leere schultasche

ich komme langsam daheim an. alltags-arbeiten füllen den tag immer mehr. in der zwischenzeit habe ich auch das bedürfnis verspürt, nachzusehen, was so alles in den briefumschlägen liegt, die renate mir fein säuberlich in einem korb gesammelt hat. ich habe sortiert und ich habe ins altpapier geworfen.

ich habe auf meinem liegerad (ich kann noch damit fahren!) eine einkaufstour nach künzelsau unternommen. aber das selbstständige teilnehmen am strassenverkehr ist noch mit ganz leichten unsicherheiten verbunden. auch in meinem bevorzugten einkaufszentrum muss ich fragen, wo manche waren denn nun liegen.

und ich habe eine erste autofahrt in meine ursprüngliche heimatstadt unternommen. die ein-einhalb-stündige fahrt auf der autobahn nach heidenheim habe ich anschliessend in form von müdigkeit gespürt.

schliesslich habe ich auch mein notebook hochgefahren. (dieser blog-beitrag entsteht bequem an einer grossen tastatur und einem riesigen bildschirm in der grösse eines DIN-A-4-blatts.) ich habe meine mails ‚gecheckt‘, d. h. ich habe abgerufen und gelöscht, überflogen und sortiert – wobei ja renate schon in der vergangenen zeit schon einiges an werbung und spam entsorgt hat.

am dritten werktag nach meiner ankunft zuhause hat sich mein blick auf die schultasche gerichtet, die noch in voller grösse da stand wie sie am letzten schultag hingestellt worden war. mit einem gefühl zwischen zufriedenheit und glückseligkeit habe ich ihr die letzten dinge entnommen: federmäppchen, notizbuch und ein paar ordner mit papieren des vergangenen schuljahres.

das nächste ruhestands-projekt ist die bereinigung meines schreibtisches und des arbeitszimmers. mit der gewonnenen distanz werde ich ans ‚ausmisten‘ gehen!

ganz daheim ankommen

einige tage bin ich nun zu hause. so richtig und so ganz doch noch nicht. von anfang an habe ich nach knapp einhundert betten-proben das meinige als das beste ausgewählt (schon deshalb, weil da-neben renate schläft). in den letzten tagen habe ich auch alle zimmer dieses hauses betreten und (kurz) angeschaut. ich hantiere in küche u. a. räumen. und ich bin auch schon mit meinem liegerad in  künzelsau zum einkaufen gewesen.

doch ich spüre bei all dem, dass ich noch zeit brauche zum ‚ganz ankommen‘. ich habe noch nicht die post der letzten wochen angeschaut. ich habe noch nicht meinen rechner hochgefahren und „mails gecheckt“.

ach ja, da war noch was: unterricht und schule – im laufe des sonntag-spätnachmittags hat renate mich daran erinnert, dass ich heute NICHT an den schreibtisch und morgen NICHT in die schule muss. hätte ich doch glatt vergessen und wäre NICHT gegangen.

wieder dahoim!

DAHEIM!!

mein letzter rückwärts-camino-tag ist zu ende! mit dem 100. tag bin ich daheim in morsbach angekommen. ich wurde ganz herzlich und – mit einem heißen kaffee auf dem kochertal-radweg – gebührend empfangen. das empfangs-komitee, bestehend aus gabi, hubert, margot, pepi und natürlich renate, hatte sich auf den weg gemacht und war mir entgegen gegangen, um mich mit einem willkommenschild und -lied zu begrüssen.

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schön wieder hier zu sein, schön euch zu sehen! – da gab es sogar vom himmel her freudentränen, denn auf den letzten kilometern setzte noch einmal der grosse regen mit kräftigem wind ein. so kamen wir total durchnässt in morsbach an, wo ich dann auch von nachbarn herzlich begrüsst wurde.

nach einem begrüssungs-trunk bekam (ich) wir ein tolles (pilger)menü mit allem drum und dran. zu guter letzt kamen birgit und walter mit einem wieder-aufbau-kalorien-paket zum grüss-gott-sagen vorbei. der ankommens-tag klang aus mit liedern, so dass ich mich schon wieder fast heimisch fühlte.

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heute – morgen…

… werde ich zu hause ankommen!! der heutige tag ist der letzte, der mit einer übernachtung in der ‚fremde‘ endet. morgen ist ein anderer wander-tag. nach hundert pilger/geh/lauf/unterwegs-tagen und ungefähr 2500 km ist dieser weg für mich zu ende! aber er wirkt weiter!

all die erlebnisse und erfahrungen, die ich haben und machen konnte, sind eigentlich unbeschreiblich. was ich in meinen texten ge- und beschrieben habe, ist ’nur‘ ein bruchteil dessen, was in dieser zeit meine welt war.

aber dies war so nur möglich, weil ich in der gewissheit gehen konnte, dass DAHEIM menschen mit mir mitgehen. allen voran und vor allem war dies renate, die sehr nah an meinem weg war. das gab kraft, zuversicht und mut. DANKE!

und dann waren es meine kinder und verwandten, meine freunde und bekannten, die mich begleitet haben – im blog, in gedanken und in ihren kommentaren. das hat motiviert, aufgemuntert und beflügelt. DANKE!

und schliesslich waren da noch die – ich weiss nicht wie – vielen lieben menschen, die über den blog teilnahmen an meinem weg. von denen ich erst im laufe der zeit oder vielleicht auch bis jetzt gar nicht gewusst habe, dass sie mich begleiten. DANKE auch ihnen.

DANKE für die herzlichen und aufmunternden kommentare und mails, für die sms und telefonate. jeder einzelne war für mich ein faden in die heimat – alle zusammen sind sie für mich ein festes band, das mich mit zu hause verbunden hat.

dieser weg geht zu ende

ich gehe unaufhörlich der heimat zu. ich spüre es seit längerer zeit und in den letzten tagen ganz deutlich. ich sehe es an allen enden:

vom neckar über die rems und murr – morgen am kocher! esslingen, winnenden, morgen murrhardt und dann schwäbisch hall… über weite strecken bin ich den georg-fahrbach-weg (durch weinberge) gegangen. heute sah ich das erste kfz- kennzeichen KÜN – und (warum auch immer) stand dahinter ein auto mit dem E = spanien.

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und gleichzeitig erfahre ich, ich bin immer noch auf dem camino. heute morgen erzählte mir die vermieterin meines zimmers, dass sie heute in ‚meine gegend‘ fahre – nach lassbach.

weil es geregnet hat, habe ich mein rotes regencape übergezogen. in einem kleinen dorf sah ich einen älteren mann am offenen fenster des ersten stocks. er rief zu mir herunter: „jetzt han i grad denkt, do kommt dr weihnachtsmann.“ ich griff mir ans kinn und antwortete: „do fehlt bloß no dr bart.“ darauf meint er ganz trocken: „der ko ja no wachse.“

weil ich in oppenweiler keine übernachtung bekommen habe, bin ich mit dem bus nach sulzbach gefahren. an der haltestelle kam ich mit einem mann ins gespräch. im bus setzte er sich neben mich und erklärte mir, wo ich dort überall etwas finden könnte.

anteilnahme und hilfsbereitschaft, witz und herzlichkeit, anerkennung und hochachtung – das konnte ich bei ganz, ganz vielen menschen am laufenden weg erfahren. ich glaube, das konnte ich auch vielen menschen zukommen lassen. dafür bin ich sehr dankbar.

gross-raum stuttgart

vom neckar ging ich heute hinauf auf die höhe. von oben sah ich die unzähligen ortschaften, die dicht gedrängt in allen richtungen lagen.

zur mittagszeit stieg ich wieder hinab zum neckar-strand. der war jedoch gefüllt von strassen und industrie-gebieten. und am himmel flogen am laufenden band die flugzeuge richtung flughafen. es war viel los – auch in esslingen wimmelte es nur so von autos und menschen. das bedeutete für mich, möglichst schnell (mit dem bus) hinaus aus der stadt auf die höhe zu kommen.

und bald wurde es ruhiger und ländlicher. schliesslich kam ich am tagesende im beschaulicheren remstal an. ich hatte den gross-städtischen trubel gut hinter mich gebracht.

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wieder allein

zwei wochen konnte ich mit renate laufen. einen tag davon war auch susanne dabei. einen weiteren tag haben und eli und micha gesellschaft geleistet. zu zweit, zu dritt und dann zu viert.

heute ging meine begleitung wieder zurück. zuerst musste ich mich von renate verabschieden, die zurück ins hohenlohische fuhr. eli und micha begleiteten mich noch ein stück. eli verabschiedete sich auf der höhe recht bald von mir. mit micha ging ich noch im ehrwürdigen bebenhausen vorbei und dann hinauf nach einsiedel. dort sagte auch er ‚ade‘.

ich ging alleine weiter. allein gehen, allein den weg finden, allein essen und übernachten. aber es sind nur noch wenige tage, bis ich die heimat erreiche.

rottenburg hat ’s in sich

die eine ging, die andern kommen. unsere lauf-partner geben sich die klinke in die hand. renate und ich nähern uns von flussaufwärts der dom-stadt, micha und eli kommen von flussabwärts. unser treffpunkt ist der bahnhof.

von dort geht es in den rottenburger dom. er beinhaltet nicht nur eine wunderbare gemälde-sequenz, sondern auch eine interessante krippe, die damals und heute auf sagenhafte weise miteinander verbindet. und dazwischen treffen wir bekannte und unbekannte menschen zu kleinen gesprächen.

zu viert ziehen wir dann los über wurmlingen zur gleichnamigen kapelle. dort geniessen wir das sonnige wetter und die weite sicht ins land und zur schwäbischen alb.

in tübingen angekommen wollen wir uns einen stempel für unseren pilger-pass holen, aber es ist geschlossen. aber wenige augenblicke später kommt die dekanin persönlich ums eck, erkennt im nu die situation und schliesst das büro auf. der stempel samt kissen ist gleich gefunden und so können wir mit einem abdruck der stiftskirche tübingen in unser heutiges privat-quartier gehen.

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hochwasser

gestern haben wir uns entschieden den ‚echten‘ pilgerweg am neckar entlang zu gehen. wir tun dies zu dritt. susanne begleitet uns an diesem tag auf unserem weg den neckar hinunter. mit dem zug erreichen wir horb und sehen mit gemischten gefühlen wie dieser fluss über nacht über seine ufer getreten ist. grosse teile der talaue sind überschwemmt.

auf dem neckar-wanderweg kommen wir bei zeitweiligem sonnenschein gut voran. um uns herum sprudelt und fließt es, was das bachbett (nicht) hält.

unser zielort, von dem aus susanne zurückfahren kann, ist schon in sichtweite. aber eine barriere mit der erklärung ‚gesperrt wg. hochwasser‘ hält uns auf. der weitere weg ist unter wasser. auch ein großräumiges umlaufen am waldrand entlang ist aussichtslos.

wir beschliessen über einen waldweg es eine etage hoher zu versuchen. nach einiger zeit endet dieser weg im wald. die digitale karte zeigt einen weg eine weitere etage höher an. so klettern wir einen 45°-hang höher. wir finden einen guten weg, der jedoch nach einiger zeit ebenso endet. diesmal an einem grossen zaun mit der aufschrift ‚lebensgefahr‘.

leicht gefrustet  beschliessen wir zurück zu gehen zum letzten ort mit bahnhof. unten an der strasse angekommen ergänzen wir den rückmarsch um die option trampen. nach kurzer zeit hält ein freundlicher herr in unserem alter mit hund im kofferraum. er fährt uns bis zum gewünschten bahnhof, wo susanne in buchstäblich letzter sekunde in den vor uns stehenden zug einsteigen kann.

anschliessend werden wir vor unsere nächste unterkunft gefahren. dieser hilfsbereite autofahrer hat auch von hier aus ein grosses dankeschön verdient!

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vom badischen ins schwäbische

wetter-mässig war dieser tag nicht besonders anders als der vortag. er begann trocken mit einem kleinen hauch von sonnenschein. über mittag setzte immer stärker werdender regen ein.

kulinarisch verschoben sich die events nach hinten. im ort, den wir um die mittagszeit erreichten, waren alle kneipen geschlossen – wir mussten die notfall-müsli-riegel auspacken. dafür fanden wir zur nachmittags-kaffee-zeit in einem kleinen dorf eine kleine kneipe, in der wir herzhaft und schmackhaft vespern konnten.

vom vortag war das badische noch nicht ganz verklungen – nun war das schwäbische nicht mehr zu überhören. eine weitere ‚grenze‘ hatten wir überschritten.

und noch etwas war anders als am vortag: gestern gingen wir an der  kinzig entlang richtung quelle. heute erreichten wir den neckar und zogen zum ende des tages mit seinem wasser nach ihlingen in die jakobuskirche.

 

eisglatt in den regen

so können sich wege an einem wintertag entlang der kinzig verändern. als wir losgingen, war es eiskalt. wir konnten im wald laufen, daher waren wir froh, dass der schlamm relativ fest war.

in schenkenzell trafen wir auf etwas regen und kräftig feucht-nassen asphalt. und bei den herrschenden boden-temperaturen war das nicht wässrig, sondern glatt – es war mehr ein vorantasten als laufen. unsere geduld reichte von kurz vor dem ortsschild bis kurz vor den bahnhof. dort entschieden wir erst bei erwärmtem boden die lauferei fortzusetzen und begaben uns in ein café. die entdeckung eines schenk-hauses in schenkenzell liess uns unseren aufenthalt etwas verlängern.

dann setzten wir uns in den zug nach alpirsbach um die letzten glatten asphalt-strecken hinter uns zu bringen. im zunehmenden regen machten wir uns auf den weg hinauf nach lossburg. auf waldwegen gingen wir an der immer jünger werdenden kinzig entlang. statt eis unter den schuhen begleitete uns nun regen auf den mützen. tapfer stapften wir durch den wald (frei nach der wander-weisheit ‚im wald regnet es weniger, wenn auch länger.‘). im ort angekommen verkrochen wir uns in ein gasthaus zum trocknen und aufwärmen.

und von dort wurden wir von susanne abgeholt und in unsere nächste privat-herberge chauffiert, wo uns eine heisse dusche und eine ebensolche mahlzeit begrüsste.

 

 

neujahrstag

zum 9-uhr-frühstück, das sehr üppig ausfiel, gab es sonnenschein. das war sehr positiv bei unserer vormittags-etappe.

‚oben rüber‘ (konkret landwassereck) konnten wir keine übernachtung finden und die nächste möglichkeit war nicht in optimaler entfernung. was tun – das war hier die frage.

ein bus beantwortete sie auf seine weise. als wir an seiner haltestelle  vorbei kamen und seine route ‚oben rüber‘ zu uns durchdrang, entschied ich, dass der nur mit uns fahren konnte. so kamen wir sicher und schnell ‚übern berg‘ und konnten noch mit einem jakobs-jünger über den weg vorwärts und rückwärts fachsimpeln.

die endstation des busses war leider etwas abseits vom weg. daher brauchten wir noch für ein paar kilometer die deutsche bahn um wieder auf den weg zu gelangen. die sonne hat uns das wohl etwas übel genommen, denn sie nutzte unsere ÖPNV-fahrt um hinter die wolken zu kriechen. die letzten kilometer nach schiltach legten wir wieder zu fuss zurück, wobei der himmel sich dadurch nicht heller zeigte.

im ergebnis kamen wir gut ‚übern berg‘ und ich machte eine tages-etappe ‚gut‘ – was auch meiner rückweg-stimmung  entsprach. in den letzten tagen war für mich dieser weg immer mehr zum nach-hause-weg geworden. zumal sich auch das wetter – nicht nur am heutigen tag – immer mehr richtung winter entwickelt hatte.

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