begleitung durch nachtigallen

  • an vielen bisherigen wegstrecken haben uns nachtigallen begleitet, heute war es die ganze erste hälfte unseres weges. fliegt da eine neben uns her? auf jeden fall ist es eine herrliche musikalische begleitung!
  • es kommen einige herausforderungen heute auf uns zu, es werden über 20 km werden und es wird einen ersten kräftigen aufstieg geben.
  • eine unangekündigte zeigt das titelbild: die überwindung eines baches ohne brücke, ein paar teile machen bereit zum selbst-bau. ich wählte die palette aus und warf sie auf für glück ins wasser, noch etwas zurecht rücken mit dem stock – und fertig war der provisorische übergang
  • mehrfach haben wir den richtigen weg suchen müssen: ein paar mal waren die weg-zeichen nicht eindeutig und wir mussten etwas korrigieren. einmal jedoch suchen wir im wald den rechten weg, als keine zeichen vorhanden waren und wir mithilfe von handy-GPS an einer kreuzung keine übereinstimmung mit der wirklichkeit fanden
  • das verlängerte die kilometer und die wander-zeit, so dass wir schliesslich sehr froh waren unsere herberge zu erreichen

zwischen-raum montpellier

  • verspätetes oster-frühstück mit eiern von glücklichen französischen hennen
  • unser gastgeber stellt sich kurz vor der abreise als home-officer und diakon heraus
  • per schriftlicher anleitung wie pilger durch das ungetüm ‚gross-stadt‘ durchkommen ziehen wir los
  • a) 300 m zu fuss zur bushaltestelle, dort erwerb von online-tickets
  • b) mit bus-linie 21 zum übergang zur tram
  • c) umstieg in tram-linie 2
  • d) in einem wunderschönen bunten waggon durch triste vororte
  • e) mitten in monpellier umstieg in tram-linie 1
  • f) im westen der stadt umstieg in bus-linie 24
  • g) abschluss des fahr-geschäfts in grabels mit einem café au lait
  • h) fussweg zur (noch) verschlossenen kommunalen herberge
  • mit hilfe mehrerer einheimischer fragen wir uns zum rathaus durch und erhalten dort – per kauderwelsch-kommunikation und gegen barzahlung – den code zum knacken der herbergs-tür
  • statt kaffee und kuchen gibt’s nun käse-baguette und tee
  • schliesslich etappen planen, betten reservieren, suchen von frühstücks-orten und abendessen
  • wieder sind wir allein in der herberge

den ganzen tag allein

  • die letzte nacht haben wir allein in der herberge verbracht
  • kleines frühstück in der benachbarten boulangerie (je 2 kurze kaffee mit einem kleinen milchdöschen, dazu drei croissants für beide)
  • am ende des dorfes erhalten wir einen überblick auf den bisherigen und den zukünftigen weg (siehe unten)
  • im dorf mit der nächsten herberge ist wg. ostern alles geschlossen – wir sollten unterwegs lebensmittel für das abendessen einkaufen, so wird und von nächsten gastgeber geraten
  • so fragen wir im einzigen ort unterwegs einen jungen mann wo der lebensmittel-laden ist, seine antwort „geschlossen“ nehmen wir mit enttäuschung zur kenntnis
  • also machen wir auf dem dorfplatz eine kleine pause
  • nach kurzer zeit kommt eine frau vorbei, die wir nach einer weiteren einkaufs-möglichkeit fragen, ihre antwort „um die ecke, aber die macht in wenigen minuten zu“ quittieren wir mit einem hektischen aufbruch
  • sie zeigt uns den kleinen laden, den wir kurz darauf noch betreten können – das abendessen ist gerettet! und dann ist sogar noch zeit für einen espresso…
  • der vergangene weg war geprägt von asphalt, wo wir dann immer nach weicheren ausweich-möglichkeiten suchten (bankette, ackerraine usw ) – waldwege und andere angenehme beläge waren eher selten
  • heute freuten wir uns in laufe des tages immer mehr über pilger-gerechte weg-oberflächen
  • keine pilger in der letzten nacht, keine am heutigen tag – und in der nächsten nacht sind wir wieder allein
  • wie es scheint, ist es noch vor-saison…

matsch und steine

  • im hostel ein kurzer kaffee und dann ein frohes abschied nehmen
  • kurz darauf in einer boulangerie (öffentliches dehnen und falten der teig-stücke) ein frisches croissant auf die hand
  • weg suchen und weg finden, auch mit hilfe von eingeborenen
  • kräftiger regen in der letzten nacht lässt auf teilen des weges ordentliche seen entstehen – einige können wir nur mit intensivem stock-einsatz mit halbwegs trockenen schuhen überwinden
  • artisan – handwerkliche bäckers-kunst können wir in einer klitzekleinen boulangerie kennen, so wir uns ein zweites frühstück an ostern gönnen
  • zum ersten mal auf unseren weg geht es dann richtig auf steinigem pfad bergauf und wir geniessen schöne ausblicke nach hinten und nach vorne
  • bei einem offiziellen aussichts-punkt tauchen plötzlich von unten menschen mit helm auf und beim zweiten hinsehen stellen sie sich als kletterer heraus – sogar ein kind kommt noch nach
  • auf semi-alpinem steinigem weg geht es dann wieder abwärts – das muss wohl der test-lauf für spätere etappen sein
  • bevor die kommunale gîte auftaucht, finden wir in einer bar einen kaffee, bei der es sogar noch einen offiziellen compostela-stempel oben drauf gibt
  • in der kleinen herberge (4 betten) sind wir heute die ersten, die vom ehrenamtlichem rentner-hospitaliero empfangen werden
  • nach installierung (bett besetzen, schuhe ausziehen, handy laden, duschen) holen wir uns eine pizza to go ins neue traute heim
  • wie bleiben die einzigen gäste hier in dieser nacht und machen es uns gemütlich

life is change

  • der morgendliche blick aus dem fenster zeigt einen voll bewölkten himmel – ganz anders als gestern
  • die behinderte tochter unserer gastgebenden familie ist beim frühstück nicht dabei – sie schläft noch
  • wir haben für die kommende nacht noch kein quartier, unsere gastgeberin telefoniert und schreibt uns dann ein paar telefon-nummern in unseren pilger-führer
  • nach einiger zeit drehen wir wieder um – wir haben einen schal in der herberge vergessen
  • die route des daheim geplanten und aufs handy herunter geladenen führers weist uns in die andere richtung der aktuellen wegzeichen – wir entscheiden uns gegen GPS und für die realität
  • auf freier strecke treffen wir zwei pilgerinnen wieder, die wir in der letzten herberge kennen gelernt haben – das verbessert deutlich dass gefühl, auf dem ‚chemin/camino‘ zu sein
  • statt sonne pur weht eine sehr steife brise – und ich habe angst um meinen hut – die linke hand ist schwer beschäftigt mit festhalten
  • überhaupt: links den hut sichern, rechts den stock lenken, und dann noch die karte im blick behalten – ich wünschte mit manchmal das doppelte an händen
  • zum fotografieren bleibt kein körperteil mehr übrig…
  • am zielort angekommen suchen wir die gîte étappe zum übernachten – wir finden eher ein café
  • renate ist dabei auf der internet-suche nach 2 betten, findet prompt etwas und wir buchen – auf dem weg dahin spricht uns eine deutsch-sprachige französin an: sie ist temporäre hospitalierin in der gesuchten herberge und erzählt von 2 freien betten
  • wir wollen uns mal das kleine hostel anschauen und stehen vor verschlossenen türen – kurze augenblicke später taucht die besitzerin auf, bittet uns herein und bietet und ein getränk an, solange sie unser zukünftiges zimmer richtet
  • geplant waren für die heutige strecke theoretische 13 km – letztlich haben wir mit allem drum und dran die 16 km ‚geknackt‘

weinfelder und obstplantagen

  • französisches frühstück mit viel konversation in französisch
  • kurzer karfreitags-blick in die kirche (alle kreuze sind violett verhangen)
  • baguette besorgt für brotzeit unterwegs
  • den tag über verschiedenste tiere getroffen (esel und schafe, ziegen und schweine, schimmel und kühe)
  • an viel noch nicht reifem obst vorbei (pfirsich, aprikosen, nektarinen, äpfel, weintrauben, oliven)
  • wir lassen die kleine camargue hinter uns
  • mehrere metallene pilger getroffen (noch 1600 km bis santiago – wir hören vorher auf!)
  • ansonsten deutlich mehr sonne als wind

durch die camargue

  • gestartet mit dem bus, um asphalt-kilometer in arles zu sparen
  • den schöneren weg verfehlt, dafür mehr camargue gefunden
  • auf dem ganzen weg heftiger wind, ausser wo hecken am wegesrand standen
  • die kleine rhone nur knapp gesehen, hauptsächlich auf der brücke in st. gilles
  • der ursprüngliche (unbeschwerliche) pilgerweg wurde von den autos irgendwann in beschlag genommen. die pilger wurden auf weitere wege abgedrängt
  • nette private herberge, in der es ein sehr gutes abendessen mit 3 weiteren pilgern und den gastgebern gab

touri-tag in arles

nach einem einfachen guten frühstück liessen wie uns durch arles treiben und trafen dabei auf eine grosse kinderschar, der wir folgten. die führte uns mit ein paar umwegen zur Arènes d’Arles.

aus zeitgründen folgen hier vorerst nur stichworte:

besichtigung der arena mit beobachtung des kinderfestes, besichtigung des Théâtre Antique mit beobachtung eines gladiatoren-schaukampfes, besuch derÉglise Saint-Trophime mit erkundigung eines möglichen gepäck-transports für den ersten wandertag, mittagessen (kalte paella) mit anschliessender mittagspause in der herberge, erkunden möglicher verkürzung der ersten wanderstrecke und reservierung der nächsten herberge, kaffee mit mehr schoko- als kaffeebohnen, besuch ausgewählter orte von Van Gogh, missglückte versuche der kälte zu entfliehen durch vorzeitigem abendessen, schliesslich für gegessen in bekannter vortags-kneipe, studieren der Buslinien von arles mit hilfe von hostelier und anwesenden französischen schülern.

mit dem zug in den süden frankreichs

tgv fahrt strasbourg arles grafik strecke
die zugfahrt durch frankreich von strasbourg nach arles grafik strecke

den gengenbacher tag begannen wir mit einem spaziergang durch den ort, begleitet von der familie von renates ‚alter‘ freundin aus ganz frühen tagen. mit einem regenschauer verabschiedeten sie uns am bahnhof. der zug brachte uns nach strasbourg auf der anderen seite der grenze, die wir aber nur wahrnahmen, weil ein deutsch-französisches polizisten-paar durch den zug patrouillierte.

ab strasbourg verbrachten wir dann 5 1/2 stunden im TGV, in denen wir aus dem fenster, aufs handy oder auf die anderen menschen im zug schauten. auch wenn sich gehen ende der fahrt renates rücken etwas bemerkbar machte, waren wir uns darin einig, dass wir diese strecke auf keinen fall mit dem auto hunter und bringen wollten.

aber auch die längste TGV-fahrt geht dann mal zu ende und zum abgewöhnen hatten wir dann noch einen 5-minuten-transfer ins zentrum von avignon und eine viertelstündige abschluss-fahrt nach arles. dort standen zwar Taxis vor dem bahnhofs-gebäude, aber wir machten uns lieber per pedes auf richtung jugendherberge. geführt von komoot hätten wir auf keinen schleichwegen die juhe erreichen können. nachdem wir über einen noch nicht eröffneten jahrmarkt (zum glück) gezogen waren, hielt neben und ein auto an. der fahrer fragte uns, wo wir den hin wollten und erklärte uns dann einen direkten weg dort hin. wenn ich es nicht gleich verändern hätte, wäre er sogar bereit gewesen, die ganze beschreibung zu wiederholen. so sind wir schliesslich neben hauptstrassen ans ziel gelangt.

ein freundlicher junger mann nahm uns auf und gab uns ein kleines zimmerchen.it stockbett gleich beim eingang. weil es in der herberge nichts mehr zu essen gab, sind wir dann „nur ca. 10 m gleich rechts“ (so der junge mann) in die kneipe gegangen. die stellte sich dann aber als deutlich weiter entfernt und in einer etwas anderen richtung heraus. in dieser kleinen kneipe haben wir uns einen kleinen salat schmecken lassen und kamen dann von der anderen Seite wieder zur herberge zurück.

während es am anfang noch recht laut auf dem flur zuging, ist es jetzt, wo ich diese zeilen ins handy schreibe, absolut ruhig!

bahn-fahrt richtung frankreich

per bus und zug sind wir nun über künzelsau, waldenburg, heilbronn, karlsruhe und offenburg nach gengenbach gekommen. das war etwas später als geplant, obwohl es anfangs sehr pünktlich lief, aber wir haben ja zeit…

hier besuchen wir renates schwester, die im ort die gemeinschaft der franziskanerinnen leitet. nach guter klösterlicher verpflegung dürfen wir nun im so genannten bischofs-zimmer nächtigen. das wird uns besondere kraft geben, so dass wir morgen guter dinge frankreich anvisieren können.

neuer anlauf

Pendel im sand

corona hat uns den camino von arles zu den pyrenäen vor ein paar jahren gestrichen. nun nehmen wir noch einmal anlauf für diesen pilger-weg.

von langer hand geplant – schon längere zeit in den kalendern eingetragen und versucht freizuhalten. danach haben wir den start-termin festgelegt und nun sind die ersten zwei schritte gemacht: vor ein paar tagen haben wir die sncf-fahrkarten nach arles gekauft. und nun auch die erste herberge in arles gebucht.

bald geht es (hoffentlich) los!

kleinst-touren in der heimat

statt der grossen pilger-tour durch südfrankreich ‚vertreiben‘ wir schmerz und zeit mit sinnvollen arbeiten in haus und garten. da gibt es genug zu tun, was schon lange getan werden wollte…

aus- und aufräumen von ex-arbeitszimmern, pflanz- und aussä-arbeiten im garten, kleine und grosse renovierungs-arbeiten – diese werden unterbrochen von kaffee und kuchen sowie mini-menüs mit wein-begleitung. da ist bisweilen ein ganz kleiner hauch von camino ist dabei.

statt durch die Petite Camargue mit der annäherung an montpellier sind wir in der heimat unterwegs mit rundwanderungen im kleinformat über die burgruine leofels und an der jagst entlang:

ausgebremst!

das konzert unseres chores wäre eigentlich um diese zeit vorbei und entspannung und zufriedenheit läge über allen sängerinnen und sängern.

auch der rucksack wäre jetzt fast gepackt und allerletzte angelegenheiten des übergangs im haus noch vor uns.

und dann …

ginge es eigentlich bald los: mit dem zug nach arles und dann zu fuss richtung pyrenäen.

aber nun ist alles ganz anders. ein klitze-kleines, aber massenhaft auftretendes virus, merkel und macron haben uns total ausgebremst! nationale grenzen, die wir jahrelang zuvor kaum mehr wahrgenommen haben, haben ihre rot-weissen schlagbäume gesenkt. ausgangsbeschränkungen und -sperren, verschlossene herbergen und cafés und wer weiss was verhindern unseren pilger-weg. das herz will aufbrechen, aber das hirn sagt NEIN.

so bleiben wir in unserem beschaulichen dorf, nutzen die zeit zuhause für allerlei tätigkeiten in haus und garten und geniessen die gewonnene zeit zur muße und muse.

und zu ausgedehnten spaziergängen und kleinen wanderungen – die sind ja noch zu zweit erlaubt. daher findet ihr hier nun kein pilger-tagebuch von arles zu den pyrenäen. aber es gibt immer wieder häppchen wie diese.

wieder daheim!

donnerstag, 09.05.2019
bremen – morsbach

mit zug und bus geht es rasend schnell dorthin zurück wo ich vor über fünf wochen angefangen habe.

dazwischen liegen in diesen 37 tagen viele kilometer (870), viele höhen und tiefen (geografisch von 780 m hinauf auf 960 m und runter zu 10 m), auch gefühlsmässig (besonders der regentag über den ver-wald-wilderten harz zusammen mit der erkenntnis, dass es nicht sinnvoll ist, wenn renate in ihrer situation mit-wandert). dazu gehört haben auch die schönen stunden mit allen kindern und enkelkindern.

dazwischen liegen viele verschiedene zimmer, duschen und betten, in all denen ich immer gut schlafen konnte, mit ihren zimmer-wirtinnen und -wirten und wie sie ihr frühstück mir gerichtet haben. und da sind auch viele verschiedene möglichkeiten abends etwas warmes zu essen. nicht jeden tag, aber immer wieder zwischendurch bekam ich einen guten cappuccino.

zwischen warmen tagen mit viel sonnenschein und kalten tagen, regnete es so richtig eigentlich nur an 1½ tagen, da hatte ich persönlich sehr viel glück.

die füsse und beine habe ich immer wieder mal gespürt – besonders wenn es eine etappe mit der drei an erster stelle in sachen kilometer war. ich habe deutschland erfahren, nein. ich habe deutschland begangen, bin land (natur und kultur) und leuten begegnet. durch vier bundesländer, durch landschaften vom alpen-vorland über diverse mittelgebirge bis in die nordische tief-ebene habe ich die typischen eigenheiten dieser gegenden mir erlaufen. jede hat ihren ureigenen reiz, auch die ganz flache ebene im hohen norden mit ihrem anderen flair – auch für mich, einem der immer zwischen berg und tal gewohnt hat.

ich möchte die tägliche begegnung mit den menschen in unserem land nicht missen. egal ob bayern, franken, thüringer, nieder-sachsen – weiblich wie männlich – sie alle sind mir wohl gesonnen gewesen (wenn auch in wenigen malen mit kommerziellem hintergrund). überall habe ich fröhliche und herzliche menschen getroffen: von der zimmer-wirtin über bus- und auto-fahrer bis hin zu schuster und verkäuferinnen.

nun fühle ich mich in sachen deutschland nun noch viel mehr bewandert und kehre mit all diesem dorthin zurück, wo ich zuhause bin.

der alltag fängt mich schon wieder ganz vorsichtig ein. er war nie ganz entschwunden, die einen oder anderen nachrichten oder auch die sporadisch abgerufenen mails haben mich daran erinnert dass es auch noch ein anderes leben gibt.

und wie auf meinem rückweg von santiago haben mir die kommentare im blog, die SMS und telefonate mit den kindern und renate kraft gegeben. so komme ich wieder nach hause zurück – erfüllter und reicher und dankbar. dafür gebührt mein dank allen die mit und bei mir waren auf diesem weg durch deutschland von kind und kind zu kind.

angekommen in bremen

mittwoch, 08.05.2019
dauelsen – bremen (mahndorf) (29,4 km, insgesamt 869,8 km, 210 m auf, 230 m ab)

ich bin am ziel meiner tour angekommen. es waren etwas mehr kilometer, damit ich wirklich zu fuss in bremen einlaufe – das hielt lisa für wichtig. denn nach der ursprünglichen planung hätte ich (aus unkenntnis) noch in nieder-sachsen meine wanderung beendet und wäre zu früh – asphalt-sparend – in den zug gestiegen. nun bin ich noch eine nacht in lisas WG, bevor ich morgen mit dem zug richtung heimat fahre.

morgen gibt es also noch ein paar interessante begegnungen hier in dieser stelle zu berichten.

nach dem frühstück schnacken wir noch mit den wirts-leuten. ich bedanke mich für das schöne zimmer, das eigentlich eine kleine ferienwohnung ist. welches wir denn gehabt hätten, möchte der sohn wissen und auf die antwort „sieben“ meint er nur „oh, das premium-zimmer“. die zimmer-wirtin murmelt noch ein „das war gerade frei“ hinterher. sie beschreibt uns einen weg, der abseits der hauptstrasse liegt und wir sehen kurz darauf, dass komoot und genau auf diesem weg führt.

immer wieder wandern wir an bahn-strecken entlang und lisa mit ihren grossen zugreisen-erfahrungen schätzt mit grosser freude ab, ob die IC/Es und regional-bahnen in bremen pünktlich abfahren oder ankommen.

oft werden wir an der hauptstrasse (richtung bremen!) entlang geführt, das ist auf dauer nicht nur total asphaltig, sondern vor allem gnadenlos laut. uns tun die anwohnerInnen leid, besonders wenn sie noch zusätzlich an einer tankstelle wohnen (müssen). wie können uns – zumindest immer wieder – ausweich-strecken suchen, wo wir es deutlich ruhiger haben und trotzdem nicht einen sehr grossen umweg haben. daher gehen wir einmal durch ein wohn-gebiet, wo wir dann eine bäckerei finden, in der es einen kaffee gibt. das nützen wir aus! beim gehen dreht die verkäuferin, ob wir auf den jakobsweg wären. ich erkläre kurz was ich, was wir machen und sie meint darauf, sie könne das nicht. erst einmal da fehlende training und dann auch könne sie gar nicht so lange urlaub machen. das sei doch eher etwas für rentner.

an der nächsten kreuzung suchen wir nach weiteren ausweich-strecken, was eine frau hört, die gerade an der fussgänger-ampel wartet. sie beschreibt uns einen weg und, weil sie wegen grün die strassen-seite gewechselt hat, ruft sie uns noch den nötigen rest von dort aus zu. es war ein guter tipp wie wir kurz darauf auf unserer navi-karte feststellen.

dabei fällt mir auf, dass ich in der bäckerei meinen stock habe stehen lassen (diesen in eine ecke gestellt und danach ein schönes gespräch geführt). so lasse ich den rucksack bei lisa und eile zurück ihn zu holen.
wir kommen durch einen schloss-park und sind weg von jedem auto-verkehr.

in baden ist die weser recht nah und lisa schlägt vor, dort nach einem weg zu schauen. wir finden einen und auch die weser und dort einen elegant gekleideten mann an eine info-tafel. er grüsst lisa mit „bon jour, madame“. er beginnt ein gespräch damit, dass er uns mitteilt, er kenne sich gut aus hier und könne und weiter helfen. die wege an den weser-schleifen sind für uns keine option, zu gross wären die umwege, sie wir in kauf nehmen müssten. aber wir erfahren von ihm (in leicht slawischem akzent), dass er einige zeit in frankreich gelebt habe, dann nach übersee ausreisen wollte, aber wegen seiner eltern sie nicht gemacht habe. wer sei legal als ‚gast-arbeiter‘ nach deutschland gekommen und habe sehr lange hier gelebt, wo sein onkel als zwangs-arbeiter einen weser-kanal gegraben habe. wir ziehen weiter und müssen kurz darauf einen sehr steilen! berg hinauf, wenn auch nur für 50 meter.

in achim (der letzten nieder-sächsischen stadt) finden wir in der fussgänger-zone ein denkmal, wo zigarren-dreher bei ihrer arbeit von jemandem vorgelesen bekommen. wir lesen da, dass dies selbst bzw. gewerkschaftlich organisiert gewesen sei. kurz danach spricht uns an einem anderen um zigarren-dreher-denkmal ein mann an, der und den hintergrund dazu erläutert: zu zeiten des zoll-vereins (um 1800) habe bremen diesem nicht angehört. weil darin jedoch die arbeit der zigarren-herstellung billiger gewesen sei, wurden die tabak-blätter vom bremer hafen aus hierher in den ersten ort hinter der grenze zur verarbeitung geschafft. so sei achim bis zum gross-deutschen reich 1871 ein wichtiger ort der zigarren-manufakturen gewesen. darin hätten die arbeiter durchgesetzt, dass ein
des lesens kundiger ihnen bei gleichem lohn während der arbeit aus zeitungen und literatur vorgelesen habe. er weist uns noch auf eine kleine ausstellung im rathaus nebenan hin, wo wir kurz hinein schauen.

über den achimer bahnhof und unter der autobahn durch – wo die wohnhäuser direkt angrenzen! – gehen wir weiter auf bremen zu. dann erreichen wir das orts-schild, von dem ich gleich ein foto machen muss. abseits der hauptstrasse gelangen wir dann zum mahndorfer bahnhof, wo wir zum ende unseres fuss-marsches in die strassen-bahn einsteigen. drinnen vespern wir erst einmal und lassen uns dann ganz gemütlich zu lisas WG bringen.

dort gibt es nach einer dusche einen guten cappuccino, zu dem eine gute freundin zu einer fröhlichen runde dazu kommt. gegen später bekommen wir alle in der WG ein wunderbares abendessen mit einem super reis, einer tollen gemüse-sosse und einem guten westen-salat – und zum abschluss noch ein eis!

tag im aller-tal

dienstag, 07.05.2019
westen – dauelsen (verden) (18,5 km, insgesamt 840,4 km, 130 m auf, 130 m ab)

wir zwei frühstücken in der küche alleine, alle WGlerInnen sind schon unterwegs. thomas, der irgendwo im haus ist, finden wir nicht, so dass wir unseren dank für kost und logis schriftlich hinterlassen müssen.

dann verlassen nicht nur wir unsere privat-unterkunft, sondern draussen verlässt das GPS auch komoot. die zwei finden nicht zusammen und wir orientieren uns nach alter väter sitte nach himmels-richtung (sonnenstand), fluss-läufen (aller) und strassen- zügen (hauptstrasse). erst durch neustart des geräts funktioniert alles wieder kommod, wobei wir da schon fast das ortsende erreicht haben.

in fast gewohnter weise bewegen wir uns wieder in nördlicher richtung auf dem radweg neben einer strasse, kilometer-lang. nur zwischendurch dämpfen kurze abschnitte von hecken den lauten auto-lärm.
so geht es parallel zur aller das tal entlang, wobei wir weder erstere noch letzteres richtig sehen.

das ist erst der fall, als wir von der strasse weg über den deich gehen. wir tauschen nun lärm gegen nässe aus, denn das recht üppige gras ist noch richtig feucht. so kommen wir die alte aller und die aller überqueremd in feuchten bis nassen socken in verden an. zwangsläufig suchen wir in der fussgänger-zone der stadt erst einmal einen wärmeren raum, in dem wir gleichzeitig auch entsprechende getränke und speisen zu uns nehmen können.

auf dem weiteren weg hinter verden erreichen wir sand-dünen als ob wir nun gleich am meer wären. dazwischen stehen faszinierend gewachsene bäume mit unglaublich ausgewaschenen wurzeln. und ringsum wald statt wasser. wir laufen über feinsten sand und sind begeistert von diesem phänomenalen flecken, der heute natur-schutz-gebiet ist.

wie in den aller-meisten märchen wird uns erst beim dritten mal (klingeln) an drei verschiedenen türen die unterkunft aufgetan. die gute fee des hauses beschreibt uns den weg ins zimmer sieben, wo wir uns dann möglichst häuslich einrichten.
zum guten schluss werden wir von den haus-leuten zum restaurant in dauelsen gefahren, so dass wir nach dem guten essen nur die strecke zurück laufen müssen – als hilfe zur verdauung (zusätzlich zum ouzo).

der andere tag

montag, 06.05.2019
stöcken – eystrup – westen (23,3 km, insgesamt 821,9 km, 130 m auf, 150 m ab)

dieser tag ist anders als die bisherigen. es beginnt mit einem sehr seltenen frühstück: es ist üppig und dabei ganz ohne plastik! es geht weiter mit einer richtungs-änderung: ich laufe heute zuerst einmal nach westen statt nach norden, der bahnhof eystrup ist mein erstes tages-ziel. dort kommt kurz vor ein uhr lisa mit dem zug von bremen her an. ich bin eher in eystrup als gedacht und fülle noch meinen geldbeutel etwas auf.

ein junger mann sieht mich und zeigt sich sehr erfreut: „oh, ein wandersmann! toll! sieht man so selten heutzutage.“ damit beginnt es ein gespräch über das wandern an sich, wie es junge leute heute nennen (trekking), die nötige ausrüstung (absolut stimmen müssen schuhe und rucksack) und so weiter.

dann kommt der zug angefahren mit lisa. auch wenn sie leicht kränkelt will sie noch die letzten drei tage zusammen mit mir bis bremen wandern. betonung liegt auf bremen, und nicht nur an die grenz-stadt kurz vor bremen (meine planung ging bis achim, in unkenntnis dessen, dass dies noch in nieder-sachsen liegt).

so laufen wir gemeinsam los, nun richtung norden und nach westen, dem eigentlichen ziel dieses tages. während wir miteinander red…, nein schnacken, fällt mir auf, dass ich viel weniger auf die umgebung achte. trotzdem sehen wir im wald noch die herde von rehen mit mindestens 15 tieren – darunter ein albino – die vor uns den weg überqueren (ausgebrochen?).

wir kommen gut vorwärts, aber der regen erwischt und noch voll. es regnet so kräftig, dass lisa das regen-cape überzieht. nach einer halben stunde ist die nässe von innen überstanden, aber unsere schuhe sind ordentlich nass.

in westen bekommen wir von einem freund von lisa in einer WG ein gästezimmer mit bad. danach haben wir noch eine führung in einem wohn-projekt für gemeinschaftliches wohnen. es ist im aufbau und wird von der genossenschaft AllerWohnen und den nutzerinnen und nutzern gemeinsam getragen und gestemmt. der tag endet mit einem WG-abendessen, wo wir noch einiges interessantes über den ort erfahren (bei allen problemen des ländlichen raumes in bezug auf innovation und nachhaltigkeit sehens-würdig).

wald im hohen norden

sonntag, 05.05.2019
steimbke – stöcken (rethem) (17,1 km, insgesamt 798,6 km,  90 m auf,  120 m ab)

dem offenen-fenster-test zufolge ist es heute morgen nicht deutlich wärmer als gestern früh. so ziehe ich mich wieder vier-lagig an. als ich nach dem frühstück mich auf den weg durch den ort mache, ist es so richtig schön warm. so entferne ich am orts-rand eine schicht und – nachdem ich im wald bin – kommt auch der pulli in den rucksack. es ist ein richtig schöner sonniger sonntag, den ich ganz gemütlich an-laufen lasse.

die wälder hier sind geprägt von den birken. so ist es auch eine solche, die sich quer über den weg gelegt hat. wie an anderen tagen in den mittel-gebirgen muss ich vom weg ab durch das unterholz – nur deutlich weniger aufwendig und mühsam! ansonsten kann ich auch hier, wenn ich stehen bleibe, sie wunderschöne stille hören.

aber mein fotoapparat macht mir immer mehr sorgen. er will nicht starten, sondern teilt mir mit, dass ich die batterien wechseln soll. sie sind jedoch mindestens noch halb voll. mittels tricks kann ich mit etwas anlauf noch fotografieren.

schilder weisen mich darauf hin, dass ich nun ins lichtenmoor komme, das bisher grösste auf meinem weg. wenn wege links oder rechts abgehen, so steht ein schild dran, dass diese verboten sind zu begehen – ein natur-schutz-gebiet. später zeigt mir komoot prompt einen abzweig an, wo keiner ist. es ist nichts zu sehen, was wenigstens einem trampel-pfad gleich kommen könnte. zudem müsste dann auch über den doch etwas grösseren graben ein steg da sein. nichts, das heisst, auf die karte schauen. entweder geradeaus weiter oder zurück bis zum letzten abzweig und dort nach der anderen richtung weiter. erinnerungen an den harz werden wach – nur nicht so bergig und so nass. ein stück zurück ist kürzer, sagt die karte, also drehe ich um und gehe dann immer geradeaus. mal sehen, wie es sich entwickelt.

zuerst einmal höre ich laute ’schreie‘ und überlege, von welchem tier sie sein könnten. als die sträucher den blick frei geben, sehe ich zwei helle vögel in storchen-grösse, aber mit einem dunkleren hinterteil. reiher? sie sind zu schnell weg, als dass ich sie richtig anschauen konnte. nun bin ich vorbereitet und beobachte mit gezückter kamera die wiesen durch die sträucher hindurch. ich kann sie schliesslich wieder orten und warte – mich vorsichtig fort bewegend – auf einen kleinen freien blick. als ich den bekomme, ziele ich – und weg sind sie wieder. das foto zeigt nur sehr verschwommen einen fliegenden vogel.

mehr erfolg habe ich mit dem alternativen weg. es kommt tatsächlich ein begehbarer wie in der karte angezeigt. gerettet – ich muss nicht noch weiter zurück! nun bin ich so richtig mitten im moor/natur-schutz-gebiet, dass die jäger-stände die einzige zivilatorische einrichtung sind (ausser dem weg). am letzten eck vor dem wieder-treffen der geplanten tour steht eine bank, die zu einem vesper einlädt. das gestaltet sich eher kürzer, da die umgebungs-temperatur sich reduziert hat.

und wieder erinnert es mich an den thüringer wald und an den harz: am wegesrand stapeln sich abgeholzte fichten-stämme. damit hatte ich nicht im geringsten gerechnet. auch hier im hohen norden gibt es wälder, die wirtschaftlich genutzt werden, die dimensionen sind andere.

wie ich den wald verlasse, sind am himmel einige sehr dunkle wolken. ich prüfe die wind-richtung und bereite mich innerlich auf regen vor. der kommt dann auch, so dass ich den foto in den rucksack stecke und diesen mit dem regen-schutz versehe. nach etwa zehn minuten bin ich unter der regen-wolke durch und kann beim nächsten foto-motiv wieder auspacken. auch die sonne ist wieder da. das ganze wiederholt sich dann noch einmal etwa zwei kilometer vor der unterkunft.

an dieser angekommen, gerate ich in eine geschlossene konfirmations-gesellschaft. die zimmer-wirtin geht trotzdem mit mir zu meinem heutigen zimmer und verspricht mir kaffee und kuchen, wenn ich nicht vor drei uhr rüber komme (dann wird auch für die feiernden aufgetragen).

nach einrichten und frisch machen bekomme ich dann auch in einem séparée das gewünschte. sie kommt dann auch kurz dazu und möchte wissen, woher ich heute komme. ich erzähle ihr kurz meinen weg und die meint, mit dem rad wäre es üblicher, aber im vergangenen jahr wären zwei frauen auch zu fuss hier vorbei gekommen. das abendessen verabreden wir auf eine stunde nachdem die feier beendet sein dürfte.

land – dorf – land

samstag, 04.05.2019
abbensen – steimbke (21,5 km, insgesamt 781,5 km, 120 m auf, 130 m ab)

nachdem ich das fenster geöffnet und die luft gefühlt habe, ist mir klar: heute brauche ich – nach dem zwiebelschalen-prinzip – eine schicht mehr. so gehe ich 4-lagig aus den haus. es ist blauer himmel, aber es weht ein sehr kalter wind.

ähnlich wie gestern geht es kerzen-gerade aus dem ort hinaus, an der landes-strasse zuerst mit, dann ohne rad/fussweg. zum glück ist es samstag. in helstorf führt eine brücke über die leine, dann geht es über die wiesen.
zeitweise sind zwischen weg und (raps)feld kleine etwa ein meter hohe hecken gepflanzt. das ist sicher auch wind-bremse, aber es tummeln sich vögel darin. so kann ich einem stieglitz-paar sehr nahe kommen und anschliessend kommen wir ein stück gemeinsam vorwärts: wenn ich zu nahe bin, flattern sie ein paar meter weiter. später sichte ich zwei holz-gestelle in einem acker, sie sich nach ein paar schritten als leibhaftige rehe herausstellen. der wind steht günstig für mich. sie schauen zwar immer wieder nach mir, aber ich kann mit viel vorsicht und langsamkeit doch ein foto von ihnen machen.

der wind pfeift sehr kalt von vorne oder von links her, so dass ich dir hände in die taschen stecke: schön ab abwechselnd wegen des stockes. handschuhe legen daheim – im warmen.

auf einer weide grast eine pferde-herde, darunter eine stute mit ihrem fohlen. es ist toll anzusehen, wie es immer wieder seine typischen luft-sprünge macht.

daneben ist ein spielplatz des schützen-vereins mit einer schön von kindern bemalten hütte, ein wind-sicheres plätzchen für eine pause zum vespern. da kommt ein frontlader her gefahren mit müll-säcken vorne in der schaufel und der fahrer leert den müll-eimer neben ‚meinem‘ rastplatz. als erstes den rucksack sieht meint er „aha, pause. und wohin des weges?“ ich erzähle ihm, von wo nach wo ich unterwegs bin, worauf er antwortet: „und dann kommen se in lutter mit seinen zweihundert einwohnern durch.“ wir reden noch über die schöne gegend in der ebene hier mit ihren prächtigen alleen. zum schluss verabschiedet er sich mit „na, dann kommen se gut nach bremen“, klopft mir auf die schulter, nimmt armen plastik-sack und geht zu seinem fahrzeug.

am mühlen-teich in laderholz sitzt ein (wild?)enten-paar am ufer und nachdem ich genauer hinsehe, erkenne ich drei oder vier ganz kleine küken am bauch der mama.
ihnen gegenüber liegt die mühle mit einem grossen unterschlächtigen mühl-rad und daneben noch ein kleines. eine info-tafel gibt auskunft, dass im letzten herbst hier korn gemahlen wurde, es sei im grossen umkreis die best erhaltendste mühle.

der weg geht weiter wieder absolut geradeaus. der belag besteht hier auf grauem sand, teilweise it er richtig weich. dabei wandere ich durch einen wind-park mit mindestens zwanzig rädern. ein gutes gefühl, nur wenn ich mit weniger als fünfzig metern abstand an so einem ding drunter weg laufe, ist mir schon ein bisschen mulmig.

nachdem heute vormittag nur weisse wolken an blauen himmel waren, sind nun dunklere her gezogen. die ganze zeit über beobachte ich wind-richtung (super zu sehen an den wind-rädern) und wolken-farbe und -grösse. einige der sehr ganz dunklen gehen glücklicherweise an mir vorbei. trotzdem gehe ich etwas flotter. eine recht breite schwarze kommt auf mich zu, es sind keine fünf kilometer zur unterkunft. sie treibt mich nach vorne, nur der wind bremst meinen schritt. dann fängt es an zu tröpfeln. unter einem baum kann ich den stock an den stamm lehnen und den hut an einen ast haben m hängen. so stören nur diverse ohr-anhänge beim überziehen des capes, das ich ja auch über den rucksack bringen muss. und natürlich stört massiv der kräftige wind. schliesslich habe ich es geschafft und kann weiter gehen. lange regnet es nicht und als ich um die nächste ecke biege, ist vor und über mir der himmel wieder blau. zudem komme ich etwas ins schwitzen, so dass ich eine ecke weiter von den fünf lagen zwei (cape und pulli) wieder entferne. das ist so lange angenehm bis der wind wieder auffrischt. aber es scheint wieder die sonne wie den ganzen tag schon – mit der zehn-minuten-ausnahme des schauers.

in der unterkunft esse ich zuerst mein brötchen, das ich auch mitgenommen habe, aber aus gründen der wetter-unbeständigkeit nicht unterwegs verzehren konnte.

zum abendessen im restaurant bin ich erst ganz allein, „jetzt ist abendmahl-feier, morgen ist hier konfirmation“, meint der wirt. dann kommen nach und nach ein paar einheimische männer, frauen kommen vorbei, um letzte dinge für morgen abzuklären. man spürt, hier und jetzt ist dorf. als dann das spiel bremen gegen dortmund angepfiffen wird, geht der fernseher an. auf meine frage nach der frühstücks-zeit meint der wirt nur „alles nach acht ist okay“. für mich auch.

auf dem weg mit mehr frei-zeit und für benachteiligte menschen, vor allem kinder und jugendliche