mitten im thüringer wald

oster-sonntag, 21.04.2019
themar – zella-mehlis (28 km, insgesamt 462,7 km, 860 m auf, 720 m ab)

ostern: heute habe ich zeitlich die mitte meiner tour erreicht.

heute wird es eine bergtour verspricht das etappen-profil. es geht gleich nach dem ort aufwärts. eine kleine gruppe junger leute wünscht ‚frohe ostern‘ und einer fragt fröhlich hinterher: „wo ist die wasser-quelle?“ dann kommt es ganz steil und ganz lange so.

obwohl ich mir angewöhnt habe, im wald das navi-display mehr im blick zu haben, gelingt es mir wieder, ab von der tour zu kommen. ich merke das an einem sehr steilen abschnitt. da ist zurück gehen keine option, aber durchs unter-holz ist ebenfalls unmöglich. ich schaue, wo der ’neue‘ verläuft – zwar etwas weiter, aber führt mich auf die tour zurück.
oben auf der höhe lagert eine wander-gruppe. einer der männer spricht mich an, ob ich wolle, dass hier zehn wir aufgestellt werden. ich könne online widersprechen. ich erkläre ihm, dass mir etwas anderes gerade näher liegt und schildere meine situation. er schaut sich die navigation an, plädiert sich für den von mir gefundenen weg und beschreibt mir noch markante punkte bis zum treffen der geplanten strecke. sie wollen dann noch etwas mehr von meiner gesamten tour wissen, da bekomme ich ein gipfel-buch des schneebergs in die hand gedrückt.

auf wunderbaren wegen geht es wieder abwärts in ein seitental. am aufgestauten see komme ich mit einem wanderer ins gespräch, u.a. übers wetter. er meint, wenn es wieder so ein trockener sommer wird wie letztes jahr – und gerade sieht es so aus – geht es denn fichten mit ihren flachen wurzeln sehr schlecht.

kurz darauf erreiche ich suhl, bzw. einen vorort davon. ich hoffe auf einen kaffee in einem café und spreche ein radler-ehepaar an. sie machen mir wenig hoffnung, er meint, hier in stadt-teil hat alles zu gemacht. das nächste wäre in der innenstadt von suhl, aber das sind drei kilometer von hier. sie überlegt eine möglichkeit, wie ich über suhl an mein ziel kommen könnte. das risiko, viel asphalt unter den schuhen zu haben, ist mir zu gross. so bedanke ich mich bei den beiden und wünsche ihnen eine gute fahrt.

dann steigt mein weg aus dem ort hinaus wieder steil an. ich komme zur autobahn, an der ich ein paar hundert meter entlang laufe. ich bin froh, das sonntag ist und keine lastwagen unterwegs sind. dann geht’s wieder bergauf. während die autos in den tunnel fahren, laufe ich oben drüber.

sobald die wege breiter und bequemer sind, treffe ich wieder einige oster-wander-gruppen. auch abwärts begegnen sie mir, denn die wege hinunter sind weniger komoot, also minimalistische und unscheinbare trampelpfade. sie sind abwärts eher kommod, bequem und zügig zu laufen.

unten in zella-mehlis geht es dann richtig los mit oster-marschierern und -spaziergängern. im fuchsbau gibt es einen quark-kuchen zusammen mit einem kaffee (auch thüringer bratwürste gibt es, die mich aber gar nicht anmachen). es kommen ein paar leute zu mir an den tisch. im reden richte ich mich und gehe weiter – ohne stock, wie ich kurz darauf bei der nächsten leichten steigung feststelle. zum glück muss ich nicht weit zurück!

in der unterkunft treffe ich niemand an und telefoniere. einige zeit später bekomme ich ein ganz modernes und in edlem stil eingerichtetes zimmer mit küchen-eck. aber mir den frühstück wird es heikel: das nächste offene café ist am die drei kilometer entfernt. der zimmer-wirt verspricht mir, ein paar brötchen zu organisieren, vermutlich aber nicht vor neun uhr.

auf der suche nach einem abendessen frage ich einen einheimischen, der mit ähnliches sagt: drei kilometer weiter ist ein guter grieche, der sicher auf hat. er überlegt und meint, nach der anderen seite (von der ich komme) wäre noch ein italiener, der auf hat. er erklärt mir den weg dahin und ich bekomme ein wunderbares oster-essen. auf den rückweg zur unterkunft benötige ich kurz gps, damit ich diese wieder finde.

von der jungen rodach an die junge werra

samstag, 20.04.2019
stressenhausen – themar (21,6 km, insgesamt 434,7 km, 500 m auf, 510 m ab)

heute habe ich die räumliche, km-mässige mitte meiner tour erreicht. das ist doch ein kleines oster-geschenk – oder?

vor dem frühstück liefere ich beim bus einen bottich wasser ab. mein frühstück nehme ich neben etwa 50 weiteren gedecken ein. für die gestrige geburtstags-gesellschaft, die im haus übernachtet, ist das frühstück vorbereitet und ich bekomme freie hand: „nehmen sie sich, was sie möchten“, so die zimmer-wirtin. ich könnte in die vollen greifen, aber mein magen begrenzt die aktion. aber ich geniesse es. irgendwann tauschen die ersten (älteren) ehe-paare auf. als ich meinen rucksack schultere, kommen die familien mit den kleinen kindern. die wirtin erzählt mir beim zahlen, dass heute eine hochzeit mit knapp einhundert personen noch in ihren räumen stattfindet. dafür wirkt sie auf mich wirklich cool.

beim bus sind sie zwischenzeitlich wach und ich muss mich bei einem karten-strategie-spiel von meinem enkelsohn total abzocken lassen. als trost bekomme ich einen espresso und ein müsli (das hat drüben gefehlt), wovon ich ebenso weniger essen kann, wir es mir schmeckt.

wir vereinbaren einen treff-punkt im nächsten ort und ich ziehe schon mal los. zuvor muss ich aber noch den zimmer-schlüssel abgeben, den ich – glücklicherweise noch hier – in meiner hosentasche entdeckt habe. vorbei an der rodachs-quelle, die nur ein kleines rinnsal von sich gibt, komme ich wieder beim bus an. write laufen zusammen noch ein stück, soweit es die kinder mit lust schaffen. dann machen wir eine pause und danach heisst es abschied nehmen. während die einen richtung passau weiter ziehen, geht der andere richtung themar.

der weg führt im auf und ab am oberen hang des werra-tales entlang und schliesslich hinunter und tal. an einem alt-arm des flusses lege ich eine pause ein um magen und handy zu laden. da fährt eine mutter mit ihrer tochter auf dem fahrrad vorbei und fröhlich wünscht sie mir „frohe ostern“.

nun geht es wieder ordentlich den hang hoch hinauf bis ich kurz vor themar wieder in das werra-tal geführt werde. später schaue ich nach, ob dieser zweifache aufstieg notwendig gewesen ist. unten herum waren es tatsächlich mehr kilometer und vor allem mehr asphalt gewesen. diese erkenntnis versöhnt mich wieder mit den doppelten höhen-metern.

in der urigen kneipe des grünen baumes bekomme ich ein stilvoll eingerichtetes zimmer. beim abendessen bekomme ich dann die fetzen eine unterhaltung von ein paar fussball schauenden und zwischendurch diskutierenden männern zu hören. einer erwähnt den heutigen geburtstag des alten nazi-diktators. er bekommt postwendend die antwort: „was soll das jetzt?! das gehört absolut nicht hier her! also!“

ich geniesse mein wild-ragout mit frischen thüringer knödeln. und für die sosse wird mir extra ein löffel angeboten. zu guter letzt gibt es dann noch die info, dass es mit dem frühstück eine halbe stunde früher klappt.

in den thüringer wald und an die quelle der rodach

karfreitag, 19.04.2019
gemünda – stressenhausen (27 km, insgesamt 413,1 km, 400 m auf, 330 m ab)

heute musste ich früher aus dem federn – ich muss mein frühstück selber machen und habe danach auch noch küchen-dienst. dazwischen bzw. parallel dazu schaffe ich es dann auch, wenigstens meine wander-statistik und einige fotos in den blog zu setzen.

das gestrige wetter wiederholt sich, so dass ich wieder durch das jacken-dilemma durch muss, nur mit weniger durch-gängen. damit habe ich auch das tal verlassen und bin auf dem weg in den thüringer wald. nur komoot muss sich noch mit den wege-netzen zurecht finden. bei vier möglichkeiten, wie es weiter gehen kann, ist das navi wieder überfordert. zwei wege probiert und trotzdem neben der tour gelandet. also gibt es wieder einmal einen weg durchs unter-holz. dann geht’s wieder auf und ab.

schliesslich lande ich auf einem kolonnen-weg, eine strasse entlang der alten ddr-grenze, die aus über-dimensionierten rasen-gitter-steinen besteht. und das unangenehme laufen findet sich noch sehr steil bergauf statt! da habe ich oben auf einer bank eine vesper-pause verdient.

eine wander-gruppe kommt mir an dem platz entgegen. an anfang sind es sechs, aber dann plötzlich deutlich über zehn. und es werden immer mehr. der ‚chef‘ der gruppe erzählt, dass sie 25 sind, ein anderer meint, die übernachtungen organisieren so eine logistische meister-leistung, wir wahr. sie sind über die feiertage unterwegs und wandern entlang des grünen bands, der ehemaligen grenze, stück für stück, an den wochenenden. erinnert von ihnen möchte wissen, wohin ich gehe: „nach bremen“. ich höre, wie er dass anderen erzählt und sie fragt, ob jemand mit dem man mit möchte. ich schicke hinterher, dass wenn ich der esel wäre, es noch einen hund eine katze und einen hahn bräuchte. es gibt aber keine erkennbare reaktion. nachdem sie weiter sind, beende auch ich meine pause.

wieder geht es abwärts ins rodach-tal, bad rodach streife ich an der therme. im nächsten ort fragt mich ein etwa zehn-jähriger junge, der im hof spielt: „tust du wandern?“ ich bejahe und er will wissen wohin. so erzähle kurz was ich vorhabe.

auf dem weiteren weg muss ich durch ein tier-gatter. auf der wiese sehr ich etwas wie eine junge ziege oder ein junges braunes schaf. da bewegt es sich und ich erkenne einem fuchs, richtig dunkel-braun. vorsichtig will ich meine foto-tasche öffnen, aber er hört doch den klett-verschluss und ist mit ein paar grossen sätzen verschwunden.

dafür habe ich ein ordentliches stück weiteren kolonnen-weg zu schaffen. die rodach führt mich schliesslich nach stressenhausen, wo ich ein zimmer unterm dach bekomme, dessen tür nicht zu bleibt, ohne dass sie abgeschlossen wird. hier entdecke ich nach dem duschen meine erste blase an der rechten ferse.

sebastian kommt nun auch und lagert am sportplatz. diesmal bekomme ich bei ihnen ein abendessen.

von der itz an die rodach

gründonnerstag, 18.04.2019
mürsbach – gemünda (23 km, insgesamt 386,1 km, 290 m auf, 270 m ab)

ich komme kurz vor halb acht uhr zum frühstück, wurde jedoch erst auf acht angemeldet. ich bekomme trotzdem schon was, heisst es von der mutmasslichen mutter des (zimmer)wirts. nur die brötchen seien halt noch heiss. sie stellt mit ein paar scheiben brot dafür her. so esse ich brot bis die brötchen fertig sind.

im kleinen dorf-spar-laden kaufe ich mir noch einen lippen-pflege-stift (bekomme zwei zur auswahl!) und exakt die gewünschten zucker-freien husten-bonbons. ich hätte hier alles bekommen bis hin zu kleidern, nur suchen hätte ich müssen in den sehr mit regalen verwinkelten laden – phantastisch!

gemütlich wandere ich dann durch das tal der itz. an einem orts-anfang lädt mich eine bank zu einem ersten vesper ein: die vortags-brezel esse ich – mit etwas wasser geht’s auch leichter. und nebenbei entdecke ich in der nachbarschaft ein café, in dem ich mir noch einen cappuccino gönne. dann wandere ich aus dem tal hoch in den wald. zwischen sonnig warm und kühlem wind, zwischen geschütztem wald und offener wiese ziehe ich mehrmals die wind-jacke aus und wieder an. aber zusammen mit rucksack runter und wieder rauf wird das immer lästiger.

irgendwann bleibt die jacke an, dafür werden die lüftungs-schlitze unter den achseln geöffnet. in ermangelung einer bank erfolgt eine weitere pause im stehen, dann beginnt der abstieg und tal der rodach nach gemünda.
im haus treffe ich glücklicherweise die zimmer-wirtin bei irgendwelchen arbeiten an (wohnt woanders, und ich hätte kurz vorher telefonieren sollen). glück für uns beide: ich bekomme gleich alles geregelt, inklusive bezahlung und sie einen gesprächs-partner. es geht um wandern im allgemeinen und jakobsweg-pilgern im besonderen, außerdem um sehens-würdigkeiten in gemünda.

nachdem ich wieder frisch bin, gibt es im hof-café am ort einen fairen kaffee und eine ‚regionale‘ torte. dann statte ich der kapelle auf dem berg einen besuch ab. dir ist zwar weiter entfernt als angekündigt, aber es lohnt sich: die wände schlicht in weiss gehalten mit kleinen licht-schlitzen, vorne ein kreuz ebenso aus leicht milchigen glas. ein moderner spruch von frère roger und ein kleines besucher-buch. sehr stil-voll.

zurück im der unterkunft sind sebastian und seine familie schon da. wir vereinbaren nicht zu kochen, sondern essen zu gehen – am morgigen kar-freitag ist selbst kochen sinnvoller. der ochsen im ort ist zu, also fahren wir in die ’stadt‘ nach sesslach. wir finden ein restaurant, bei dem wir ein edles und sehr gutes ‚vor-ostern‘-essen bekommen. dann ziehen wir uns zurück aufs land – ich in ‚mein‘ zimmer und die bus-familie auf die höhe vor dem ort.

an regnitz und main

mittwoch, 15.04.2019
pettstadt – mürsbach (24,2 km, insgesamt 363,1 km, 450 m auf, 450 m ab)

ich habe besuch bekommen von einem bus – drinnen traf ich eine junge familie an, die von sebastian! nun hat es doch noch geklappt, dass wir ein stück zusammen laufen. wunderbar. das bedeutet, dass meine und unsere gemachten erfahrungen hier erst morgen stehen werden. oder noch etwas später …

ich frühstücke auswärts. wo ich gestern meine pizza geholt habe, bekomme ich sicher irgendeine art bin frühstück. ich bestelle einen kaffee und eine brezel und frage die italienische verkäuferin, ob sie butter habe. „leider nein“ – und kurz darauf, ob es auch margarine sein kann? und dann sucht sie, aber auch das ist keine da. ob ich marmelade wolle, das hätte sie da. sie will ein recht grosses glas öffnen, da protestiere ich und meine, das sei nicht nötig. sie meint nur, den rest essen die kinder und füllt etwas ab. so bekomme ich ein richtiges marmelade-frühstück und sie danach ein gutes trinkgeld.

nachdem ich gestern im vorherigen ort die reiche ebrach überquert habe, ist heute hier erstmal die rauhe ebrach dran und anschliessend die aurach. über den berg nähere ich mich bamberg-bug. weil ich nicht den stunden-takt bedacht habe, arbeite ich mich haltestelle für haltestelle (4) an die nächste abfahrt heran und habe danach etwa zwei kilometer (teilweise bergauf) mehr unter den sohlen. dann geht’s schlag auf schlag: ohne wartezeit in irgendeinen bus zum ZOB, dort unmittelbar darauf einen nach hallstadt bekommen – den asphalt der beiden städte sehr ich nur vom bus aus.

wie ich los laufen will, ruft sebastian an, dass sie in der gegend seien und wir vereinbaren einen treff-punkt. und wie ich dann wirklich los laufe, gehe ich am ortsausgang über eine brücke aus stein über den main. bis baunach fliesst das main-wasser mir entgegen. dort drehe ich ab, um die junge familie zu treffen und in der stadt suchen wir eine stätte, in der wir unsere hunger stillen können. frisch gestärkt begleiten die fünf mich noch ein paar kilometer auf den nächsten weg. vor allem bekomme ich von sebastian meinem stock überreicht, den ich beim start stehen gelassen hatte.

oben im wald drehen sie um und ich ziehe alleine weiter. doch ich habe nicht mehr auf den akku-inhalt meines handys geachtet, so geht es irgendwann im wald in die knie. ohne navi ist dies sehr heikel. also erstmal die mobile mini-strom-tankstelle anschliessen, dann nur so lange laufen bis die erste mehr-deutige kreuzung auftaucht. nach einiger zeit und einen neustart kommen aber nur sehr verzögerte reaktionen aus dem gerät. oh, ist da geduld gefragt! die ankommenden telefonate drücke ich weg. nicht noch das – das ziel finden ist vorrangig.

im zimmer kommt das handy an die steckdose und ich anschliessend unter die dusche. zu guter letzt hat der biergarten hinter dem haus kulinarisches in fester und flüssiger form bereit.

von fliessenden über stehende wieder zu fliessenden gewässern

dienstag, 16.04.2019
möhrendorf – pettstadt (28,4 km, insgesamt 338,9 km, 440 m auf, 470 m ab)

beim frühstück erzählt der wirt von einem gast, der mit surfbrett und paddel richtung alpen unterwegs war. als ich mit meinem rucksack mich draussen orientiere, in welche richtung es geht, ist mit klar, dem rhein-main-donau-kanal kehre ich den rücken. in der konsequenz heisst das, es geht erst einmal bergauf. gleich im ort sehr heftig! aber die belohnung folgt auf den fuss. es geht auch wieder leicht abwärts und vor allem, ich darf durch sonnen-durchfluteten wald wandern und durch fluren, an deren ende sich kleine dörfchen anschmiegen.

so komme ich sehr gut vorwärts. bis sich ordentliche barrieren in gestalt von umgestürzten bäumen quer zum weg vor mir zeigen. einen ersten und mächtigen stamm kann ich umgehen, es existiert ein kleiner trampelpfad um den imposanten wurzel-teller (knapp drei meter durchmesser) herum. wieder auf den weg zurück, erkenne ich, das weitere hindernisse folgen: über den ersten stamm komme ich drüber, unter dem zweiten kann ich gerade so durch. beim dritten ist das zweig-gewirr so heftig, dass auf den weg nichts mehr geht – kein durchkommen. also wieder auf ab-wege nebenraus. einfacher gedacht als getan: da liegt alles so jetzt und quer, dass ich im zick-zack-verfahren über möglichst niedrige baumstämme steige, aber auch bei möglichst hohen unten durch krieche. dabei darf ich nur mein ziel, den waldweg gedanklich nicht aus den augen verlieren.

in der folge des weges komme ich an unzähligen weihern vorbei. manchmal geht der weg ohne grossen seiten-streifen zwischen ihnen durch. bisweilen weisen tafeln auf fischzucht und auf fischerei-vereine hin. und auf vielen tummeln sich mehr oder weniger wasser-vögel aller art, vom stockenten-paar bis hin zu schwänen und graureihern. nicht alle jene ich mit namen.

um die mittagszeit überquere ich die aisch bei der laufer mühle, eine suchthilfe-einrichtung des deutschen ordens. das areal ist beeindruckend, so steht da ein klavier unter freiem himmel – kleine pflänzchen und abblätterndes furnier machen deutlich, es steht dort schon länger. leider ist der hofladen geschlossen.

wieder treffe ich eine reiterin, die ich überholen lasse. nach ganz kurzer zeit beschleunigt auch die ihr tempo. oder sind es die pferde, die mehr abstand nach hinten möchten? durch wälder und über felder gelange ich mit immer mehr hunger I’m bauch in einen ort, der nichts essbares bietet, aber einen ‚computer-lädla‘ hat. so krame ich aus den untersten regionen meines rucksacks die notfall-tüte raus und esse einen riegel um die letzten paar kilometer zu schaffen. an ende der tour hat komoot noch einen kleinen berg gesetzt, dessen aufstieg ein südhang ist. steil geht es hinauf und ich freue mich, oben anzukommen und zu wissen, jetzt geht’s nur noch runter.

wieder werden meine mühen belohnt: bei der ankunft an der unterkunft wird mir eröffnet, dass ich die sanierte „präsidenten-suite“ unter dem dach bekäme. tatsächlich bewohne ich für diese nacht ein sehr großzügiges appartement mit extra küche und wohn-ess-zimmer neben meinem schlafzimmer. das abendessen hole ich mir um die ecke beim pizza-service zusammen mit einem bier. während dieses in meinen magen fliesst, sehe ich auf der karte wie die flüsschen fliessen. am anderen eck nämlich fliesst die rauhe ebrach vorbei. im vorherigen ort habe ich  reiche ebrach überquert. beide münden in die regnitz.

nach red- und peg- nun regnitz

montag, 15.04.2019
(nürnberg) -fürth – möhrendorf (22,5 km, insgesamt 310,5 km, 150 m auf, 190 m ab)

matthias muss manchmal montags sehr früh zur arbeit – so heute. als ich wach werde und aufstehe, macht er sich gerade fertig. ich richte den frühstücks-tisch und meinen rucksack und dann höre ich schon die beiden anderen. nach den frühstück begleiten sie mich zur u-bahn-station. natürlich sind für sehr kleine jungs diese züge viel interessanter als ein abfahrender opa.

ich steige in fürth in den bus zum nördlichen stadt-rand um, damit ich möglichst wenig asphalt unter den schuhen habe. dies gelingt auch gut, denn nur wenige meter sind es, bis ich in der tal-aue der regnitz einen wunderschönen trampel-pfad betrete. ich umrunde einen solar-berg (geschätzte höhe knappe hundert meter), auf dessen süd-seite viele solar-paneele installiert sind und am nord-hang eine grosse gelbe sonne prangt.

danach geht es wieder am berühmt-berüchtigten kanal entlang, wobei ich mir neben-wege suche, die durch kleine kiefern- oder fichten-wälder führen. die sind eine wohltat im vergleich zu den geraden und es schotter-strassen am kanal. diese wäldchen sind immer für eine überraschung gut, wieder und wieder verliere ich die tour und stiefele dann durchs unter-holz. kurz vor meiner nächsten unterkunft verlasse ich den kanal, in diesen etwa vier stunden sind mir fünf fracht-schiffe entgegen gekommen und drei haben mich gemütlich überholt.

gegen später kommt mir noch ein abendessen entgegen und dann wird mich sicher auch der schlaf einholen.

vom jordan über die rednitz zum RMD-Kanal

sonntag, 14.04.2019
büchenbach – nürnberg (26,9 km, insgesamt 288 km, 300 m auf, 370 m ab)

ankunft in nürnberg bei hannah und ihrer familie. mein erster wander-abschnitt ist zu ende. und ein abend, an dem der blogtext einfach warten muss.

wo der jordan fliesst, wie ich nun regnitz und pegnitz auseinander halten kann, was ‚für mich das erste politisch‘ dümmste projekt seit dem turmbau zu babel ist, welche neuen erfahrungen ich mit franken und frankinnen machen konnte, wie das mit meinem jüngsten enkelkind so ist – über das und noch mehr ist hier an dieser stelle morgen abend mehr zu lesen.

gestern habe ich bei meiner ankunft den jordan überquert – es war mir ein kleiner schritt für mich, denn der jordan in büchenbach ist nur ein kleines bächlein zwischen zwei wohn-siedlungen. heute gehe ich nun am jordan abwärts zum frühstücken. dies bekomme ich nicht in meiner unterkunft, aber der bäcker vor ort ist auf.

im tal der rednitz treffe ich auf einen kunst-weg, wo ich an vielen stationen schauen und staunen, lesen und fotografieren muss. leider muss ich ihn verlassen, weil mein weg mich nach norden führt weiter im rednitz-tal und weiter zum rhein-main-donau-kanal. vor über 40 jahren hörte ich von diesem ‚projekt‘, das dann auf druck der damaligen bayerischen staats-regierung die schönsten teile des altmühltales zerstörten. ein bundes-minister tat dann obigen spruch vom turmbau, als schon fraglich war, ob sich dieser bau ‚rentiert‘. im sinnieren darüber beim laufen entlang des langweiligen ufers kommen mir weitere sinn-lose projekte von heute: BER, S21,…

doch dann treffe ich auf ein älteres fränkisches ehepaar mit stöcken, das meinen sinn wieder erheitert. wir unterhalten uns über wandern und pilgern, spontan und geplant, probleme und freuden. weil er beim erzählen immer wieder stehen bleibt, kommt das ganze gehen ins stocken. als dann komoot mich unter dem kanal durch-schleust, nehmen wir abschied voneinander.

bald nähere ich mich nürnberg. der hat liegt links von mir und ich bin froh, dass heute sonntag ist. dann führt mich komoot unter der autobahn durch. exakt davor liegt die baustelle einer neuen strasse. kein problem, denke ich, in der regel kommen fussgänger durch baustellen durch. dies ist auch jetzt so. unter der zukünftigen (ehemaligen?) strasse führt eine ordentliche unterführing durch. aber unter der autobahn komme ich nicht mehr vorwärts: ein rohr-schacht mit einem durchmesser von etwa 1,50 meter hält mich dann davon ab weiter zu gehen. ich hätte kriechen müssen! so suche ich mir lieber einen umweg, den ich aufrecht und bei tageslicht gehen kann.

ich dringe nun so weit in die stadt vor, dass ich an den asphalt-weges-rändern keine weichen gras-streifen mehr vorfinde. dafür tauchen strassenbahn-schienen auf. so nehme ich kurzerhand für drei stationen so eine tram und kürze das asphalt-laufen. hannah kommt mir dann entgegen zusammen mit unserem jüngsten enkelkind. mit überqueren der pegnitz ist klar, dass es jetzt nur noch wenige meter sind.

irgendwo in nürnberg verbinden sich die beiden und nennen sich dann regnitz.
ich bekomme kaffee und kekse und kann meine wäsche durchwaschen, wobei mir der enkel tatkräftig zur seite steht. dann gibt es noch eine feine gemüse-quiche. zudem bekomme ich kabel-salat-freie kopfhörer ausgeliehen, so dass ich morgen nicht mal mehr auf einkaufs-tour gehen muss. und wir haben einen gemütlichen, unterhaltsamen abend.

sandige wege und aufgeräumte wälder

samstag, 13.04.2019
hohenweiler – büchenbach
(25,3 km, insgesamt 261,1 km, 370 m auf, 420 m ab)

nachdem ich gestern einige (polnische) monteure hier gesehen habe, wundere ich mich, dass ich im frühstücks-raum niemanden antreffe. ich hätte zumindest ein paar benutzte gedecke erwartet. der radio – im nostalgie-stil – läuft und eingestellt ist der deutschlandfunk. mit beidem hatte ich nicht gerechnet. vom angebot her ist alles vorhanden: kaffee, milch, o-saft, 2 eier, brötchen (1 vollkorn), 3x marmelade (selbst gemacht, erfahre ich später), versch. sorten käse und wurst, div. müsli… alles da! nur der joghurt fehlt, fällt mir später auf. schwamm drüber – ein totales super-samstag-frühstück! die zimmer-wirtin kommt später dazu und ich erfahre einiges über die monteure.

ich ziehe los bei sonnenschein und kälte. ich wandere viel durch wald, und wenn’s mal keiner ist, auf sand-wegen. in niedermauk fällt mir auf, dass es statt strassen-namen ’nur‘ buchstaben gibt. auf B gehe ich aus dem ort hinaus. fast, denn beim letzten haus höre ich plötzlich jemanden rufen. ich drehe mich um und sehe einen hund hinter mir. ihm gilt der ruf, nicht mir. der franke, der gerade an seinem traktor arbeitet, kommt auch zu mir und meint fragend, ob ich kürzlich hier schon einmal durchgekommen sei. derjenige hätte so ausgesehen wie ich. ich erzähle ihm, dass ich nach bremen wolle, und er will wissen wie viele wochen das dauere. als ich berichte, dass ich von garmisch gestartet sei, meint er das seien doch über 200 kilometer, wie lange ich schon unterwegs sei. auf meine „zehn“ meint er, das seien ja knapp 25 kilometer täglich. aber das schaffe man in fünf, nun ja, mit pausen sechs stunden. der franke des schnellen kopf-rechnens (so kommt mir später in den sinn) wünscht mir eine gute wanderschaft und geht wieder zu seinem traktor.
der weitere weg führt mich u.a. an der bahnlinie weissenburg – nürnberg entlang – mein weg. ansonsten komme ich viel durch (kiefern)wälder. es ist oft ein sehr aufgeräumter, fast kahler wald. nur ganz oben ist es grün, aus der entfernung schimmern die stämme oben rötlich. alles andere ist braun, manchmal sogar der boden – wirtschafts-wald radikal. immer wieder kommen abschnitte, die unten herum mehr grün zulassen, manchmal liegt sogar ein wenig rest-holz herum. was absolut gut tut: es ist unheimlich herrlich ruhig im wald.
einmal kommt eine reiterin ums eck auf mich zu. als ich kurz darauf an der abbiege-anweisung zweifle und auf komoot fokussiert bin, taucht sie plötzlich aus einer anderen richtung auf. sie bemerkt dann, dass ich den gleichen weg nehme und gibt ihrem pferd für kurze zeit die sporen, um abstand zu gewinnen.

nach wald und sand-weg macht sich lust auf kaffee und kuchen breit. ich erreiche einen supermarkt mit back-stube, die sich jedoch als automat heraus stellt. so frage ich einen wartenden davor, wo die nächste möglichkeit ist. er erklärt mir den weg, den ich dann doch als relativ weit empfinde. aber ich bekomme das gewünschte. die letzten kilometer zur unterkunft gehen durch wald und wohn-gebiete.

dann werde ich mit „ah, der wanderer“ begrüsst, und erfahre gleich hinter der tür viele dinge über das haus (es ist ruhig heute, alle – monteure – sind fort), den ort und die region. dann bekomme ich mein zimmer, in dem vier betten stehen, eines davon bezugs-fertig. auch im bad sehe ich an den utensilien, dass hier noch andere wohnen.

vom altmühltal hang-eln zur schwäbischen rezat und zum brombach

freitag, 12.04.2019
schambach – heute/pleinfeld (27,1 km, insgesamt 235,8 km, 570 m auf, 590 m ab)

nachdem ich alles gepackt habe gehe ich – etwa zehn minuten früher – hinunter zum frühstücken. die eier sind noch nicht ganz fertig, aber der tisch ist reichlich gedeckt. in einer persönlichen atmosphäre in der heimischen küche geniesse ich ein frühstück der besonderen art: not blick auf die küche frühstücke ich selbst gebackenes dunkles brot mit nüssen und körnern. dazu gibt es eine angeregte unterhaltung.

dann gehe ich los auf halber höhe des altmühltales. es geht aufwärts und abwärts in unterschiedlicher länge und steilheit. zuerst etwas im tal der altmühl, dann über längere zeit im tal der schwäbischen rezat. neben einem telefonat mit renate komme ich an den stadtrand von weissenburg. komoot führt mich an einem supermarkt, wo mich schülerInnen (unfreiwillig) und schnell zum eingang lotsen. die luft drinnen ist so schlecht, dass ich ganz schnell meine husten-bonbon kaufe und froh bin, wieder draussen zu sein.

durch eine wohn-siedlung, an der B 2 entlang, dann geht es wieder – teilweise sehr steil – bergauf. ab der hangkante oben lädt zuerst eine kleine bank zum vesper ein und anschliessend der aussichts-turm zu einem super-blick in das rezat-tal. schade, dass es so diesig ist. mein weg führt mich weiter rauf und runter, immer das tal links unten. ein anruf von sebastian wird immer wieder durch anweisungen von ‚frau komoot‘ gestört. kurz vor pleinfeld stolpere ich über eine sommer-rodelbahn. das wäre jetzt ein spass, auch für die enkelkinder. mir bleibt dafür aber die innenstadt mit einem cappuccino und einem stück kuchen.

der brombach nach dem stausee
im wald dahinter kann ich ein paar stationen eines kinder-wald-erlebnis-pfades ausprobieren. wer hat schon mal versucht, mit verdeckten händen (brett darüber), nur mit blick in einen spiegel gegenüber zu schreiben oder zu malen? neben der autostrasse überquere ich anschliessend den kleinen brombach, wie er aus seinem see kommt. schliesslich bekomme ich in meiner neuen unterkunft von einer echten ur-fränkin mein zimmer überreicht.

hüben und drüben des altmühltales

donnerstag, 11.04.2019
monheim – schambach/treuchtlingen (20,2 km, insgesamt 208,7 km, 290 m auf, 360 m ab)

meine heutige strecke ist deutlich geringer, im gegensatz zu gestern kann ich den tag ganz gemütlich gestalten. er beginnt mit einem umfangreichen frühstück mit allem drum und dran. mir fällt auf, das hier – wie gestern – nur männer sitzen. wohl ist das ein hotel für monteure und verkäufer. atmosphärisch nicht so ganz meines, aber ich geniesse mein frühstück.

in aller gemütlichkeit ziehe ich los. es ist kalt heute morgen. ich knöpfe alles gut zu und lege meine hals-wärme-manschette an. auf der anhöhe oberhalb des ortes zieht ein kalter wind aus osten über wiesen und felder. so bin ich froh, dass ich bald durch den wald gehen kann, wo es zwar kalt ist, aber nicht windet. aber kaum ist da eine lücke, schon pfeift der wind durch. die sonne kommt ein klein wenig heraus, aber sie verschwindet auch rasch wieder.

nach den mittag kommt ein anruf an, bei den ich wieder einmal zu langsam bin mit ‚telefon-hörer abnehmen‘. auf der mailbox ist meine nächste zimmer-wirtin, die wissen möchte, wann ich ungefähr ankommen werde. wir klären das mit dem ergebnis, dass ich noch etwas mehr zeit zum ziel habe. da die sonne jetzt mehr scheint, suche ich nach einer bank oder alternativen sitz-möglichkeit. auf einer lichtung entdecke ich einen jäger-stand, der wunderbar in der sonne steht. auf den unteren stufen sitzend verspeise ich meine käse-semmel. der lärm hinter mir stellt sich kurze zeit darauf als arbeiten im steinbruch heraus. ich bin im altmühltal angekommen.

so unterquere ich jetzt auch die eisenbahn-strecke zwischen ansbach und münchen, auf der wir immer zu sebastian fahren. hier in dietfurt gibt es keine möglichkeiten für einen kaffee – so sagt mir eine junge mutter mit ihrem kind. auch am lech habe ich von einer jungen mutter auf ihrem spaziergang die gleiche antwort bekommen. vielleicht sollte ich mal andere einwohner fragen, auch wenn diese nicht so häufig auf der strasse zu treffen sind. dafür überquere ich nun die altmühl und mache mich auf den weg wieder nach oben. vorher muss ich mich aber noch eine zeit lang an der B 2 mit einem heftigen LKW-verkehr arrangieren.

als es steil zu werden beginnt, hat komoot etwas probleme mit den trampelpfaden nach oben und ich habe probleme den von komoot angegeben zu finden. zuerst braucht es einen doppelten anlauf und dann wird der vorgeschlagene und von mir eingeschlagene pfad immer wilder und verwucherter. irgendwann gibt es – zumindest mit rucksack – kein durchkommen mehr. ich drehe bei und versuche mein glück quer-wald-ein. nachdem ich wieder auf der route bin, sind dir restlichen knappe zwei kilometer ein kinderspiel.

da ich etwas zu früh ankomme, will ich in die daneben stehende kirche rein schauen. trotz einem aushang ‚tritt ein und geniesse die ruhe‘, muss ich wegen verschlossener tür draussen bleiben. dafür wird mir anschliessend in der pension die tür geöffnet. ich bekomme mein zimmer und wir regeln frühstück und ausgeh-modus. ich muss nämlich die haustür von aussen zuschliessen. der hund der zimmer-wirtin macht sich sonst die tür auf und geht selbstständig gassi.
duschen, schreiben und dann bekomme ich im ‚güldenen ritter‘ – einer unscheinbaren dorf-kneipe – ein wunderbares vegetarisches essen, eingeleitet von einem guten gruss aus der küche. angenehm und gut gesättigt gehe ich zu meinem heutigen schlafraum.

lech endet mit donau-überquerung

mittwoch, 10.04.2019
oberndorf – monheim (31,1km, insgesamt 188,5 km, 500 m auf, 420 m ab)

beim frühstück informiert mich meine zimmer-wirtin – als wir über meine heutige etappe reden – darüber, dass ich dann heute in die grenz-region von bayern, schwaben und franken käme. monheim sei eine wichtige grenzstadt damals gewesen.

ich beende meinen lauf mit dem lech, wobei ich eine déja-vue-erfahrung mit lauten lech-brücken habe – doch dieses mal ist es ’nur‘ eine bundesstrasse, aber der abstand ist deutlich geringer. es fühlt sich gefährlicher an als es laut ist. nachdem ich einen bogen durch wald gemacht habe, stehe ich plötzlich vor der lech-mündung in die donau.

ein erster versuch, in dem ort daneben einen kaffee zu bekommen, scheitert. der ort ist zu klein. also ziehe ich weiter, aber (wieder einmal heute) ins tour-abseits. heute scheinen komoot und ich uns nicht so recht zu verstehen. der rechte weg geht den berg hinauf. oben auf dem schotter-weg am waldrand fallen mir unmengen von weinberg-schnecken  auf. auch sie sind heute – wie wohl täglich? – auf einer grossen wanderung. es gilt eine über zwei meter breite schotter-piste zu überqueren.

mit mehr blicken auf das handy-display finde ich nun auch bei komplizierteren kreuzungen gut meinen weg. im nächsten etwas größeren ort, durch den ich komme, Menge ich den zweiten versuch einer kaffee- (und kuchen-) pause. ich frage eine radlerin, die mir entgegen kommt. „oh, am mittwoch nachmittag ist unser dorfladen zu. leider.“ nun suche ich mir hinter dem ort ein vesper-fleckchen. das finde ich erst weiter oben an einem wegkreuz. es gibt zwar keine bank, aber eine niedrige beton-umfassung. der linke pfosten ist für den rucksack, der rechte für mich. ich bekomme eine käse-semmel, mein handy saft.

auf den höhen der monheimer alb pfeift der wind recht kalt, während im wald es viel ruhiger und damit wärmer zugeht. so bin ich laufend damit beschäftigt, meinen hals einzupacken und wieder freizulegen.
im ziel-ort eingelaufen verabschiedet sich erstmal komoot mit seinem „du hast dein ziel erreicht – bis bald“. dann suche ich ein café, denn es hat gerade erst vier geschlagen. mit etwas glück finde ich ein eis-café, bei den es auch kuchen gibt. der italiener bringt mir einen super-cappuccino und zum kuchen einen geformten batzen sahne dazu. das ist der i-punkt des heutigen tages.

jetzt ins hotel auf ein zimmer und die wasch-rituale genossen. das abendessen in diesem steak-house ist nicht so ganz nach meinem geschmack. ich mag weder steak aus nebraska, noch einen burger. an unteren limit der speisekarte finde ich ein schnitzel, das ich mit pommes ergänzen kann und mit einem salat verfeinere.

lange längs des lechs

dienstag, 09.04.2019
gersthofen – oberndorf/lech (31,8 km, insgesamt 157,4 km, 170 m auf, 230 m ab)

nach dem aufstehen verspüre ich ein leichtes kratzen im hals. ich trete in die küche ein und ein reich gedeckter frühstücks-tisch steht vor mir – und das bei gast-gebern, die nur einen kaffee trinken. nach gutem frühstück und herzlichem abschied empfängt mich draussen leichter regen. weil ich anschliessend die banken verwechselt habe, lande ich in der falschen bäckerei und bekomme keine pfeffer-brezel.

komoot schickt mich links des lechs weiter. ich beherzige wieder den tipp meiner gastgeberin und gehe auf die andere seite. und wieder lohnt sich das unternehmen: ich durchstreife wieder wunderschöne auwälder und bewundere die verschiedensten biber-werke. mit der zeit setzt sich ein weiterer ohrwurm durch – ein lied aus kindertagen: ‚meine biber haben fieber, diese armen…‘ auch beobachte blässhühner, wildgänse und anderes getier. und ich finde attraktive stein-männchen und zwei junge männer, die an lech-ufer sitzen, musik hören und wasser-pfeife rauchen.

damit ich wirklich am ziel heute ankommen kann, muss ich auf die andere fluss-seite. eine kleine vesper-pause und ich treffe mich wieder mit der geplanten tour. weiter geht es nach norden zwischen lech und dessen kanal entlang. kilometer-lang zwar einen guten bodenbelag (recht weich), aber landschaftlich ist es doch etwas langweilig geworden. so stellt sich das bedürfnis nach einem kaffee ein. eine junge mutter, die ich an kanal treffe und frage, macht mir wenig hoffnung. ich müsste wieder ein paar kilometer zurück.

dann lieber ohne kaffee vorwärts. auf einer einsamen, wohl selbst zusammen gezimmerten kleinen bank gönne ich mir eine rast mit vesper. just in den augenblick will exakt vor mir ein landwirt auf seinem riesen-traktor das feld (pellet-mässig) düngen. wir kommen gerade so aneinander vorbei. dann versuche ich die letzten lech’schen kilometer lech-zend hinter mich zu bringen. über mir hat sich im laufe der letzten zeit ein ordentliches hubschrauber-grollen zusammen gebraut. irgendwann fliegt einer den lech entlang, dass ich den Eindruck habe, erst hat mich im visier. ich bin sehr froh, als es heisst, nach links abbiegen. ein wäldchen versüsst mir das ende der heutigen etappe.

am ziel erwartet mich nicht nur ein schönes zimmer, sondern auch die nachricht, das der örtliche grieche heute ruhetag hat. im nachbar-dorf gäbe es sie eine pizzeria, etwa zwei kilometer weiter. ich muss wohl etwas ungünstig aus der wäsche geschaut haben – ich bekomme ein leih-fahrrad angeboten. zum abendessen fahre ich also und bekomme im sportheim eine ordentliche und herzhafte pizza. und wir ich wieder auf mein leih-rad steige fängt es an zu tröpfeln. mit jedem gefahrenen meter nimmt der regen zu und wird von blitz und donner begleitet. ich trete in die pedale und wundere mich selbst, wie flott ich den weg zurück finde. ich räume das rad in den schuppen und wie ich zur haus-tür gehe lässt der regen nach.

am lech durch augsburg

montag, 08.04.2019
steinach – gersthofen (31 km, insgesamt 125,6 km, 190 m auf, 230 m ab)

die unterkunft heute ist eine besondere: ich darf bei lieben menschen mich einquartieren, vor allem gibt es ein essen wie ich es liebe. und danach einen wunderbaren kommunikativen abend, der es glatt verhindert, einen ausführlichen reise-tages-bericht zu fabrizieren.

doch jetzt ist er da:
der tag fängt frühstücksmässig ganz anders an – als ich den frühstücks-raum betrete, sitzt die ganze familie der gästehaus-betreiber an tisch: chefin, hausherr&bio-land-wirt, eine tochter und die oma, kurz darauf kommt sich der opa dazu. ich werde nach meiner heutigen strecke gefragt und bekomme den tipp, nicht rechts des lechs, sondern auf der linken Seite nach Augsburg zu gehen: durch den wald sei viel abwechslungsreicher als nur auf oder neben dem damm zu gehen. mein frühstück klingt aus mit einem gespräch mit den grosseltern über das örtliche einschulungs-verfahren.

kurz darauf verlassen ich haus und hof, da ruft jemand von hinten mir etwas zu: am geordneten fenster steht der landwirt und verabschiedet sich mit guten wünschen. es nieselt leicht. ich entscheide mich, von der komoot-planung abzuweichen und eher richtung schleuse 23. das zieht sich doch mehr als ich ahnte.

nach knappen drei kilometern überquere den lech. damit habe ich auch die ehemalige grenze von bayern nach schwaben überschritten (so der opa beim frühstück). und es hat sich gelohnt. zwar versperrt mit erst einmal ein zaun den zutritt zum wald und ich muss über den damm ausweichen. die erste lücke, die ich dann links im zaun erspähe, nutze ich um von damm weg zu kommen. nun gehe ich durch buchen-wälder, die viel mehr zum hinschauen bieten: knospen und kleine aufspringende blätter, junge bäumchen und alte gefallene. immer wieder höre ich es gurgeln und kurz darauf überquere ich den dazu gehörenden bach-lauf. vor allem erfahre ich den sinn dieser eingezäunten wälder: darinnen liegen trinkwasser-brunnen in nur geringer tiefe, die geschützt werden sollen.

kurz vor der augsburger innen-stadt wechselte ich die lech-seite und wage mich zwischen die häuser-fronten auf der suche nach einem café. der – wenn auch lauwarme – kaffee und die obstschnitte tun gut. gern ziehe ich mich wieder zurück an den lech in der hoffnung, weniger verkehrs-lärm um mich herum zu haben. mein navi führt mich über einen trampelpfad durch schönste auwälder nach norden. mit begegnen zwar keine biber, jedoch kann am laufenden band ihre nage-arbeiten bewundern: vom nur angekratzten über halb angenagte bis zum vollständig gefällten baum. da wandere ich mitten durch eine 300000-gross-stadt und kriege nichts davon mit.

aber dann bin ich durch und am nördlichen ende ist es auch mit der idylle zu ende. den lärm kann ich schon vorher hören, aber als ich dann die autobahn-brücke über den lech vor mir sehe, dröhnt der lkw-lärm gnadenlos in meine ohren. nur schnell weiter! ich muss erstmal einen – zwar separaten – fussgänger-steg nehmen, aber in unmittelbarer entfernung zum kraftfahr-verkehr.

nun ist es nur noch ein kleines stück bis zu meiner – ganz besonderen – unterkunft. von renate vermittelt habe ich heute ein ganz privates ‚gäste-zimmer‘. nachdem schuhe aus und rucksack abgelegt sind, wird mit vom gastgeber mein handy an die steckdose gelegt. nach dusche und tee gibt es ein wunderbares so genanntes veggie-essen (tomaten auf schafskäse mit couscous. bier und ein paar erdnüsse lassen einen abend kulinarisch ausklingen, der angefüllt ist mit vielen themen, ernst und heiter präsentiert.

zwischen ammersee und augsburg

sonntag, 07.04.2019
inning – steinach (28,6 km, insgesamt 94,6 km, 300 m auf, 330 m ab)

gestern erhielt ich das angebot schon vor 8 uhr frühstücken zu können. so bin ich der erste und alleinige im frühstücksraum, begrüsst von der haus- bzw. gastfrau mit ’sie sind der mann auf der grossen wanderung – schon gehört davon‘. so komme ich zeitlich gut fort und bin relativ bald in türkenfeld, will der aufstieg vom ammersee gar nicht so heftig ist wir vermutet. hinter dem ort ergibt sich unvermutet eine möglichkeit der rast, wo ich mir eine käsesemmel gönne. da meldet sich sebastian um sein mitlaufen zu konkretisieren (gestern haben wir schon grundsätzlich ausgemacht, dass wir zusammen laufen). nun plant er zusammen mit den kindern zu kommen. wegen hausaufgaben etwas später und für einen hinteren teil der etappe.

so nehme ich die beine unter meine arme und lege einen zahn zu. ich möchte gut vorwärts kommen, damit die strecke mit den kindern möglichst kurz ist. dich erst muss ich um volkswandertags-gruppen verschiedenster gerade herum jonglieren. aber ich muss nicht jene mit sägemehl-strichen ‚gesperrten‘ wege meiden wie sie und komme dank komoot gut durch.

wieder wandere ich durch wälder und über wiesen und felder – aber nicht wie angekündigt bei sonnenschein. die himmel ist bedeckt und meine gangart hält mich warm. wir in den tagen zuvor klingen ohrwürmer durch mein hirn und über meine lippen. das udo-jürgens-konzert klingt nach: zu beginn war es ‚… aber bitte mit sahne!‘ gestern ‚ihr werdet euch noch wundern, wenn ich erst rentner bin … mit sechsundsechziiiig…‘ heute war ich ’noch niemals in new york … einmal verrückt sein und aus allen haben fliehn‘.
zwischendurch rennt im wald ein reh kurz vor mir über den weg und ein zweites versuche ich vorsichtig anzupirschen, während es am waldrand äst – keine chance, der wind weht ungünstig. dafür liegt der ortsanfang von dünzelbach unmittelbar vor mir. von hier aus bis zum ziel sind es noch zehn kilometer –  eine strecke, die für die kinder machbar sein dürfte. bei der suche nach einem geschickten treff-punkt erreicht mich eine sms von sebastian, der absagen muss, weil die situation zuhause ein herfahren nicht möglich macht. schade!

so ziehe ich den weiterhin alleine weiter – auch auf wegen, die ich ohne komoot nicht unbedingt gefunden hätte oder gegangen wäre. der ackerrain, den eigentlich nur landwirte auf ihren traktoren nutzen, lässt mich fern von asphalt und pkws einen guten weg finden. weniger kommod ist es für mich, wenn ich mit dem handy ein foto machen möchte: handy aus der tasche ziehen, das kabel&gewirr hinterher, fotografieren, handy in die tasche zurück, kabel-gewirr hinterher, den zweiten kopfhörer ebenso, dabei den anderen nicht von rechten ohr wegziehen. bis ich in bremen sein werde, habe ich die optimale lösung sicherlich gefunden.

als ich dann auf die steinacher kirche zu laufe, schlägt diese gerade drei uhr – ‚haben sie noch nicht die sommerzeit drin?‘ frage ich mich. aber kurz darauf an meinem ziel verabschiedet sich wieder komoot von mir und ich realisiere, dass die geschlagene uhrzeit richtig war. da das haus geschlossen ist, verbringe ich die zeit im sonnenschein mit etwas nähere gegend erkunden und reise-tagebuch führen. dann erwartet mich ein schönes zimmer mit einer wohligen dusche. und danach ein vegetarisches essen und ein nettes, interessantes gespräch mit dem hausherrn und bio-land-wirt.

zum und am ammersee

samstag, 06.04.2019
pähl – inning/ammersee (22,5 km, insgesamt 66 km, 370 m auf, 370 m ab)

mitten in der nacht bricht auf dem hof und auf den flur grosse unruhe aus mit den end-ergebnis, dass die tür zu meinem zimmer aufgeht und ich aufschrecke. ich höre eine frauen-stimme „tschuldigung“ sagen, dann geht die tür wieder zu. zum glück brauche ich nicht allzulange um wieder einschlafen zu können. nach dem morgendlichen aufwachen geht ein erster blick aus den fenster: es ist sehr diesig bis neblig.

in aller ruhe richte ich mich und gehe zu den gestern entdeckten bäcker zum frühstücken. unter anderem erstehe ich eine brezel, bei der mit sogleich angeboten wird, diese mit butter zu liefern. diese stellt sich als sehr gute bayrische butter-brezel heraus, dass ich mir anschliessend als weg-zehrung gleich nochmal eine mitgeben lasse. die angebotene frühstücks-lektüre ist dagegen niveaulos: die zeitung mit den bombastischen buchstaben. vielleicht erfahre ich gerade, warum ausser mir niemand frühstückt, aber die bäckerei permanent kundschaft hat.

nachdem ich gut gestärkt den weg unter meine füsse genommen habe, geht es immer mehr bergauf. kurz nach den letzten häusern ziehe ich mein lang-ärmliges shirt aus um nicht allzusehr und schwitzen zu kommen. der weg führt mich durch einen wunderschönen buchen-wald. niemand begegnet mir, es ist sehr still.

mit einem knopf im rechten ohr führt mich komoot auf pfaden und kleinen wegen über den berg richtung ammersee. irgendwann fällt mir auf, dass mit immer mehr menschen entgegen kommen: tageswanderer-paare, spaziergänger ohne und mit hund, dann auch mountain-biker. und auch die sonne kommt immer mehr durch die wolken durch. aber das frauen-kloster in dießen am gegenüber liegenden see-ufer liegt immer noch leicht im dunst. je tiefer ich dann zum see hinunter komme, desto höher wird die anzahl deutlich erkennbarer touristen. ich erreiche schliesslich das ufer und komoot schickt mich über die see-promenade. irgendwann wende ich mich davon ab nach rechts weg vom ufer.

was macht der mensch bei wärmendem frühlings-sonnenschein an einem see? irgendwann gelüstet es ihn nach einem cappuccino und einem eis – auch mich. nebenher beobachte ich die unterschiedlichsten menschen, die vorüber gehen. da ist dieser gedanke wieder da: es geht uns, auch mir, unheimlich gut – im grunde genommen auf kosten anderer. auf den weiteren weg beobachte ich eine ältere dame, die – sorry/pardon – sich attraktiver machen möchte als es in ihrem alter sinnvoll ist. ihr könnt ein recht kräftiger hund kaum hinterher, will er so kurze beine angezüchtet bekam, dass der bauch beinahe auf dem boden kratzt. aber ich komme auch im rechten moment zu einer familie, bei der das 3-jährige endlich einen stecken am ufer gefunden hat und alle sich darüber freuen.
als es aus der stadt hinaus geht, entdecke ich ein weg-zeichen mit der blauen muschel – ich gehe jetzt ein stück jakobs-weg! zum gleichen zeit-punkt fahren ein notarzt-wagen und drei feuerwehren mit greller sirene an mir vorbei. hoffentlich kommen sie früh genug an! auf dem weiteren weg ruft sebastian an, erst will morgen ein stück mit laufen.

in inning angekommen werde ich bei meiner unterkunft freundlich aufgenommen und bekomme ein nettes kleines, aber feines zimmer. dort wasche ich erst meine wander-klamotten und dann mich selbst. nach einem telefonat mit renate schlendere ich durch den ort und bleibe bei einem griechischen restaurant hängen. die gast-stube ist voll mit familien mit kindern unterschiedlichsten alters. in diesem lebhaften raum geniesse ich eine vegetarische moussaka und anschliessend einen ouzo. zurück im zimmer setze ich noch diesen text auf.

immer an der ammer entlang

freitag, 05.04.2019
huglfing – pähl (21,3 km, insgesamt 42,5 km, 120 m auf, 160 m ab)

beide haben wir schlecht geschlafen – das zimmer war (obwohl die heizung abgestellt ist) sehr warm. da hat auch das geöffnete fenster wenig geholfen. nach dem richten und packen, frühstücken und bezahlen treten wir vor die tür. dort bemerken wir, dass der nächste zug in der zeit abfährt die wir zum bahnhof brauchen. also erhöhen wir das wander-tempo dorthin deutlich. mit dem erreichen der bahnschranken klingeln die bereits und wie wir die gleise queren gehen sie herab. keine sekunde später hätten wir da sein dürfen. beim erreichen des bahnsteigs ist auch schon der zug zu sehen. ein kurzer abschied und schon muss renate einsteigen – kurz und schmerzlos (-voll?).

bevor ich meinen weg finde, entdecke ich auf dem bahnhofs-parkplatz einen zoe. der weg führt mich zuerst einmal an der waldorfschule vorbei, der mutmasslichen schule unseres enkelsohnes. die schienen begleiten mich anschliessend ein gutes stück weit. schliesslich gelange ich wieder (scheinbar) querfeldein zur ammer. immer an der ammer entlang geht es nun bis weilheim. ich begegne joggern und hunden mit ihren ‚frauchen‘ und ‚herrchen‘, rotschwänzchen und eichhörnchen. mit eintritt in weilheim verspüre ich lust auf einen besseren kaffee als der zum frühstück. an der stadthalle treffe ich glücklicherweise den hausmeister, der auch gleich einen heissen tipp parat hat für mich. kurz darauf steht am anderen ende des parkplatzes ein heisser cappuccino vor mir auf dem tisch.

nach dessen genuss installiere ich meine kopfhörer am fairphone, damit die regie-anweisungen meines navis nicht die vorbei kommende bevölkerung belästigen.
mit einem knopf im rechten ohr ziehe ich weiter am rechten ufer der ammer entlang. auf zickzack-wegen lege ich die letzten beiden kilometer nach pähl zurück, wo ich kurz nach zwei uhr meine heutige unterkunft betrete. im doppelzimmer (nur solche sind hier vorhanden) fühle ich mich etwas ungewohnt bis unwohl. zudem ist es so kalt wie das letzte warm war.

so erkunde ich erst einmal den ort nach möglichkeiten für das morgige frühstück – das bekomme ich nicht im gasthaus. und ich finde tatsächlich eine kleine bäckerei mit einem kleinen lebensmittel-anhang, wo ich mir etwas kaffee & kuchen gönne und mich über die öffnungszeiten kundig mache.

zurück im zimmer drehe ich die heizung auf, weil ich im pulli friere. da merke ich, dass sich in diesem zimmer kein fernseher befindet. so wird das ein wirklich freier abend.

loslaufen mit lotta

donnerstag, 04.04.2019
grossweil – huglfing (21,2 km, 320 m auf, 340 m ab)

wir laufen nach einem guten bircher müsli los mit lotta an der langen leine. beim bäck ums eck gibt es noch zwei brezeln.
dann ziehen wir drei bei bedecktem himmel, windig witterung und kalten temperaturen los – richtung norden, sprich bremen.
wir machen erste erfahrungen mit komoot als navi: eine relativ freundliche damen-stimme gibt uns klare richtungs-angaben. wiederholt sagt sie uns wir auf den rechten weg bleiben. es geht zuerst mal steil und teilweise matschig den berg hoch. ich versuche lottas 7-m-leine kunstvoll darüber zu bringen. und dann heisst es weg vom geschotterten waldweg nach links abzubiegen. wir wundern uns, weil wir keinen weg sehen können. aber dann erkennen wir doch andeutungsweise einen trampelpfad. sehr skeptisch gehen wir weiter und so merken wir schnell, auf was für einen schönen wanderweg wir geführt worden sind. ich bin immer mehr überzeugt von der app-programmierung. dann bekommen wir vor einem bauernhof die anweisung nach links ins gelände zu gehen, stehen aber dann wohl vor einem abhang. wir gehen zurück und versuchen es auf der andern seite des hofes weiter. und kurz darauf können wir einen weg (durch den hof durch) erkennen und sind wieder auf der route. wieder ein punkt für komoot.
lotta kümmert das alles nicht. an der langen leine läuft sie voraus oder lässt sich nach hinten fallen und erschnüffelt sich ihre welt. zwischendurch kann sie an einer kleinen badewanne trinken.
der hunger lässt uns an einer kleinen kapelle eine sehr windige und daher kurze rast machen, wo wir drei uns die zwei brezeln teilen.
mit der zeit ist lotta nicht mehr vorne zu finden, sondern entweder bei uns ist hinten beim schnüffeln. als wir in spatzenhausen  geradewegs auf ein gasthaus zulaufen, entscheiden wir uns eine richtige pause einzulegen. aber lotta weigert sich mit rein zu gehen, zumal wir drei sogleich heftig angekläfft werden von einem hat nicht so grossen hund. also trinken wir zuerst mal im biergarten in der sonne alles etwas. lotta wird dann von sebastian abgeholt und wir essen drinnen zu mittag.
etwas abseits von unserer folgenden route finden wir noch ein bauern-café mit wunderbaren kuchen und torten. natürlich gibt es einen kaffee dazu.
in der pension in huglfing bekommen wir dann noch besuch: sebastian kommt auf seinem heimweg vorbei.
wir essen in unserer gaststätte zu abend, wobei nur sebastian isst – wir sind immer noch gut satt.

mit dem zug ins alpenvorland

zuhause ist noch zeit um letzte dinge im haus zu erledigen. während renate noch einmal in die Stadt gefahren ist, verspüre ich doch eine leichte anspannung in mir. noch kurz ein plakat aufgehängt und im waldorf-kindergarten vorbei , dann fahren wir nach eckartshausen zum bahnhof. je länger wir im zug sitzen, desto besser wird das wetter. in der sonne scheinen wiesen und felder in den unterschiedlichsten grün- und brauntönen. kleine dörfer, und siedlungen ziehen am fenster vorbei. schülerInnen kommen aus der schule, radfahrerInnen ziehen die wege im t-shirt entlang, kinder spielen draussen und erwachsene sitzen auf der bank vor dem haus. frühling ist’s!
die anspannung wird zur entspannung und zur vorfreude.

am abendlichen holzfeuer im grossweiler ofen sitzen wir dann beim vesper. und nachdem die enkel im bett sind, geht es in unserem gesprächen um schulbesuch, verwandten-besuche und arbeits-alltag.

die rucksäcke sind gepackt – der zug fährt ab

nun ist alles gerichtet: die reise-vorbereitungen so gut wie abgeschlossen. alles was wir – was ich für die wanderung brauche, ist in trockenen tüchern. wäsche und ausrüstung für gute und schlechte tage, zahnbürste und co, notfallproviant und -päckchen. GPS-daten sind auf meinem fairphone, auch die liste mit den unterkünften. stock und hut liegen bereit.

es kann los gehen.

nun fahren wir mit zug und bus richtung garmisch-partenkirchen und ganz kurz vorher, in grossweil, machen wir station und übernachten bei sebastian und seiner familie.

und geht es richtig los am tag darauf!

die weichen sind gestellt – es kann los gehen

die tour ist geplant, die etappen mit hilfe eines sehr guten programms im internet (komoot) festgelegt und die übernachtungen sind nahezu klar. renate wird nicht so lange dabei sein können wie ursprünglich gedacht (am anfang, in der ‚mitte‘ und am ende der tour). dazwischen hat sie ein paar wenige, aber unaufschiebbare termine drin.

bisher sind wir immer nach (camino)-wegzeichen gepilgert, auch wenn mein rückweg von santiago etwas ‚gegen den strich‘ ging – ich hatte über lange strecken wenigstens die (umgekehrten) pfeile.

nun bin ich auf einer ganz individuellen pilger- bzw. wanderschaft. ich werde wegzeichen sehen, aber sie werden nicht unbedingt mir meinen weg weisen. daher auch die sehr konkrete vorplanung mit hilfe des internets. diese planungs-tracks meiner tages-etappen habe ich als GPS-daten auf dem handy. mit ihm, einem kompass und meiner orientierungsfähigkeit mache ich mich dieses mal auf den weg.

zudem komme ich durch landstriche, die mit betten, brot und anderen notwendigkeiten dünn bestückt sind. daher (und auch wegen der osterferien-urlaubszeit) habe ich meine unterkünfte vorbestellt.

nun bin ich absolut gespannt, wie sich nach der – recht interessanten – planungsphase die wander-praxis anfühlt: auf welchen wegen führt das GPS-programm (dem ich aufgrund von aussagen anderer nutzer viel vertrauens-vorschuss gegeben habe) mich durch die deutschen landschaften? treffe ich unterwegs  vielleicht sogar andere wanderer?? wie wird das wetter??? muss ich vielleicht doch das eine oder andere des planes über irgendwelche ‚haufen‘ werfen????

aber – ich wandere durch deutschland. sprachliche und dialektische probleme wird es sicherlich nicht geben. und …

last not least: ich mache mich freiwillig und ohne äussere zwänge auf einen längeren weg. dieses mal habe ich dabei die so genannte flüchtlingswelle von 2015 im hinterkopf.  (nicht nur) damals sind viele menschen auf eine zwangs-wanderschaft gegangen um krieg, knechtschaft und hungersnot zu entkommen. ihre ‚wanderung‘ war länger, schwieriger und entsagungsvoller. unser ehemaliger syrischer mitbewohner hat nicht viel davon erzählt, aber so viel, dass ich meine wanderung nicht ‚einfach so‘ machen kann. wieder einmal wird mir bewusst, wie GUT es uns hier in mitteleuropa geht. viel zu wenig ist mir/uns dies bewusst!

die kinder wohnen über ganz deutschland verteilt

eine haus-aufgabe im kurs-buch des vhs-kurses ‚französisch‘ war die initial-zündung dieser idee: eine schreib-übung zu den persönlichen reise-gewohnheiten. die letzte frage der aufgabe „Quel voyage rêvez-vous de faire en jour?“ (was ist ihre traum-reise?) habe ich so beantwortet: „Je rêve de faire une randonnée de la maison de mon fils à la maison de mes filles.“ (ich träume davon eine wanderung vom haus meines sohnes zu den wohnungen meiner töchter zu machen.)

der grosse ist in grossweil, nähe garmisch-partenkirchen, die jüngste gerade in bremen, die mittlere wohnt dazwischen in nürnberg.

vor nunmehr knapp 37 jahren habe ich zusammen mit meiner frau deutschland mit dem fahrrad erfahren. von ilshofen aus am östlichen rand in den norden und auf der westseite wieder in den süden hinunter. das prägte (u.a.) unsere beziehung.

in der zwischenzeit haben wir drei kinder ins erwachsenen-leben begleitet und uns selbst auf viele radwege und anschliessend auf wander- und jakobswege gemacht.

in meinem ganz persönlichen erfahrungsschatz ist dann der jakobs-rückweg von santiago de compostella nach morsbach haften geblieben, der  übergang aus dem beruf hinaus. und nun zieht es mich wieder – nicht in die ferne, sondern durch deutschland. vom grossen im höher gelegenen alpenvorland über die mittlere in der mittelgebirglichen gegend zur jüngsten in der tiefebene an der see. in der zwischen-zeit sind aus den er-fahr-ungen mehr be-geh-ungen geworden – langsamer, intensiver und eindrucksvoller.

so mache ich mich in den monaten april und mai 2019 auf den fuss-weg von kind zu kind durch deutschlands landschaften. natürlich starte ich zusammen mit meiner renate und sie wird auch den abschluss dieses weges mit mir zusammen gehen.

tour garmisch nürnberg bremen
tour-übersicht von garmisch über nürnberg nach bremen

 

 

à trafers la france

mittwoch, 10.10.2018
irun – künzelsau (zug und bus), künzelsau – morsbach zu fuss (3,5 km)

in der nacht gab es mal dezente schnarcher, aber ich werde in einem sehr ruhigen schlafraum wach. ein paar sind schon auf und ich sehe, wie sie sehr bemüht sind, leise zu packen. ich stehe ebenso leise auf und mache mich auf ins bad. zurück im schlafraum ist nun das licht an, renate liegt noch im bett und ärgert sich über das helle licht. der einschalter hat wohl ohne licht seinen rucksack nicht packen können, und darauf angesprochen reagiert er leicht gereizt. wir packen und geben dankend unsere wolldecken ab. beim frühstück sind wir mit merle die letzten im speiseraum. wir verabschieden uns herzlich von ihr und sie zieht los. als letzte in der herberge schreiben wir noch einen kleinen gruss ins gästebuch und bekommen von der hospitaliera, die gerade aufräumt, eine zimmer-pflanze mit auf den weg. damit ziehen wir los zum s-bahnhof.

auf dem bahnsteig angekommen, steht ein zug parat, in den wir aber nicht rein kommen. nur einen kurzen moment später fährt er auch leer los und an der anzeige sehen wir dann, dass wir noch eine weile warten bis unser zug einfährt. es dauert nur wenige minuten bis wir in hendaye wieder aussteigen und auch gleich erkennen, wie wir zum fern-bahnhof kommen.

dort erwarten wir eigentlich wieder eine bahnsteig-kontrolle – hier ist ja immerhin die grenze. aber nix dergleichen, wir gelangen einfach so in den zug. die fahrt mit dem TGV verbringen wir mit dem bestaunen der vorbei fliegenden landschaft, die uns noch kurz einen wunderschönen blick auf das meer bietet. und wir bemerken – wie auch gestern – welch grosse flächen braun und verdorrt in der sonne liegen. auch hier hat es wohl wenig geregnet in den letzten wochen bzw. monaten. zwischendrin gibt es kurze nickerchen und die neuesten nachrichten, bis dann wieder die vorbei ziehende landschaft unseren augenmerk auf sich zieht.

in paris steigen massen von menschen aus dem zug aus, so dass wir überlegen, wo die überall hergekommen sind. zumal der zug vom start-bahnhof aus gerade drei- oder viermal gehalten hat. der weg zur metro-station ist uns bekannt und dort ziehen wir erst einmal frische metro-karten. (unsere vorrätigen finde ich gerade nicht, zu gut sind sie aufgeräumt. später daheim tauchen sie dann auf und werden gelagert bis zum nächsten paris-umstieg.) in der sehr vollen metro – eine dänische oder schwedische gruppe ist hier gerade auch unterhaltend unterwegs – geht es zum gare de l‘est.

wir finden dort auf die schnelle keinen platz im bahnhofs-café, denn unsere umsteige-zeit ist diesmal relativ kurz. es reicht aber für ein crêpe im stehen und einen kaffee im gehen. schliesslich sitzen wir im ICE, der uns über strasbourg und das rheintal abwärts nach mannheim bringt. dort kommen wir mit verspätung an, doch zum glück wartet der zug nach heilbronn. dann aber stockt es auch der auf der eingleisigen strecke und es wird wieder eng mit dem nächsten umstieg. der gelingt dann auch ganz knapp noch. und das gleiche wiederholt sich in waldenburg beim umstieg auf den bus.

in künzelsau holen wir nach, was wir weder in mannheim noch in heilbronn wegen der knappen übergänge geschafft haben: wir essen in der oberen hauptstrasse eine pizza und einen salat. zu guter letzt nehmen wir den schluss-teil unserer camino-reise unter die füsse, den weg nach morsbach. auf dem beleuchteten wiesweg kommen wir relativ spät zu hause an.

rückkehr zum start-punkt

dienstag, 09.10.2018
burgos – irun (zug)

wir haben beide gut geschlafen und sind früher wach als nötig. so richten und packen wir ganz gemütlich, geben unsere bettwäsche ab und suchen den speisesaal, wo es frühstück geben soll. dort steht ein einfaches büfet mit dem üblichen toast-brot, auch orangensaft und ein einfaches müsli. nur ganz wenige menschen sind mit uns in diesem grossen raum. wir sind gerade am aufräumen unserer frühstücks-utensilien, da betritt ein pilger-paar den raum und es entspinnt sich ein nettes gespräch mit den österreichern über caminos, bus und zug in spanien.

im nebel gehen wir durch die stadt zum bus. dabei verlaufen wir uns ein wenig und müssen einen spanier fragen, mit dessen tipp wir schliesslich ganz leicht zur haltestelle gelangen. die fahrt durch burgos und einige vororte dauert, aber am bahnhof haben wir noch zeit um ein bocadillo für unterwegs kaufen zu können.

im zug gibt es einen guten service: es werden kleine einfache kopfhörer verteilt und wir können einen natur-film anschauen. es ist fast wie in einem flieger. der schaffner sucht uns an unserem platz auf und erläutert uns die notwendigkeit eines umstiegs. auf der fahrt am rande der pyrenäen entlang kommt bisweilen durch den nebel die sonne durch. in san sebastian steigen wir fahrplan-unmässig in einen s-bahn-ähnlichen zug um, der uns schliesslich in einer knappen halben stunde nach irun bringt. dort suchen wir gleich nach der haltestelle, wo die s-bahn nach hendaye abgeht, aber ohne erfolg. so fragen wir den nächsten bahn-mitarbeiter, den wir erspähen. in dem moment kommt unser schaffner aus dem vorherigen zug und geht mit uns in die stadt hoch. nachdem die haltestelle in sichtweite ist, erklärt er uns auch noch, wo die herberge ist und wo man gut essen kann, dann geht er wieder zurück zum bahnhof. wir schauen uns die haltestelle noch an, wo wir einem franzosen begegnen, den wir im zug gesehen haben. er zeigt uns kurz, wie wir an dem automat eine fahrkarte ziehen können.

an der herberge angekommen lesen wir, dass diese erst um vier uhr aufmacht. so haben wir eine gute stunde zeit für die stadt. auf unserem spaziergang kaufen wir wasser und suchen ein lokal, wo wir ein abendessen einnehmen können. wir gönnen uns noch einen kaffee und essen unser burgos-bahnhof-bocadillo. dann brechen wir wieder auf zur herberge.

dort bekommen wir zwei betten und – als wir unseren dünnen schlafsack zeigen – auch noch zwei decken statt der üblichen papier-überzüge dazu. neben einem jungen franzosen, der schon im zimmer wohnt, kommen noch zwei junge frauen, eine amerikanerin und eine deutsche hinzu. merle, mit der ich ins gespräch gekommen bin, beginnt gerade den camino primitivo – in den herbst hinein. plakat guten appetit in vielen sprachensie sucht für den abend eine möglichkeit zum essen und wir laden sie ein mit uns zu gehen. da es noch nicht acht uhr ist, setzen wir uns zu einem apéritif ins zelt vor einem restaurant. merle erzählt, dass sie veganerin ist, was die essens-auswahl heute abend und grundsätzlich auf dem camino natürlich einschränkt. wir gehen hinein ins restaurant und erfahren, dass es am abend kein tages-menü gibt, sondern nur relativ teure speisen. so zahlen wir, gehen und suchen eine andere kneipe. aber beim zweiten versuch scheitern wir ebenfalls mit dem tagesmenü. also bestellen wir etwas kleines zu essen, das aber recht gut schmeckt.

bei unserer rückkehr in die herberge hat sich die zahl der anwesenden im schlafraum vergrössert. wir teilen uns nun mit sieben anderen pilgerInnen den raum.

imposante kirche immer wieder interessant

montag, 08.10.2018 (burgos)

ungefähr um sieben uhr wachen wir alle auf, weil einer durch den schlafraum geht und kräftig „hola! buenos dias!“ ruft! es war sehr kalt in dieser nacht, ich habe gefroren, trotz der doppelten klamotten, renate hat alles angehabt, was ihr zur verfügung stand und zwei pullover zum zudecken benutzt. kalt war es ihr trotzdem. wie müssen sich menschen fühlen, die in der nacht kein warmes fleckchen bekommen, und das nicht nur einmal!

wir packen und verlassen punkt acht uhr die herberge. dabei ist es uns klar, dass wir für die zweite nacht etwas anderes, wärmeres suchen werden. in der bar gegenüber frühstücken wir unter vielen pilgerInnen. anschliessend suchen wir das touristen-büro, aber wegen einer baustelle finden wir keinen eingang. nach dem umrunden des gebäude-komplexes machen wir uns auf die eigene suche nach einem hostel oder hotel. da fährt in dem moment ein polizei-auto vorbei und bleibt vor uns stehen, die seiten-scheibe geht herunter und der polizist fragt „you need help?“. das nützen wir aus und teilen ihm unser anliegen mit. die beiden steigen aus ihrem auto aus um uns den weg zu einem nahe liegenden hostel zu zeigen und zu beschreiben. die (spanische) polizei – dein freund und helfer! da kann sich mancher hospitaliero eine scheibe davon abschneiden.

es ist nicht weit weg bis wir am beschriebenen ort sind. daneben befindet sich das alsa-bus-terminal, das wir vor vier jahren kennen gelernt haben. das daneben liegende hostel haben wir damals nicht registriert, aber da war auch richtig sommer. wir checken ein für 42 euro das zimmer mit doppelstock-bett, das wir ab ein uhr beziehen können. den rucksack können wir so lange in einem seiten-raum der rezeption lagern. treppen in der kathedrale von burgosweil uns die kathedrale interessiert, besichtigen wir sie mit dem pilger-sonder-eintrittspreis, und sie ist und wirkt auf uns wieder so imposant wie vor vier jahren. teilweise wird innen gebaut bzw renoviert, was jedoch der faszination keinen abbruch tut. wieder draussen suche ich renate und bekomme auch keinen telefon-kontakt zu ihr. schliesslich gehe ich ins hostel, das nicht allzu weit entfernt ist. aber auch dort ist sie nicht, also nochmals zurück zur kathedrale. da meldet sie sich per SMS und wir treffen uns vor dem eingang. renate sass einfach im gottesdienst-raum des imposanten bauwerks und liess es so wirken.

wir können nun im hostel unser zimmer beziehen, dessen digitales tür-schloss mit einem schlüssel geöffnet wird, der an einen auto-schlüssel erinnert. das fenster des zimmers zeigt auf das blech-dach des bus-bahnhof und wir hören die lauten ansagen auch durch das geschlossene fenster. wir beziehen unsere betten, duschen und wärmen uns auf. dann stecken wir uns in andere klamotten (die total-wäsche vor ein paar tagen stellt sich als sehr sinnvoll heraus). noch ein kleines nickerchen und dann zurück ins kalte burgos um wasser und kekse einzukaufen und nach der abfahrtszeit des busses zum bahnhof zu schauen. dabei suchen wir gleich nach einem kürzeren weg vom hostel zum bus. in einem kleinen café trinken wir einen kaffee und eine schokolade und essen gleich eine kleinigkeit.

wir gehen noch einmal zurück ins hostel und dann später zum abendessen, wo paella und pilger-menü angeboten wird. es ist eine sehr grosse paella, wie sie an die nachbar-tische getragen wird. so entscheiden wir uns für das menü, das auch sehr gut daher kommt. danach freuen wir uns auf eine warme nacht, wenn auch anfangs noch etwas durchsetzt von alsa-ansagen und tür-geräuschen von nebenan.deckengemälde in der kathedrale von burgos

kalte nacht in anonymer herberge

sonntag, 07.10.2018
santiago – burgos (zug)

ich habe schlecht geschlafen, da in der nähe einige mit-pilger ganze wälder abgesägt haben. und gegen morgen sind dann schon recht früh die ersten pilger wieder auf den socken. die beiden mädels in unserer koje dagegen verhielten sich bei ihrem aufstehen und packen so ruhig, dass wir vom weg-gehen so gut wie nichts mitbekommen haben. als letzte verlassen wir dann auch das ‚zimmer‘.

in relativer kälte gehen wir zur bushalte und überlegen uns dort, auf welcher seite wir nun warten sollten, weil die linie auf beiden seiten angeschrieben ist. auf der von uns gewählten befindet sich eine echtzeit-anzeige, die uns mitteilt, wie lange wir wirklich noch warten müssen. jetzt, am sonntag in der frühe, ist der bus nahezu leer. dort wo wir aussteigen ist eine kleine bäckerei, in der wir gleich brot kaufen können. wir nehmen auch noch etwas käse mit, der in der auslage liegt. nur die bedienung der schneide-maschine gestaltet sich etwas schwieriger, weil diese nicht sehr standhaft ist und wir der guten frau nicht rüber bringen können, dass wir nichts geschnittenes brauchen, sondern nur ein ordentliches stück wollen. in einer bar in richtung bahnhof frühstücken wir ganz gemütlich, dabei treffen wir noch einmal die hospitaliera von gestern, die sich nun sehr freundlich und zurückhaltend gibt. aufgrund des kalten windes verziehen wir uns im bahnhof in die kneipe und verkürzen dort das warten mit frisch gepresstem orangen-saft.

in den zug kommen wir wieder nur mit kontrolle der fahrkarte bereits auf dem bahnsteig und als schliesslich der zug vorfährt, stellt sich dieser als kleiner triebwagen heraus – ich bin gespannt, ob da alle leute drin platz haben. dies ist jedoch kein problem, so dass wir bis leon mit erlaubnis des schaffners andere plätze mit mehr sicht auf die draussen vorbei ziehende landschaft einnehmen können. der zug fährt langsam, so können wir die wunderschöne gegend ganz gut geniessen.

in der übergrossen bahnhofshalle von burgos haben wir noch nie so viele leute gesehen wie nun. jetzt passt der raum besser zum fahrgast-aufkommen. wir wissen zum glück von früher her, wo wir auf den bus warten müssen. es gesellen sich auch eine junge spanierin und ein schotte zu uns, der uns eine geschichte von seinem kaputten auto und seinem bruder in limoges erzählt, worauf wir leise zweifel bekommen, ob er überhaupt ein pilger ist. kalt ist der weg von der bus-endhaltestelle zur herberge, den wir so ungefähr kennen. eine ältere spanierin bietet sich uns an, eine herberge zu finden. leider ist diese geschlossen, so dass wir weiter müssen richtung kommunale riesen-herberge. zusammen mit einer pilgerin, die sich unterwegs uns anschliesst, laufen wir erst einmal an dieser knapp vorbei. am richtigen ort dann angekommen, empfängt uns ein etwas unfreundlicher hospitaliero, der uns als erstes fragt, ob wir wirklich pilger seien. erst als wir ihm unsere vielen stempel vorlegen, ist er zufrieden (in der stadt findet gerade eine grössere veranstaltung statt, daher wohl sein zweifel). wir bekommen zettelchen mit nummern für zwei betten und das schuh-regal nummero 4 zugewiesen. mit dem aufzug geht es dann in den 4. stock, wo wir nur zu sechst unsere betten beziehen (auch der schotte ist dabei, er ist also doch ein echter pilger). es gibt hier keine decken und mit unseren sommerlichen seiden-schlafsäcken wird es in diesem grossen und zugleich unterbesetzten schlafraum vermutlich etwas kalt werden. gerade renate mit ihrer erkältung nimmt sich vor, alles anzuziehen, was ihr zur verfügung steht.

zuerst suchen wir noch etwas essbares in der stadt, sind aber von den tapas, die wir finden, nicht überzeugt. auch der zweite absacker-versuch hält sich geschmacklich in grenzen.

zurück in der herberge beziehe ich ein anderes bett etwas abseits, an dem eine steckdose in der nähe ist, um mein leeres handy aufladen zu können. renate nimmt unsere beiden pullover, um sich notdürftig zudecken zu können, auch ich ziehe mehr an als ich sonst in der nacht brauche. pünktlich um 22 uhr geht das licht automatisch aus, um 23 uhr erfolgt noch ein kontroll-durchgang, den ich jedoch nicht mehr wahrnehme. in der nacht wache ich auf, weil mir kalt ist und sehe dabei, dass das andere sonder-bett nunmehr auch belegt ist. ich ziehe mir socken an, um etwas wärmer zu haben und versuche wieder in den schlaf zu kommen. (mit klick aufs bild läuft die spanische fussgängerampel)gif aus spanischer fussgängerampel

flucht aus der gross-stadt

samstag, 06.10.2018
sergude – a coruña (14 km), in a coruña bus/taxi und von dort – santiago (zug)

wir haben keinen Wecker gestellt gehabt und als ich aufwache ist es im schlafraum absolut leise. ich richte mich ein wenig auf und sehe, dass noch alle friedlich in ihren betten schlafen. der blick auf die uhr zeigt 7:45 – mit der bar-wirtin haben wir acht uhr fürs frühstück vereinbart. also ziehe ich mich ganz leise an, daran wacht renate auf. ganz leise tragen wir unsere sieben sachen und den rucksack aus dem schlafraum hinaus in den aufenthalts-raum. dann schaue ich noch einmal kurz, ob wir auch nichts vergessen haben. zwischenzeitlich ist der alte ire auch auf und macht seine morgen-toilette. stolz zeigt er mir seine spontan-erfindung für das fehlen eines stöpsels im waschbecken: aus klopapier hat er sich eine kräftige kugel in der grösse eines tischtennis-balles gebaut, die das wasser auf dem grund des beckens am ablaufen hindert.

wir packen die letzten dinge in den rucksack und tragen diesen in eine gebäude-ecke ausserhalb der herberge, weil die tür nicht von aussen geöffnet werden kann. die anderen sind nun auch wach und die irische frau verabschiedet sich herzlich mit küsschen von uns, der alte ire bekommt einen kräftigen händedruck. in der bar alfonso ist der frühstücks-tisch schon gedeckt und die wirtsleute warten bereits auf uns. das frühstück ist guter spanischer standard und danach werden wir von der wirtin ganz herzlich mit einem „buen camino“ verabschiedet.

an der herberge können wir gerade noch die offene haustür nutzen, als die irische familie aufbricht zu ihrer nächsten etappe. so können wir noch den toiletten einen letzten besuch abstatten. das wetter zeigt sich mit bedecktem himmel, kälte und ordentlichem wind. der boden-belag wird im laufe der kilometer immer asphaltiger. es fängt irgendwann an zu nieseln und wir entscheiden uns, regen-klamotten anzulegen, da regnet es schon kräftiger. bald können wir die vororte von coruña nicht nur sehen, sondern auch am boden-belag spüren. an einer bushaltestelle versuchen wir den fahrplan zu lesen, was sich jedoch als schwierig heraus stellt, weil er sehr allgemein gehalten ist und viele linien zusammenfasst. wir vermissen die haltestellen-individuellen fahrpläne.

also laufen wir noch ein stück weiter bis der flughafen der stadt sichtbar ist, und an einer bus-haltestelle an der hauptstrasse versuchen wir noch einmal in ruhe den fahrplan zu lesen. eigentlich müsste bzw. könnte in einigen minuten ein stündlicher bus kommen. da zur angegebenen zeit aber keiner gekommen ist, laufen wir weiter, und kurz darauf spricht uns ein spanier in englisch an. er meint, dass wir zwei bis drei kilometer weiter in coruña eine bessere bus-anbindung haben.bunte holzhütte mitten in der stadt so gehen wir auf dem camino noch weiter in richtung stadt-mitte. dieser führt uns am ufer des rio mero entlang in richtung mündung bis oberleitungen von gleisen zu sehen sind. auf einer brücke darüber ist in nicht allzu grosser entfernung ein bahnhof zu erkennen – also gleich weiter dort hin. unterwegs dahin kommen wir an einer grösseren bus-halte vorbei, wo wir einen jugendlichen (mit lauter musik) fragen, wie das mit dem bus hier ist. er kann uns nicht weiter helfen, zumal er scheinbar auch nicht des englischen mächtig ist. ein älterer herr mischt sich ein und meint, der bus in die innenstadt käme gleich. prompt kommt auch einer angefahren und wir fragen den fahrer, ob er in die city fahre. er verneint und verweist auf einen anderen, der zehn minuten später käme.

dies ist dann auch so und wir fahren einige zeit bis in das stadt-zentrum. irgendwo steigen wir aus, wo der busfahrer uns ein zeichen gibt. wir versuchen uns zu orientieren und finden auch ein schild (für autofahrer) ‚touristen-büro‘. wir marschieren in die entsprechende richtung und fangen an zu suchen, aber vergebliche liebesmüh. dabei soll a coruña eine wunderschöne altstadt haben, aber die muss man – ohne stadt-plan – finden. wir finden nur verlade-hallen von schiffen oder sonst etwas. also halten wir eine kurze lage-besprechung ab. als pilger, also als fussgänger in einer sehr grossen stadt fühlt man sich leicht verloren, ausserdem ist es um uns herum sehrblaue laternen-kette am kai laut. wir befürworten einen raschen rückzug nach santiago und halten ausschau nach einem taxi, das uns zum bahnhof bringen kann. eine hilfsbereite tankwartin erklärt uns genau, wo der nächste taxi-stand ist. und von dort bringt uns ein netter taxi-fahrer auf dem direkten weg zum bahnhof.

am schalter gestaltet sich der von uns angedachte fahrkarten-umtausch recht schwierig (auch weil der bahn-bedienstete kein englisch kann und scheinbar auch nicht so recht mag). also lösen wir nur eine fahrkarte bis santiago und treten dann nach wenigen minuten und einem kleinen kaffee die flucht aus der gross-stadt an. im zug suchen wir in unserem pilger-führer nach einer herberge in der nähe des bahnhofs. am schalter in santiago können wir dann zusammen mit einer sehr motivierten und englisch sprechenden bahn-frau unsere aktuell notwendigen fahrkarten durch spanien erwerben und unsere ursprünglich gelöste karte problemlos zurück geben.

dann suchen wir die nächste herberge auf, werden dort aber erst einmal von einer sehr energischen hospitaliera angeschnautzt, weil wir nicht reserviert haben und es zudem wochenende sei. die herbergen und pensionen bzw. hostels seien belegt. jedoch hilft sie uns anschliessend gut weiter, indem sie bei mehreren anderen herbergen anruft und uns dann auch zwei betten vermitteln kann. auf einem stadtplan zeigt sie uns die nächste bus-haltestelle und schreibt uns nicht nur die bus-linie und ausstiegs-haltestelle darauf. auch die namen der strasse und der herberge notiert sie darauf.

wir brauchen aber dann doch zwei anläufe um zwei strassen weiter die richtige abfahrts-stelle zu finden. unser bus C11 ist sehr voll, leert sich aber nach und nach. der busfahrer gibt uns auch den richtigen ausstieg durch. nun suchen wir die strasse, die etwas unleserlich auf unserem stadtplan steht. wir finden diese nicht und folglich auch keine herberge, also fragen wir spanier vor einer bar nach dem weg. sie geben uns die richtigen tipps und schliesslich finden wir die herberge, die wir bereits bei unserem eintreffen in santiago vor einer woche von der strasse aus unterhalb gesehen haben. wir bekommen, nachdem wir registriert und gestempelt sind, in einer vierer-‚kabine‘ (mit dünnen wänden voneinander getrennt und mit vorhängen statt türen) mit deutscher besetzung zwei betten. zwei junge frauen sind bei uns mit drin, eine macht sich anderntags auf den weg nach finistere, die andere auf den heimweg nach berlin. sie muss sehr, sehr früh aufstehen, um dann mit einem taxi zu ihrem flieger kommen zu können.

nachdem wir eingerichtet sind, steigen wir die grosse treppe hoch zur strasse, auf der die pilger des camino frances nach santiago rein kommen. da kamen wir vor kurzem auch durch! schnell finden wir auch ein restaurant und bekommen wieder mit hilfe einer englischen speisekarte ein gutes essen. in der herberge zurück scheint mir im oberen bett die lampe vom gang über die wand hinweg voll ins gesicht. nach kurzer zeit und mit ein paar vergeblichen versuchen beschattet einzuschlafen, steige ich vom bett hinab. draussen vor dem vorhang im gang schalte ich das licht aus, dann klappt es auch mit dem ein-schlafen.

kunst und mehr

freitag, 05.10.2018
outeiro de arriba – sergude (21,5 km)

wir schlafen etwas länger und geniessen dann im haus ein gutes frühstück mit zusätzlichem orangensaft und melonen-stücken, leider fehlt nur der käse. danach frage ich nach wasser für unterwegs und bekomme eine flasche gratis. wir ziehen weiter, renate mit etwas halsweh. der weg ist gut gemischt zwischen asphalt und wald, immer wieder schauen wir auf dem navi, ob wir noch auf dem richtigen sind. kurz nach neun uhr kommen uns schon die ersten pilger (aus ferrol, dem anderen end/anfangs-stück des camino inglese) entgegen. später sind es kleine gruppen, dann ganze magrosse kunst-drachen am wegssen von schülern, die klassenweise und mit begleit-fahrzeug unterwegs sind. renate fragt sie, wo sie herkommen und wohin sie gehen, sie bekommt von den jugendlichen aber nur jux-antworten wie: „we slept in akunst mit traktoren hoch auf einem metall-rundbogen hotel!“

wir durchqueren einen ort, in dem wir faszinierende kunstwerke entdecken. übergrosse figuren und alte traktoren, die über gewölbte gleise fahren. eine richtige kleine kunst-ausstellung am pilger-weg.

bruma, dort, wo die wege sich teilen, stellt sich als kleines dorf ohne irgendwelche infrastruktur heraus. am ortsende treffen wir deutsche pilgerInnen, mit denen wir uns kurz über die jeweils kommenden kilometer austauschen. wir gehen fast falsch, weil wir dahin gehen, woher sie gekommen sind, nämlich aus ferol (siehe oben). dank dem blick aufs navi korrigieren wir nach kurzer zeit unseren weg. an einer bar um die mittagszeit gibt es einen kaffee mit einem bocadillo und ein zweites zum mitnehmen. bei einem langen schotter-weg abwärts kommen wir an einer erdbeer-plantage vorbei, wo wir doch tatsächlich mitten im oktober rote früchte finden. ein versucherle überzeugt uns geschmacklich jedoch nicht, so dass es bei der einen bleibt. an einer bus-haltestelle machen wir pause und essen dann mit mehr genuss unser bocadillo.

die letzten kilometer geht es ordentlich bergab, die erste bar im tal ist zu, eine zweite genauso. dort machen wir eine kurze getränke-rast, dann geht es über den letzten hügel. danach gibt es noch einmal irritationen darüber, wo der weg entlang geht, und schliesslich treffen wir auf eine camino-stele, die 70 nach santiago anzeigt. das bedeutet, dass wir nur noch 5 km nach coruña(!) haben. dies ist total irreal ist, weil wir ja dann schon an unserem ziel, dem meer, wären. kurz darauf sind wir aber doch am richtigen und realen ziel angekommen.

im ort finden wir dank dem irischen pilger-führer die bar und die info-tafel, aber keine herberge dazwischen. zurück in der bar erklärt ein spanier mir in französisch, wo die herberge ist und die bar-besitzerin renate auf spanisch. beim zweiten versuch finden wir dank dieser infos die herberge. wir sind die einzigen gäste in dem neuen, modernen gebäude, die hospitaliera spricht kein englisch und sie rechnet unseren preis für die übernachtung per taschenrechner aus. unsere frage nach den möglichkeiten, am ort ein abendessen zu bekommen wird nicht verständlich beantwortet. dafür kommt sie kurz darauf mit einem stück tarte für uns an.

vespern, duschen und waschen der gesamten wäsche (gegen meine empfehlung – im nachhinein wird sich dies als sehr sinnvoll erweisen), dann mache ich einen kleinen erkundungs-spaziergang zur restaurant-suche. zwei menschen befrage ich, beide weisen mich auf die (einzige) bar alfonso hin. auf meine frage dort, ob sie ein pilger-menü hätten, bekomme ich eine positive antwort und melde uns auch gleich an. ausserdem nehme ich noch flaschen mit wasser mit.

in der herberge zurück, treffe ich auf eine irische familie, die angekommen ist (ein 83-jähriger opa mit seinen zwei töchtern und einem enkelsohn). renate und eine der frauen verstehen sich bald recht gut. später kommen noch zwei junge frauen aus portugal dazu. wir gehen zum essen, wo wir dann eine begrenzte menü-auswahl haben, renate isst salat, ich statt pollo lieber kotelett. als diese serviert werden, sind es zwei, weil sie angeblich sehr klein seien. renate bestellt sich einen rotwein, der sich als sehr sauer heraus stellt, ich bekomme einen weisswein, der eher süss daher kommt. das essen ist gut, so sind es zum beispiel selber geschnittene pommes, die gut frittiert sind.

die irische familie kommt dazu und es entwickelt sich eine schöne und anregende unterhaltung. kurz vor zehn uhr brechen wir gemeinsam auf und müssen zügig laufen. es geht den berg hoch und der über 80-jährige ire legt einen strammen schritt hin. kurz vor der herberge schaut er auf die uhr und meint nur „five minutes“. die tür ist schon abgeschlossen, wird aber gleich für uns aufgemacht, als wir anklopfen. kurz darauf schlafen wir in einem sehr ruhigen schlafraum ein. rote erdbeeren im oktober

mit hindernissen zur edlen übernachtung

donnerstag, 04.10.2018
sigüeiro – outeiro de arriba (15,5 km)

in der nacht, als renate zur toilette ging, hörte ich zum ersten mal unsere zimmertür, die so laut quietscht, dass vermuteterweise auch die zimmer-nachbarn aufwachen. nach ihrer rückkehr kippt sie das fenster, macht es aber sogleich wieder zu, es fährt gerade wenige meter unterhalb von uns ein grosser laster vorbei, der einen gnadenlosen lärm macht und ihm folgt gleich noch einer. lieber schlechte luft als drohende schlaflosigkeit bis schwerhörigkeit. vermutlich sind es schallschutz-fenster, denn es ist deutlich ruhiger, so dass ich schnell wieder einschlafe. nachdem der wecker seine aufgabe beendet hat , muss ich feststellen, dass in den sanitären anlagen die automatische beleuchtung sehr kurze licht-phasen hat. so muss man laufend in bewegung sein, wenn man seine morgen-toilette sehen vollziehen möchte.

wir packen und verlassen das zimmer, legen den haus-schlüssel auf den tisch im aufenthalts-raum und gehen hinaus auf die strasse. es ist kalt. die haus-eigene bar ist noch unbeleuchtet, also auf die andere strassenseite. dort jedoch brauchen die croissants noch 15 minuten bis sie aus dem ofen kommen. in einer weiteren in 200 meter entfernung, wo wir pilgerInnen aus unserer behausung sehen, bekommen wir schliesslich unser frühstück. dann wandern wir aus sigüeiro raus, wobei wir mehrfach das navi benötigen. letztlich müssen wir noch durchs industrie-gebiet hinauf, wir hören und sehen wieder flieger, die in santiago landen und starten. auf einer kerzen-geraden strasse gelangen wir hinaus in die natur, wo die sonne aufgeht. und auch der asphalt wechselt in schotter.

unterwegs ruft uns – überraschung – unser nachbar an. er brauche lokale hilfe, allerdings, so erkläre ich ihm, können wir dies in unserer situation leider nicht bieten. unsere weg-strecke hat gerade wenig asphalt, aber ein ort mit einem vermuteten hotel mit bar taucht nicht auf. im laufe der zeit kommen uns sehr viele pilgerInnen entgegen, mit einem älteren paar aus oregon kommen wir ins gespräch. und immer wieder begegnen uns ganze gruppen von pilgerInnen. zwischendurch machen wir eine kleine pause mit müsli-riegel und keksen.

bunte herbstlandschaft

die sehnlichst erwartete bar taucht dann wirklich auf und wir geniessen einen kaffee und ein bocadillo. eine spanische pilgerin am nachbartisch versucht beim casa rural anton veiras anzurufen, das uns kurz vorher wärmstens empfohlen wurde. dies scheitert jedoch, weil niemand ans telefon geht. was wir so beobachtet haben ist relativ viel los auf diesem kleinen camino, wird es möglicherweise eng mit den schlafplätzen? renate wird etwas nervös, weil wir erst nach weiteren zwölf kilometern wieder ein bett bekommen können, wenn es beim anton nicht klappt. so brechen wir bald auf mit dem wissen, dass in knapp drei kilometern die casa kommen muss.

einige traktoren, grosse schlepper und ernte-maschinen um uns herum machen auf dem weiteren weg viel lärm. mit hilfe des navis laufe ich flotter um bald zur casa zu kommen. bei der nächsten kleinen häuser-ansammlung finden wir nichts, was wie eine casa aussieht. also nochmals genau die landkarte des navis studieren: wir stellen fest, dass der nächste ort genauso heisst, jedoch mit einem zusatz im namen. das muss es sein, also weiter. die nächsten häuser tauchen auf, die nächste abzweigung und tatsächlich in sichtweite ist nun das ziel zu sehen. im casa ist niemand da ausser zwei friedlichen hunden und einem putzeimer. wir treten durch die offene tür ein und rufen. kurz darauf taucht eine frau auf und hat ein zimmer für uns, nur noch fertig putzen müsse sie es, meint sie. wir sind heute die ersten gäste im haus.

und nach kurzem warten im garten bekommen wir dann eine wunderschöne stilvolle bleibe, in die wir einziehen können. duschen in einem wunderbaren modernen bad und wäsche waschen. dann genehmigen wir uns einen apéritif im garten. dabei planen wir den morgigen tag mit der nächsten herberge. die junge hospitaliera, die gut englisch spricht, zeigt eine mögliche und etwas nähere übernachtung in einem casa rural (natürlich) und bietet an, dieses zu reservieren. wir rechnen und überlegen und können uns nicht entscheiden aufgrund der wenigen informationen, die wir haben. also legt sich renate auf einem liegestuhl im schatten ab, während ich mit meinem fotoapparat ein wenig die gegend erkunde und schaue, wo der morgige camino weiter geht.

wieder im casa angekommen buchen wir den zug durch frankreich (dank an die übermittlerin der zu hause liegenden notwendigen bankkarten-nummer!) und entscheiden über die inhalte unseres abendessens. kurze zeit später geniessen wir diese sehr gute mahlzeit in einem sehr angenehmen ambiente. mit im speiseraum sind zwei weitere herren, die sich noch für die nacht hier einquartiert haben. nach dem essen verabschiedet sich die junge hospitaliera bis zum frühstück um halb acht und kündigt an, dass ihr vater nun weiter sich um uns kümmern wird. wir nützen diese angenehme kulinarik-umgebung aus und essen ausser der reihe als gemeinsamen nachtisch noch einen flan. zu guter letzt steigen wir die treppe hoch in unser schlafgemach, wo wir wieder am stau schöner modelle von alten autos vorbei kommen. wir können nun mit einer ruhigen nacht rechnen.modellautos

überraschungen auf dem neuen camino

mittwoch, 03.10.2018
santiago – sigüeiro (16,5 km)

heute morgen klingelt mal wieder der wecker, denn wir wollen heute den camino inglese starten – rückwärts. in der bar, in der wir damals nach finistere gestartet sind, frühstücken wir wieder. draussen vor der tür treffen wir einen schwaben und eine schweizerin, mit der wir ins gespräch kommen über unsere gemeinsamen camino-erfahrungen. noch ein letzter blick auf die kathedrale (ob wir sie noch einmal life sehen werden?) und dann gehen wir im dunkeln bei laternen-schein los. mit hilfe zweier grober stadtpläne von santiago, dem orts-verzeichnis und den gps-tracks suchen wir den englischen weg. messing-muscheln auf dem gehweg gibt es nicht, blaue camino-fliesen sind sehr selten. so praktiziere ich, was ich auf meinem grossen rückweg gelernt habe: umdrehen ist oftmals hilfreich, vor allem um sicherheit zu bekommen, ob man noch auf dem rechten weg ist.

über eine laute hauptstrasse wandern wir in der stadt aufwärts, mit der zeit werden die häuser weniger. schliesslich kommt die stelle, wo der stadtplan entsorgt werden kann, weil wir über dessen rand hinaus sind. es ist hell geworden in der zwischenzeit und eine bar, die am weg liegt, lädt zu einem zweiten frühstück ein. auf dem weiteren weg machen uns die ersten spanier auf die falsche richtung aufmerksam. erfolgreich können wir ihnen erklären, dass wir start und ziel getauscht haben. anschliessend kommen wir durch ein sehr lkw-lastiges industrie-gebiet, wo wir eine entgegen kommende pilgerin auf englisch ansprechen. nachdem sie zuerst auf englisch geantwortet hat, wechselt sie auf wienerisches deutsch. wir erfahren einiges interessantes über den weg hinter ihr und vor uns und die nächste richtung. ein blick auf das pilger-navi weist auf einen anderen weg hin, also gehen wir ein paar meter zurück. später hält eine autofahrerin an und fordert uns auf, in die andere richtung zu gehen. auch sie können wir umstimmen. dann kommt auch die sms aus deutschland mit der gewünschten nummer für unseren zug-transfer durch frankreich. nun kann der online-kauf der fahrkarte vorgenommen werden. GUTe freunde haben einen sehr hohen wert!

baum zu verkaufenanfangs ist es noch recht kalt, es kommt aber immer mehr die sonne raus. uns fällt auf, dass sie sehr grell scheint. wir haben wieder einen wunderbaren weg-grund, obwohl eigentlich asphalt angekündigt war. es sind nirgends camino-zeichen sichtbar, aber der weg läuft sich super. im nächsten ort sehen wir wieder eine camino-stele, die auf den rechten weg hinweist, der – für uns nach hinten gesehen – auf asphalt verläuft. da hatten wir mit unserer strecke grosses glück gehabt.

immer wieder benötigen wir unser navi, weil wir nur wenige und vor allem sehr alte, verwitterte gelbe pfeile sehen. um handy-strom zu sparen, schalte ich dazwischen das GPS aus. später stellt sich jedoch heraus, dass dies nicht unbedingt notwendig ist. nachdem uns nicht klar ist, ob in den nächsten ein bis zwei kilometern wirklich das angekündigte hotel ist, wo es eine bar gibt, machen wir eine kurze rast.

kurz vor unserem ziel will uns eine spanierin über die hauptstrasse weiter in den ort schicken, der digitale weg stellt sich dann aber als der viel schönere heraus. vorher haben wir schon eine kleine abkürzung durch das navi gefunden. wir treffen relativ früh in sigüeiro ein, suchen eine bar am weg auf um prüfen zu können, ob wir weiter gehen oder nicht – es gibt eine option auf zwei herbergen nach 3,5 kilometern. wir essen zuerst einmal etwas und entdecken dabei, dass direkt neben uns der eingang zu einer herberge ist. renate spricht zwei pilgerinnen aus irland an, um infos zu bekommen und erhält einen englischen pilger-führer geschenkt (die zwei brauchen am ende ihres weges kein zweites büchlein mehr). die beiden gehen zum essen rein und renate setzt sich zu ihnen, so erhält sie viele gute und schöne informationen über unseren weg.

derweil kommen weitere pilgerInnen an, und da wir bleiben wollen, brauchen wir also jetzt zwei betten. wir gehen an die theke, um unser essen zu bezahlen und zwei betten für die nächste nacht zu buchen, aber wir warten und warten. immer wieder werden wir vertröstet, bei mir entsteht der eindruck die wirtsleute sind etwas überfordert. ein engländer, der neben uns ebenfalls wartet – auf seinen pass! – befürchtet, dass er ihn nicht mehr bekommt und er nicht in seine heimat einreisen kann. wir überlegen gerade, ob wir nicht doch weiter gehen, da bekommen wir einen schlüssel in die hand gedrückt und werden von der hospitaliera ums eck in die albergue geführt. dort bekommen wir ein dreibett-zimmer mit handtüchern und bezogenen betten. sie will den personalausweis, sagt sie noch und verschwindet. einfach so gebe ich den hier aber nicht aus der hand. wir duschen und waschen, renate schläft eine kleine runde und ich schreibe.

nachdem im restaurant die mittags-küche geschlossen ist, gehen wir mit geldbeutel, perso und credencial an die theke und warten erst einmal wieder. dann können wir unser mittagessen (was war das alles?) und 30 euro für das zimmer bezahlen. der ausweis bleibt so lange wie möglich in meiner hand, wir werden in die liste eingetragen und bekommen je einen stempel. bei der nachfolgenden stadt-erkundung entdecken wir eine zweite herberge (wäre das die bessere gewesen?) und schauen, wo der camino aus dem ort hinaus führt. einen stadtplan auf einer tafel vergleiche ich mit dem navi, der weitere camino passt.

auf den abend hin wird renates mund wieder heftiger, so überlegen wir, ob wir doch noch aufhören und mit dem bus zurück nach santiago fahren, um dann den heimweg anzutreten. erst einmal wollen wir abendessen, finden jedoch kein geeignetes restaurant (es gibt nur imbiss-buden). also gehen wir zurück zu unserer warte-kneipe, wo wir erfahren, dass es warmes essen erst halb neun uhr gibt. das gibt gelegenheit für einen aperitif, bei dem meine frage nach einem menü del dia negativ beschieden wird, nur nach karte essen ist möglich. als die küche aufmacht, bestellen wir und während wir aufs essen warten, kommt eine grosse pilgerInnen-gruppe (aus der anderen herberge) an und geht an uns vorbei zu einem nebenraum. welche möglichkeiten zu essen bekommen sie? unser essen ist sehr gut, aber wir warten wieder, dass wir noch einen wein bestellen können. renate telefoniert mit sebastian, der angerufen hat, ich warte darauf bezahlen zu können. um halb elf uhr schliesslich kommen wir ins bett, etwas spät für pilgerInnen. trotz nicht gerade guter luft muss unser fenster für die nacht geschlossen bleiben, davor auf der strasse herrscht massenhafter und dröhnend lauter (laster)verkehr.blick auf sigüeiro

zwischen den caminos

dienstag, 02.10.2018 (santiago)

wir schlafen aus. ganz gemütlich lassen wir dann diesen tag in santiago angehen, mit frühstück und schlendern durch die altstadt. den vormittag beschliesst ein besuch des pilger-museums, bei dem wir unsere schweinfurter radler wieder sehen und mit der lautstarken begrüssung das personal etwas irritieren. die scheinen das zu kennen, denn sie greifen nicht ein. das museum zeigt von der historie des jakobswegs und des pilger-ziels santiago bis hin zu den phasen des baus der kathedrale viel interessantes. am eindruckvollsten für uns sind fotos von pilgerInnen auf dem jakobsweg. die wunderbaren aufnahmen zeigen menschen, die unterwegs sind und bestechen durch ihren emotionalen ausdruck. voll mit diesen impressionen verlässt renate das museum früher um sich in der kathedrale in eine bank zu setzen und das gesehene in sich setzen zu lassen. ich komme kurze zeit später dazu, stehe aber zuerst einmal in der schlange vor dem kathedralen-tor und befürchte nicht mehr hinein zu kommen. glücklicherweise geht es aber sehr zügig und das warten lohnt sich absolut, denn zum ende auch dieser messe wird das grosse rauchfass noch einmal los gebunden. alles fühlt sich an wie sonntag.

ruhende pilgerInnen auf dem platz vor der kathedraleanschliessend planen wir die konkreten nächsten pilger-tage. den camino nach porto legen wir ad acta und überlegen, ob wir gleich heimfahren, weil renates oberkiefer wieder mehr stress macht. wir entscheiden uns schliesslich für den kurzen camino inglese. so bleibt nur die frage rückwärts oder vorwärts. wir werden in beiden fällen voraussichtlich fünf tage unterwegs sein und dazu noch einen meer-tag. wir entscheiden uns fürs rückwärts laufen und planen die rückreise mit bus oder zug durch spanien und anschliessend mit dem zug durch frankreich.

die englischen vorbereitungen erstrecken sich auf den kauf neuer getränke-flaschen (mit inhalt) und notfall-keksen, ausserdem füllen wir den geldbeutel wieder auf und ich speichere GPS-daten des weges nach norden auf das handy – immerhin wollen wir ja den weg rückwärts und auch ohne pilgerführer finden. das einzig schriftliche, das wir in der hand haben, ist eine lange liste von orten, durch die wir kommen und den darin möglichen übernachtungen. die lässt sich zwar relativ leicht von hinten lesen, zeigt aber nur sehr ungenau den rechten konkreten weg. dazwischen vespern wir etwas in form von tapas, machen noch einen grösseren spaziergang zum bahnhof, um dort zugfahrkarten von a coruña über santiago nach irun zu kaufen. um die fahrkarten für den französischen zug kaufen zu können, fehlt mir die nummer meiner kreditkarte. die liegt zuhause – was also tun? nach einigen kurzen überlegungen finden wir das nächst-liegende: wir rufen eine gute freundin an und bitten sie, daheim nach dieser nummer zu schauen und sie uns zuzuschicken. und sie gibt uns grünes licht dafür!

auf dem rückweg zum hotel nutzen wir ein am wege liegendes optiker-geschäft, um für renate eine flotte neue lesebrille zu kaufen. zudem legen wir uns einige postkarten und briefmarken an die heimat zu. das abendessen haben wir wieder an der bar unseres lieblings-restaurants, wo wir tapas bei wein geniessen und dem geschäftigen und lauten, aber sehr strukturierten treibenpilgerInnen und touristInnen in den gassen santiagos des personals zuschauen. von ein paar kaliforniern, die auf einen sitzplatz im restaurant warten, erfahren wir unter anderem, wie sie über ihren präsidenten denken. freimütig bezeichnen sie ihn als lier (lügner!)

ein nächtlicher heimweg in unsere nette behausung beschliesst diesen zwischen-tag.

auf dem weg mit mehr frei-zeit und für benachteiligte menschen, vor allem kinder und jugendliche