sonntag – der tag des spanischen kurzpilgers. mir kommen pilgerinnen und pilger in Massen entgegen. das schöne an der sache: ich sehe gesichter, gesichter, gesichter,… junge und alte, freundliche und ernste, herzliche und nachdenkliche, … es ist schön in die gesichter zu sehen und ein lächeln zu finden.
und einige sprechen mich an. „the wrong way“ ich antworte mit einem „it’s my way“. oder ein besorgtes: „are you okay?“ oder – auf mein ‚back hone‘ – in spanisch mit händen und füssen: „content de apostolo santiago“ und einem angedeuteten segensgruss. viele kleine Begegnungen begleiten mich.
dieser morgen hat es in sich, es ist ein ganz besonderer: gestern kam eine alters gemischte spanische gruppe in der herberge an. heute morgen weckte um etwa 5 uhr das handy eines sehr strebsamen und eifrigen pilgers nicht nur ihn. das war der startschuss für weitere klingeltöne, reissverschlussgeräuschen , kleinen und leisen dialogen und vor allem gab es eine stirnlampen-disco. innerhalb einer halben stunde sind fast alle auf den beinen, der rest händelt handys. noch vor 6 uhr geht dann das grosse licht an. also auch aufstehen und losziehen. nach einem frühstück in einer benachbarten bar ziehe ich um 7 uhr mit stirnlampe bewaffnet in die dunkelheit. buen camino!
mein weg ist geprägt durch das ausprobieren verschiedenster möglichkeiten den rechten rück-weg zu finden. pfeile an wänden sind interpretierbar, auf dem strassenbelag ebenso. im dunkeln wirds dann echt heikel. wegsteine geben deutlichere signale. im zweifelsfall hilft die landkarte. pilger sind am sichersten, wo sie herkommen, da muss ich hin! also weit voraus schauen, dann klappt es.
das schöne des verkehrt-gehens: ich sehe die Gesichter, die mir entgegenkommen – wunderbar! und nun sehe ich die radfahrer schon von weitem.
heute ist der tag des grossen abschieds. als ich renate zum airport-bus brachte, war klar: nun beginnt der weg allein zurück wirklich. der grosse platz der freuden vor der kathedrale wurde zum abschiedsplatz von santiago. und dann kamen mir die pilgerinnen und pilger nur noch entgegen. – der rückweg war in vollem gange.
Santiago ist nicht das Ziel des Jakobswegs, es ist der Anfang. (pilgerspruch des caminos)
von fisterra ging es in 2 gemütlichen pilgerwanderungen in das kleine und heimelige muxia (das etwas nördlicher liegende ende europas). nun sind wir glückliche besitzer von 4(!) zertifikaten: compostella, fistella, muxiella, francisciella). statt kleider verbrennen habe ich (einen grossteil meiner) kopfhaare entfernen lassen und bin haartrachtmässig bereit für den nächsten weg. aber noch geniessen wir die letzten gemeinsamen stunden in santiago.
die tage am ende der welt fühlen sich an wie urlaub: ausschlafen, schlendern, gut essen usw. nur das wetter ist nicht ganz so urlaubsmässig (nebel, regen, kälte). und die schuhe an den füssen erinnern auch ans pilgern. heute haben wir eine massive marienstatue zu einem boot begleitet. anschliessend ist sie in einer grossen bootsprozession um das kap fisterre gefahren worden. nun wird sie dazu beitragen, dass es keinen schiffbruch hier gibt.
PS: herzliche geburtstagsgrüsse vom ende der welt an doris!
mit nebel und leichtem regen hat uns fisterre empfangen. nach einem zweiten frühstück und einer netten herberge haben wir dann den letzten zipfel erde der alten welt gesucht. was für ein gefühl, hinter sich ganz europa zu wissen und vor sich nur meer und wolken zu sehen. was für eine sicht, als die sonne immer mehr den nebel in wolken verwandelte und immer mehr meer und horizont freigab: das ende der welt!
nach 2 tagen santiago sind wir nun ganz heiss aufs ende der welt. aber das wetter übertrifft uns – wir gehen bei total blauem himmel und über 30 grad durch eine wunderschöne landschaft.
angekommen! der camino ist zu ende – der weg GEHT weiter – ultreia! faszinierend – der camino und diese stadt. menschen aus aller herren/damen länder, allen alters und mit allen eigenheiten … und wir mitten drin. dazu eine compostela (pilgerzertifikat) eine messe mit riesigem weihrauchfass, cafes, bars, strassenmusikanten … einfach super!
wir haben nun vom monte do gozo (berg der freude) wie die pilger früher das ziel, die türme der kathedrale, gesehen! das hat was!! aber noch genießen wir die stille. was wird morgen auf uns warten?
vor ca. 25 jahren hat unser vater albert – heute würde er 89 – mit seiner frau dies sicher ähnlich erfahren.
Mannheim – Paris – irun – burgos – carrion de los condes – sahagun – meseta – Leon – astorga – und nun Cruz de ferro – unsere Stationen auf unserem weg
ES GEHT…
… auf samstag, 18. oktober 2014
… ich bin an diesem tag nicht gelaufen, weil ich meine Mutter begleitet habe.
… auf donnerstag, 16. oktober 2014
… ich bin an diesem tag nicht gelaufen, weil ich meine Mutter begleitet habe.
villares de orbigo – leon
39 km
villafranca del bierzo – molinaseca
32 km
an diesem tag bin ich noch nicht zurück gelaufen
26 km
le puy-en-velay – vorey-sur-arzon
22 km vaylats – saint-jean-de-laur
23 km
la hargue (sauboires) – montréal
21 km
st. jean pied de port – ostabat
27,5 km
larrasoaña – roncesvalles
33 km
ledigos – villamentero de campos
… auf freitag, 24. oktober 2014 (brigitte)
… auf sonntag, 26. oktober 2014 (renate w.)
… ich bin an diesem tag nicht gelaufen, weil ich meine Mutter begleitet habe.
… ich bin an diesem tag nicht gelaufen, weil ich meine Mutter begleitet habe.