen und bekommen auch gleich gesellschaft in form des französischen ehepaars, das wir in den letzten tagen immer wieder getroffen haben. gemeinsam essen wir und erfahren, dass sie beide lehrer für mathematik waren. sie war lange zeit in indien, was für renate sehr interessant ist. die beiden sprechen so gut englisch, dass ich kaum zu französischen brocken komme. und wenn an einem tisch in der nachbarschaft nicht ein paar spanier lautstark karten spielen würden, wäre für mich die konversation noch schöner. aber spanier können sehr laut sein, das haben wir schon vorher erfahren. zuletzt starten wir dann den versuch, eine ruhige nacht auf der sehr nachgiebigen matratze hinzubekommen.zwei esel auf der weide

über den berg

donnerstag, 20.09.18 (heute wird sebastian 34)
pola de allande – berducedo (17,5 km, 1146m höhe, 800m auf, 440 m)

um sieben uhr klingelt der wecker und wir stehen auf und packen. unten gibt es ein sehr kleines frühstück, dann ziehen wir in der verschwindenden dämmerung los – so früh wie nie zuvor auf dem primitivo. aber es geht heute auch über den höchsten berg unserer gesamten strecke. eine zeit lang müssen wir der strasse entlang, dann aber kommen wir auf schönen wegen gute vier stunden vorwärts – ausschliesslich bergauf – mal mehr, mal weniger. bekannte und unbekannte pilgerInnen ziehen an uns vorbei. nur mit einem von ihnen haben wir eine ähnliche geschwindigkeit, so dass wir uns immer wieder gegenseitig überholen. oben auf dem sattel machen wir eine längere pause, wo wir die weite umgebung bewundern und unsere mägen wieder etwas auffüllen.wilde pferde grasen auf der höhe

ich nutze dies auch dazu, die ‚wild’pferde und die blühenden herbstzeitlosen zu fotografieren. der abstieg ist auf den ersten metern heftig: steil und mit vielen kleinen und ganz kleinen steinen. langsamkeit, aufmerksamkeit und konzentration ist angesagt. nach einigen hundert metern wird der bodenbelag besser und der weitere abstieg gestaltet sich etwas angenehmer. abstieg bleibt aber abstieg, das geht in die bein-gelenke. unser franzosen-paar treffen wir immer wieder an, wenn sie oder wir eine pause einlegen. dies nutzen wir auch für kleine deutsch- und französisch-lektionen. kurz vor dem ziel gibt es noch eine kleine pause und dann, angekommen, zuerst einmal die bestellung und belegung von zwei betten. dann gönnen wir uns kaffee, croissant und cerveza (bier), bevor wir uns einrichten, duschen und wäsche waschen. kleine einkäufe und spaziergänge füllen die zeit zum abendessen.

kurz davor lädt und die ältere spanierin carmen, die uns das kleider waschen in spanisch übersetzt hat, zu einem sidre ein und erzählt, dass dies ihr dritter camino sei, und das mit 73 jahren. sie kann nur spanisch. wir nicht, aber wir verstehen alles, was notwendig ist, dank händen und füssen. das gespräch beendet ein pilger-menü (in der hauptsache) für mich und für renate einen salat. im wissen, dass dieser camino mit seinem standard-essen einmal zu ende geht, kann ich auch dieses ‚menü‘ etwas geniessen. am nachbar-tisch haben österreicher gegessen und beim rausgehen spricht renate sie an. sie erzählen, dass es ihr erster camino ist und sie fasziniert von der natur seien.

wir holen dann noch die letzte wäsche rein und machen uns bett-fertig. das einzige männer-klo bei insgesamt 16 betten ist längere zeit besetzt, also ziehe ich mir wieder meine hose an und gehe draussen ums eck pinkeln. und ich bereite mich innerlich auf morgen entsprechend vor, ggf. das freie outdoor-wc benützen zu müssen.
steindorf im hang

wo der weg scheidet

mittwoch, 19.09.2018
campiello – pola de allande (14 km, 390 auf, 470 ab, 808 m höhe)

die nacht war unruhig: ich konnte lange nicht einschlafen und renate ist darin länger wach gelegen. wenn man es positiv sehen möchte, war es gut, dass die nacht schon um halb sechs uhr beendet war. der versuch weiter zu schlafen scheitert. so stehe ich dann auf, um eine der drei toiletten frei anzutreffen. dies gelingt jedoch nicht auf anhieb. so fällt mir nur der pilger-spruch vom vortag ein: ‚über den druck auf die blase entscheidet der ort – vor oder hinter der tür.‘ wieder druckfrei durch die türe hindurch versuche ich noch einmal zu schlafen. das ist erfolglos, also stehe ich auf und reihe mich ein in die im relativ dunkeln packenden pilgerInnen. da immer noch eine pilgerin schläft, macht niemand das grosse licht an – respekt! auch wird so gut wie gar nicht, und wenn, dann sehr leise geredet.

pünktlich zwei minuten nach sieben uhr öffnet die bar zum gemeinsamen frühstück. das besteht aus im öl angebratenen (alten) brot, das wahlweise leer oder mit pfirsich-marmelade bestrichen gegessen werden kann. ansonsten gibt es noch in plastik eingepackte süsse spanische irgendwas-küchlein. wir kaufen noch wasser und brot und verabschieden uns dann herzlich von unseren würzburgern, weil diese heute die lange und hohe strecke über den berg nehmen. wir verteilen dies auf zwei tage, daher ist ein wiedersehen eher unwahrscheinlich.

wir asphaltieren zuerst und gehen dabei an einem (auf pilgerInnen?) wartenden taxi vorbei. dann erwarten uns wieder wunderschöne (wald)wege, wo wir wieder die natur um uns herum bewundern. und zwischendurch geht renate abseits ins natur-WC und zieht sich dann den pulli aus, dabei legt sie ihre brille ins gras und gesellt sich dann wieder zu mir auf den weg – ohne brille! einige momente – dann bemerkt sie es. also gehen wir ganz vorsichtig zurück auf die wiese und suchen diese ab. glücklicherweise sichten wir die fast durchsichtige brille schnell.

wo der weg über die berge abgeht, treffen wir einen jungen pilger, der uns erzählt, dass er zurück läuft. im gespräch mit dem gebürtigen hamburger mit nunmehr spanischem pass, der seit vier jahren caminos macht (und unter anderem auch als hospitaliero gearbeitet hat), kommen uns leichte zweifel, ob ihm noch ein leben abseits des caminos gelingen kann. abwärts in richtung unseres zielorts kommen wir an einer bar vorbei, wo schon unser französisches ehepaar sitzt und vespert. wir trinken einen kaffee und essen zusammen ein käse-bocadillo. dann treffen noch unsere spanier ein, die ein bier und muscheln in öl aus der dose geniessen. und letztendlich stossen auch noch unsere knie-gehandicapten niederländer hinzu.
bar von josé manuelda wir uns in der bar geirrt haben, gehen wir noch etwa einen halben kilometer weiter und trinken dann in der  noch einen weiteren kaffee, um die atmosphäre bei ihm noch mitnehmen zu können. aussen und innen hat er sehr viele flaggen-bänder, innen zudem zwei wände voller verschiedenster uhren (die alle richtig gehen!). zudem ist viel, viel bunter krimskram in und vor seiner bar zu entdecken. die franzosen kommen vorbei und bieten an, uns vor der bar zu fotografieren, was wir ihnen nicht abschlagen können. der wirt spricht englisch und sogar ein wenig deutsch. so habe ich die chance eine kleine spanisch-lektion zu bekommen. zu guter letzt macht er dann sehr gern noch ein foto von uns vor seiner bar.

nun sind es nur noch wenige kilometer bergab bis wir vor unserem hotel stehen, in dem uns gestern der deutsch sprechende spanier ein doppelzimmer reserviert hat. wegen der masse an pilgerInnen waren wir uns nicht sicher, ob wir in der herberge wirklich platz bekommen. heute aber wurde klar, dass der ganz grosse schwung an uns vorbei ist. so geniessen wir zuerst ein zimmer zum ausbreiten unserer sieben sachen und dann ein essen in unserem hotel. dazwischen erkunden wir ein paar schritte weit den ort. vor dem essen gibt es einen sidre als aperitif und während des essens fussballspiele. das pilger-menü hat jeweils mindestens zwei auswahl-möglichkeiten und mundet, allerdings fällt wiederum der nachtisch etwas ab. junge katzen auf der steinmauer

wo sind meine socken?

dienstag 18.09.2018
tineo – campiello (13 km, 910 m höhe)

ein erstes aufwachen findet statt durch einen handy-wecker von nebenan – deutlich früher, lauter und länger als der unsrige. zweites aufwachen dann durch spanisch klingende gespräche ebenfalls von nebenan. dort sind wohl die vier spanierInnen untergebracht, die wir an den vortagen registriert haben. also aufstehen, richten und packen. renate holt die schuhe und zu meinem schrecken sehe ich, das in meinen die sehr guten wander-socken fehlen! ÄRGER! da hat wohl eine/r gewusst, was qualität ist. zum glück hat renate zwei paar wander-socken dabei! das hilft nicht nur meinen füssen, sondern auch etwas meiner stimmung. das frühstück in der hotel-bar hebt diese noch etwas. in einer bäckerei auf dem weg nach oben zum jakobsweg kaufen wir noch brot ein.

panorama tineo im nebel

wir gehen den hang entlang am waldrand entlang und haben einen irre blick hinunter ins tal auf tinea. es wird von nebelschwaden durchzogen und nur die höher gelegenen teile des tales ragen über den nebel hinaus. die sonne scheint auf das ganze und es sieht fantastisch aus. immer wieder bleiben wir stehen, schauen und staunen. bei mir immer noch etwas vermischt mit dem ärger über die geklauten socken. renate will mal etwas mehr füsse beobachten und anderen von den fehlenden socken erzählen. ich wünsche dem träger aufgeschlagene knie mit blut, das hinunter zu den socken läuft oder gebrochene füsse, so dass die socken aufgeschnitten werden müssen. später wünsche ich ihm (oder ihr?) dann auch noch fusspilz. über den wunderbaren weg am waldrand, der weiter währt, wird mein ärger deutlich weniger.

später taucht unten im tal ein grosses industrie-gebiet auf und in renate wächst die angst, dort hindurch in den ort geführt zu werden. doch bleiben wir noch lange oben und sehen es irgendwann später hinter uns liegen. so gestaltet sich der einzug nach campiello relativ unbeschwerlich auf wenigen hundert metern asphalt.

wir entscheiden uns – weil wir relativ früh ankommen – zuerst einen kaffee zu trinken. dies ist möglich in der bar herminia, wo aber dessen wirt auf mich nicht den besten eindruck macht. danach gehen wir zur kleinen herberge, um nach zwei betten zu fragen. wir bekommen aber eine absage nachdem der hospitaliero telefonisch bei italienern nachgefragt hat, ob ihre reservierung noch gilt. das bedeutet, wir müssen zum unfreundlichen wirt zurück, was mir etwas schwer fällt. der jedoch reicht uns sofort weiter an seine frau herminia, die uns freundlich empfängt und uns die gewünschten (unten liegenden) betten in einem umgebauten teil einer landwirtschaftlichen halle gibt. zu diesem zeitpunkt ist der schlafsaal nur von einer weiteren frau belegt.

da es relativ früh am tag ist, legen wir eine wasch-runde ein. „lavar ropa“ übersetzt die nette spanierin uns. anschliessend gut auswringen und aufhängen, dann ist zeit für ein eis. und nebenher kommen pilgerInnen für pilgerInnen die strasse herunter und wir wissen, der schlafsaal wird immer voller. als wir mal schauen, was die wäsche macht, ist er gefüllt mit dem regen treiben vieler menschen. wir besuchen in der anderen herberge unsere würzburger pilger-kollegInnen, die dort untergekommen sind. im innenhof dieser stilvollen herberge verbringen wir die stunden bis die sonne diesen nicht mehr warm halten kann. nach einer kleinen bewegungsrunde zum etwas aufwärmen ist dann gemeinsames abendessen angesagt. an einer langen tafel sitzen an die 30 pilgerInnen und warten darauf, dass essbares aufgetischt wird. bevor dieses geschieht, ist mir klar, dass der abend akustisch ein abenteuer für mich wird – es ist unsäglich laut in diesem raum. unterhaltung in englisch oder gar französisch ist für mich kaum möglich. so versuche ich, wenigstens etwas zu verstehen, was ich aus dem akustischen detöse heraus hören kann. aber es gibt einen feinen gruss aus der küche (mini-zwieback mit lachs- und mayonnaise-creme) und dazu (nicht den besten) rotwein. die anschliessende nudelsuppe und der kohl-kartoffel-eintopf (pote asturiano) kommen dem gruss qualitativ gut hinterher. auch das danach gereichte fleisch mit kartoffeln, von dem wir nur noch wenig essen können (der magen ist voll) schmecken sehr gut. nur der mini-eis-hut als nachtisch fällt wieder einmal deutlich ab.

dafür gibt es (auch für mich, nachdem die meisten pilger weg sind) noch interessante gespräche mit einem jungen camino-ehepaar (sie amerikanerin, er engländer, wohnhaft in london), die auf camino-hochzeitsreise sind. wir reden über den brexit („the train is running and it can no longer be stopped“) und mit einem jungen spanier kommen wir dann noch auf die probleme in katalonien. zurück im dunklen schlafsaal – mit über 30 pilgerInnen voll belegt – der durch einige handys und mini-leuchten trotzdem eine gute orientierung bietet, um das eigene bett zu finden. die qualität der luft und geräusche lassen eine spannende nacht erwarten. in form geschnittene hecke

beachte die zeit und setze deinen weg fort

montag, 17.09.2018
salas – tieno (19,5 km, 720 m höhe)

ich werde wach als im stockwerk über unserem zimmer wohl die gesamte pilgerschar sich auf den weg macht. als es dann wieder leise ist, schlafe ich nochmal ein, bis um sieben uhr dann unser wecker uns weckt. wir richten uns und verlassen die herberge richtung einer bar. bei unserem eintreten fällt prompt der strom aus – ausser einem notlicht hinter der theke ist alles aus. nach kurzer zeit wird es wieder hell, aber es dauert nicht lange, da wiederholt sich das ganze. und dann noch einmal. mit jedem mal schwindet die chance auf einen kaffee immer mehr – ich habe den eindruck, dass die kaffee-maschine die ursache ist. aber es klappt dann doch noch mit strom, licht und kaffeemaschine. da die bocadillos uns nicht anmachen, nehmen wir kleine süsse küchlein. das bezahlen gestaltet sich wieder ein wenig zu einem abenteuer, da ich nur spanische zahlen bekomme und ich die währungs-kombination von euro und cent (noch) nicht drauf habe. als wir uns dann einig sind, bekomme ich zwei plastiktüten mit je einem mini-bocadillo und einer banane überreicht. nun ist für mich auch der etwas erhöhte preis für das frühstück plausibel.

im ersten teil des tages geht es nur bergauf, nicht allzu steil, aber kontinuierlich über zwei stunden. wir gehen langsam und werden daher immer wieder überholt, vor allem von jüngeren pilger-(paaren). es ist ein schöner waldweg, der erst ganz weit oben in asphalt übergeht. zwischendurch bemerke ich mit erschrecken, dass ich keine wasserflasche mehr habe. entweder in der herberge vergessen oder unterwegs verloren, eher das erste, jedoch ist das zweite nicht ausgeschlossen. Nun ist sie weg. fast oben angekommen finden wir eine art bushaltestelle, die als rastplatz ausgezeichnet ist. die kurze pause ist ausgefüllt mit dem verzehr der banane. ganz oben in la espinal kaufen wir im ersten laden zwei nektarinen zum gleich essen und eine kleine flasche wasser zum gleich trinken. ein paar schritte ausserhalb des ladens vermisse ich meinen stock, nach dem bezahlen habe ich ihn an der kasse stehen lassen. die erinnerung an frühere caminos kommt hoch. nachdem ich gecheckt habe, was für ein (papp-süsses) wasser ich ausgesucht habe, muss ich ins nächste geschäft und nach einer weiteren nicht zu grossen flasche mit besserem inhalt suchen.

nach kilometer-weiten schönen wegen treffen wir die spanische gruppe, die uns schon mal aufgefallen ist: ein paar und dazu zwei ältere männer, einer davon etwas korpulent. sie machen eine pause an einem bachbett und halten ihre füsse ins wasser. wir kommen in englisch ins gespräch. nachdem ihnen klar ist, dass wir deutsche sind, erzählt der schlankere der beiden älteren, dass er mit neun jahren deutsch gelernt habe, es aber nicht mehr recht könne. tatsächlich klingt es sehr gebrochen und kratzig. im laufe seiner sätze wird es aber immer flüssiger. schliesslich ziehen wir weiter und machen eine zeit später an einem rastplatz eine kleine keks-pause. dort überholen uns dann nicht nur die spanierInnen aus dem bachbett. als wir gerade am aufbrechen sind, kommt auch eine gruppe von drei niederländern vorbei, die renate schon früher wegen ihrer mutmasslichen knie-probleme aufgefallen sind. nun fallen auch mir die vielen knieschoner bei ihnen auf. nachdem sie merken, dass wir etwas flotter sind, bitten sie uns höflich vorbei. nach einem sportgelände mit schwimmbad kommen wir kurz darauf an einer pilger-statue vorbei, die als sonnenuhr fungiert. darunter steht ein spanischer spruch, dessen übersetzung im rother-büchlein zu finden ist: „Wanderer, beachte die Zeit und setze deinen Weg fort.“

es geht nun bergab nach tinea hinein, das malerisch im hang liegt, zum albergue-hotel. dort werden uns nur betten im oberen stockwerk angeboten, aber es seien noch privado-zimmer frei für den doppelten preis von 18 €. wie die gesamten albergue-schlafräume liegt es auch im keller-geschoss, aber im separaten spa-bereich des hotels. vorbei an sauna und dampfbad (auch für pilgerInnen inklusiv zwischen fünf und sieben uhr) gelangen wir ins zimmer mit einem doppelstock-bett, wo dann renate unten schlafen kann. die dusche hat zwei eingänge, wir teilen sie mit einem nachbar-zimmer. wir können bei noch leerem zimmer duschen. umgekehrt ist das nicht mehr möglich, kurze zeit später steckt ein nachbar-duscher kurz sein gesicht zu uns ins zimmer. später stelle ich, da die luft bei uns im sehr kleinen zimmer nicht sehr gut riecht, unsere schuhe ins allgemeine regal hinaus und stecke die socken mit in die schuhe rein. renate ist derweil in der hotel-sauna, ganz nackig wie sie es in deutschland gewohnt ist. als dann ein mann (in badehose, wie in spanien üblich) auch saunieren will, ist nicht ganz klar, wem es peinlicher ist. den nächsten sauna-gang begeht sie spanisch.

später kaufen wir proviant für den nächsten tag ein und trinken in sichtweite zum hotel einen aperitif. vor dem hotel haben zwischenzeitlich drei flotte britische jaguare geparkt, die nun – vor allem bei (jungen) männern – viel aufsehen erregen. bei einem apfelkuchen planen wir noch ein wenig die nächsten etappen. um halb neun uhr beginnt dann unser reserviertes abendessen, direkt neben den edlen britischen herrschaften, deren edle benzin-kutschen wir gesehen haben. es gibt relativ viel und gutes zu essen, nur der nachtisch ist sehr einfältig: zur auswahl stehen apfel, birne und orange. kuh und ihr kälbchen auf der weide

internationale besetzung auf dem weg

sonntag, 16.09.2018
alto de cabruñana – salas (18 km)

zu fünft in einer 20-betten-herberge, da kann man sich verteilen. die nacht verlief aber nicht ganz problemlos, weil wir beide öfters mal wach geworden und dann auch geblieben sind, vor allem wegen der üppigen und nicht gerade fettarmen nahrungsaufnahme und auch hundegebell in der nachbarschaft.

zum sonntags-frühstück in der herbergs-küche gibt es schwarztee und marmelade auf baguette von gestern. wir ziehen dann los mit dem von hand gezeichneten plan des wirts. die zwei kilometer auf der nationalstrasse gestalten sich ruhig, es ist sonntag früh: ein kleiner tiertransporter von hinten und drei pkw von vorn. nach nachlaufender pilger-hundeinigen kurven und abzweigungen erreichen wir wieder den original-primitivo. in einem dorf läuft uns ein hund nach, der erst von uns ablässt, als wir durchs nächste ziehen. auf dem weg nach cornellana begegnen uns immer mehr pilgerInnen, und im ort ist dann auch die erste bar gefüllt damit. weil diese bar direkt an einer tankstelle ist, entscheiden wir uns, bis zur nächsten zu gehen. dort sitzen auch wieder einige pilger-gruppen an den tischen. aber es gibt noch platz für uns, so dass wir uns ein zweites, eleganteres frühstück gönnen können. es kommen immer mehr pilgerInnen an und vorbei. wir geniessen unseren kaffee und lassen alle vorüberziehen. wieder mal als letzte(?) gehen wir weiter vorbei an der halb verfallenen monasteria, auf der strasse wieder steil in serpentinen aufwärts. oben angekommen werden wir überholt von einer deutsch sprechenden pilgerin, die ihrem wegbegleiter erzählt, dass es für sie als dorf-bewohnerin nicht einfach ist, sich in einer stadt zurechtzufinden. wie wahr!

über einen wunderschönen wilden waldweg durchqueren wir ein kieswerk, an dessen ende uns ein plakat ins auge fällt: albergue de campa – vegetarisches gemeinsames abendessen und hausgemachtes frühstück erzählt uns der digitale übersetzer im handformat. wir haben nun ein konkretes ziel und werden prompt von weiteren deutschen sätzen überrascht. mit den drei würzburgern, die uns beim übersetzen eingeholt haben, gehen wir ein stück und tauschen uns über unsere camino-erfahrungen aus. einer von ihnen meint, dass vor allem deutsche pilger in der regel mit führern pilgern – also mit büchern, denn nicht-papierne führer würden uns nur ins unglück führen.

unterdessen entdecke ich ein schönes fotomotiv und bemerke dann, dass ich meine fototasche verloren habe. da dies erst in den letzten minuten der fall sein musste (beim hantieren mit stock und übersetzern), beschliesse ich den rucksack kurz stehen zu lassen und zurück zu gehen. da sehe ich kurz darauf eine pilgerin kommen, die mit genau dieser tasche wedelt. voll freude und dankbarkeit nehme ich sie von ihr in empfang und bedanke mich ganz herzlich. das ist der camino.

wenige kilometer vor unserem ziel beschliessen wir, nochmals eine kleine pause an einem picknick-platz einzulegen. da treffen wir wieder einen der würzburger, mit dem wir uns gut unterhalten. zwischenzeitlich gesellt sich eine mexikanerin zu uns, so dass wir unsere kommunikation auf englisch weiter führen. so lange bis sich eine weitere pilgerin zu uns gesellt, die die ihr bekannte mexikanerin anspricht. als sie uns deutsch sprechen hört, meint sie vor freude strahlend „oh, meine ersten deutschen hier“. als wir aufbrechen, geht janine mit uns mit und wir erfahren, dass sie aus bremen komme und dass dies ihr erster camino sei. durch das gespräch mit ihr fühlt sich der weg bis salas, unserem zielort, sehr kurz an. am ortsanfang will sie auf eine des spanischen mächtigen begleiterin warten.

wir finden im ortszentrum bald die von uns ausgewählte albergue campa und werden dort mit handschlag und einem glas zitronenwasser begrüsst. allerdings eröffnet uns der hospitaliero nicolas aus holland, dass es heute leider keine küche und kein gemeinsames vegie-essen geben kann. auch das frühstück morgen müsse ausfallen. das von uns gewünschte privat-zimmer sei noch nicht ganz bezugsfertig, ob wir noch zehn minuten warten könnten. in dem moment kommt eine pilger-gruppe an. da er diese begrüssen möchte, fragt er uns, ob wir unterdessen etwas trinken wollen.wir bekommen ein glas wein und setzen uns auf den platz vor der tür. dort treffen wir eine weitere deutsche pilgerin, mit der wir die nächsten etappen über die berge beratschlagen können. und schliesslich bekommen wir unser zimmer und die info, dass der wein gratis sei.

es folgt: einziehen, duschen, einen tisch für das dinner reservieren lassen, tagebuch schreiben und durchs städtchen bummeln.eine viertel stunde vor acht stehen wir im wunderschönen innenhof des hotels und bemerken, dass wir noch nicht hinein dürfen. so verbringen wir die zeit mit prospekte und landkarten anschauen. punkt acht uhr bekommen wir einen tisch und geniessen dann ein pilger-menü, das qualitativ sich sehen lassen kann und von der menge genau passend ist. beim wein ist der unterschied zum essen à la carte zu erkennen: unsere Flasche kommt bereits entkorkt auf den tisch, während am nachbartisch zuerst einmal das etikett gezeigt wird. aber für zehn euro haben wir ein wirklich sehr gutes menü serviert bekommen.

der bar-wirt spricht deutsch

samstag, 15.09.2018
escamplero – alto de cabruñana (21,5 km, höhe 363 m)

da die herberge gestern sich immer mehr gefüllt hat, ist heute früh schon recht viel los auf den drei toiletten. nach drei anläufen zu geschlossenen WCs habe auch ich dann endlich erfolg, renate ist da schon längst durch. in der küche befinden sich keine tassen (logisch, gestern waren auch keine da), so lassen wir den gestern erhaltenen schwarztee weg. wir gehen los und verzichten vorerst auch auf kekse, denn spätestens nach fünf kilometern muss eine bar kommen. es geht anfangs die strasse entlang, aber dann gelangen wir auf wunderschöne waldwege. an einer abzweigung neben einem einsamen haus (bewohnt oder verlassen?) vertilgen wir im stehen die erste keks-ration. da bellt ein hund, also doch bewohnt.

nach kurzer zeit kommen wir zum abzweig einer bar. und kurz darauf stehen wir davor und finden eine italienische pilger-gruppe unserer letzten herberge. während wir käse-bocadillo und kaffee geniessen, können wir uns in ein gespräch mit den englisch sprechenden pilgerInnen verwickeln lassen. venedig, genua und mailand sind die heimat-orte, getroffen haben sie sich auf dem flughafen. nachdem wir die reste unseres frühstücks verpackt haben, ziehen wir weiter, lange zeit auf asphalt. da kommen uns zwei wanderer entgegen – und siehe da, das (ältere) spanische paar ist den camino del norte nach santiago gepilgert und nun auf dem camino primitivo rückwärts nach oviedo.

auch heute haben wir mit total bedecktem himmel angefangen und in der zwischenzeit wird die sonne nur wenig von wolken verdeckt. kurz vor grado schickt man uns auf eine umleitung und in der folge müssen wir entlang der nationalstrasse in die stadt marschieren. dies unterbrechen wir kurz an einer bushaltestelle und etwas länger an einem aus unserer heimat sehr bekannten grossmarkt, wo wir uns mit saft und keksen versorgen. in der schlange an der kasse spricht uns ein spanier an und erzählt uns, dass er viel durch frankfurt gefahren sei auf den weg von zuhause nach vilnius in litauen. er meint dann noch, ins zentrum seien es nur noch 500 meter. es ist etwas mehr, aber wir sind froh, doch eher drin zu sein als befürchtet.

wir genehmigen uns in der ersten bar einen kaffee und überlegen uns, wie die restliche strecke aussehen soll und welche herberge wir anpeilen wollen. und dann – wie üblich in einer stadt – verlieren wir den rechten weg. mithilfe älterer spanierInnen finden wir ihn aber rasch wieder. dann geht es gewaltig steil aufwärts! zum glück nur kurz und danach auf einem schönen weichen weg. es steigt nun immer leicht an, nur noch einmal wird es nochmal so steil wie vorher. im erklommenen sattel machen wir eine kleine vesper-rast an einer verschlossenen kirche. die letzten 1,5 kilometer zum kleinen ort auf dem ‚gipfel‘ sind dann schnell geschafft. an der bar, wo der schlüssel zu holen ist, werden wir vom wirt begrüsst, der bald auf deutsch wechselt und uns die nötigen informationen in unserer heimat-sprache erläutert. in der herberge finden wir in einem schlafraum an die zehn doppelstock-betten, wo wir uns nicht so recht sicher sind, ob sie belegt sind oder nicht. nur ein pilger schläft in einem bett. wir finden etwas abseits ein weiteres stock-bett und richten uns dort hinter spanischen wänden häuslich ein.

nach duschen und füsse pflegen, schreiben und planen sowie etwas dösen gehen wir zum deutsch sprechenden wirt und melden uns offiziell an. es ist selbstverständlich, dass wir uns als aperitif einen sidre bestellen. da wir nur die flasche auf den tisch gestellt bekommen, schenken wir uns selber ein. der abstand beträgt aber nur knappe 30 cm. nebenher müssen wir lautstark das autorennen von oviedo ansehen, dessen vorspiel wir vor kurzem dort live beobachten konnten. schliesslich gibt es abendessen. wir starten mit spaghetti in fischsauce, dann kabeljau bzw. das einheimische cordon bleu, jeweils mit pommes aus echten kartoffeln, angemacht in ordentlich fett. dazu gibt es eine flasche sidre. als nachtisch wird reisbrei bzw. flan gereicht.

für das frühstück bekommen wir zwei beutel schwarztee und zucker sowie marmelade und baguette. das könnten wir morgen in der küche der herberge essen.  rosenblüte

starten in den primitiven jakobsweg

freitag, 14.09.2018
oviedo-escamplero (12 km, höhe 248 m)

gestern sind wir über gengenbach, strasbourg, paris, hendaye und irun hier in oviedo angekommen. nach dem vielen sitzen auf diversen sesseln und sitzen wollen wir nun unsere beine so richtig nutzen. wir haben nach unserer ankunft in oviedo nach herbergen gesucht. in einem still gelegten priester-seminar haben wir – etwas abseits vom camino – dann eine einfache gefunden. dort haben wir dann ganz selbstverständlich ein zwei-bett-zimmer bekommen. zum abendessen sind wir (von unseren pilger-führern empfohlen – in eine sideria gegangen, wo wir unsere erste erfahrung mit dem asturischen sidre gemacht haben. ungefähr einen knappen meter über dem glas wird er aus der flasche eingeschenkt (das muss gekonnt sein!), man bekommt nur wenig ins glas und trinkt das dann in einem zug aus. der sinn der ganzen prozedur ist, dass möglichst viel sauerstoff ins getränk, und damit in den mund kommt. so schmeckt er pur so, als ob er mit sprudel versetzt sei.

der heimweg in die herberge war dann sehr von eile geprägt, weil um zehn uhr die herbergs-tore dicht machen und der weg dorthin sich als etwas weiter heraus gestellt hat als zunächst vermutet. sieben minuten vor tor-schluss waren wir dann da und haben uns in das sehr schlichte zimmer zurückgezogen.

heute ist es dann ein gemütliches aufwachen, richten, packen und losgehen um halb neun uhr – jedoch ohne frühstück. wir sind mit hoher wahrscheinlichkeit die letzten in der herberge und treffen nur noch die in den startlöchern sitzenden reinigungsfrauen an.

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an der kathedrale beginnen wir unseren camino primitivo, den wir nach etwa 500 metern wieder unterbrechen für ein frühstück in einer bar. trotz sprachprobleme bekommen wir ein richtiges kleines frühstück mit marmelade. dann geht’s richtig los, werden aber an einer kreuzung wieder aufgehalten durch das suchen des weiteren weges. ein älterer und ein jüngerer spanier helfen uns gemeinsam: der ältere weiss den weg und der jüngere übersetzt ihn uns ins englische. und kurz darauf entdecken und erinnern wir uns an unsere städtischen umwege des vortages.

eine stunde dauert es, bis wir das stadtgebiet hinter uns lassen können. aus dem asphalt des weges ist nun beton geworden und es dauert einige kilometer bis ein angenehmerer untergrund unsere füße begrüsst. an einer kleinen kapelle machen wir eine vesper-pause. alle sorten von fussgänger kommen derweil vorbei: spaziergängerInnen, tageswanderer, kurzpilgerInnen und echte pilgerInnen.

mit der zeit ziehen sich die wolken etwas zurück und die sonne kommt durch. in einer kleinen bar trinken wir einen günstigen kaffee und treffen dort die kurzpilger-gruppe wieder, eine bunte truppe aus menschen von australien, hongkong und amerika. wir reden mit einem australier, der einen elf-wochen-urlaub in europa verbringt, bis die ganze mann/frau-schaft in drei taxis zurück nach oviedo gebracht wird.

für uns geht es weiter gut bergauf, bis wir schliesslich in escamplero, unserem ziel, ankommen. im restaurant des ortes bekommen wir zwar keinen schlüssel, wie im pilger-führer angekündigt, aber wir werden offiziell als pilger aufgenommen mit stempel in den pilger-ausweis, aufnahme der persönlichen daten in einem dicken pilger-buch und die aushändigung von zwei garnituren dünner stoff-überzüge für die matratzen. in dem ehemaligen schulgebäude sind wir die ersten und haben freie zimmer-auswahl. erst einrichten, dann waschen und duschen und schliesslich etwas vespern – es ist erst vier uhr. eine junge frau aus kalifornien trifft ein und geht aber gleich wieder zum einkaufen fort. während wir die nächste tages-etappe planen, stossen noch drei franzosen zu uns. mit einem kann ich kurz mein französisch etwas testen.

halb sieben gehen wir zum restaurant, wo wir erfahren, dass die küche erst in einer stunde in betrieb geht. also besuchen wir den gerade entdeckten krämerladen und versorgen uns mit nüssen und keksen, die wir auch gleich zur herberge bringen.

bei unserem zweiten versuch ein warmes essen zu bekomen treffen wir auf unsere franzosen, die gerade beim aperitif sind. aufgrund der temperaturen und des windes entscheiden wir uns für einen tisch im haus. dort bekommen wir gleich die englische Karte und bestellen und einen gemeinsamen ‚starter‘ und ein gemeinsames hauptgericht. letztlich bekommt jeder noch seinen nachtisch. zurück in der herberge ziehen wir uns in unser vier-bett-schlafgemach zurück.

warten und fliegen und fahren

kurz nach fünf uhr kommen wir am indira-gandhi-flughafen an. wegen der heiklen park-situation verabschiedet sich unser begleitender father auf der strasse vor dem eingang.
wir gehen durch die erste sicherheits-kontrolle am eingang und warten dann bis kurz nach sechs uhr die check-in-schalter geöffnet werden. nun gehen wir durch den indischen zoll und durch die eigentliche sicherheits-kontrolle und warten dann auf die öffnung des gates. dazwischen finden wir noch ein paar souvenirs und dann warten wir im flieger auf den start, der schliesslich mit viertelstündlicher verspätung erfolgt.
dafür kommen wir eine gute viertelstunde früher in dubai an. wir wechseln auf diesem riesen-flughafen mittels zug-ohne-führer, laufbändern, liften und rolltreppen das terminal (inklusive sicherheits-kontrolle). und wieder warten wir auf die gate-öffnung und den abflug des airbusses A 380, der dann wieder so ruhig in der luft liegt, dass man fast nicht glauben kann, dass man wirklich fliegt. wir vertreiben die zeit im flieger mit essen und trinken, filme schauen und schlafen. und wieder sind wir eine halbe stunde früher im landeanflug auf munich. dort wartet bereits sebastian auf uns, der im internet unsere frühere ankunft schon gesehen hat.
er fährt uns nach augsburg, wo renate bei bekannten wartet. es gibt den letzten fahrzeug- und fahrerwechsel unserer indien-reise und nebenher ein willkommens-glas sekt. müde kommen wir 36 stunden unterwegs-sein in künzelsau an.
welcome to our home

zum schluss happy holiday

zum frühstück gibt mir fr. devasy einen tipp: wir mögen doch unsere übrigen rupien alka, der köchin, geben. ausserdem sei heute ‚happy holiday‘ um zehn Uhr auf dem playground.
bevor ich ins zimmer gehe schaue ich noch geschwind zur haustür hinaus. da sehe ich fr. jinto mit einigen kindern fango spielen. beim genaueren hinschauen bemerke ich, dass dies kein normales spiel ist. sie verteilen sich gegenseitig farbe in gesicht und haare. es ist eine wonne, die kinder und vor allem den father so ausgelassen miteinander herumspringen zu sehen. und ein gedanke setzt sich fest: ich habe frische klamotten für die lange rückreise an. das beisst sich mit den höchstwahrscheinlichen ergebnissen des happy holiday. ich ziehe mich also rasch um und sage ‚meinen‘ frauen bescheid um dann schnell wieder hinunter zu kommen. da drängen fr. francis und fr. jinto schon zum aufbruch.
so ziehen wir nun im ashadeep von haus zu haus, rufen die kinder und schwestern heraus und begrüssen sie überschwenglich mit „happy holiday!“ auch wenn einige von ihnen sehr zurückhaltend sind – es ist für den grössten teil der kinder eine riesen-freude, andere bunte farbe in gesicht und haare zu streiche(l)n. so ausgelassen habe ich fathers, sisters und children noch nie hier gesehen. nachdem alle häuser besucht worden sind, gibt es ein gruppenfoto und happy holiday wird beendet. – vorerst, denn wir müssen uns nun von unserer (wasserlöslichen) farbe trennen. die gebrauchten und farbigen kleider werden nach einer dusche gegen die reise-bekleidung eingetauscht. ich reinige die brille noch gründlich und den fotoapparat so gründlich wie möglich.
happy holi
beim mittagessen erfahren wir, dass wir nicht um mitternacht richtung flughafen delhi aufbrechen, sondern bereits um 16 uhr. wir machen zudem beim bischof noch station, weil er uns bei einem dinner „auf wiedersehen“ sagen möchte. das bedeutet, dass ich nun schleunigst meinen rucksack packen muss, was ich auch in einer guten zeit schaffe.
wir verabschieden uns von alka, unserer köchin und drücken ihr noch unser dankeschön in die hand. margret nimmt sie in den arm und bei ihr fliessen ein paar tränchen.
unser gepäck steht schon pünktlich unten vor der haustür und wird nun in den jeep geladen. nach den abschied von fr. thomas nehmen wir drei wie gewohnt auf der rückbank platz. mit fr. francis am steuer holen wir noch fr. jinto im jungen-haus ab. am ashadeep-tor setzt sich jinto ans steuer und francis daneben. und dann steigt noch fr. devasy vorne ein! er zwängt sich zwischen die zwei, so dass er schliesslich zu einem guten drittel auf dem beifahrersitz und vor allem aber zwischen den auto-stühlen sitzt. der fahrer kann zwar kaum schalten, aber wir kommen auf diese art nicht nur gut durch die kontrolle eines naturparks, sondern auch bis in die bischofs-stadt.
dort gibt es einen kaffee, dann kommt der bischof und das abendessen mit ihm, wobei wir drei allein und exklusiv mit ihm am tisch sitzen.
nach dem abendessen verabschiedet er sich herzlich von uns nach hause, damit sein fahrer uns dann letztlich zum flughafen fahren kann.
bis der wieder da ist, hören wir der chor-probe zu, die für die morgige messe übt. fr. robin (leitung, keyboard) und fr. jinto (bass) sowie vier schwestern üben wunderschöne indische religiöse lieder ein – stimmliche nuancen werden dabei direkt von der audio-datei auf dem notebook abgehört und eingeübt.

unsere abfahrt beendet die probe, es gilt endgültig abschied zu nehmen. dieser fällt sehr herzlich aus, verbunden mit mehr oder weniger ernst gemeinten ‚einladungen‘: „das nächste mal treffen wir uns in germany“ oder „wir lernen deutsch, ihr besseres englisch“.
dann fahren wir um etwa halb zehn uhr los richtung delhi mit unserem senioren-father devasy. bei alt-bischof gratian, einem alten bekannten von margret, machen wir um halb ein uhr rast. er ist im grunde genommen der ur-vater unseres vereins. mit ihm zusammen hat sie – quasi als ur-mutter – damals den impuls gehabt, unseren ashadeep-verein ‚Behindertenschule am Himalaya e.V.‘ zu gründen.
der ursprüngliche plan, nach kurzer pause weiter zu fahren, wird von den geistlichen umgeworfen. stattdessen werden kurz ein paar betten bezogen und nun gibt es eine kurze nacht-ruhe bis um vier uhr.

bete und kaufe

zum gottesdienst gehen wir nüchtern, was meinem befinden stark entgegen kommt.
devasy, der heute zelebrant ist, sammelt zuerst einmal die deutlich weniger anwesenden kinder zusammen, die sich in der kirche verteilt hingesetzt haben. der gesang der wenigen ist heute genauso kräftig wie am letzten sonntag. es wird nur weniger gesungen (schade!), dafür können die kinder bei der predigt verschiedene bilder anschauen.
vor allem aber: devasy begrüsst uns zum beginn des gottesdienstes und bittet uns nach vorne zu kommen. dabei stimmt er mit den kindern das lied ‚happy birthday‘ an und lässt jedem von uns von einem kind eine blume überreichen. im laufe des gottesdienstes tauchen unsere namen immer wieder in gebeten und texten auf.
nach dem frühstück, das bei mir aus zwei bananen und schwarztee besteht, steht der gräberbesuch an: wir gehen bei den elf schmucklosen hügelgräbern von ashadeep vorbei und dann beim columbarium des kinder-hospiz.

am nachmittag kommen wir doch noch ganz unerwartet zu unserer shopping-tour. begleitet von einer lehrerin als beraterin, fährt fr. jinto uns in die nächste stadt, damit wir dort reise-mitbringsel besorgen können. wir erstehen im zweiten anlauf und nach mehrmaligem insistieren schliesslich seidenschals und finden danach (nachdem wir nur autos aus plastik gesehen haben) auch das geschäft mit holz-produkten, das margret von ihren letzten besuch noch kennt. auch hier benötigt es mehrfaches nachhaken, bis der verkäufer doch noch eine grosse dose hervorkramt, damit wir das gewünschte finden.
damit sich die lange fahrt auch wirklich lohnt, nehmen wir noch eine schwester mit, die auf der durchreise ist. zu guter letzt schaut fr. jinto noch beim friseur vorbei. der stadtbummel war also sehr effektiv und hat sich gelohnt – nur unsere lehrer-beraterin geht ohne erledigte aufgabe heim.
zum abendessen steige ich ins ‚fasten-brechen‘ ein und esse nur reinen reis.
dann geht es ans finanzielle: um von fr. francis (und fr. jinto) den preis für unser shopping herauszufinden, muss ich dreifachen anlauf nehmen. als er dann endlich meint, dass er dies übernehme, können wir uns damit nicht einverstanden erklären. als kompromiss erhält er dann unsere übrigen rupien dafür als kleinen ausgleich. zudem übergeben wir ihm gleich einen spendenden ausgleich für alle dienste des ashadeeps, wie kost und logis, maut und diesel, sightseeing und sonstiges.

wenn in aller ruhe alles durch fällt

ich wache kurz nach acht uhr auf und brauche zuerst einmal dringend einen toiletten-gang. zum frühstück ist es mir gar nicht nach frühstück, dafür trinke ich vor allem schwarztee.
dieser tag scheint ein ruhe-tag zu werden, worüber ich wegen meiner heftigen darm-verstimmung sehr froh bin. es ist auch nirgendwo ein father zu sehen. dafür sehen wir viele eltern, die mit ihren kindern im ashadeep unterwegs sind – das sieht nach eltern-sprechtag aus. später erfahren wir, dass die holidays beginnen.
irgendwann erinnert uns fr. devasy ans mittagessen, auf das ich jedoch zugunsten von ein paar tassen schwarztee verzichte.
während später dann anne-rose fr. jinto und seinen neuen kleinen welpen ruso entdeckt, mache ich mich auf den acker am anderen ende von ashadeep. dort soll das internet stabiler sein. und ich habe tatsächlich erfolg und kann den blog fortsetzen. auch auf der toilette habe ich anschließend erfolg.
mit leerem magen, aber überhaupt nicht hungrig, begebe ich mich am ende dieses tages in aller ruhe ins bett.

abreise aus agra

wir haben zum frühstück unsere trip-rucksäcke fertig gepackt und das 2-nächte-zimmer geräumt. danach starten wir zurück in den norden des nordens. wir sind nicht lange unterwegs, da pausieren wir an einer niegel-nagel-neuen schule. wir wissen nicht wo und warum, aber unser fr. robin – er hat im auto einige mal mit „father“ telefoniert – kennt den fr. schulleiter wohl recht gut. er geht sehr offen, aber auch respektvoll mit ihm um. (wenn der inder unterwegs ist, verbindet er viele dinge miteinander.) wir dürfen einen blick in die klassenzimmer werfen, wo gerade die 60 kinder unter der aufsicht ihrer beiden lehrerinnen ihr vesperbrot essen.
das nächste aussteigen aus dem auto ermöglicht uns das grabmal des alten muslimischen moguls akbar. nach einer sehr oberflächlichen sicherheits-kontrolle erleben wir in der grabkammer ein faszinierendes echo. der grabwächter ruft einmal „akbar“und es kommt ein mehrfaches kräftiges echo zurück. und als wir anschliessend durch die wandelgänge (bestehend aus aneinander gereihten kuppeln) gehen, zeigt uns dort eine inderin eine ähnliche angelegenheit: sie stellt sich auf eine fliese genau unter der kuppelmitte und klatscht in die hände – ein mehrfaches echo ist die folge, das sich anhört wie ein zwei-takter-motor. dann soll sich einer von uns in eine ecke stellen während sie sich in die gegenüber liegende ecke begibt. sie sagt relativ leise etwas, aber das ‚gegenüber‘ hört es sehr deutlich. das machen wir in allen möglichen kombinationen mit grosser freude und verwunderung nach.
die weitere fahrt führt uns über den highway, wo es erst zu regnen, dann zu blitzen beginnt – schliesslich fahren wir direkt unter einem sehr kräftigen gewitter durch. wasser steht auf der strasse und die sicht ist schlecht – bei den autos geht die warnblinkanlage an, das licht bleibt aber aus. nach gefühlten zehn minuten ist das schlimmste vorbei. wir erleben noch einen kurz-stau wegen eines unfalls, es scheint aber nicht viel passiert zu sein.
bei einem freund von fr. robin ist um ca. sechs uhr tee-time, abendessen bekommen wir gegen zehn uhr bei einem weiteren freund.
eine halbe stunde nach mitternacht kommen wir schliesslich im ashadeep an.

mausoleum und weltkulturerbe

heute treffen wir den taj mahal. doch vorher bin ich erst einmal allein am frühstücks-tisch. da erscheint father john, der leiter der einrichtung, und unterhält mich bis die anderen kommen.
bevor es spannend wird, besorgt fr. jinto eintritts-karten und wir lassen eine taschen- und körper-kontrolle über uns ergehen. und dann gesellt sich ein guide noch zu uns, der wissenswertes zum taj mahal beiträgt und mit allen unseren eigenen foto-apparaten uns an geschickten stellen mit dem berühmten bauwerk ablichtet.
aber dann sehen wir das imposanteste gebäude, das indien zu bieten hat. riesig und doch zierlich steht das muslimische monument aus marmor mit seinen minaretten vor uns. erst mit dem näher kommen erschliessen sich uns die details der einlegearbeiten, von den mosaiken bis hin zu den schriftzeichen. leider lässt unser guide und die anderen unserer gruppe mir nicht die zeit um die schönsten foto-motive zu finden.
abschliessend gehen wir noch durch die kleinen gassen, in denen ein teil der 20.000 arbeiter wohnte, die in 20 jahren dieses wunderbare werk schufen.

der zweite höhepunkt ist das ‚rote fort‘ – von aussen wuchtig und gewaltig, im inneren aber vielfältig, ja verspielt mit seinen hallen, moscheen und pavillons. auch hier haben wir unseren persönlichen guide, der uns durch den roten baukomplex begleitet.
nur am parkplatz treffen wir wieder auf die gnadenlose realität indischer straßen-verkäufer, die in ihrer massiven penetranz jegliche gelassenheit vergessen lassen können.

das toppen nur noch die von fatehpur sikri: von den parkplätzen bis hinein ins innere dieser so genannten geisterstadt werden wir von ihnen verfolgt. da treten die gebäude und ihre geschichte völlig in den hintergrund. als wir dann wieder im auto sitzen, sind wir froh, dass zwischen uns und den ’sellern‘ sich blech und glas befindet.

beim nächsten aufenthalt in einem konvent kommen wir von diesem stress herunter, als freundliche schwestern uns zur kaffee- bzw. teepause indische leckereien servieren: süsser reis, brat-bananen aus kerala, chicken-soup, gut gewürzte nudeln, ganz kleine kartoffeln und allerlei nüsse.
zurück in agra haben unsere beiden priesterlichen fahrer noch etwas hunger und fragen, was wir möchten. während margret das ruhige bett vorzieht, fahren bzw. gehen wir noch in eine indische bar um dort ein ebensolches bier zu trinken. dazu bestellen die beiden chicken, das dann aber alle essen sollen.

auf indischen strassen

pünktlich zur vorgesehenen uhrzeit geht es los auf einen 3-tägigen trip nach agra. zu unserem fahrer, father jinto, gesellt sich bei einer kleinen unterbrechung ein weiterer fahrer und alter bekannter aus dem himalaya, father robin, dazu.
über typische indische ländliche holper-pisten, 4-spurige highways mit breiten und belebten standstreifen und 6-spurige express-highways fahren wir lange in südlicher richtung, vorbei an den randbezirken von delhi mit seinen rieseigen wohnblocks. sogar auf dem express-highway treffen wir in dunkelster nacht auf völlig unbeleuchtete lastwagen! das ist hier für niemanden ein problem – jeder indische fahrer fährt sehr umsichtig, beobachtet konzentriert seine umgebung und kann jederzeit seine geschwindigkeit so reduzieren, dass man immer aneinander vorbei kommt. auch die bodenwellen auf indischen strassen (die an kreuzungen ampeln ersetzen), die zum langsam fahren zwingen, werden von den fahrern elegant gemeistert: nicht zu früh langsamer werden, aber zur rechten zweit weich beginnend und dann kräftig die bremse treten, so dass direkt vor der welle das fahrzeug die ideale (langsame) geschwindigkeit hat.
in agra angekommen fahren wir erst ein restaurant an zu einem guten abendessen. danach kommen wir – ein kreuzungen weiter – an der missions-station der erzdiözese agra an. wir werden in einfachen zimmern einquartiert und schlafen auf dünnen harten matratzen, die auf holzkästen liegen.

nach dem unterricht zum bischof

die examen – die derzeit in der ganzen schule stattfinden – sind für den heutigen tag bei den kleinen um 11 uhr zu ende. wir können nun mit father devasy, dem senior-priester im ashadeep, bei ihnen vorbei schauen und bekommen vorgestellt, was sie alles gelernt haben. wir kommen gerade vor dem schulgebäude an, als sie sich vor der eingangstür versammelt haben. zusammen mit ihm begrüssen sie uns im chor mit „good morning, madam“ und „good morning, sir“. sehr geordnet ziehen sie dann in den eingangsbereich ein und setzen sich dort auf den boden.
für uns werden drei stühle bereit gestellt, während der father mit den kindern ein lied mit hand-bewegungen singt. es folgt ein abc-lied mit 26 strophen (d wie doctor, n wie night, x wie xmas, …), wobei der jeweilige buchstabe vorne auf einem kärtchen gezeigt wird. für die bzw. mit den gehörlosen kindern wird die gebärde dazu gemacht. danach zählen die kinder im chor mit ihm die zahlen bis zehn. mit mengen-bildern, ziffern-kärtchen und grossem zehner-würfel gibt es ein ratespiel: zuerst sind 3 lehrerinnen dran, dann 3 schüler und zuletzt 3 schülerinnen. die mathematik wird mit einem wettrennen mit 10 kugeln abgeschlossen (erst lehrerinnen, dann jungen, schliesslich mädchen).
in einer weiteren runde sagen die kinder im chor die von fr. devasy gezeigten farben.
im unterricht
nun bekommen wir den auftrag, den in ihre klassenzimmer gehenden kindern je ein bonbon in die hand zu drücken. damit ist schulschluss und die kinder gehen mit ihren plastiktüten und schulranzen zum schulbus. – wir haben grosse pause bis um vier uhr.

dann geht es los in die bischofs-stadt. dort empfängt uns zuerst der ashadeep-chef father francis, der schon vorher ein meeting mit anderen schulleitern beim bischof hatte. wir sehen uns erstmal die bischofs-kirche innen und aussen an. anschliessend haben wir die übliche tee- bzw. kaffeestunde. dann kommt der grosse augenblick – wir werden zum bischof gerufen. wir kennen ihn ja schon von seinem besuch in künzelsau, wo er beim 10-jährigen jubiläum unseres vereins dabei war. in seiner schlichten dienst-kleidung bittet er uns in einen kleinen besprechungs-raum, wie wir ihn schon öfters in schulen oder ordens-konventen gesehen haben. nach einem kurzen warming-up-smalltalk kommt margret zum ersten thema: sie überreicht den mitgebrachten scheck an den für das ashadeep verantwortlichen bischof. es gibt dann die obligatorischen fotos mit der offiziellen deutschen delegation des vereins ‚Behindertenschule am Himalaya e.V.‘
daran schliesst sich die besprechung über die gewünschte verwendung des geldes an. ich übersetze mit hilfe von anne-rose und father francis. beim anschliessenden thema geht es um das ‚jungen-haus‘, wo die geänderte planung des gebäudes abgesprochen wird. auch die vorgesehene finanzierung dafür sowie für die dann folgende ausstattung von therapie-räumen wird geklärt, damit die beantragung bei unserem projekt-partner, dem ‚Kindermissionswerk e.V.‘ anlaufen kann.
zum abschluss des besuchs findet ein abendessen mit dem bischof statt. nach einer herzlichen verabschiedung fahren wir zurück ins ashadeep.

hoch in den himalaya

heute geht es in den himalaya. weil father jinto selbst fährt, ist der beifahrersitz frei, den nun ich einzunehmen habe. und schnell wird mit klar, dass ich mich damit viel mehr im verkehr befinde als vom rücksitz aus. unser fahrer erklärt uns, dass sich in indien strassen und verkehr umgekehrt proportional verhalten: „sind die strassen schlecht, ist der verkehr gut. sind die strassen gut, ist der verkehr schlecht.“
unterwegs wird in einer diözesanen schule der jeep getauscht, währenddessen wir wasser und unterhaltung bekommen. mit einer etwas lockeren beifahrer-sitzlehne geht es weiter, nun immer aufwärts in den himalaya hinein. schilder weisen uns darauf hin, dass langsam zu fahren ist, weil aus diesen imposanten bergen sich elefanten auf die strasse verirren könnten.
ein motorradfahrer kommt uns entgegen, der uns – nach kurzem gespräch mit dem fahrer – zu einem restaurant leitet. father robin wird uns in die berge begleiten. zuvor gibt es ein reiches mittagsmahl, das aus chicken-soup, tandoori-chicken, unangemachtem salat, ciabatta ohne und mit butter, guten sossen und ananas-joghurt besteht.
unser ziel, father robins kirche in lansdowne, liegt auf knapp 2000 m höhe. bis dahin fahren wir durch ein weiträumiges militärgebiet, in dem wir dann eine britische kirche betreten, die doch tatsächlich europäisch anmutende kirchenbänke hat.
bis zum aussichtspunkt lansdowne gehen wir zu fuss und können dort einen fantastischen ausblick in den himalaya geniessen.
ein letztes ziel hier oben ist die diözesane schule, in der 310 schüler von vier ordens-schwestern und sieben lehrern unterrichtet werden. zur begrüssung bekommen wir den üblichen tee bzw. kaffee sowie kekse und ein nuss-sortiment. wir dürfen einen Blick in die relativ kleinen klassenräume werfen. die schüler bis zum alter von 12 jahren haben hier auch einen computer-raum mit acht arbeitsplätzen zur verfügung.
auf dem weg hinab ins tal kommen uns sehr viele – junge und alte – frauen entgegen, die brennholz nach hause tragen.
nach einem weiteren fahrzeug-wechsel geht es nach ashadeep zurück. auf dieser nachtfahrt auf dem beifahrersitz erlebe ich einen weiteren teil des indischen – scheinbar chaotischen – verkehrs.

sonn-tag im ashadeep

der sonntag beginnt mit einem gottesdienst um acht uhr mit ungefähr 150 kindern und ihren betreuern. nach und nach kommen auch nachbarn aus der umgebung hinzu. die dauer der hl. messe mit vorausgehender andacht beansprucht fast zwei stunden. gefühlt ist er längst nicht so lang, weil sehr viel gesungen wird. es sind schöne melodien und die kinder singen kräftig mit, begleitet von einer kleinen rhythmus-gruppe und dem mitklatschen der sängerinnen und sänger. nicht nur textlich haben wir dabei das nachsehen. die predigt wird simultan in gebärdensprache übersetzt.
nach dem frühstück machen wir einen besuch im providence-house. in diesem kinder-hospiz werden vor allem jungen gepflegt, die sonst keine überlebens-chance hätten. die schwestern hier sind trotz ihrer harten arbeit sehr fröhlich.
in den weiteren stunden dieses sonn-tags gehen wir unseren tiefgehenden erfahrungen nach und unterhalten uns unter der indischen sonne darüber, welche möglichkeiten wir mit unserem heimat-verein haben die menschen hier zu unterstützen.

einsatz und engagement indischer christen

dank unseres fahrers und ‚haus-meisters‘ paul, der uns gestern abend noch den hahnen des wassers der kollektoren gezeigt hat, kann nun auch ich heiss ‚duschen‘, d.h. wasser im ein-liter-gefäss über meinen kopf kippen. wenige zeit später fährt er uns, sr. arbita und father cinjo über sehr holprige strassen vorbei an zuckerrohr-feldern, mango-plantagen, eukalyptus- und papyrusbäumen unseren heutigen zielen zu.
das erste in premdham ein pflegezentrum für mehrfach behindere waisenkinder und erwachsene. auch hier zeigen uns ein paar kinder, was sie alles können: sie tanzen und singen. besonders ein älterer junge singt uns in seinem bass ein tolles solo vor. begeistert erfahren wir, welche fähigkeiten in diesen kindern steckt. ein stockwerk höher sehen wir bettlägerige kinder, die voll und ganz auf fremde hilfe angewiesen sind. sie werden hier von schwestern gepflegt und versorgt. alle hoch-achtung und respekt für diese frauen und ihren einsatz. dank ‚unserer‘ sr. arbita und ihrer übersetzungshilfe können wir – nicht nur hier – noch viel differenzierter informationen bekommen.
im nächsten ziel, dem priesterseminar in rishikesh, bekommen wir ein mittagessen, diesmal sogar mit salat. dort treffen wir auch auf eine kanadierin und eine italienerin, die für einige wochen dort mitleben.
der leitende father zeigt uns im nun folgenden touristik-teil zwei hängebrücken über den ganges. den von sr. arbita benutzten ausdruck „schaukelbrücke“ können wir auf den gerade mal zwei Mal breiten brücken dann erspüren. es ist viel los darauf. nicht nur viele fussgänger bevölkern die brücken, sondern auch motorräder queren auf ihr den ganges, was manchen stau verursacht. und dazwischen versucht auch noch die eine oder andere – zum glück kleine – kuh ans andere ufer zu kommen. die kleinen flinken äffchen sind da nicht der rede wert. jeweils auf der anderen seite flanieren wir über die shopping-meile. so bekommt die eine indischen stoff, der andere eine indische telefonkarte. und dazwischen werfen wir einen blick in den ashram, in dem die beatles vor langen jahren einen song über diesen ort geschrieben haben.
nach einer kurzen kaffee-pause in einer kirchengemeinde bekommen wir auf der rückfahrt die gelegenheit ein kleines lichterfest am ganges zu sehen. interessant für uns ist jedoch erst mal die sünden-reinigung von hindischen männern, die dafür dreimal vollständig untertauchen. nicht nur hindi können hier blütenkelche mit kerzen kaufen und diese in der einbrechenden nacht in den ganges setzen. dazu werden grosse fackelfeuer geschwenkt. beim weggehen hat sich bei mir das gefühl gefestigt, dass es hier mehr um kommerz geht als um religiöse rituale.
trotz später heimkehr können wir das für uns auf dem tisch stehende abendessen einnehmen.

erste kinder-kontakte

unser freizeit-programm des vormittags besteht in der erkundung der umgebung des ashadeep. der Weg führt uns zum providence-haus, in dem das kinder-hospiz untergebracht ist.
zum heutigen mittagessen bekommen wir auch nudeln serviert – indisch gewürzt natürlich. danach entdecken wir auf dem dach sonnen-kollektoren und eine etwas ältere photovoltaik-anlage.
mit einem freundlichen „Grüss Gott!“ begrüsst uns später eine indische franziskanerin. sie hat vor längerer zeit einige jahre in köln gelebt und spricht noch sehr gut deutsch. sie wird uns in den nächsten tagen auf unseren wegen und gesprächen begleiten. wir machen uns mit ihr auf ins gehörlosen-haus, wo wir ‚mit hallo‘ begrüsst werden – man kennt sich schon. hier wie auch beim folgenden besuch bei den kindern mit geistigem handycap zeigen uns die kinder was sie drauf haben: sie tanzen und singen, und sie zeigen uns, was sie gebastelt haben. es ist eine wonne ihnen zuzusehen. ihren wunsch nach einem deutschen lied erfüllen wir kurzerhand mit ‚grosser Gott wir loben dich‘. danach können wir auch einen blick in ihre schlafräume werfen und bekommen noch eine tasse tee. sr. arbita hilft uns ungemein als übersetzerin bei den gesprächen mit den betreuerinnen.
schueler vor dem schulgebaeude

erste kennenlern-runden

von landwirtschaftlichem lärm und krähenden hähnen geweckt versuche ich kurz darauf mit kaltem wasser zu duschen. erst danach entdecken wir das für uns bereit gestellte heisse wasser, was ‚meine‘ beiden damen sofort für den gedachten zweck nutzen.
beim indischen frühstück (mit reis, naan, gut gewürztem gemüse sowie reisbrei) gelingt die englische konversation maximal in ansätzen. unsere von father francis, dem chef von ashadeep, abgefragten sightseeing-wünsche bekommen wir jedoch rüber. auch überreichen wir an ihn auch unsere gastgeschenke.
ein spaziergang über das ashadeep-gelände führt uns von der kirche über die schule und zwischen getreidefeldern durch an der küche vorbei bis zum neuen kuhstall. dort versuchen wir uns wieder an englischer konversation mit den ‚bauersleuten‘ über die knapp 40 kühe und kälber. auch die biogasanlage bekommen wir gezeigt – alles früchte der arbeit unseres vereins!
nach unserem ersten indischen mittagessen ähnlich dem frühstück, nur schärfer (zum glück gibt es reis!) geniessen wir die warme sonne auf den freisitz vor den haus. dabei kommen wir mit einem jungen ins gespräch, der unsere namen wissen will. nachdem sich auch ein paar gehörlose jungen dazu gesellt haben, lernen wir beim miteinander bekannt werden so nebenbei das alphabet der gebärdensprache.
den tag beschliessen wir mit ersten vorschlägen zum programm dieser tage von father francis.

30-stunden-reise ins ashadeep

sie fängt ganz harmlos, normal und ohne grosse aufregung an. per pkw und zug fahren wir drei (anne rose, margret und ich zusammen mit renate nach münchen. auf dem flughafen verabschieden wir sie und bereiten uns auf einen feudalen flug vor. emirates lässt mich fast vergessen, dass ich mich im riesen-flieger befinde.
als wir am nachmittag des folgenden tages in delhi landen, haben wir relativ wenig, nur in dubai und relativ unbequem geschlafen.
nach grenz-formalitäten, gepäck abholen und geld umtauschen treffen wir unsere indische abhol-delegation. mit dem auto geht es erst quer durch die gesamte stadt delhi, dann in die nächsten städtchen und anschliessend durch ein paar dörfer. die sind trotz dunkelheit als sehr ärmlich erkennbar.
dieser reise-teil ist mit abstand der heisseste: per hupe durch den chaotischen delhi-feierabend-verkehr und dann per licht-hupe durch die indische nacht, vorbei an vielen LKW und lichtlosen landwirtschaftlichen fahrzeugen. aber wir haben wohl einen der versiertesten fahrer Indiens am steuer.
kurz vor 23 uhr – nach über 30 stunden gesamt-reise-zeit werden wir kurz, aber herzlich im ashadeep empfangen und fallen schnell danach ins wohl verdiente bett.
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reisevorbereitungen für indien abgeschlossen

zu dritt werden wir nach nordindien fliegen und dort die behinderten-einrichtung ‚Ashadeep‘ besuchen: die vorsitzende unseres vereins, eine weitere frau aus künzelsau und ich.
die letzten wochen waren geprägt von den vorbereitungen für unsere reise nach nordindien in das projekt ‚Ashadeep‘: dreimal ein elektronisches indien-visum beantragen, drei plätze im flieger nach neu-delhi buchen, notwendige impfungen verabreicht bekommen, reiseführer kaufen, packlisten absprechen, geschenke einkaufen, …
nun ist mein rucksack mit dem nötigsten gepackt – es kann losgehen!

wir reisen nach indien

im kommenden frühjahr 2017 werden einige mitglieder des vereins ‚Behindertenschule am Himalaya e.V.‘ nach nordindien fliegen. auf einladung des dortigen diözesanbischofs werden sie das projekt ‚Ashadeep‘ besuchen, das der verein seit nunmehr über 10 jahren finanziell unterstützt. als vorläufiger termin sind zwei wochen im märz 2017 vorgesehen. wenn alles funktioniert, werde ich dabei sein können und dort sehen, wie die spenden, die ich über meinen camino-rückweg bekommen habe, eingesetzt worden sind.

scheck-übergabe an den verein

heute habe ich in st. paulus in künzelsau das ergebnis meiner wanderung in euro symbolhaft an den verein ‚behindertenschule am himalaya‘ übergeben. den anwesenden mitgliedern und einer vertreterin der hiesigen presse habe ich von meinen erfahrungen auf dem rückweg von santiago de compostela nach morsbach erzählt. daran anschliessend kam der grosse moment, bei dem ich mit hilfe eines übergrossen pappscheck-formulars der vorsitzenden des vereins, margret lips, 3000 euro in die hand drückte. mit einem freudigen dankeschön nahm sie das symbolische geld im namen des vereins und vor allem im namen der kinder in indien in empfang. der betrag soll zur ausstattung von therapieräumen in ahsahdeep, des behindertenzentrums verwendet werden.

DANK für alle kilometer-euro

liebe km-begleiterInnen, sponsorInnen und spenderInnen!
2450 km liegen hinter mir – von santiago de compostela bis morsbach. ein weg mit vielen schönen (und auch kuriosen) begegnungen und guten erfahrungen, von denen ich keine einzige missen möchte.es war ein weg in den ruhestand (norbert-GEHT-in-den-ruhestand!), das habe ich gespürt vom ersten tag, an dem ich wieder daheim war. ich habe eine gute innere distanz zu meiner langen berufstätigkeit in der schule bekommen.es war mein weg, auf dem ich gespürt und gelernt habe, dass (scheinbar) unmögliche dinge möglich sind, dass es immer einen (aus)weg gibt und eine passende lösung. ich habe jeden tag den ‚rechten‘ weg gefunden und jeden abend ein bett bekommen. ich habe unzählig viele freundliche, nette und hilfsbereite menschen getroffen. ich bin nicht krank gewesen (abgesehen von ein paar blasen und etwas überforderten füssen) und hatte nie einen unfall. dafür bin ich sehr dankbar.

es war ein pilgerweg und ein weg nach hause. ich bin nie allein gegangen. (auch wenn ich an vielen november-tagen tag und nacht alleine war.) ich habe mich immer sicher und aufgehoben gefühlt. irgendwie hat wohl immer eine/r auf mich aufgepasst.
ich bin nie alleine gegangen. mindestens ein mensch war täglich bei mir – renate. sie hat mir diesen weg ermöglicht und ihn mitgetragen! sie hat mich von zuhause aus begleitet mit allem, was ihr zur verfügung stand. Dafür bin ich ihr sehr dankbar!
ich bin nicht alleine gegangen, weil meine kinder und ganz viele verwandte, freunde und bekannte (und es sind mehr als ich gewusst und geahnt hatte) in gedanken und über den blog mein gehen mit mir geteilt haben. ihre kommentare, mails und sms waren für mich eine gute verbindung in die heimat. auch dafür bin ich sehr dankbar.

es war auch ein projekt-weg. ich wollte neben kilometern auch spenden sammeln für das projekt ashadeep, einer schule für behinderte kinder und jugendliche im indischen norden. dank dir/euch ist dies geglückt! viele haben mitgemacht, einige sogar ‚mehrfach‘. es hat mich gefreut, dass auch oft aufgerundet worden ist! wenn dann alle spenden eingegangen sind, habt ihr dieses von einem verein in der kirchengemeinde st. paulus künzelsau unterstützte projekt mit über 2500 euro unterstützt. dafür sei jeder und jedem ein ganz grosses DANKESCHÖN gesagt.

mein rückweg von santiago (in den ruhestand) ist zu ende, mein weg – mit euch und mit dem projekt – geht weiter. ULTREJA heisst es, vor allem in frankreich, immer weiter. ich freu mich drauf!

liebe grüsse von einem weg-gefährten
norbert gut

PS: falls du deinen beitrag noch nicht auf das spendenkonto ashadeep (DE52 6209 1800 0324 6660 04 bei der volksbank hohenlohe (GENODES1VHL) eingezahlt haben solltest, kannst du das noch im laufe des februars nachholen. Ich freue mich auf jeden einzelnen euro!

jakobslinde

leere schultasche

ich komme langsam daheim an. alltags-arbeiten füllen den tag immer mehr. in der zwischenzeit habe ich auch das bedürfnis verspürt, nachzusehen, was so alles in den briefumschlägen liegt, die renate mir fein säuberlich in einem korb gesammelt hat. ich habe sortiert und ich habe ins altpapier geworfen.

ich habe auf meinem liegerad (ich kann noch damit fahren!) eine einkaufstour nach künzelsau unternommen. aber das selbstständige teilnehmen am strassenverkehr ist noch mit ganz leichten unsicherheiten verbunden. auch in meinem bevorzugten einkaufszentrum muss ich fragen, wo manche waren denn nun liegen.

und ich habe eine erste autofahrt in meine ursprüngliche heimatstadt unternommen. die ein-einhalb-stündige fahrt auf der autobahn nach heidenheim habe ich anschliessend in form von müdigkeit gespürt.

schliesslich habe ich auch mein notebook hochgefahren. (dieser blog-beitrag entsteht bequem an einer grossen tastatur und einem riesigen bildschirm in der grösse eines DIN-A-4-blatts.) ich habe meine mails ‚gecheckt‘, d. h. ich habe abgerufen und gelöscht, überflogen und sortiert – wobei ja renate schon in der vergangenen zeit schon einiges an werbung und spam entsorgt hat.

am dritten werktag nach meiner ankunft zuhause hat sich mein blick auf die schultasche gerichtet, die noch in voller grösse da stand wie sie am letzten schultag hingestellt worden war. mit einem gefühl zwischen zufriedenheit und glückseligkeit habe ich ihr die letzten dinge entnommen: federmäppchen, notizbuch und ein paar ordner mit papieren des vergangenen schuljahres.

das nächste ruhestands-projekt ist die bereinigung meines schreibtisches und des arbeitszimmers. mit der gewonnenen distanz werde ich ans ‚ausmisten‘ gehen!

ganz daheim ankommen

einige tage bin ich nun zu hause. so richtig und so ganz doch noch nicht. von anfang an habe ich nach knapp einhundert betten-proben das meinige als das beste ausgewählt (schon deshalb, weil da-neben renate schläft). in den letzten tagen habe ich auch alle zimmer dieses hauses betreten und (kurz) angeschaut. ich hantiere in küche u. a. räumen. und ich bin auch schon mit meinem liegerad in  künzelsau zum einkaufen gewesen.

doch ich spüre bei all dem, dass ich noch zeit brauche zum ‚ganz ankommen‘. ich habe noch nicht die post der letzten wochen angeschaut. ich habe noch nicht meinen rechner hochgefahren und „mails gecheckt“.

ach ja, da war noch was: unterricht und schule – im laufe des sonntag-spätnachmittags hat renate mich daran erinnert, dass ich heute NICHT an den schreibtisch und morgen NICHT in die schule muss. hätte ich doch glatt vergessen und wäre NICHT gegangen.

auf dem weg mit mehr frei-zeit und für benachteiligte menschen, vor allem kinder und jugendliche