Archiv der Kategorie: Uncategorized

hüben und drüben des altmühltales

donnerstag, 11.04.2019
monheim – schambach/treuchtlingen (20,2 km, insgesamt 208,7 km, 290 m auf, 360 m ab)

meine heutige strecke ist deutlich geringer, im gegensatz zu gestern kann ich den tag ganz gemütlich gestalten. er beginnt mit einem umfangreichen frühstück mit allem drum und dran. mir fällt auf, das hier – wie gestern – nur männer sitzen. wohl ist das ein hotel für monteure und verkäufer. atmosphärisch nicht so ganz meines, aber ich geniesse mein frühstück.

in aller gemütlichkeit ziehe ich los. es ist kalt heute morgen. ich knöpfe alles gut zu und lege meine hals-wärme-manschette an. auf der anhöhe oberhalb des ortes zieht ein kalter wind aus osten über wiesen und felder. so bin ich froh, dass ich bald durch den wald gehen kann, wo es zwar kalt ist, aber nicht windet. aber kaum ist da eine lücke, schon pfeift der wind durch. die sonne kommt ein klein wenig heraus, aber sie verschwindet auch rasch wieder.

nach den mittag kommt ein anruf an, bei den ich wieder einmal zu langsam bin mit ‚telefon-hörer abnehmen‘. auf der mailbox ist meine nächste zimmer-wirtin, die wissen möchte, wann ich ungefähr ankommen werde. wir klären das mit dem ergebnis, dass ich noch etwas mehr zeit zum ziel habe. da die sonne jetzt mehr scheint, suche ich nach einer bank oder alternativen sitz-möglichkeit. auf einer lichtung entdecke ich einen jäger-stand, der wunderbar in der sonne steht. auf den unteren stufen sitzend verspeise ich meine käse-semmel. der lärm hinter mir stellt sich kurze zeit darauf als arbeiten im steinbruch heraus. ich bin im altmühltal angekommen.

so unterquere ich jetzt auch die eisenbahn-strecke zwischen ansbach und münchen, auf der wir immer zu sebastian fahren. hier in dietfurt gibt es keine möglichkeiten für einen kaffee – so sagt mir eine junge mutter mit ihrem kind. auch am lech habe ich von einer jungen mutter auf ihrem spaziergang die gleiche antwort bekommen. vielleicht sollte ich mal andere einwohner fragen, auch wenn diese nicht so häufig auf der strasse zu treffen sind. dafür überquere ich nun die altmühl und mache mich auf den weg wieder nach oben. vorher muss ich mich aber noch eine zeit lang an der B 2 mit einem heftigen LKW-verkehr arrangieren.

als es steil zu werden beginnt, hat komoot etwas probleme mit den trampelpfaden nach oben und ich habe probleme den von komoot angegeben zu finden. zuerst braucht es einen doppelten anlauf und dann wird der vorgeschlagene und von mir eingeschlagene pfad immer wilder und verwucherter. irgendwann gibt es – zumindest mit rucksack – kein durchkommen mehr. ich drehe bei und versuche mein glück quer-wald-ein. nachdem ich wieder auf der route bin, sind dir restlichen knappe zwei kilometer ein kinderspiel.

da ich etwas zu früh ankomme, will ich in die daneben stehende kirche rein schauen. trotz einem aushang ‚tritt ein und geniesse die ruhe‘, muss ich wegen verschlossener tür draussen bleiben. dafür wird mir anschliessend in der pension die tür geöffnet. ich bekomme mein zimmer und wir regeln frühstück und ausgeh-modus. ich muss nämlich die haustür von aussen zuschliessen. der hund der zimmer-wirtin macht sich sonst die tür auf und geht selbstständig gassi.
duschen, schreiben und dann bekomme ich im ‚güldenen ritter‘ – einer unscheinbaren dorf-kneipe – ein wunderbares vegetarisches essen, eingeleitet von einem guten gruss aus der küche. angenehm und gut gesättigt gehe ich zu meinem heutigen schlafraum.

lech endet mit donau-überquerung

mittwoch, 10.04.2019
oberndorf – monheim (31,1km, insgesamt 188,5 km, 500 m auf, 420 m ab)

beim frühstück informiert mich meine zimmer-wirtin – als wir über meine heutige etappe reden – darüber, dass ich dann heute in die grenz-region von bayern, schwaben und franken käme. monheim sei eine wichtige grenzstadt damals gewesen.

ich beende meinen lauf mit dem lech, wobei ich eine déja-vue-erfahrung mit lauten lech-brücken habe – doch dieses mal ist es ’nur‘ eine bundesstrasse, aber der abstand ist deutlich geringer. es fühlt sich gefährlicher an als es laut ist. nachdem ich einen bogen durch wald gemacht habe, stehe ich plötzlich vor der lech-mündung in die donau.

ein erster versuch, in dem ort daneben einen kaffee zu bekommen, scheitert. der ort ist zu klein. also ziehe ich weiter, aber (wieder einmal heute) ins tour-abseits. heute scheinen komoot und ich uns nicht so recht zu verstehen. der rechte weg geht den berg hinauf. oben auf dem schotter-weg am waldrand fallen mir unmengen von weinberg-schnecken  auf. auch sie sind heute – wie wohl täglich? – auf einer grossen wanderung. es gilt eine über zwei meter breite schotter-piste zu überqueren.

mit mehr blicken auf das handy-display finde ich nun auch bei komplizierteren kreuzungen gut meinen weg. im nächsten etwas größeren ort, durch den ich komme, Menge ich den zweiten versuch einer kaffee- (und kuchen-) pause. ich frage eine radlerin, die mir entgegen kommt. „oh, am mittwoch nachmittag ist unser dorfladen zu. leider.“ nun suche ich mir hinter dem ort ein vesper-fleckchen. das finde ich erst weiter oben an einem wegkreuz. es gibt zwar keine bank, aber eine niedrige beton-umfassung. der linke pfosten ist für den rucksack, der rechte für mich. ich bekomme eine käse-semmel, mein handy saft.

auf den höhen der monheimer alb pfeift der wind recht kalt, während im wald es viel ruhiger und damit wärmer zugeht. so bin ich laufend damit beschäftigt, meinen hals einzupacken und wieder freizulegen.
im ziel-ort eingelaufen verabschiedet sich erstmal komoot mit seinem „du hast dein ziel erreicht – bis bald“. dann suche ich ein café, denn es hat gerade erst vier geschlagen. mit etwas glück finde ich ein eis-café, bei den es auch kuchen gibt. der italiener bringt mir einen super-cappuccino und zum kuchen einen geformten batzen sahne dazu. das ist der i-punkt des heutigen tages.

jetzt ins hotel auf ein zimmer und die wasch-rituale genossen. das abendessen in diesem steak-house ist nicht so ganz nach meinem geschmack. ich mag weder steak aus nebraska, noch einen burger. an unteren limit der speisekarte finde ich ein schnitzel, das ich mit pommes ergänzen kann und mit einem salat verfeinere.

lange längs des lechs

dienstag, 09.04.2019
gersthofen – oberndorf/lech (31,8 km, insgesamt 157,4 km, 170 m auf, 230 m ab)

nach dem aufstehen verspüre ich ein leichtes kratzen im hals. ich trete in die küche ein und ein reich gedeckter frühstücks-tisch steht vor mir – und das bei gast-gebern, die nur einen kaffee trinken. nach gutem frühstück und herzlichem abschied empfängt mich draussen leichter regen. weil ich anschliessend die banken verwechselt habe, lande ich in der falschen bäckerei und bekomme keine pfeffer-brezel.

komoot schickt mich links des lechs weiter. ich beherzige wieder den tipp meiner gastgeberin und gehe auf die andere seite. und wieder lohnt sich das unternehmen: ich durchstreife wieder wunderschöne auwälder und bewundere die verschiedensten biber-werke. mit der zeit setzt sich ein weiterer ohrwurm durch – ein lied aus kindertagen: ‚meine biber haben fieber, diese armen…‘ auch beobachte blässhühner, wildgänse und anderes getier. und ich finde attraktive stein-männchen und zwei junge männer, die an lech-ufer sitzen, musik hören und wasser-pfeife rauchen.

damit ich wirklich am ziel heute ankommen kann, muss ich auf die andere fluss-seite. eine kleine vesper-pause und ich treffe mich wieder mit der geplanten tour. weiter geht es nach norden zwischen lech und dessen kanal entlang. kilometer-lang zwar einen guten bodenbelag (recht weich), aber landschaftlich ist es doch etwas langweilig geworden. so stellt sich das bedürfnis nach einem kaffee ein. eine junge mutter, die ich an kanal treffe und frage, macht mir wenig hoffnung. ich müsste wieder ein paar kilometer zurück.

dann lieber ohne kaffee vorwärts. auf einer einsamen, wohl selbst zusammen gezimmerten kleinen bank gönne ich mir eine rast mit vesper. just in den augenblick will exakt vor mir ein landwirt auf seinem riesen-traktor das feld (pellet-mässig) düngen. wir kommen gerade so aneinander vorbei. dann versuche ich die letzten lech’schen kilometer lech-zend hinter mich zu bringen. über mir hat sich im laufe der letzten zeit ein ordentliches hubschrauber-grollen zusammen gebraut. irgendwann fliegt einer den lech entlang, dass ich den Eindruck habe, erst hat mich im visier. ich bin sehr froh, als es heisst, nach links abbiegen. ein wäldchen versüsst mir das ende der heutigen etappe.

am ziel erwartet mich nicht nur ein schönes zimmer, sondern auch die nachricht, das der örtliche grieche heute ruhetag hat. im nachbar-dorf gäbe es sie eine pizzeria, etwa zwei kilometer weiter. ich muss wohl etwas ungünstig aus der wäsche geschaut haben – ich bekomme ein leih-fahrrad angeboten. zum abendessen fahre ich also und bekomme im sportheim eine ordentliche und herzhafte pizza. und wir ich wieder auf mein leih-rad steige fängt es an zu tröpfeln. mit jedem gefahrenen meter nimmt der regen zu und wird von blitz und donner begleitet. ich trete in die pedale und wundere mich selbst, wie flott ich den weg zurück finde. ich räume das rad in den schuppen und wie ich zur haus-tür gehe lässt der regen nach.

am lech durch augsburg

montag, 08.04.2019
steinach – gersthofen (31 km, insgesamt 125,6 km, 190 m auf, 230 m ab)

die unterkunft heute ist eine besondere: ich darf bei lieben menschen mich einquartieren, vor allem gibt es ein essen wie ich es liebe. und danach einen wunderbaren kommunikativen abend, der es glatt verhindert, einen ausführlichen reise-tages-bericht zu fabrizieren.

doch jetzt ist er da:
der tag fängt frühstücksmässig ganz anders an – als ich den frühstücks-raum betrete, sitzt die ganze familie der gästehaus-betreiber an tisch: chefin, hausherr&bio-land-wirt, eine tochter und die oma, kurz darauf kommt sich der opa dazu. ich werde nach meiner heutigen strecke gefragt und bekomme den tipp, nicht rechts des lechs, sondern auf der linken Seite nach Augsburg zu gehen: durch den wald sei viel abwechslungsreicher als nur auf oder neben dem damm zu gehen. mein frühstück klingt aus mit einem gespräch mit den grosseltern über das örtliche einschulungs-verfahren.

kurz darauf verlassen ich haus und hof, da ruft jemand von hinten mir etwas zu: am geordneten fenster steht der landwirt und verabschiedet sich mit guten wünschen. es nieselt leicht. ich entscheide mich, von der komoot-planung abzuweichen und eher richtung schleuse 23. das zieht sich doch mehr als ich ahnte.

nach knappen drei kilometern überquere den lech. damit habe ich auch die ehemalige grenze von bayern nach schwaben überschritten (so der opa beim frühstück). und es hat sich gelohnt. zwar versperrt mit erst einmal ein zaun den zutritt zum wald und ich muss über den damm ausweichen. die erste lücke, die ich dann links im zaun erspähe, nutze ich um von damm weg zu kommen. nun gehe ich durch buchen-wälder, die viel mehr zum hinschauen bieten: knospen und kleine aufspringende blätter, junge bäumchen und alte gefallene. immer wieder höre ich es gurgeln und kurz darauf überquere ich den dazu gehörenden bach-lauf. vor allem erfahre ich den sinn dieser eingezäunten wälder: darinnen liegen trinkwasser-brunnen in nur geringer tiefe, die geschützt werden sollen.

kurz vor der augsburger innen-stadt wechselte ich die lech-seite und wage mich zwischen die häuser-fronten auf der suche nach einem café. der – wenn auch lauwarme – kaffee und die obstschnitte tun gut. gern ziehe ich mich wieder zurück an den lech in der hoffnung, weniger verkehrs-lärm um mich herum zu haben. mein navi führt mich über einen trampelpfad durch schönste auwälder nach norden. mit begegnen zwar keine biber, jedoch kann am laufenden band ihre nage-arbeiten bewundern: vom nur angekratzten über halb angenagte bis zum vollständig gefällten baum. da wandere ich mitten durch eine 300000-gross-stadt und kriege nichts davon mit.

aber dann bin ich durch und am nördlichen ende ist es auch mit der idylle zu ende. den lärm kann ich schon vorher hören, aber als ich dann die autobahn-brücke über den lech vor mir sehe, dröhnt der lkw-lärm gnadenlos in meine ohren. nur schnell weiter! ich muss erstmal einen – zwar separaten – fussgänger-steg nehmen, aber in unmittelbarer entfernung zum kraftfahr-verkehr.

nun ist es nur noch ein kleines stück bis zu meiner – ganz besonderen – unterkunft. von renate vermittelt habe ich heute ein ganz privates ‚gäste-zimmer‘. nachdem schuhe aus und rucksack abgelegt sind, wird mit vom gastgeber mein handy an die steckdose gelegt. nach dusche und tee gibt es ein wunderbares so genanntes veggie-essen (tomaten auf schafskäse mit couscous. bier und ein paar erdnüsse lassen einen abend kulinarisch ausklingen, der angefüllt ist mit vielen themen, ernst und heiter präsentiert.

zwischen ammersee und augsburg

sonntag, 07.04.2019
inning – steinach (28,6 km, insgesamt 94,6 km, 300 m auf, 330 m ab)

gestern erhielt ich das angebot schon vor 8 uhr frühstücken zu können. so bin ich der erste und alleinige im frühstücksraum, begrüsst von der haus- bzw. gastfrau mit ’sie sind der mann auf der grossen wanderung – schon gehört davon‘. so komme ich zeitlich gut fort und bin relativ bald in türkenfeld, will der aufstieg vom ammersee gar nicht so heftig ist wir vermutet. hinter dem ort ergibt sich unvermutet eine möglichkeit der rast, wo ich mir eine käsesemmel gönne. da meldet sich sebastian um sein mitlaufen zu konkretisieren (gestern haben wir schon grundsätzlich ausgemacht, dass wir zusammen laufen). nun plant er zusammen mit den kindern zu kommen. wegen hausaufgaben etwas später und für einen hinteren teil der etappe.

so nehme ich die beine unter meine arme und lege einen zahn zu. ich möchte gut vorwärts kommen, damit die strecke mit den kindern möglichst kurz ist. dich erst muss ich um volkswandertags-gruppen verschiedenster gerade herum jonglieren. aber ich muss nicht jene mit sägemehl-strichen ‚gesperrten‘ wege meiden wie sie und komme dank komoot gut durch.

wieder wandere ich durch wälder und über wiesen und felder – aber nicht wie angekündigt bei sonnenschein. die himmel ist bedeckt und meine gangart hält mich warm. wir in den tagen zuvor klingen ohrwürmer durch mein hirn und über meine lippen. das udo-jürgens-konzert klingt nach: zu beginn war es ‚… aber bitte mit sahne!‘ gestern ‚ihr werdet euch noch wundern, wenn ich erst rentner bin … mit sechsundsechziiiig…‘ heute war ich ’noch niemals in new york … einmal verrückt sein und aus allen haben fliehn‘.
zwischendurch rennt im wald ein reh kurz vor mir über den weg und ein zweites versuche ich vorsichtig anzupirschen, während es am waldrand äst – keine chance, der wind weht ungünstig. dafür liegt der ortsanfang von dünzelbach unmittelbar vor mir. von hier aus bis zum ziel sind es noch zehn kilometer –  eine strecke, die für die kinder machbar sein dürfte. bei der suche nach einem geschickten treff-punkt erreicht mich eine sms von sebastian, der absagen muss, weil die situation zuhause ein herfahren nicht möglich macht. schade!

so ziehe ich den weiterhin alleine weiter – auch auf wegen, die ich ohne komoot nicht unbedingt gefunden hätte oder gegangen wäre. der ackerrain, den eigentlich nur landwirte auf ihren traktoren nutzen, lässt mich fern von asphalt und pkws einen guten weg finden. weniger kommod ist es für mich, wenn ich mit dem handy ein foto machen möchte: handy aus der tasche ziehen, das kabel&gewirr hinterher, fotografieren, handy in die tasche zurück, kabel-gewirr hinterher, den zweiten kopfhörer ebenso, dabei den anderen nicht von rechten ohr wegziehen. bis ich in bremen sein werde, habe ich die optimale lösung sicherlich gefunden.

als ich dann auf die steinacher kirche zu laufe, schlägt diese gerade drei uhr – ‚haben sie noch nicht die sommerzeit drin?‘ frage ich mich. aber kurz darauf an meinem ziel verabschiedet sich wieder komoot von mir und ich realisiere, dass die geschlagene uhrzeit richtig war. da das haus geschlossen ist, verbringe ich die zeit im sonnenschein mit etwas nähere gegend erkunden und reise-tagebuch führen. dann erwartet mich ein schönes zimmer mit einer wohligen dusche. und danach ein vegetarisches essen und ein nettes, interessantes gespräch mit dem hausherrn und bio-land-wirt.

zum und am ammersee

samstag, 06.04.2019
pähl – inning/ammersee (22,5 km, insgesamt 66 km, 370 m auf, 370 m ab)

mitten in der nacht bricht auf dem hof und auf den flur grosse unruhe aus mit den end-ergebnis, dass die tür zu meinem zimmer aufgeht und ich aufschrecke. ich höre eine frauen-stimme „tschuldigung“ sagen, dann geht die tür wieder zu. zum glück brauche ich nicht allzulange um wieder einschlafen zu können. nach dem morgendlichen aufwachen geht ein erster blick aus den fenster: es ist sehr diesig bis neblig.

in aller ruhe richte ich mich und gehe zu den gestern entdeckten bäcker zum frühstücken. unter anderem erstehe ich eine brezel, bei der mit sogleich angeboten wird, diese mit butter zu liefern. diese stellt sich als sehr gute bayrische butter-brezel heraus, dass ich mir anschliessend als weg-zehrung gleich nochmal eine mitgeben lasse. die angebotene frühstücks-lektüre ist dagegen niveaulos: die zeitung mit den bombastischen buchstaben. vielleicht erfahre ich gerade, warum ausser mir niemand frühstückt, aber die bäckerei permanent kundschaft hat.

nachdem ich gut gestärkt den weg unter meine füsse genommen habe, geht es immer mehr bergauf. kurz nach den letzten häusern ziehe ich mein lang-ärmliges shirt aus um nicht allzusehr und schwitzen zu kommen. der weg führt mich durch einen wunderschönen buchen-wald. niemand begegnet mir, es ist sehr still.

mit einem knopf im rechten ohr führt mich komoot auf pfaden und kleinen wegen über den berg richtung ammersee. irgendwann fällt mir auf, dass mit immer mehr menschen entgegen kommen: tageswanderer-paare, spaziergänger ohne und mit hund, dann auch mountain-biker. und auch die sonne kommt immer mehr durch die wolken durch. aber das frauen-kloster in dießen am gegenüber liegenden see-ufer liegt immer noch leicht im dunst. je tiefer ich dann zum see hinunter komme, desto höher wird die anzahl deutlich erkennbarer touristen. ich erreiche schliesslich das ufer und komoot schickt mich über die see-promenade. irgendwann wende ich mich davon ab nach rechts weg vom ufer.

was macht der mensch bei wärmendem frühlings-sonnenschein an einem see? irgendwann gelüstet es ihn nach einem cappuccino und einem eis – auch mich. nebenher beobachte ich die unterschiedlichsten menschen, die vorüber gehen. da ist dieser gedanke wieder da: es geht uns, auch mir, unheimlich gut – im grunde genommen auf kosten anderer. auf den weiteren weg beobachte ich eine ältere dame, die – sorry/pardon – sich attraktiver machen möchte als es in ihrem alter sinnvoll ist. ihr könnt ein recht kräftiger hund kaum hinterher, will er so kurze beine angezüchtet bekam, dass der bauch beinahe auf dem boden kratzt. aber ich komme auch im rechten moment zu einer familie, bei der das 3-jährige endlich einen stecken am ufer gefunden hat und alle sich darüber freuen.
als es aus der stadt hinaus geht, entdecke ich ein weg-zeichen mit der blauen muschel – ich gehe jetzt ein stück jakobs-weg! zum gleichen zeit-punkt fahren ein notarzt-wagen und drei feuerwehren mit greller sirene an mir vorbei. hoffentlich kommen sie früh genug an! auf dem weiteren weg ruft sebastian an, erst will morgen ein stück mit laufen.

in inning angekommen werde ich bei meiner unterkunft freundlich aufgenommen und bekomme ein nettes kleines, aber feines zimmer. dort wasche ich erst meine wander-klamotten und dann mich selbst. nach einem telefonat mit renate schlendere ich durch den ort und bleibe bei einem griechischen restaurant hängen. die gast-stube ist voll mit familien mit kindern unterschiedlichsten alters. in diesem lebhaften raum geniesse ich eine vegetarische moussaka und anschliessend einen ouzo. zurück im zimmer setze ich noch diesen text auf.

immer an der ammer entlang

freitag, 05.04.2019
huglfing – pähl (21,3 km, insgesamt 42,5 km, 120 m auf, 160 m ab)

beide haben wir schlecht geschlafen – das zimmer war (obwohl die heizung abgestellt ist) sehr warm. da hat auch das geöffnete fenster wenig geholfen. nach dem richten und packen, frühstücken und bezahlen treten wir vor die tür. dort bemerken wir, dass der nächste zug in der zeit abfährt die wir zum bahnhof brauchen. also erhöhen wir das wander-tempo dorthin deutlich. mit dem erreichen der bahnschranken klingeln die bereits und wie wir die gleise queren gehen sie herab. keine sekunde später hätten wir da sein dürfen. beim erreichen des bahnsteigs ist auch schon der zug zu sehen. ein kurzer abschied und schon muss renate einsteigen – kurz und schmerzlos (-voll?).

bevor ich meinen weg finde, entdecke ich auf dem bahnhofs-parkplatz einen zoe. der weg führt mich zuerst einmal an der waldorfschule vorbei, der mutmasslichen schule unseres enkelsohnes. die schienen begleiten mich anschliessend ein gutes stück weit. schliesslich gelange ich wieder (scheinbar) querfeldein zur ammer. immer an der ammer entlang geht es nun bis weilheim. ich begegne joggern und hunden mit ihren ‚frauchen‘ und ‚herrchen‘, rotschwänzchen und eichhörnchen. mit eintritt in weilheim verspüre ich lust auf einen besseren kaffee als der zum frühstück. an der stadthalle treffe ich glücklicherweise den hausmeister, der auch gleich einen heissen tipp parat hat für mich. kurz darauf steht am anderen ende des parkplatzes ein heisser cappuccino vor mir auf dem tisch.

nach dessen genuss installiere ich meine kopfhörer am fairphone, damit die regie-anweisungen meines navis nicht die vorbei kommende bevölkerung belästigen.
mit einem knopf im rechten ohr ziehe ich weiter am rechten ufer der ammer entlang. auf zickzack-wegen lege ich die letzten beiden kilometer nach pähl zurück, wo ich kurz nach zwei uhr meine heutige unterkunft betrete. im doppelzimmer (nur solche sind hier vorhanden) fühle ich mich etwas ungewohnt bis unwohl. zudem ist es so kalt wie das letzte warm war.

so erkunde ich erst einmal den ort nach möglichkeiten für das morgige frühstück – das bekomme ich nicht im gasthaus. und ich finde tatsächlich eine kleine bäckerei mit einem kleinen lebensmittel-anhang, wo ich mir etwas kaffee & kuchen gönne und mich über die öffnungszeiten kundig mache.

zurück im zimmer drehe ich die heizung auf, weil ich im pulli friere. da merke ich, dass sich in diesem zimmer kein fernseher befindet. so wird das ein wirklich freier abend.

loslaufen mit lotta

donnerstag, 04.04.2019
grossweil – huglfing (21,2 km, 320 m auf, 340 m ab)

wir laufen nach einem guten bircher müsli los mit lotta an der langen leine. beim bäck ums eck gibt es noch zwei brezeln.
dann ziehen wir drei bei bedecktem himmel, windig witterung und kalten temperaturen los – richtung norden, sprich bremen.
wir machen erste erfahrungen mit komoot als navi: eine relativ freundliche damen-stimme gibt uns klare richtungs-angaben. wiederholt sagt sie uns wir auf den rechten weg bleiben. es geht zuerst mal steil und teilweise matschig den berg hoch. ich versuche lottas 7-m-leine kunstvoll darüber zu bringen. und dann heisst es weg vom geschotterten waldweg nach links abzubiegen. wir wundern uns, weil wir keinen weg sehen können. aber dann erkennen wir doch andeutungsweise einen trampelpfad. sehr skeptisch gehen wir weiter und so merken wir schnell, auf was für einen schönen wanderweg wir geführt worden sind. ich bin immer mehr überzeugt von der app-programmierung. dann bekommen wir vor einem bauernhof die anweisung nach links ins gelände zu gehen, stehen aber dann wohl vor einem abhang. wir gehen zurück und versuchen es auf der andern seite des hofes weiter. und kurz darauf können wir einen weg (durch den hof durch) erkennen und sind wieder auf der route. wieder ein punkt für komoot.
lotta kümmert das alles nicht. an der langen leine läuft sie voraus oder lässt sich nach hinten fallen und erschnüffelt sich ihre welt. zwischendurch kann sie an einer kleinen badewanne trinken.
der hunger lässt uns an einer kleinen kapelle eine sehr windige und daher kurze rast machen, wo wir drei uns die zwei brezeln teilen.
mit der zeit ist lotta nicht mehr vorne zu finden, sondern entweder bei uns ist hinten beim schnüffeln. als wir in spatzenhausen  geradewegs auf ein gasthaus zulaufen, entscheiden wir uns eine richtige pause einzulegen. aber lotta weigert sich mit rein zu gehen, zumal wir drei sogleich heftig angekläfft werden von einem hat nicht so grossen hund. also trinken wir zuerst mal im biergarten in der sonne alles etwas. lotta wird dann von sebastian abgeholt und wir essen drinnen zu mittag.
etwas abseits von unserer folgenden route finden wir noch ein bauern-café mit wunderbaren kuchen und torten. natürlich gibt es einen kaffee dazu.
in der pension in huglfing bekommen wir dann noch besuch: sebastian kommt auf seinem heimweg vorbei.
wir essen in unserer gaststätte zu abend, wobei nur sebastian isst – wir sind immer noch gut satt.

mit dem zug ins alpenvorland

zuhause ist noch zeit um letzte dinge im haus zu erledigen. während renate noch einmal in die Stadt gefahren ist, verspüre ich doch eine leichte anspannung in mir. noch kurz ein plakat aufgehängt und im waldorf-kindergarten vorbei , dann fahren wir nach eckartshausen zum bahnhof. je länger wir im zug sitzen, desto besser wird das wetter. in der sonne scheinen wiesen und felder in den unterschiedlichsten grün- und brauntönen. kleine dörfer, und siedlungen ziehen am fenster vorbei. schülerInnen kommen aus der schule, radfahrerInnen ziehen die wege im t-shirt entlang, kinder spielen draussen und erwachsene sitzen auf der bank vor dem haus. frühling ist’s!
die anspannung wird zur entspannung und zur vorfreude.

am abendlichen holzfeuer im grossweiler ofen sitzen wir dann beim vesper. und nachdem die enkel im bett sind, geht es in unserem gesprächen um schulbesuch, verwandten-besuche und arbeits-alltag.

die rucksäcke sind gepackt – der zug fährt ab

nun ist alles gerichtet: die reise-vorbereitungen so gut wie abgeschlossen. alles was wir – was ich für die wanderung brauche, ist in trockenen tüchern. wäsche und ausrüstung für gute und schlechte tage, zahnbürste und co, notfallproviant und -päckchen. GPS-daten sind auf meinem fairphone, auch die liste mit den unterkünften. stock und hut liegen bereit.

es kann los gehen.

nun fahren wir mit zug und bus richtung garmisch-partenkirchen und ganz kurz vorher, in grossweil, machen wir station und übernachten bei sebastian und seiner familie.

und geht es richtig los am tag darauf!

die weichen sind gestellt – es kann los gehen

die tour ist geplant, die etappen mit hilfe eines sehr guten programms im internet (komoot) festgelegt und die übernachtungen sind nahezu klar. renate wird nicht so lange dabei sein können wie ursprünglich gedacht (am anfang, in der ‚mitte‘ und am ende der tour). dazwischen hat sie ein paar wenige, aber unaufschiebbare termine drin.

bisher sind wir immer nach (camino)-wegzeichen gepilgert, auch wenn mein rückweg von santiago etwas ‚gegen den strich‘ ging – ich hatte über lange strecken wenigstens die (umgekehrten) pfeile.

nun bin ich auf einer ganz individuellen pilger- bzw. wanderschaft. ich werde wegzeichen sehen, aber sie werden nicht unbedingt mir meinen weg weisen. daher auch die sehr konkrete vorplanung mit hilfe des internets. diese planungs-tracks meiner tages-etappen habe ich als GPS-daten auf dem handy. mit ihm, einem kompass und meiner orientierungsfähigkeit mache ich mich dieses mal auf den weg.

zudem komme ich durch landstriche, die mit betten, brot und anderen notwendigkeiten dünn bestückt sind. daher (und auch wegen der osterferien-urlaubszeit) habe ich meine unterkünfte vorbestellt.

nun bin ich absolut gespannt, wie sich nach der – recht interessanten – planungsphase die wander-praxis anfühlt: auf welchen wegen führt das GPS-programm (dem ich aufgrund von aussagen anderer nutzer viel vertrauens-vorschuss gegeben habe) mich durch die deutschen landschaften? treffe ich unterwegs  vielleicht sogar andere wanderer?? wie wird das wetter??? muss ich vielleicht doch das eine oder andere des planes über irgendwelche ‚haufen‘ werfen????

aber – ich wandere durch deutschland. sprachliche und dialektische probleme wird es sicherlich nicht geben. und …

last not least: ich mache mich freiwillig und ohne äussere zwänge auf einen längeren weg. dieses mal habe ich dabei die so genannte flüchtlingswelle von 2015 im hinterkopf.  (nicht nur) damals sind viele menschen auf eine zwangs-wanderschaft gegangen um krieg, knechtschaft und hungersnot zu entkommen. ihre ‚wanderung‘ war länger, schwieriger und entsagungsvoller. unser ehemaliger syrischer mitbewohner hat nicht viel davon erzählt, aber so viel, dass ich meine wanderung nicht ‚einfach so‘ machen kann. wieder einmal wird mir bewusst, wie GUT es uns hier in mitteleuropa geht. viel zu wenig ist mir/uns dies bewusst!

die kinder wohnen über ganz deutschland verteilt

eine haus-aufgabe im kurs-buch des vhs-kurses ‚französisch‘ war die initial-zündung dieser idee: eine schreib-übung zu den persönlichen reise-gewohnheiten. die letzte frage der aufgabe „Quel voyage rêvez-vous de faire en jour?“ (was ist ihre traum-reise?) habe ich so beantwortet: „Je rêve de faire une randonnée de la maison de mon fils à la maison de mes filles.“ (ich träume davon eine wanderung vom haus meines sohnes zu den wohnungen meiner töchter zu machen.)

der grosse ist in grossweil, nähe garmisch-partenkirchen, die jüngste gerade in bremen, die mittlere wohnt dazwischen in nürnberg.

vor nunmehr knapp 37 jahren habe ich zusammen mit meiner frau deutschland mit dem fahrrad erfahren. von ilshofen aus am östlichen rand in den norden und auf der westseite wieder in den süden hinunter. das prägte (u.a.) unsere beziehung.

in der zwischenzeit haben wir drei kinder ins erwachsenen-leben begleitet und uns selbst auf viele radwege und anschliessend auf wander- und jakobswege gemacht.

in meinem ganz persönlichen erfahrungsschatz ist dann der jakobs-rückweg von santiago de compostella nach morsbach haften geblieben, der  übergang aus dem beruf hinaus. und nun zieht es mich wieder – nicht in die ferne, sondern durch deutschland. vom grossen im höher gelegenen alpenvorland über die mittlere in der mittelgebirglichen gegend zur jüngsten in der tiefebene an der see. in der zwischen-zeit sind aus den er-fahr-ungen mehr be-geh-ungen geworden – langsamer, intensiver und eindrucksvoller.

so mache ich mich in den monaten april und mai 2019 auf den fuss-weg von kind zu kind durch deutschlands landschaften. natürlich starte ich zusammen mit meiner renate und sie wird auch den abschluss dieses weges mit mir zusammen gehen.

tour garmisch nürnberg bremen
tour-übersicht von garmisch über nürnberg nach bremen

 

 

à trafers la france

mittwoch, 10.10.2018
irun – künzelsau (zug und bus), künzelsau – morsbach zu fuss (3,5 km)

in der nacht gab es mal dezente schnarcher, aber ich werde in einem sehr ruhigen schlafraum wach. ein paar sind schon auf und ich sehe, wie sie sehr bemüht sind, leise zu packen. ich stehe ebenso leise auf und mache mich auf ins bad. zurück im schlafraum ist nun das licht an, renate liegt noch im bett und ärgert sich über das helle licht. der einschalter hat wohl ohne licht seinen rucksack nicht packen können, und darauf angesprochen reagiert er leicht gereizt. wir packen und geben dankend unsere wolldecken ab. beim frühstück sind wir mit merle die letzten im speiseraum. wir verabschieden uns herzlich von ihr und sie zieht los. als letzte in der herberge schreiben wir noch einen kleinen gruss ins gästebuch und bekommen von der hospitaliera, die gerade aufräumt, eine zimmer-pflanze mit auf den weg. damit ziehen wir los zum s-bahnhof.

auf dem bahnsteig angekommen, steht ein zug parat, in den wir aber nicht rein kommen. nur einen kurzen moment später fährt er auch leer los und an der anzeige sehen wir dann, dass wir noch eine weile warten bis unser zug einfährt. es dauert nur wenige minuten bis wir in hendaye wieder aussteigen und auch gleich erkennen, wie wir zum fern-bahnhof kommen.

dort erwarten wir eigentlich wieder eine bahnsteig-kontrolle – hier ist ja immerhin die grenze. aber nix dergleichen, wir gelangen einfach so in den zug. die fahrt mit dem TGV verbringen wir mit dem bestaunen der vorbei fliegenden landschaft, die uns noch kurz einen wunderschönen blick auf das meer bietet. und wir bemerken – wie auch gestern – welch grosse flächen braun und verdorrt in der sonne liegen. auch hier hat es wohl wenig geregnet in den letzten wochen bzw. monaten. zwischendrin gibt es kurze nickerchen und die neuesten nachrichten, bis dann wieder die vorbei ziehende landschaft unseren augenmerk auf sich zieht.

in paris steigen massen von menschen aus dem zug aus, so dass wir überlegen, wo die überall hergekommen sind. zumal der zug vom start-bahnhof aus gerade drei- oder viermal gehalten hat. der weg zur metro-station ist uns bekannt und dort ziehen wir erst einmal frische metro-karten. (unsere vorrätigen finde ich gerade nicht, zu gut sind sie aufgeräumt. später daheim tauchen sie dann auf und werden gelagert bis zum nächsten paris-umstieg.) in der sehr vollen metro – eine dänische oder schwedische gruppe ist hier gerade auch unterhaltend unterwegs – geht es zum gare de l‘est.

wir finden dort auf die schnelle keinen platz im bahnhofs-café, denn unsere umsteige-zeit ist diesmal relativ kurz. es reicht aber für ein crêpe im stehen und einen kaffee im gehen. schliesslich sitzen wir im ICE, der uns über strasbourg und das rheintal abwärts nach mannheim bringt. dort kommen wir mit verspätung an, doch zum glück wartet der zug nach heilbronn. dann aber stockt es auch der auf der eingleisigen strecke und es wird wieder eng mit dem nächsten umstieg. der gelingt dann auch ganz knapp noch. und das gleiche wiederholt sich in waldenburg beim umstieg auf den bus.

in künzelsau holen wir nach, was wir weder in mannheim noch in heilbronn wegen der knappen übergänge geschafft haben: wir essen in der oberen hauptstrasse eine pizza und einen salat. zu guter letzt nehmen wir den schluss-teil unserer camino-reise unter die füsse, den weg nach morsbach. auf dem beleuchteten wiesweg kommen wir relativ spät zu hause an.

rückkehr zum start-punkt

dienstag, 09.10.2018
burgos – irun (zug)

wir haben beide gut geschlafen und sind früher wach als nötig. so richten und packen wir ganz gemütlich, geben unsere bettwäsche ab und suchen den speisesaal, wo es frühstück geben soll. dort steht ein einfaches büfet mit dem üblichen toast-brot, auch orangensaft und ein einfaches müsli. nur ganz wenige menschen sind mit uns in diesem grossen raum. wir sind gerade am aufräumen unserer frühstücks-utensilien, da betritt ein pilger-paar den raum und es entspinnt sich ein nettes gespräch mit den österreichern über caminos, bus und zug in spanien.

im nebel gehen wir durch die stadt zum bus. dabei verlaufen wir uns ein wenig und müssen einen spanier fragen, mit dessen tipp wir schliesslich ganz leicht zur haltestelle gelangen. die fahrt durch burgos und einige vororte dauert, aber am bahnhof haben wir noch zeit um ein bocadillo für unterwegs kaufen zu können.

im zug gibt es einen guten service: es werden kleine einfache kopfhörer verteilt und wir können einen natur-film anschauen. es ist fast wie in einem flieger. der schaffner sucht uns an unserem platz auf und erläutert uns die notwendigkeit eines umstiegs. auf der fahrt am rande der pyrenäen entlang kommt bisweilen durch den nebel die sonne durch. in san sebastian steigen wir fahrplan-unmässig in einen s-bahn-ähnlichen zug um, der uns schliesslich in einer knappen halben stunde nach irun bringt. dort suchen wir gleich nach der haltestelle, wo die s-bahn nach hendaye abgeht, aber ohne erfolg. so fragen wir den nächsten bahn-mitarbeiter, den wir erspähen. in dem moment kommt unser schaffner aus dem vorherigen zug und geht mit uns in die stadt hoch. nachdem die haltestelle in sichtweite ist, erklärt er uns auch noch, wo die herberge ist und wo man gut essen kann, dann geht er wieder zurück zum bahnhof. wir schauen uns die haltestelle noch an, wo wir einem franzosen begegnen, den wir im zug gesehen haben. er zeigt uns kurz, wie wir an dem automat eine fahrkarte ziehen können.

an der herberge angekommen lesen wir, dass diese erst um vier uhr aufmacht. so haben wir eine gute stunde zeit für die stadt. auf unserem spaziergang kaufen wir wasser und suchen ein lokal, wo wir ein abendessen einnehmen können. wir gönnen uns noch einen kaffee und essen unser burgos-bahnhof-bocadillo. dann brechen wir wieder auf zur herberge.

dort bekommen wir zwei betten und – als wir unseren dünnen schlafsack zeigen – auch noch zwei decken statt der üblichen papier-überzüge dazu. neben einem jungen franzosen, der schon im zimmer wohnt, kommen noch zwei junge frauen, eine amerikanerin und eine deutsche hinzu. merle, mit der ich ins gespräch gekommen bin, beginnt gerade den camino primitivo – in den herbst hinein. plakat guten appetit in vielen sprachensie sucht für den abend eine möglichkeit zum essen und wir laden sie ein mit uns zu gehen. da es noch nicht acht uhr ist, setzen wir uns zu einem apéritif ins zelt vor einem restaurant. merle erzählt, dass sie veganerin ist, was die essens-auswahl heute abend und grundsätzlich auf dem camino natürlich einschränkt. wir gehen hinein ins restaurant und erfahren, dass es am abend kein tages-menü gibt, sondern nur relativ teure speisen. so zahlen wir, gehen und suchen eine andere kneipe. aber beim zweiten versuch scheitern wir ebenfalls mit dem tagesmenü. also bestellen wir etwas kleines zu essen, das aber recht gut schmeckt.

bei unserer rückkehr in die herberge hat sich die zahl der anwesenden im schlafraum vergrössert. wir teilen uns nun mit sieben anderen pilgerInnen den raum.

imposante kirche immer wieder interessant

montag, 08.10.2018 (burgos)

ungefähr um sieben uhr wachen wir alle auf, weil einer durch den schlafraum geht und kräftig „hola! buenos dias!“ ruft! es war sehr kalt in dieser nacht, ich habe gefroren, trotz der doppelten klamotten, renate hat alles angehabt, was ihr zur verfügung stand und zwei pullover zum zudecken benutzt. kalt war es ihr trotzdem. wie müssen sich menschen fühlen, die in der nacht kein warmes fleckchen bekommen, und das nicht nur einmal!

wir packen und verlassen punkt acht uhr die herberge. dabei ist es uns klar, dass wir für die zweite nacht etwas anderes, wärmeres suchen werden. in der bar gegenüber frühstücken wir unter vielen pilgerInnen. anschliessend suchen wir das touristen-büro, aber wegen einer baustelle finden wir keinen eingang. nach dem umrunden des gebäude-komplexes machen wir uns auf die eigene suche nach einem hostel oder hotel. da fährt in dem moment ein polizei-auto vorbei und bleibt vor uns stehen, die seiten-scheibe geht herunter und der polizist fragt „you need help?“. das nützen wir aus und teilen ihm unser anliegen mit. die beiden steigen aus ihrem auto aus um uns den weg zu einem nahe liegenden hostel zu zeigen und zu beschreiben. die (spanische) polizei – dein freund und helfer! da kann sich mancher hospitaliero eine scheibe davon abschneiden.

es ist nicht weit weg bis wir am beschriebenen ort sind. daneben befindet sich das alsa-bus-terminal, das wir vor vier jahren kennen gelernt haben. das daneben liegende hostel haben wir damals nicht registriert, aber da war auch richtig sommer. wir checken ein für 42 euro das zimmer mit doppelstock-bett, das wir ab ein uhr beziehen können. den rucksack können wir so lange in einem seiten-raum der rezeption lagern. treppen in der kathedrale von burgosweil uns die kathedrale interessiert, besichtigen wir sie mit dem pilger-sonder-eintrittspreis, und sie ist und wirkt auf uns wieder so imposant wie vor vier jahren. teilweise wird innen gebaut bzw renoviert, was jedoch der faszination keinen abbruch tut. wieder draussen suche ich renate und bekomme auch keinen telefon-kontakt zu ihr. schliesslich gehe ich ins hostel, das nicht allzu weit entfernt ist. aber auch dort ist sie nicht, also nochmals zurück zur kathedrale. da meldet sie sich per SMS und wir treffen uns vor dem eingang. renate sass einfach im gottesdienst-raum des imposanten bauwerks und liess es so wirken.

wir können nun im hostel unser zimmer beziehen, dessen digitales tür-schloss mit einem schlüssel geöffnet wird, der an einen auto-schlüssel erinnert. das fenster des zimmers zeigt auf das blech-dach des bus-bahnhof und wir hören die lauten ansagen auch durch das geschlossene fenster. wir beziehen unsere betten, duschen und wärmen uns auf. dann stecken wir uns in andere klamotten (die total-wäsche vor ein paar tagen stellt sich als sehr sinnvoll heraus). noch ein kleines nickerchen und dann zurück ins kalte burgos um wasser und kekse einzukaufen und nach der abfahrtszeit des busses zum bahnhof zu schauen. dabei suchen wir gleich nach einem kürzeren weg vom hostel zum bus. in einem kleinen café trinken wir einen kaffee und eine schokolade und essen gleich eine kleinigkeit.

wir gehen noch einmal zurück ins hostel und dann später zum abendessen, wo paella und pilger-menü angeboten wird. es ist eine sehr grosse paella, wie sie an die nachbar-tische getragen wird. so entscheiden wir uns für das menü, das auch sehr gut daher kommt. danach freuen wir uns auf eine warme nacht, wenn auch anfangs noch etwas durchsetzt von alsa-ansagen und tür-geräuschen von nebenan.deckengemälde in der kathedrale von burgos

kalte nacht in anonymer herberge

sonntag, 07.10.2018
santiago – burgos (zug)

ich habe schlecht geschlafen, da in der nähe einige mit-pilger ganze wälder abgesägt haben. und gegen morgen sind dann schon recht früh die ersten pilger wieder auf den socken. die beiden mädels in unserer koje dagegen verhielten sich bei ihrem aufstehen und packen so ruhig, dass wir vom weg-gehen so gut wie nichts mitbekommen haben. als letzte verlassen wir dann auch das ‚zimmer‘.

in relativer kälte gehen wir zur bushalte und überlegen uns dort, auf welcher seite wir nun warten sollten, weil die linie auf beiden seiten angeschrieben ist. auf der von uns gewählten befindet sich eine echtzeit-anzeige, die uns mitteilt, wie lange wir wirklich noch warten müssen. jetzt, am sonntag in der frühe, ist der bus nahezu leer. dort wo wir aussteigen ist eine kleine bäckerei, in der wir gleich brot kaufen können. wir nehmen auch noch etwas käse mit, der in der auslage liegt. nur die bedienung der schneide-maschine gestaltet sich etwas schwieriger, weil diese nicht sehr standhaft ist und wir der guten frau nicht rüber bringen können, dass wir nichts geschnittenes brauchen, sondern nur ein ordentliches stück wollen. in einer bar in richtung bahnhof frühstücken wir ganz gemütlich, dabei treffen wir noch einmal die hospitaliera von gestern, die sich nun sehr freundlich und zurückhaltend gibt. aufgrund des kalten windes verziehen wir uns im bahnhof in die kneipe und verkürzen dort das warten mit frisch gepresstem orangen-saft.

in den zug kommen wir wieder nur mit kontrolle der fahrkarte bereits auf dem bahnsteig und als schliesslich der zug vorfährt, stellt sich dieser als kleiner triebwagen heraus – ich bin gespannt, ob da alle leute drin platz haben. dies ist jedoch kein problem, so dass wir bis leon mit erlaubnis des schaffners andere plätze mit mehr sicht auf die draussen vorbei ziehende landschaft einnehmen können. der zug fährt langsam, so können wir die wunderschöne gegend ganz gut geniessen.

in der übergrossen bahnhofshalle von burgos haben wir noch nie so viele leute gesehen wie nun. jetzt passt der raum besser zum fahrgast-aufkommen. wir wissen zum glück von früher her, wo wir auf den bus warten müssen. es gesellen sich auch eine junge spanierin und ein schotte zu uns, der uns eine geschichte von seinem kaputten auto und seinem bruder in limoges erzählt, worauf wir leise zweifel bekommen, ob er überhaupt ein pilger ist. kalt ist der weg von der bus-endhaltestelle zur herberge, den wir so ungefähr kennen. eine ältere spanierin bietet sich uns an, eine herberge zu finden. leider ist diese geschlossen, so dass wir weiter müssen richtung kommunale riesen-herberge. zusammen mit einer pilgerin, die sich unterwegs uns anschliesst, laufen wir erst einmal an dieser knapp vorbei. am richtigen ort dann angekommen, empfängt uns ein etwas unfreundlicher hospitaliero, der uns als erstes fragt, ob wir wirklich pilger seien. erst als wir ihm unsere vielen stempel vorlegen, ist er zufrieden (in der stadt findet gerade eine grössere veranstaltung statt, daher wohl sein zweifel). wir bekommen zettelchen mit nummern für zwei betten und das schuh-regal nummero 4 zugewiesen. mit dem aufzug geht es dann in den 4. stock, wo wir nur zu sechst unsere betten beziehen (auch der schotte ist dabei, er ist also doch ein echter pilger). es gibt hier keine decken und mit unseren sommerlichen seiden-schlafsäcken wird es in diesem grossen und zugleich unterbesetzten schlafraum vermutlich etwas kalt werden. gerade renate mit ihrer erkältung nimmt sich vor, alles anzuziehen, was ihr zur verfügung steht.

zuerst suchen wir noch etwas essbares in der stadt, sind aber von den tapas, die wir finden, nicht überzeugt. auch der zweite absacker-versuch hält sich geschmacklich in grenzen.

zurück in der herberge beziehe ich ein anderes bett etwas abseits, an dem eine steckdose in der nähe ist, um mein leeres handy aufladen zu können. renate nimmt unsere beiden pullover, um sich notdürftig zudecken zu können, auch ich ziehe mehr an als ich sonst in der nacht brauche. pünktlich um 22 uhr geht das licht automatisch aus, um 23 uhr erfolgt noch ein kontroll-durchgang, den ich jedoch nicht mehr wahrnehme. in der nacht wache ich auf, weil mir kalt ist und sehe dabei, dass das andere sonder-bett nunmehr auch belegt ist. ich ziehe mir socken an, um etwas wärmer zu haben und versuche wieder in den schlaf zu kommen. (mit klick aufs bild läuft die spanische fussgängerampel)gif aus spanischer fussgängerampel

flucht aus der gross-stadt

samstag, 06.10.2018
sergude – a coruña (14 km), in a coruña bus/taxi und von dort – santiago (zug)

wir haben keinen Wecker gestellt gehabt und als ich aufwache ist es im schlafraum absolut leise. ich richte mich ein wenig auf und sehe, dass noch alle friedlich in ihren betten schlafen. der blick auf die uhr zeigt 7:45 – mit der bar-wirtin haben wir acht uhr fürs frühstück vereinbart. also ziehe ich mich ganz leise an, daran wacht renate auf. ganz leise tragen wir unsere sieben sachen und den rucksack aus dem schlafraum hinaus in den aufenthalts-raum. dann schaue ich noch einmal kurz, ob wir auch nichts vergessen haben. zwischenzeitlich ist der alte ire auch auf und macht seine morgen-toilette. stolz zeigt er mir seine spontan-erfindung für das fehlen eines stöpsels im waschbecken: aus klopapier hat er sich eine kräftige kugel in der grösse eines tischtennis-balles gebaut, die das wasser auf dem grund des beckens am ablaufen hindert.

wir packen die letzten dinge in den rucksack und tragen diesen in eine gebäude-ecke ausserhalb der herberge, weil die tür nicht von aussen geöffnet werden kann. die anderen sind nun auch wach und die irische frau verabschiedet sich herzlich mit küsschen von uns, der alte ire bekommt einen kräftigen händedruck. in der bar alfonso ist der frühstücks-tisch schon gedeckt und die wirtsleute warten bereits auf uns. das frühstück ist guter spanischer standard und danach werden wir von der wirtin ganz herzlich mit einem „buen camino“ verabschiedet.

an der herberge können wir gerade noch die offene haustür nutzen, als die irische familie aufbricht zu ihrer nächsten etappe. so können wir noch den toiletten einen letzten besuch abstatten. das wetter zeigt sich mit bedecktem himmel, kälte und ordentlichem wind. der boden-belag wird im laufe der kilometer immer asphaltiger. es fängt irgendwann an zu nieseln und wir entscheiden uns, regen-klamotten anzulegen, da regnet es schon kräftiger. bald können wir die vororte von coruña nicht nur sehen, sondern auch am boden-belag spüren. an einer bushaltestelle versuchen wir den fahrplan zu lesen, was sich jedoch als schwierig heraus stellt, weil er sehr allgemein gehalten ist und viele linien zusammenfasst. wir vermissen die haltestellen-individuellen fahrpläne.

also laufen wir noch ein stück weiter bis der flughafen der stadt sichtbar ist, und an einer bus-haltestelle an der hauptstrasse versuchen wir noch einmal in ruhe den fahrplan zu lesen. eigentlich müsste bzw. könnte in einigen minuten ein stündlicher bus kommen. da zur angegebenen zeit aber keiner gekommen ist, laufen wir weiter, und kurz darauf spricht uns ein spanier in englisch an. er meint, dass wir zwei bis drei kilometer weiter in coruña eine bessere bus-anbindung haben.bunte holzhütte mitten in der stadt so gehen wir auf dem camino noch weiter in richtung stadt-mitte. dieser führt uns am ufer des rio mero entlang in richtung mündung bis oberleitungen von gleisen zu sehen sind. auf einer brücke darüber ist in nicht allzu grosser entfernung ein bahnhof zu erkennen – also gleich weiter dort hin. unterwegs dahin kommen wir an einer grösseren bus-halte vorbei, wo wir einen jugendlichen (mit lauter musik) fragen, wie das mit dem bus hier ist. er kann uns nicht weiter helfen, zumal er scheinbar auch nicht des englischen mächtig ist. ein älterer herr mischt sich ein und meint, der bus in die innenstadt käme gleich. prompt kommt auch einer angefahren und wir fragen den fahrer, ob er in die city fahre. er verneint und verweist auf einen anderen, der zehn minuten später käme.

dies ist dann auch so und wir fahren einige zeit bis in das stadt-zentrum. irgendwo steigen wir aus, wo der busfahrer uns ein zeichen gibt. wir versuchen uns zu orientieren und finden auch ein schild (für autofahrer) ‚touristen-büro‘. wir marschieren in die entsprechende richtung und fangen an zu suchen, aber vergebliche liebesmüh. dabei soll a coruña eine wunderschöne altstadt haben, aber die muss man – ohne stadt-plan – finden. wir finden nur verlade-hallen von schiffen oder sonst etwas. also halten wir eine kurze lage-besprechung ab. als pilger, also als fussgänger in einer sehr grossen stadt fühlt man sich leicht verloren, ausserdem ist es um uns herum sehrblaue laternen-kette am kai laut. wir befürworten einen raschen rückzug nach santiago und halten ausschau nach einem taxi, das uns zum bahnhof bringen kann. eine hilfsbereite tankwartin erklärt uns genau, wo der nächste taxi-stand ist. und von dort bringt uns ein netter taxi-fahrer auf dem direkten weg zum bahnhof.

am schalter gestaltet sich der von uns angedachte fahrkarten-umtausch recht schwierig (auch weil der bahn-bedienstete kein englisch kann und scheinbar auch nicht so recht mag). also lösen wir nur eine fahrkarte bis santiago und treten dann nach wenigen minuten und einem kleinen kaffee die flucht aus der gross-stadt an. im zug suchen wir in unserem pilger-führer nach einer herberge in der nähe des bahnhofs. am schalter in santiago können wir dann zusammen mit einer sehr motivierten und englisch sprechenden bahn-frau unsere aktuell notwendigen fahrkarten durch spanien erwerben und unsere ursprünglich gelöste karte problemlos zurück geben.

dann suchen wir die nächste herberge auf, werden dort aber erst einmal von einer sehr energischen hospitaliera angeschnautzt, weil wir nicht reserviert haben und es zudem wochenende sei. die herbergen und pensionen bzw. hostels seien belegt. jedoch hilft sie uns anschliessend gut weiter, indem sie bei mehreren anderen herbergen anruft und uns dann auch zwei betten vermitteln kann. auf einem stadtplan zeigt sie uns die nächste bus-haltestelle und schreibt uns nicht nur die bus-linie und ausstiegs-haltestelle darauf. auch die namen der strasse und der herberge notiert sie darauf.

wir brauchen aber dann doch zwei anläufe um zwei strassen weiter die richtige abfahrts-stelle zu finden. unser bus C11 ist sehr voll, leert sich aber nach und nach. der busfahrer gibt uns auch den richtigen ausstieg durch. nun suchen wir die strasse, die etwas unleserlich auf unserem stadtplan steht. wir finden diese nicht und folglich auch keine herberge, also fragen wir spanier vor einer bar nach dem weg. sie geben uns die richtigen tipps und schliesslich finden wir die herberge, die wir bereits bei unserem eintreffen in santiago vor einer woche von der strasse aus unterhalb gesehen haben. wir bekommen, nachdem wir registriert und gestempelt sind, in einer vierer-‚kabine‘ (mit dünnen wänden voneinander getrennt und mit vorhängen statt türen) mit deutscher besetzung zwei betten. zwei junge frauen sind bei uns mit drin, eine macht sich anderntags auf den weg nach finistere, die andere auf den heimweg nach berlin. sie muss sehr, sehr früh aufstehen, um dann mit einem taxi zu ihrem flieger kommen zu können.

nachdem wir eingerichtet sind, steigen wir die grosse treppe hoch zur strasse, auf der die pilger des camino frances nach santiago rein kommen. da kamen wir vor kurzem auch durch! schnell finden wir auch ein restaurant und bekommen wieder mit hilfe einer englischen speisekarte ein gutes essen. in der herberge zurück scheint mir im oberen bett die lampe vom gang über die wand hinweg voll ins gesicht. nach kurzer zeit und mit ein paar vergeblichen versuchen beschattet einzuschlafen, steige ich vom bett hinab. draussen vor dem vorhang im gang schalte ich das licht aus, dann klappt es auch mit dem ein-schlafen.

kunst und mehr

freitag, 05.10.2018
outeiro de arriba – sergude (21,5 km)

wir schlafen etwas länger und geniessen dann im haus ein gutes frühstück mit zusätzlichem orangensaft und melonen-stücken, leider fehlt nur der käse. danach frage ich nach wasser für unterwegs und bekomme eine flasche gratis. wir ziehen weiter, renate mit etwas halsweh. der weg ist gut gemischt zwischen asphalt und wald, immer wieder schauen wir auf dem navi, ob wir noch auf dem richtigen sind. kurz nach neun uhr kommen uns schon die ersten pilger (aus ferrol, dem anderen end/anfangs-stück des camino inglese) entgegen. später sind es kleine gruppen, dann ganze magrosse kunst-drachen am wegssen von schülern, die klassenweise und mit begleit-fahrzeug unterwegs sind. renate fragt sie, wo sie herkommen und wohin sie gehen, sie bekommt von den jugendlichen aber nur jux-antworten wie: „we slept in akunst mit traktoren hoch auf einem metall-rundbogen hotel!“

wir durchqueren einen ort, in dem wir faszinierende kunstwerke entdecken. übergrosse figuren und alte traktoren, die über gewölbte gleise fahren. eine richtige kleine kunst-ausstellung am pilger-weg.

bruma, dort, wo die wege sich teilen, stellt sich als kleines dorf ohne irgendwelche infrastruktur heraus. am ortsende treffen wir deutsche pilgerInnen, mit denen wir uns kurz über die jeweils kommenden kilometer austauschen. wir gehen fast falsch, weil wir dahin gehen, woher sie gekommen sind, nämlich aus ferol (siehe oben). dank dem blick aufs navi korrigieren wir nach kurzer zeit unseren weg. an einer bar um die mittagszeit gibt es einen kaffee mit einem bocadillo und ein zweites zum mitnehmen. bei einem langen schotter-weg abwärts kommen wir an einer erdbeer-plantage vorbei, wo wir doch tatsächlich mitten im oktober rote früchte finden. ein versucherle überzeugt uns geschmacklich jedoch nicht, so dass es bei der einen bleibt. an einer bus-haltestelle machen wir pause und essen dann mit mehr genuss unser bocadillo.

die letzten kilometer geht es ordentlich bergab, die erste bar im tal ist zu, eine zweite genauso. dort machen wir eine kurze getränke-rast, dann geht es über den letzten hügel. danach gibt es noch einmal irritationen darüber, wo der weg entlang geht, und schliesslich treffen wir auf eine camino-stele, die 70 nach santiago anzeigt. das bedeutet, dass wir nur noch 5 km nach coruña(!) haben. dies ist total irreal ist, weil wir ja dann schon an unserem ziel, dem meer, wären. kurz darauf sind wir aber doch am richtigen und realen ziel angekommen.

im ort finden wir dank dem irischen pilger-führer die bar und die info-tafel, aber keine herberge dazwischen. zurück in der bar erklärt ein spanier mir in französisch, wo die herberge ist und die bar-besitzerin renate auf spanisch. beim zweiten versuch finden wir dank dieser infos die herberge. wir sind die einzigen gäste in dem neuen, modernen gebäude, die hospitaliera spricht kein englisch und sie rechnet unseren preis für die übernachtung per taschenrechner aus. unsere frage nach den möglichkeiten, am ort ein abendessen zu bekommen wird nicht verständlich beantwortet. dafür kommt sie kurz darauf mit einem stück tarte für uns an.

vespern, duschen und waschen der gesamten wäsche (gegen meine empfehlung – im nachhinein wird sich dies als sehr sinnvoll erweisen), dann mache ich einen kleinen erkundungs-spaziergang zur restaurant-suche. zwei menschen befrage ich, beide weisen mich auf die (einzige) bar alfonso hin. auf meine frage dort, ob sie ein pilger-menü hätten, bekomme ich eine positive antwort und melde uns auch gleich an. ausserdem nehme ich noch flaschen mit wasser mit.

in der herberge zurück, treffe ich auf eine irische familie, die angekommen ist (ein 83-jähriger opa mit seinen zwei töchtern und einem enkelsohn). renate und eine der frauen verstehen sich bald recht gut. später kommen noch zwei junge frauen aus portugal dazu. wir gehen zum essen, wo wir dann eine begrenzte menü-auswahl haben, renate isst salat, ich statt pollo lieber kotelett. als diese serviert werden, sind es zwei, weil sie angeblich sehr klein seien. renate bestellt sich einen rotwein, der sich als sehr sauer heraus stellt, ich bekomme einen weisswein, der eher süss daher kommt. das essen ist gut, so sind es zum beispiel selber geschnittene pommes, die gut frittiert sind.

die irische familie kommt dazu und es entwickelt sich eine schöne und anregende unterhaltung. kurz vor zehn uhr brechen wir gemeinsam auf und müssen zügig laufen. es geht den berg hoch und der über 80-jährige ire legt einen strammen schritt hin. kurz vor der herberge schaut er auf die uhr und meint nur „five minutes“. die tür ist schon abgeschlossen, wird aber gleich für uns aufgemacht, als wir anklopfen. kurz darauf schlafen wir in einem sehr ruhigen schlafraum ein. rote erdbeeren im oktober

mit hindernissen zur edlen übernachtung

donnerstag, 04.10.2018
sigüeiro – outeiro de arriba (15,5 km)

in der nacht, als renate zur toilette ging, hörte ich zum ersten mal unsere zimmertür, die so laut quietscht, dass vermuteterweise auch die zimmer-nachbarn aufwachen. nach ihrer rückkehr kippt sie das fenster, macht es aber sogleich wieder zu, es fährt gerade wenige meter unterhalb von uns ein grosser laster vorbei, der einen gnadenlosen lärm macht und ihm folgt gleich noch einer. lieber schlechte luft als drohende schlaflosigkeit bis schwerhörigkeit. vermutlich sind es schallschutz-fenster, denn es ist deutlich ruhiger, so dass ich schnell wieder einschlafe. nachdem der wecker seine aufgabe beendet hat , muss ich feststellen, dass in den sanitären anlagen die automatische beleuchtung sehr kurze licht-phasen hat. so muss man laufend in bewegung sein, wenn man seine morgen-toilette sehen vollziehen möchte.

wir packen und verlassen das zimmer, legen den haus-schlüssel auf den tisch im aufenthalts-raum und gehen hinaus auf die strasse. es ist kalt. die haus-eigene bar ist noch unbeleuchtet, also auf die andere strassenseite. dort jedoch brauchen die croissants noch 15 minuten bis sie aus dem ofen kommen. in einer weiteren in 200 meter entfernung, wo wir pilgerInnen aus unserer behausung sehen, bekommen wir schliesslich unser frühstück. dann wandern wir aus sigüeiro raus, wobei wir mehrfach das navi benötigen. letztlich müssen wir noch durchs industrie-gebiet hinauf, wir hören und sehen wieder flieger, die in santiago landen und starten. auf einer kerzen-geraden strasse gelangen wir hinaus in die natur, wo die sonne aufgeht. und auch der asphalt wechselt in schotter.

unterwegs ruft uns – überraschung – unser nachbar an. er brauche lokale hilfe, allerdings, so erkläre ich ihm, können wir dies in unserer situation leider nicht bieten. unsere weg-strecke hat gerade wenig asphalt, aber ein ort mit einem vermuteten hotel mit bar taucht nicht auf. im laufe der zeit kommen uns sehr viele pilgerInnen entgegen, mit einem älteren paar aus oregon kommen wir ins gespräch. und immer wieder begegnen uns ganze gruppen von pilgerInnen. zwischendurch machen wir eine kleine pause mit müsli-riegel und keksen.

bunte herbstlandschaft

die sehnlichst erwartete bar taucht dann wirklich auf und wir geniessen einen kaffee und ein bocadillo. eine spanische pilgerin am nachbartisch versucht beim casa rural anton veiras anzurufen, das uns kurz vorher wärmstens empfohlen wurde. dies scheitert jedoch, weil niemand ans telefon geht. was wir so beobachtet haben ist relativ viel los auf diesem kleinen camino, wird es möglicherweise eng mit den schlafplätzen? renate wird etwas nervös, weil wir erst nach weiteren zwölf kilometern wieder ein bett bekommen können, wenn es beim anton nicht klappt. so brechen wir bald auf mit dem wissen, dass in knapp drei kilometern die casa kommen muss.

einige traktoren, grosse schlepper und ernte-maschinen um uns herum machen auf dem weiteren weg viel lärm. mit hilfe des navis laufe ich flotter um bald zur casa zu kommen. bei der nächsten kleinen häuser-ansammlung finden wir nichts, was wie eine casa aussieht. also nochmals genau die landkarte des navis studieren: wir stellen fest, dass der nächste ort genauso heisst, jedoch mit einem zusatz im namen. das muss es sein, also weiter. die nächsten häuser tauchen auf, die nächste abzweigung und tatsächlich in sichtweite ist nun das ziel zu sehen. im casa ist niemand da ausser zwei friedlichen hunden und einem putzeimer. wir treten durch die offene tür ein und rufen. kurz darauf taucht eine frau auf und hat ein zimmer für uns, nur noch fertig putzen müsse sie es, meint sie. wir sind heute die ersten gäste im haus.

und nach kurzem warten im garten bekommen wir dann eine wunderschöne stilvolle bleibe, in die wir einziehen können. duschen in einem wunderbaren modernen bad und wäsche waschen. dann genehmigen wir uns einen apéritif im garten. dabei planen wir den morgigen tag mit der nächsten herberge. die junge hospitaliera, die gut englisch spricht, zeigt eine mögliche und etwas nähere übernachtung in einem casa rural (natürlich) und bietet an, dieses zu reservieren. wir rechnen und überlegen und können uns nicht entscheiden aufgrund der wenigen informationen, die wir haben. also legt sich renate auf einem liegestuhl im schatten ab, während ich mit meinem fotoapparat ein wenig die gegend erkunde und schaue, wo der morgige camino weiter geht.

wieder im casa angekommen buchen wir den zug durch frankreich (dank an die übermittlerin der zu hause liegenden notwendigen bankkarten-nummer!) und entscheiden über die inhalte unseres abendessens. kurze zeit später geniessen wir diese sehr gute mahlzeit in einem sehr angenehmen ambiente. mit im speiseraum sind zwei weitere herren, die sich noch für die nacht hier einquartiert haben. nach dem essen verabschiedet sich die junge hospitaliera bis zum frühstück um halb acht und kündigt an, dass ihr vater nun weiter sich um uns kümmern wird. wir nützen diese angenehme kulinarik-umgebung aus und essen ausser der reihe als gemeinsamen nachtisch noch einen flan. zu guter letzt steigen wir die treppe hoch in unser schlafgemach, wo wir wieder am stau schöner modelle von alten autos vorbei kommen. wir können nun mit einer ruhigen nacht rechnen.modellautos

überraschungen auf dem neuen camino

mittwoch, 03.10.2018
santiago – sigüeiro (16,5 km)

heute morgen klingelt mal wieder der wecker, denn wir wollen heute den camino inglese starten – rückwärts. in der bar, in der wir damals nach finistere gestartet sind, frühstücken wir wieder. draussen vor der tür treffen wir einen schwaben und eine schweizerin, mit der wir ins gespräch kommen über unsere gemeinsamen camino-erfahrungen. noch ein letzter blick auf die kathedrale (ob wir sie noch einmal life sehen werden?) und dann gehen wir im dunkeln bei laternen-schein los. mit hilfe zweier grober stadtpläne von santiago, dem orts-verzeichnis und den gps-tracks suchen wir den englischen weg. messing-muscheln auf dem gehweg gibt es nicht, blaue camino-fliesen sind sehr selten. so praktiziere ich, was ich auf meinem grossen rückweg gelernt habe: umdrehen ist oftmals hilfreich, vor allem um sicherheit zu bekommen, ob man noch auf dem rechten weg ist.

über eine laute hauptstrasse wandern wir in der stadt aufwärts, mit der zeit werden die häuser weniger. schliesslich kommt die stelle, wo der stadtplan entsorgt werden kann, weil wir über dessen rand hinaus sind. es ist hell geworden in der zwischenzeit und eine bar, die am weg liegt, lädt zu einem zweiten frühstück ein. auf dem weiteren weg machen uns die ersten spanier auf die falsche richtung aufmerksam. erfolgreich können wir ihnen erklären, dass wir start und ziel getauscht haben. anschliessend kommen wir durch ein sehr lkw-lastiges industrie-gebiet, wo wir eine entgegen kommende pilgerin auf englisch ansprechen. nachdem sie zuerst auf englisch geantwortet hat, wechselt sie auf wienerisches deutsch. wir erfahren einiges interessantes über den weg hinter ihr und vor uns und die nächste richtung. ein blick auf das pilger-navi weist auf einen anderen weg hin, also gehen wir ein paar meter zurück. später hält eine autofahrerin an und fordert uns auf, in die andere richtung zu gehen. auch sie können wir umstimmen. dann kommt auch die sms aus deutschland mit der gewünschten nummer für unseren zug-transfer durch frankreich. nun kann der online-kauf der fahrkarte vorgenommen werden. GUTe freunde haben einen sehr hohen wert!

baum zu verkaufenanfangs ist es noch recht kalt, es kommt aber immer mehr die sonne raus. uns fällt auf, dass sie sehr grell scheint. wir haben wieder einen wunderbaren weg-grund, obwohl eigentlich asphalt angekündigt war. es sind nirgends camino-zeichen sichtbar, aber der weg läuft sich super. im nächsten ort sehen wir wieder eine camino-stele, die auf den rechten weg hinweist, der – für uns nach hinten gesehen – auf asphalt verläuft. da hatten wir mit unserer strecke grosses glück gehabt.

immer wieder benötigen wir unser navi, weil wir nur wenige und vor allem sehr alte, verwitterte gelbe pfeile sehen. um handy-strom zu sparen, schalte ich dazwischen das GPS aus. später stellt sich jedoch heraus, dass dies nicht unbedingt notwendig ist. nachdem uns nicht klar ist, ob in den nächsten ein bis zwei kilometern wirklich das angekündigte hotel ist, wo es eine bar gibt, machen wir eine kurze rast.

kurz vor unserem ziel will uns eine spanierin über die hauptstrasse weiter in den ort schicken, der digitale weg stellt sich dann aber als der viel schönere heraus. vorher haben wir schon eine kleine abkürzung durch das navi gefunden. wir treffen relativ früh in sigüeiro ein, suchen eine bar am weg auf um prüfen zu können, ob wir weiter gehen oder nicht – es gibt eine option auf zwei herbergen nach 3,5 kilometern. wir essen zuerst einmal etwas und entdecken dabei, dass direkt neben uns der eingang zu einer herberge ist. renate spricht zwei pilgerinnen aus irland an, um infos zu bekommen und erhält einen englischen pilger-führer geschenkt (die zwei brauchen am ende ihres weges kein zweites büchlein mehr). die beiden gehen zum essen rein und renate setzt sich zu ihnen, so erhält sie viele gute und schöne informationen über unseren weg.

derweil kommen weitere pilgerInnen an, und da wir bleiben wollen, brauchen wir also jetzt zwei betten. wir gehen an die theke, um unser essen zu bezahlen und zwei betten für die nächste nacht zu buchen, aber wir warten und warten. immer wieder werden wir vertröstet, bei mir entsteht der eindruck die wirtsleute sind etwas überfordert. ein engländer, der neben uns ebenfalls wartet – auf seinen pass! – befürchtet, dass er ihn nicht mehr bekommt und er nicht in seine heimat einreisen kann. wir überlegen gerade, ob wir nicht doch weiter gehen, da bekommen wir einen schlüssel in die hand gedrückt und werden von der hospitaliera ums eck in die albergue geführt. dort bekommen wir ein dreibett-zimmer mit handtüchern und bezogenen betten. sie will den personalausweis, sagt sie noch und verschwindet. einfach so gebe ich den hier aber nicht aus der hand. wir duschen und waschen, renate schläft eine kleine runde und ich schreibe.

nachdem im restaurant die mittags-küche geschlossen ist, gehen wir mit geldbeutel, perso und credencial an die theke und warten erst einmal wieder. dann können wir unser mittagessen (was war das alles?) und 30 euro für das zimmer bezahlen. der ausweis bleibt so lange wie möglich in meiner hand, wir werden in die liste eingetragen und bekommen je einen stempel. bei der nachfolgenden stadt-erkundung entdecken wir eine zweite herberge (wäre das die bessere gewesen?) und schauen, wo der camino aus dem ort hinaus führt. einen stadtplan auf einer tafel vergleiche ich mit dem navi, der weitere camino passt.

auf den abend hin wird renates mund wieder heftiger, so überlegen wir, ob wir doch noch aufhören und mit dem bus zurück nach santiago fahren, um dann den heimweg anzutreten. erst einmal wollen wir abendessen, finden jedoch kein geeignetes restaurant (es gibt nur imbiss-buden). also gehen wir zurück zu unserer warte-kneipe, wo wir erfahren, dass es warmes essen erst halb neun uhr gibt. das gibt gelegenheit für einen aperitif, bei dem meine frage nach einem menü del dia negativ beschieden wird, nur nach karte essen ist möglich. als die küche aufmacht, bestellen wir und während wir aufs essen warten, kommt eine grosse pilgerInnen-gruppe (aus der anderen herberge) an und geht an uns vorbei zu einem nebenraum. welche möglichkeiten zu essen bekommen sie? unser essen ist sehr gut, aber wir warten wieder, dass wir noch einen wein bestellen können. renate telefoniert mit sebastian, der angerufen hat, ich warte darauf bezahlen zu können. um halb elf uhr schliesslich kommen wir ins bett, etwas spät für pilgerInnen. trotz nicht gerade guter luft muss unser fenster für die nacht geschlossen bleiben, davor auf der strasse herrscht massenhafter und dröhnend lauter (laster)verkehr.blick auf sigüeiro

zwischen den caminos

dienstag, 02.10.2018 (santiago)

wir schlafen aus. ganz gemütlich lassen wir dann diesen tag in santiago angehen, mit frühstück und schlendern durch die altstadt. den vormittag beschliesst ein besuch des pilger-museums, bei dem wir unsere schweinfurter radler wieder sehen und mit der lautstarken begrüssung das personal etwas irritieren. die scheinen das zu kennen, denn sie greifen nicht ein. das museum zeigt von der historie des jakobswegs und des pilger-ziels santiago bis hin zu den phasen des baus der kathedrale viel interessantes. am eindruckvollsten für uns sind fotos von pilgerInnen auf dem jakobsweg. die wunderbaren aufnahmen zeigen menschen, die unterwegs sind und bestechen durch ihren emotionalen ausdruck. voll mit diesen impressionen verlässt renate das museum früher um sich in der kathedrale in eine bank zu setzen und das gesehene in sich setzen zu lassen. ich komme kurze zeit später dazu, stehe aber zuerst einmal in der schlange vor dem kathedralen-tor und befürchte nicht mehr hinein zu kommen. glücklicherweise geht es aber sehr zügig und das warten lohnt sich absolut, denn zum ende auch dieser messe wird das grosse rauchfass noch einmal los gebunden. alles fühlt sich an wie sonntag.

ruhende pilgerInnen auf dem platz vor der kathedraleanschliessend planen wir die konkreten nächsten pilger-tage. den camino nach porto legen wir ad acta und überlegen, ob wir gleich heimfahren, weil renates oberkiefer wieder mehr stress macht. wir entscheiden uns schliesslich für den kurzen camino inglese. so bleibt nur die frage rückwärts oder vorwärts. wir werden in beiden fällen voraussichtlich fünf tage unterwegs sein und dazu noch einen meer-tag. wir entscheiden uns fürs rückwärts laufen und planen die rückreise mit bus oder zug durch spanien und anschliessend mit dem zug durch frankreich.

die englischen vorbereitungen erstrecken sich auf den kauf neuer getränke-flaschen (mit inhalt) und notfall-keksen, ausserdem füllen wir den geldbeutel wieder auf und ich speichere GPS-daten des weges nach norden auf das handy – immerhin wollen wir ja den weg rückwärts und auch ohne pilgerführer finden. das einzig schriftliche, das wir in der hand haben, ist eine lange liste von orten, durch die wir kommen und den darin möglichen übernachtungen. die lässt sich zwar relativ leicht von hinten lesen, zeigt aber nur sehr ungenau den rechten konkreten weg. dazwischen vespern wir etwas in form von tapas, machen noch einen grösseren spaziergang zum bahnhof, um dort zugfahrkarten von a coruña über santiago nach irun zu kaufen. um die fahrkarten für den französischen zug kaufen zu können, fehlt mir die nummer meiner kreditkarte. die liegt zuhause – was also tun? nach einigen kurzen überlegungen finden wir das nächst-liegende: wir rufen eine gute freundin an und bitten sie, daheim nach dieser nummer zu schauen und sie uns zuzuschicken. und sie gibt uns grünes licht dafür!

auf dem rückweg zum hotel nutzen wir ein am wege liegendes optiker-geschäft, um für renate eine flotte neue lesebrille zu kaufen. zudem legen wir uns einige postkarten und briefmarken an die heimat zu. das abendessen haben wir wieder an der bar unseres lieblings-restaurants, wo wir tapas bei wein geniessen und dem geschäftigen und lauten, aber sehr strukturierten treibenpilgerInnen und touristInnen in den gassen santiagos des personals zuschauen. von ein paar kaliforniern, die auf einen sitzplatz im restaurant warten, erfahren wir unter anderem, wie sie über ihren präsidenten denken. freimütig bezeichnen sie ihn als lier (lügner!)

ein nächtlicher heimweg in unsere nette behausung beschliesst diesen zwischen-tag.

wieder in santiago de compostela

montag, 01.10.2018
lavacolla – santiago (10,5 km, 371 m höhe)

wir haben richtig gut geschlafen, wenn auch irgendwann in der Nacht eine/r lautstark versucht hat, ‚unser‘ wc zu benützen. als wir dann die herberge verlassen und auf die strasse kommen, weht uns der wunderbare duft einer bäckerei um die nase. wir wenden uns nach links (statt rechts richtung camino) und stehen nach wenigen metern vor dem klitzekleinen bäckerladen, den ich gestern bei meinem kleinen erkundungsgang entdeckt habe. wir nehmen ein croissant und eine schokotasche mit, die uns in je ein stückchen papier eingewickelt werden. der weg zur frühstücks-bar ist so weit, dass renate ihr stückchen bis dahin so gut wie ganz gegessen hat, ich halte es in der hand bis ich einen guten kaffee zum frischen croissant bekomme. dort gibt es noch ein croissant, dieses ist jedoch qualitativ weit nicht so wie das erste.

kurz nach acht uhr gehen wir los in eine stockdunkle landschaft. bei einem kleinen weg und einer nachfolgenden holzbrücke hole ich dann doch lieber die stirnlampe raus – wenn ich sie schon im rucksack habe. kurz darauf ziehen wir uns im lichte dieser lampe noch etwas wärmer an. dann wird es langsam hell, die sonne geht auf, aber es ist immer noch recht kalt und ein kräftiger wind weht. aus der ferne hören wir die flieger vom flughafen von santiago starten, wir können aber keinen erspähen – der wind treibt nur das kräftige brummen zu uns (in der letzten nacht hat uns wider erwarten keiner dieser flieger gestört).

kathedrale von santiago aus der fernewieder kommen wir an bekannten orten vorbei, so auch an den radiosendern von galizien und spanien. auf dem monte o gozo weht ein sehr heftiger wind, daher halten wir uns nicht lange auf und gehen schnell weiter den berg hinab richtung santiago. nun erleichtern uns messing-muscheln im gehweg und neue grosse blaue hinweis-schilder das vorwärts kommen. wir sehen wieder die bar, in der wir letztes mal einen kaffee getrunken haben und wiederholen das nochmal.

wir sind nicht weit von der innenstadt entfernt, da kommt plötzlich eine junge frau von der anderen strassenseite freudig winkend auf uns zu. es ist michaela, die wir auf unserer hinfahrt in KA-durlach auf dem bahnhof getroffen haben. sie erzählte damals, dass sie auch den camino gehen wolle und möglicherweise zu einer ähnlichen zeit in santiago sein könnte. was für ein wunderbarer, ja imposanter zufall, dass wir sie doch tatsächlich hier in santiago treffen. morgen fliege sie wieder zurück, erzählt sie und muss aber weiter, ein paar dinge seien noch zu erledigen. wir gehen hinein in die stadt, wo wir das radfahrer-ehepaar von gestern treffen und uns kurz austauschen über die pläne der nächsten tage. sie sind ganz neidisch, dass wir terminlich ein open-end haben, sie müssen pünktlich ihren flieger kriegen.

und dann: wir treffen auf dem vorplatz der kathedrale ein – was für ein glückseliges gefühl wieder hier zu sein und einen camino mit 300 km zu ende gebracht zu haben. die kathedrale hat ihr gerüst abgelegt bekommen und zeigt sich in vollem glanz. noch ist viel zeit bis zur messe, so suchen wir unser früheres kleines hotel in der altstadt. dank renates erinnerungs-vermögen finden wir es recht schnell, buchen zwei nächte und bekommen nebenher noch gute tipps fürs abendessen. wir stellen unser gepäck ab und eilen zur kirche, wo wir gerade so noch zwei sitzplätze bekommen. dabei treffen wir auf véronique, die fünf reihen vor uns ihren platz hat, was ein freudiges wiedersehen mit küsschen-küsschen zur folge hat.

der gottesdienst verläuft ganz in spanischer sprache mit einer kleinen deutschen ausnahme im hochgebet, ansonsten verstehen wir nichts von lesung, evangelium und predigt – schade. zur krönung dieses tages wird – sehnsüchtig erwartet, aber nicht geglaubt – das rauchfass losgebunden, der berauschende abschluss jeder messe in dieser kirche. faszinierend beobachte ich nicht nur, wie das meterhohe rauchfass durch die gesamte kirchen-kuppel schwingt, sondernschwingendes rauchfass in der kathdrale auch die vielen gezückten fotoapparate und handys. viele wollen foto-mässig mitnehmen, wie das botafumeiro in grandiosen schwüngen über die köpfe der pilgerInnen hinweg bis kurz vor das decken-gewölbe und wieder zurück fliegt. renate flüchtet lieber in eine sichere ecke, und wir sind danach der überzeugung, schöner kann ein camino nicht zu ende gehen.

anschliessend suchen wir das pilgerbüro auf, das jedoch umgezogen ist. also wenden wir uns in die andere richtung, in die viele pilgerInnen unterwegs sind. die schlange zum erhalt der begehrten urkunde ist sehr, sehr lang. daher entscheiden wir uns, erst einmal unseren mägen gutes zu tun und folgen dem tipp unserer aktuellen hospitaliera. renate kommt nun doch zu ihren pulpo, während ich die tortilla wähle. es ist ein kleines einfaches, aber sehr gutes essen, das richtig satt macht.

danach im pilgerbüro reihen wir uns in die etwas kürzere schlange ein, renate nützt das warten und geht derweil in die information um unterlagen von möglichen weiteren anschluss-caminos zu bekommen. nach etwas mehr als einer stunde, aber kürzer als gedacht, sind wir an der reihe und geben unsere daten ab, die wir mit unseren stempeln belegen. mit ein bisschen stolz halten wir dann das edle papier der compostela in unseren händen.

nach einem kaffee geht es zurück ins hotel, wo wir uns frisch machen und dann hin und her überlegen, ob der camino portuguese oder der camino inglese unser nächster ist. fürs abendessen entscheiden wir uns für die wiederholung des mittags in der tollen kneipe, diesmal an der bar mit wein sowie tapas, potatoes und einem postres. dabei bestaunen wir die mächtigen fleisch-gerichte, die richtung restaurant-tische getragen werden, und das geschäftige treiben des personals. zudem kommen wir ins gespräch mit wartenden kalifornierInnen, die uns unter anderem offen ihre meinung zu ihrem derzeitigen präsidenten kundtun. abschliessend noch ein kurzer blick zur nächtlichen kathedrale und danach geht nichts mehr ausser ein bett. treppenhaus im hotel von oben gesehen

umrundet von radfahrern

sonntag, 30.09.2018
salceda – lavacolla (18,5 km, 372 m höhe)

mein körper-gedächtnis funktioniert, ungefähr um halb sieben uhr meldet sich meine blase und sehr leise gehe ich zum türlosen WC unseres zimmers. dann lege ich mich noch mal hin und kurz darauf meldet sich der wecker. renate hat weniger gut schlafen können als ich. wir packen und lassen den rucksack stehen bis nach dem frühstück. dieses ist sehr edel im personell gut gefüllten speiseraum, auch die schweinfurter sind schon da. wir sitzen neben kanadischen touristen, die erzählen, dass sie auch in lavacolla übernachten werden. dort hätten sie ein casa reserviert. mal sehen, ob wir uns treffen werden. hier gibt es alles ausser müsli: frischer o-saft, guter kaffee, brot, mini-croissant, kuchen. auch hier sind wir wieder einmal die letzten, die den raum verlassen. wir holen unsere rucksäcke, bezahlen noch kurz unser frühstück und geben den zimmer-schlüssel ab. der chef ist beim abschied sehr freundlich und zutraulich.

zurück auf dem camino beobachten wir kurz darauf drei – von gestern – gut bekannte radfahrer, die auf der strasse vorbei radeln. unser weg führt uns den ganzen tag über auf wenig asphalt, es geht oft durch eukalyptus-wälder. wir sind heute wohl endlich mal schnell und überholen mehrfach eine sehr gemütlich gehende etwas korpulentere pilgerin. plötzlich taucht dann carmen vor uns auf, sie hat wohl eine abkürzung genommen. hat nicht auch damals der chef irgendetwas von einem direkten weg gesagt?

vor pedrouzo, wieder an einem erinnerungs-ort, finden wir heute ein neues grosses ‚gurgel‘-foto, das den ort und seine umgebung aus der vogel-perspektive zeigt. zwei unterschiedliche wege nach und um den ort zeigen die darin angemalten strecken an. kurz darauf finden wir einen karton auf dem weg liegend, auf dem davor gewarnt wird, dass aussen um den ort herum keine bar anzutreffen ist. wir wollen und brauchen eine solche und gehen daher (statt an der hauptstrasse entlang) nach der teilweisen umrundung in den ort hinein. dort haben wir wieder auf dem weg in die stadtmitte ein deja-vue-erlebnis: in der bar, die wir als erstes sehen, haben wir schon mal gesessen, ich sogar noch einmal mehr auf meinem rückweg. leider gibt’s heute nichts rechtes zu futtern, daher gehen wir noch weiter zurück in den ort rein bis zu einer bäckerei – mehrere hundert meter für zwei croissants, aber es lohnt sich. dabei beobachten wir eine gruppe von radfahrern, die auf ihrem t-shirt „NO zu einem bergwerk“ sagen.

viele pilger unterwegsaus pedrouzo hinaus weiter auf dem weg kommen wir an dem plakatkarton-schreiber vorbei, der sich als dauer-pilger im zelt herausstellt. es quälen uns dann etliche radfahrer ohne und mit motor und organisierte gruppen von kettler-radfahrern. wir kommen an eine grosse, gut gehende bar, wo wir einen kaffee trinken und eine rindfleisch-tarte essen, nicht gerade in sehr angenehmer umgebung. beim loslaufen fällt uns ein bus auf, um den herum sich einige wanderer scharen. und dann geraten wir in einen pulk von asiatischen tourismus-pilgern mit kleinen bzw. keinem rucksack und sind froh, dass alle schnell nach santiago wollen. schön, dass wir kurz darauf wieder relativ allein pilgern können. wir umrunden den flughafen von santiago, wo alle gefühlte viertelstunde ein flieger aufsteigt.

startendes flugzeug am himmelin lavacolla finden wir schnell die herberge , aber anders als von uns erwartet ist sie voll. da haben doch noch einige andere pilgerInnen ebenso die unsrige idee gehabt und vorher reserviert. es gibt noch zwei freie doppelzimmer für einen geringen aufpreis, wovon wir dann eines nach besichtigung annehmen. so haben wir ein eigenes zimmer zum ausbreiten, ein eigenes bad, genügend steckdosen und keine schnarcher – das ist der preis allemal wert. also duschen, waschen und dösen in der warmen sonne, während ich mich für einen kleinen spaziergang entscheide. danach gibt es für uns einen aperitif in einer kleinen kneipe und anschliessend ein abendessen in der von aussen edleren. nur haben wir (wieder mal) nicht reserviert, also heisst das zehn minuten warten. kurz davor kommen drei damen ins restaurant und die bardame vertröstet sie auf 20 minuten. wir alle werden in der bar zwischengelagert bis es so weit ist. kurz darauf werden wir ins restaurant gebeten und bestellen: zum ersten suppe und grosse garnelen, was mehr arbeit bedeutet als hunger-stillen. zum zweiten wird fisch serviert, bei dem es wieder eines brillen-tausches wegen der gräten bedarf.

zurück im zimmer, machen wir uns bett-fertig und sind gerade bereit zum licht ausschalten. da geht die tür auf und ein pilger stürmt ins zimmer, in der meinung, dies sei die toilette. als er uns erblickt, dreht er postwendend ab und nimmt die nächste tür in unser bad. nachdem er sein geschäft erledigt hat, schliesse ich unsere toilette und unser zimmer zur sicherheit ab. ich mag es nicht, wenn in dieser nacht menschen nochmals unser zimmer mit einem potentiellen WC verwechseln.rotkehlchen

doppelt hält die erinnerung länger

samstag, 29.09.2018
boente – salceda (19 km, 392 m höhe)

ich habe nicht mehr so gut geschlafen seit irgendjemand irgendwann in der nacht relativ geräuschvoll durch das zimmer gegangen ist. da ich gestern abend dummerweise mein handy im schrank eingeschlossen hatte, habe ich keine uhr parat, um klar zu haben, was es wirklich geschlagen hat.

gegen morgen – gefühlt – stehe ich auf, sehr leise und rücksichtsvoll. anschliessend räume ich im dunkeln meine klamotten und utensilien zusammen und trage meine sachen aus dem zimmer hinaus. auch renate ist wach und macht es mir nach. weil es nur relativ geräuschvoll möglich ist, schliesse ich dann zuletzt den wertsachen-schrank mit hilfe der stirnlampe auf und räume ihn aus. draussen vor der tür des schlafraumes packen wir unsere rucksäcke und gehen nach unten. ich sollte noch mein handy laden und renate muss nochmals zur toilette.

im dunkeln ziehen wir dann los und suchen den weg zur frühstücks-bar. nach einem kurzen abstecher auf einen irr-weg finden wir schliesslich nach spanischen 300 m die bar. dort trifft während unseres frühstücks am nachbfar-tisch ein paar ein, bei dem der dialekt des mannes unsere aufmerksamkeit auf uns zieht. renate spricht ihn an und wir erfahren, dass die beiden aus heilbronn sind, er ist einheimischer und sie ist holländischer abstammung. die beiden haben den camino del norte hinter sich. wieder eimal wird uns deutlich, wie viele landsmänner und -frauen sich hier auf den jakobs-wegen aufhalten.

radfahrer kommen den hohlweg im wald herunterin der heller werdenden dämmerung kommen wir weiter über schöne wege, nur in den dörfern haben wir asphalt unter unseren schuhen. es wird heute relativ schnell warm. es sind heute sehr wenig pilgerInnen unterwegs, deutlich weniger als befürchtet. die ursprüngliche idee von einer bus-fahrt von melide bis kurz vor santiago stellt sich als eher unnötig heraus. die junge welle ist wohl gestern in unserer letzten herberge an uns vorbei geschwappt, dafür begegnen wir vielen radfahrern, teilweise rasend schnell bis gefährlich, aber auch langsame und  besonnene. sogar e-bikes fahren an uns vorbei.

immer wieder kommen wir an bekannten stellen vorbei, die wir vor vier Jahren schon mal gesehen haben. es ist eine schöne erfahrung, auf solche orte zuzugehen oder sie plötzlich zu entdecken. bei einem abzweig, an dem wir überlegen, welchen der zwei camino-richtungen wir einschlagen sollen (offizielle wegweise zeigen in beide richtungen), kommt véronique vorbei. es gibt erst einmal ein grosses hallo, dann die gemeinsame überlegung, welcher weg der wahre ist. sie schaut auf ihre camino-app und entscheidet sich für geradeaus. dem rother lässt sich nichts konkretes entlocken, so entscheiden wir uns spontan auch für geradeaus. dadurch kommen wir in dem folgenden ort an einer übernachtung von vor vier Jahren vorbei, was wieder schöne erinnerungen hervor ruft.

auf unserem nun zweifach gehenden weg bemerken wir viele baustellen, neue herbergen und bars. es hat sich in den letzten jahren einiges getan, das nach noch mehr pilgerInnen auf diesem weg aussieht. und immer wieder treffen wir die zwei heilbronner. in arzua kaufen wir wasser ein und trinken einen kaffee, und wieder sehen wir bekannte mitpilgerInnen. wir gehen an heidi’s home vorbei, eine alternative herberge, die damals geschlossen hatte – sie macht dieses mal erst um 15 uhr auf. jetzt ist es erst kurz vor eins, also gehen wir weiter auf die kurz danach folgende bekannte brücke zu über die autobahn-baustelle. es gibt nun neue angelegte auffahrten, aber mehr auch nicht. fertig ist das noch nicht.

es sind gute wanderwege, die wir gehen können, aber es ist wieder ordentlich heiss. mein hut sitzt in der zwischenzeit mehr auf den ohren auf als auf dem kopf. oft aber halte ich ihn in der hand, wenn wir im schattigen wald gehen. kurz vor unserem ziel vespern wir an einer bar unseren letzten käse mit dem letzten gar nicht so harten brot. in salceda erkennen wir eine plakattafel wieder, die eine private herberge etwas abseits des weges anpreist. der gehen wir nach und wir kommen prompt in der herberge an, in der wir vor vier jahren auch schon übernachtet haben. es ist auch tatsächlich der gleiche hospitaliero, nur etwas dicker, der mir damals nicht sehr sympathisch war. die herberge sei belegt, meint er heute, aber er hätte noch ein doppelzimmer für den gleichen preis. da kommen bei mir zweifelhafte gefühle von vor vier jahren hervor. aber wir nehmen das zimmer.

wir ziehen ein, duschen, waschen, lesen abwechselnd mit der brille, die geblieben ist. und wir warten auf den hospitaliero um zahlen zu können und einen stempel zu bekommen. als es dann soweit ist, stimmt der preis tatsächlich, soweit ist es gut. das verdient einen apéritif, während dessen radpilger aus schweinfurt sich zu uns setzen, die später durch zwei Kollegen verstärkt werden. sie erzählen von ihrem camping-club und davon, welche touren sie mit ihren wohnmobilen machen. und da taucht plötzlich unsere schon verloren gegangene carmen auf, die spanierin ohne englisch. es erfolgt eine herzliche begrüssung, zusammen mit der bangen frage, ob sie noch ein bett bekommt. es klappt und sie verschwindet, um es zu belegen.

wir machen noch einen kurzen spaziergang, weil renates mund gerade wieder schlimmer ist. danach bekommen wir ein sehr gutes abendessen am nachbar-tisch der schweinfurter radler.

carmen kommt kurz zu uns an den tisch und erzählt, sie käme von melide her in einem tag gelaufen. zuletzt gehen wir in unserem kleinen, aber günstigen doppelzimmer zu bett.herbstlicher baum mit überhängendem ast über gebäude

primitivo trifft auf francés

freitag, 28.09.2018
as seixas – boente (20 km, 706 m höhe)

gegen drei uhr in der nacht bin ich wach geworden. alles ist sehr ruhig in diesem schlafsaal mit über 30 belegten betten. ich bemühe mich ganz, ganz leise zu sein bei meinem gang durch den saal auf die toilette. morgens wache ich gegen sieben uhr auf, als pilgerInnen leise ihre sieben sachen packen. zu diesem zeitpunkt müssen erste pilgerInnen bereits unbemerkt fort und unterwegs sein. ich beobachte, wie respektvoll leise und vorsichtig die wachen ihre sachen packen, damit die schlafenden nicht geweckt werden. auch wir packen ganz leise unsere dinge, ich trage den rucksack vor die tür, um dann draussen mit meiner plastiktüte rascheln zu können. in diesem moment macht ein weisshaariger älterer spanier das grosse licht an, ende der respektvollen dunkelheit.

wir frühstücken mit einem teebeutel und einem mini-marmeladen-döschen, das wir noch im rucksack entdeckt haben – und dem gestern aus dem kofferraum erstandenen brot. den kaffee aus dem automaten lassen wir weg, nachdem pilger erzählen, dass dort wohl das wasser fehlt und nur wenig mehr als feuchter kaffeesatz heraus kommt. dann werden die rucksäcke fertig gepackt und wir gehen los. es ist erst leicht dämmrig und vor allem im wald ist es noch recht dunkel.

die wege sind angenehm, es geht auch mal kräftig bergauf, asphalt hält sich in grenzen. unser blick fällt nach vorne wie nach hinten auf täler, in denen wieder anmutig der nebel liegt und auf die sonne wartet.

bei der ersten bar des weges gibt es dann einen aufgebrühten kaffee (wir sind verwöhnt, merken wir hier wieder) und wir treffen alte pilgerInnen-bekannte, darunter friedrich, der sehr ruhig ist – heute ist sein letzter tag auf dem camino. über den letzten sattel geht es dann nur noch abwärts. die sonne verschwindet immer mehr hinter den zunehmenden wolken und es wird kühler.

dafür nimmt der asphalt wieder zu und erste häuser von melide sind am nahen horizont zu sehen. die gehweg-fliesen in form der quadratischen schokolade kommen mir bekannt vor, vor jahren schon sind wir darüber gelaufen. auch der verkehr, vor allem durch lkws nimmt zu – wir kommen wieder in eine grössere stadt.

innen-ansicht einer kirche in melidean einer kreuzung in der innenstadt suchen wir nach zeichen mit der muschel, ein einheimischer beobachtet das und zeigt uns sofort, wo der jakobs-weg entlang geht – und er erklärt uns noch, wie es hinter der kreuzung weiter geht. so kommen wir an einer kirche vorbei, die geöffnet ist. darin freuen wir uns über echte kerzen und es gibt sogar ein gästebuch. danach finden wir auf der suche nach einer bar hinter einem strassen-eck plötzlich véronique und friedrich wieder. wir setzen uns an einen nachbar-tisch und trinken etwas. sehr viele pilgerInnen-gruppen kommen vorbei! wir entscheiden uns, weitere fünf kilometer aus melide heraus, in die nächste herberge zu gehen. so verabschieden wir uns von friedrich, veronique werden wir sicher nochmal sehen.

dann ziehen weiter mit und in massen von – jungen – pilgerInnen, auffällig sind asiatinnen, die voll verschleiert den jakobsweg gehen. der grund dafür ist ein trend im heimatland, möglichst nicht eine sonnen-gebräunte haut zu bekommen. für uns ist nun völlig klar: das ist nicht mehr der camino primitivo, das ist jetzt der (überlaufene) camino francese pur! wir müssen abschied nehmen vom ruhigen primitivo. da will wohl auch mein hut zurück, denn er bleibt an einem tief liegenden ast hängen. auch für ihn scheint ein anderer camino angesagt zu sein. ich bezweifle jedoch, ob der sommer wirklich vorbei ist und nehme meinen hut vom ast wieder auf den kopf.

der weg an sich ist schön, die sonne scheint, aber inmitten der ungewohnten pilgerInnen-schar ist es kaum mehr möglich, mal kurz pinkeln zu gehen. in boente erreichen wir den ortsanfang und plötzlich liegt links am weg die  so genanntedeutsche herberge da. wir benötigen nur eine sehr kurze überlegungs-phase um zu einer entscheidung zu gelangen. im gleichen moment kommt auch véronique vorbei und erzählt uns, dass sie schon eine herberge im ort reserviert habe. wir haben uns entschieden – für die heimat-nahe herberge. wir bleiben dabei auch auf das risiko hin, dass véronique enttäuscht ist.

wir melden uns im restaurant der herberge beim recht gut deutsch sprechenden hospitaliero an. Er wohnte und arbeitete 14 jahre in geislingen und das hört man an dem etwas schwäbelnden deutsch. dann führt er uns in seine sehr moderne herberge mit schönen zimmern und bädern. nachdem wir uns eingerichtet haben, gönnen wir uns einen kaffee und einen (marmor)kuchen. danach nutzen wir auch noch das erdinger weissbier, das es hier gibt. schliesslich können wir bei der hospitaliera unsere wäsche zum waschen abgeben. bis diese sauber ist, nützen renate mehr und ich weniger den pool, in den wir unsere füsse zur entspannung stecken. das tut ebenso auch eine junge deutsche pilgerin aus freiburg, mit der wir dabei ins gespräch kommen. als sie später zum abendessen an unserem tisch vorbei kommt, laden wir sie ein, sich zu uns zu setzen und wir erfahren, dass sie in freiburg medizin studiert. es ist ihr erster camino und wir erzählen ein wenig über unsere camino-erfahrungen. mit der information, dass wir morgen hier kein frühstück bekommen gehen wir zu bett. aber etwa 200 m weiter gibt es wohl eine bar.schön renovierter alter kornspeicher

herbergen im hinterland

donnerstag, 27.09.2018
san román da retorta – as seixas ( 13 km, 580m höhe)

ich wurde geweckt dadurch, dass anderer pilgerInnen in benachbarten zimmern aufgestanden und sich gerichtet haben. aber richtig wach wurden wir durch einen sehr kräftigen regenschauer, dem sich donner zugesellt hat, und damit den regen zur gewissheit gemacht hat. so stehen wir langsam auf und packen gemütlich, in der hoffnung, dass das mit dem regen weniger wird.

unten im frühstücks-raum sitzen ein paar wenige pilgerInnen, der überwiegende teil scheint bereits unterwegs zu sein. es gibt heute (angekündigtes) self-service-frühstück, schlicht und einfach, aber trotzdem vielfältig und ausreichend. während des frühstücks entwickeln sich gespräche mit den zurück geblieben pilgerInnen, die wir in deutsch führen können. ich versuche über das niederschlagsradar mögliche handlungs-optionen zu finden. wir entscheiden uns dann so um neun uhr das regencape überzuziehen und loszulaufen. der wetter-gott mein es gut mit uns, denn im loslaufen hört mit der zeit der regen nahezu auf.

wir pilgern auf schönen wegen im auf und ab und bei ab- und zunehmendem regen. es trifft uns dann wieder asphalt, und es kommt wieder die sonne durch. das macht uns frei, die eukalyptus-bäume wieder mehr wahrzunehmen. wir versuchen den stoff zu riechen, indem wir rinde und blätter brechen und reiben – und eukalyptus riechen wir wirklich. so kommen wir an eine bar und hoffen auf guten kaffee, er ist jedoch ’nur‘ aufgebrüht. leider gibt es nur eingepacktes essbares, das wir gern liegen lassen und dafür den kaffee geniessen.

pilgerInnen auf dem weg zu anhöhe mit windrädernangekommen in ferreira suchen wir ort und restaurant, was beides im rother-pilgerführer angekündigt ist. der ort zieht sich so in die länge, dass er als solcher fast nicht zu erfahren ist und ein restaurant finden wir auch nicht. es ist schwül und wir laufen auf asphalt, so dass wir wieder austesten, wie begehbar die strassenränder sind, um unsere gelenke zu schonen. kurz vor unserem ziel machen wir noch einmal eine kleine vesperpause.

und dann gelangen wir in eine herberge in kommunaler hand, die von einer sehr! resoluten hospitaliera organisiert wird. mit klaren und kräftigen ansagen werden die ankommenden pilgerInnen registriert und auf die betten verteilt. renate versucht mit der frau zu reden und zu erfahren, was es an möglichkeiten zum essen gibt. sie erhält eine wortreiche antwort, aber mit hoher wahrscheinlichkeit hat keine die andere verstanden. der ort ist sehr klein und es soll laut pilger-führer nur eine kleine bar geben. aber auch die gibt es nicht, wir stellen fest, es ist nur ein automat neben der herberge aufgestellt, der mit getränken und zwei fertig-gerichten ausgestattet ist. viele pilger haben damit nicht gerechnet und für das abendessen nichts dabei. die hospitaliera verteilt auf anfrage die information, dass einmal täglich ein fahrender lebensmittel-händler vorbei komme, aber der sei schon da gewesen. später heisst es dann, er komme doch noch vorbei und tatsächlich fährt bald ein tiefkühl-lieferant vor. nachdem er seinen laden aufgeklappt hat, sehen wir, dass er im letzten meter des wagens auch nicht gefrorene waren hat, z.b. nudeln, tomatensosse, konserven, aber auch tomaten, zwiebeln und knoblauch. die auswahl ist begrenzt, aber die schlange, die sich gebildet hat, zeugt von der notwendigkeit und sinnhaftigkeit des fahrzeugs. so ist für uns pilgerInnen das abendessen gerettet. wasser und bier – in der dose – hat der automat. nur – sollen wir noch etwas nudeln oder ravioli fürs frühstück aufheben? auch dieses problem wird schlagartig gelöst, denn es heisst, es käme noch ein bäcker-auto. einige pilgerInnen warten vor dem tor darauf, aber der bäcker lässt auf sich warten. dann kommt doch noch ein variant, der hinten im kofferraum noch eine anzahl von broten in unterschiedlichster grösse vorrätig hat. so ist auch das frühstück halbwegs gesichert, zumal es im automat auch einen warmen kaffee gibt.

in der etwas dürftig eingerichteten küche fangen die ersten an mit kochen. nachdem die beiden töpfe wieder frei sind, fängt renate an, ihre künste mit spaghetti in tomatensosse zu zeigen, die sie mit knoblauch, die sie in der küche findet, aufpeppt. eine junge tschechische pilgerin fragt nach, ob eventuell noch etwas übrig wäre, vielleicht auch für zwei guys, die mit ihr laufen. aufgrund der eingekauften menge ist das überhaupt kein problem. mit spanischem käse, den wir noch im rucksack haben, wird das italienische gericht verfeinert. als es fertig auf dem tisch steht, erscheinen auch die beiden jungs zum essen, sie kommt erst später dazu, aber nicht zu spät. sergej aus moskau, davis aus italien und wir zwei haben für sie noch genügend übrig gelassen. auch alte pilger-bekannte, veronique (die von der bretagne aus auf dem weg nach santiago ist) und friedrich (aus der nähe von berlin) kommen, kochen und setzen sich dann zu uns an den tisch. und so entsteht ein sehr interessantes gespräch mit sergej über die welt, unsere heimatländer und ihre politischen systeme.

kurz vor zehn uhr ist es im schlafsaal, der nun doch ordentlich gefüllt ist, sehr ruhig. nur der spanier, der unten im nachbar-bett von renate schläft, arbeitet dabei immer wieder im wald.wiesen und wälder

pilger auf vier beinen

mittwoch, 26.09.2018
lugo – san román da retorta (19,5 km, 585 m höhe)

wir verlassen unser hotel-zimmer und begeben uns auf die strasse hinunter. die erste bar, die wir ansteuern ist noch geschlossen, daher gehen wir ein stück zurück und versuchen es dort. das gitter vor dem eingang ist halb auf, also gehe ich durch und prüfe, ob die tür auch auf geht. die ist zu und die frau, die drinnen ist, meint etwas mit „alarme“ und ich solle raus. in der zwischenzeit warten wir zu viert darauf, dass sie öffnet. um halb acht uhr spanischer zeit schliesslich kommen wir zu unserem frühstück und kaufen danach noch wasser für unterwegs ein.

pilgerInnen auf nebligen strassen wir ziehen los durch die altstadt hindurch und dann steil abwärts auf asphalt wie wir am vortag nach lugo heraufgekommen sind. wir überqueren den rio mino auf einer brücke, mit ihrem alt-römischen charakter, und dann müssen wir wieder ordentlich auf asphalt aufwärts. lange gehen wir im nebel, von der landschaft ist nichts zu sehen. wir gehen auch wieder am strassenrand entlang, so dass wir jeden nicht abgeschrägten rand nutzen, um etwas weicher gehen zu können.

der nebel verschwindet dann oben relativ schnell und es wird wärmer, so dass wir unser gewohntes aus- und umziehen praktizieren. einem hinweis-schild auf eine etwas abseits gelegene bar gehen wir nach und bekommen dort einen kaffee und tortilla mit ölbrot. auf dem weiteren weg haben wir den eindruck, es scheint heute eine asphalt-etappe zu sein und wir werden dadurch langsamer. wie schon die ganzen tage, nehme ich dann meinen stock waagrecht in die hand, denn auch dieser stösst hart auf dem untergrund auf. aber dann geht’s rechts ab auf einen wunderschönen weg. er ist zwar kurz, aber für unsere füsse erholung und ausgleich. danach haben wir wieder einen deutlich härteren untergrund. auf den letzten asphalt-kilometern vor dem ziel-einlauf machen wir noch eine kurze pause.

die herbergen in unserem zielort sind in einem wäldchen dahinter, aber es zieht sich doch noch etwas. schliesslich steht eine zu unserer rechten, die auf den ersten blick sehr einladend aussieht. wir kürzen die letzten meter über die wiese ab und treten ein. im ge- bis überfüllten aber irgendwie sympathisch eingerichteten aufenthaltsraum melden wir uns an und bekommen zuerst ein doppelzimmer und dann einen kaffee bzw. ein bier. danach ziehen wir in unser heutiges domizil ein, duschen im eigenen kleinen bad und gönnen uns ein nickerchen. anschliessend wird die wäsche gewaschen und aufgehängt. im garten vor dem gebäude treffen wir eine niederländerin, die im odenwald lebt. sie war lange zeit in indien bei der amma, erzählt sie, und möchte nun mit einem kollegen in spanien ein wasser-projekt starten.

im laufe unseres gesprächs kommen zwei pilger zu pferde an. sie zäunen mit einer schnur auf der nebenan liegenden wiese ein karrée ab für ihre pilger-gefährten. später bekommen diese in unmittelbarer nähe der an der leine trocknenden wäsche saftiges gras zum abendessen. damit sie ihre kreise nicht zu weit ziehen, werden sie an der fessel ihrer hinterbeine festgebunden.

aufgrund der kühlen witterung nehmen wir das abendessen drinnen ein. ein verdauungs-spaziergang führt uns noch an der benachbarten kommunalen herberge vorbei. und schliesslich ergibt sich noch ein kurzes gespräch mit jüngeren deutschen pilgern. hier treffen wir auch wieder schon vorher an uns vorbei gezogene pilgerInnen. doch dann geht es hinauf ins bett.gemälde mit dem hospitaliero als pilger

hilfsbereite spanier

dienstag, 25.09.2018
castroverde – lugo (23 km, 587 m höhe, 300 m auf, 430 m ab)

es ertönt ein handy, längere zeit. es reicht zum richtig wach werden. das eigene zeigt 6.34 uhr. also raus aus dem schlafsack und erstmal blase leeren. zurück im dunklen schlafsaal versuche ich erfolgreich mein bett zu finden. aber wach ist wach, also raus, richten und packen. wir ziehen in den ort ein und zur bar, um zum frühstück den besten kaffee des caminos noch einmal geniessen zu können. aber ohne erfolg, es ist noch geschlossen und kein hinweis auf öffnungszeiten sichtbar. also suchen wir eine andere, wo wir frühstücken können. dort tauchen im laufe der zeit auch weitere pilgerInnen auf mit dem gleichen interesse wie unseres.

gut gesättigt gehen wir los in die dämmerung hinein. es ist kalt, so dass eine lange hose und pulli nötig sind. weitere pilgerInnen treffen wir, zusammen gehen wir dem untergehenden vollmond entgegen. und das auf schönen wegen, wo sich uns immer wieder pilgerInnen von hinten nähern und uns überholen. leichter nebel liegt auf den wiesen, was eine wunderbare atmosphäre schafft. lange zeit haben wir den pulli an, denn im schatten ist es recht kalt und es ist noch keine sonne in sicht. mit der zeit überholen uns auch unbekannte pilgerInnen, bei denen wir davon ausgehen, dass sie nicht in castroverde übernachtet haben, sondern in der herberge davor. wir sind doch etwas langsamer als die andern. irgendwann durchflutet leichte sonne die wälder, dennoch weht ein kalter wind und im schatten ist es immer noch recht kalt.

schöner innenhof einer neuen herbergeauf einem grossen plakat an einer hauswand lesen wir plötzlich ‚proxima albergue‘, die eröffnung sei in einer woche. die türen sind auf und wir gehen in den vorhof. es gibt einfachen kaffee und kleine snacks, z.b. leckeren käse mit quitten-schnitten und tortilla. allein vom hof dieser herberge und seiner gestaltung haben wir den eindruck, wir sind eine woche zu früh dran. kurz darauf gehen wir an einer umfangreichen automaten-station für pilgerInnen mit viel infrastruktur vorbei. das wäre die (schlechtere) alternative gewesen, wenn nicht die werbe-kampagne zuvor uns was besseres serviert hätte.

irgendwann später stillen wir auf einem steinquader mit einem kleinen vesper unseren hunger mit einem leicht gehärteten brot und dem restlichen käse. wieder ziehen unbekannte pilgerInnen an uns vorbei. und wieder müssen wir mindestens 1500 m an einer strasse mit teilweise schnellen autos entlang gehen. nach einem weiteren vesper – damit der käse weg kommt – taucht die skyline von lugo auf. erstmal geht es abwärts und dann wieder auf asphalt aufwärts bis zur stadtmauer. wir durchschreiten das tor und versuchen uns auf dem plan einer stadtplan-tafel zu orientieren. da spricht renate ein älterer spanier an, der ein wenig holländisches deutsch kann. er fragt nach unserem ziel und möchte wissen, wo unser reserviertes zimmer sich befindet. und dann geht er, nachdem wir ihm unseren kleinen zettel gezeigt haben, wieder mit uns hinaus aus dem tor bis zu einem platz. dort sucht er dann nach einem türschild mit dem namen des hotels – ohne erfolg. da auf unserer reservierungs-notiz eine telefonnummer steht, bittet er um mein handy und ruft die pension an. dann führt er uns zur gegenüber liegenden seite des platzes hin zu einer unscheinbaren haustür. dort klingelt er und geht mit uns noch hoch in die rezeption. erst als alles klar ist mit unserem zimmer, verlässt er uns wieder.

wir liefern unsere nötigen daten zur anmeldung, beziehen ein kleines zimmer und duschen und waschen. eine kleine tour durch die altstadt mit einem kaffee schliesst sich an. gestärkt schlendern wir durch die strassen zur catedral de santa maría und bestaunen diese. mit ausnahme der elektrischen kerzen, die wir mit kleinen geldstücken anzünden, nein, anschalten können. weiter, in der sonne ist es angenehm warm, im schatten aber recht kalt. vor allem ist es windig, was vor allem gefährlich ist für meinen hut.

nach der runde durch die stadt geht es zurück in die pension, wo wir uns ausruhen für unsere letzten vorhaben des heutigen abends. dafür müssen wir uns gut anziehen, um an diesem gar nicht mehr so sommerlichen früh-abend eine bank und ein restaurant suchen zu können. was wir an letzterem finden, stellt sich als lautes schnell-restaurant für junge spanierInnen heraus. aber die bedienung hilft uns mit englischer speisekarte und ist überhaupt recht flott bei ihrer arbeit.

auf dem weg zurück gehen wir wieder an der massiven römischen stasdtmauer entlang. letztendlich sind wir dann sehr froh, dass wir es nicht all zu weit zu unserem doch deutlich wärmeren zimmer haben.IMG_2058

immer wieder diese hunde

montag, 24.09.2018
o cádavo – castroverde (7,5 km 850m höhe)

so ruhig diese nacht war, so hart war die matratze. so hat nur das entfernte bellen eines hundes und das leise knarren einer tür irgendwo unsere nachtruhe gestört. das brett unter unserem leintuch hat unserer nachtruhe kaum geschadet. der wecker weckt uns (der weg ist nicht lange heute, aber die möglicherweise wieder stechende sonne treibt mich aus dem bett), wir richten uns in aller ruhe und machen noch den abstecher zur bar um etwas zum frühstücken zu bekommen. es gibt dort zwar einen kaffee, aber zum essen nur irgendwelche abgepackten mini-süß-teile. doch plötzlich stehen vor uns zwei kleine teller mit einem kleinen stück kuchen drauf. die dame hinter der theke hat unser zweifeln verstanden. für einen richtigen start in den wander-tag benötige ich jedoch noch etwas. daher vertilge ich zusätzlich einen energie-riegel, den wir vorgestern gekauft haben. kurz noch wasser auf unsere flaschen verteilen, dann geht es los.

wieder bergauf, aber diesmal lange nicht so steil und lang wir an den vortagen. es ist kühl wie immer in den letzten tagen, aber es ist bedeckt und windet mächtig. wenn wir nicht gerade durch den wald gehen, zieht es sehr kalt, so dass ich meinen pulli und renate ihre lange hose anziehen. der wind treibt dunkle wolken über uns weg, aber zu unserer linken schaut immer wieder der himmel durch die wolkendecke durch. auf unserer heutigen strecke gibt es keine einkehr-möglichkeit und doch sehen wir im einzigen ort auf dem weg plötzlich schilder, die auf eine bar hinweisen. in dem offenbar fahrbaren mini-kiosk gibt es den kaffee aber nur aus thermo-kannen, daher wenden wir uns zur linken, weil wir im gleichen moment eine kirche sehen, die offen ist.kirchen-fasade

das nützen wir aus und bekommen dazu noch einen camino-stempel. wir treffen darin auch einen (deutschen) pilger, der uns heute schon mal unterwegs einfach so auf die geschlossenen kirchen spaniens angesprochen hat. wir kommen ins gespräch und tauschen camino-erfahrungen aus. ulrich muss aber in fünf tagen in santiago sein, weil da sein flieger geht. seine zeit reicht aber noch für ein selfie mit mir. und als wir ihn kurz darauf auf dem weg zum dorf hinaus noch einmal treffen, reicht es auch nochmal für einen kleinen persönlichen wort-wechsel. seine frau sei keine wander-freudige, so erzählt er, daher laufe er allein.

wie schon sehr oft an den vortagen bellen uns immer wieder hunde in allen grössen aus den vorgärten an. manchmal erschrecken sie uns heftig mit ihrem plötzlichen lauten bellen. und wenn sie auslauf haben, rennen sie – zum glück – hinter dem zaun parallel neben uns her. gefühlt hat jeder spanische haushalt mindestens einen hund. da uns auch an vielen toren und hauswänden kleine schilder auffallen, die auf alarm-anlagen hinweisen, kommen wir zur ansicht, dass es alles wachhunde sind, die uns vor dem betreten des grundstücks warnen.

kurz darauf erreichen wir noch vor mittag die auserkorene herberge. da sie erst um ein uhr öffnet, spazieren wir durch den ort und finden die bar, die im pilger-führer als von innen deutlich besser als von aussen beschrieben ist. es ist wirklich so, und vor allem ist der kaffee hier, wie angekündigt, der beste, den wir bisher auf diesem camino getrunken haben. es gibt auch frische croissants, so dass wir sie (bar, croissant und kaffee) für das morgige frühstück einplanen. im laden in der nachbarschaft kaufen wir noch etwas vesper-utensilien ein und traben zurück zur herberge. unterwegs und dort treffen wir auf pilgerInnen, die auf einlass warten. wir vespern, schmökern im pilger-führer (wobei meine brille immer wieder von meiner nase auf renate ihre wandert) und renate macht ein nickerchen, dann öffnen sich die pforten. eine neue, moderne, aber eher spartanisch eingerichtete herberge, aber mit viel platz. in zwei schlafräumen stehen je sieben stock-betten. die hoffnung auf eine eher ruhige nacht wächst, auch wenn klar ist, dass in einem kleinen schlafraum auch schnarcher die nacht verbringen können.

zwischenzeitlich sind alle wolken verschwunden und die sonne brennt kräftig vom himmel, nur im schatten ist es deutlich kühler. daher halten wir uns hinter einer großen fensterscheibe der herberge auf, dösen und schlafen, lesen und downloaden, trinken tee und wasser. renate ist der ansicht, es ist weniger ein pilger- und eher ein richtiger urlaubstag. nach einem nachmittags-kaffee suchen wir ein restaurant fürs abendessen und sichern den restlichen proviant für den nächsten tag. zurück in der herberge beobachten wir, wie immer mehr vor allem pilgerinnen ankommen. darunter auch carmen, unsere spanierin ohne englisch, die sich uns gegenüber einquartiert hat. zum zeitpunkt des abendessens suchen wir die von uns auserwählte lokalität auf, finden die aber verschlossen vor. so schauen wir nach der alternative, wo wir aber noch nicht den eingang kennen. aber den finden wir relativ schnell und uns dann ohne mit-esser im speiseraum. eine nette ältere bedienung findet uns trotz des grossen raumes rasch und relativiert unsere schwachen spanisch-kenntnisse, indem sie uns einfach einen teil der menü-auswahl in natura zeigt.

gut gestärkt gehen wir zurück in die herberge, wo inzwischen der zweite schlafraum geöffnet wurde, obwohl, in unserem nicht alle (oberen) betten belegt sind. ich denke, das spricht für den jungen hospitaliero, der nach unserer ankunft auch renate gezeigt hat, wie man ins haus-eigene WLAN kommt.berner-karton im altpapier

mit fuss und bus

sonntag, 23.09.2018
a fonsagrada – o cádavo (12 km, bis paradavella bus, höhe 902 m)

renate hat diese nacht nicht gut geschlafen. es war gestern einfach zu viel. und heute noch einmal über zwanzig kilometer ist nicht sinnvoll. nach diversen überlegungen (alternativen: hier im wochenend-haus bleiben, die nächste nacht oben im ort bleiben, den bus oder ein taxi nehmen und nur eine teilstrecke laufen) beschliessen wir auf jeden fall man auszuziehen, aber nicht wie geplant weiter zu ziehen. wir packen unsere sieben sachen und marschieren nach vorne zum zentral-gebäude in der erwartung, dass wir ins städtchen hoch gefahren werden, wo wir frühstücken können. statt dessen bekommen wir vor ort ein sehr einfaches frühstück, das uns jedoch letztlich klar macht, dass die saison hier eigentlich vorbei ist. während des frühstücks kommt auch das deutsche jung-ehepaar und rechnet ab. sie wollen mit dem bus, der zweimal täglich fährt, bis lugo kommen. abfahrt ist in 20 minuten oben in a fonsagrada. der hospitaliero nimmt uns vier in sein klappriges fahrzeug und fährt hoch. am camino will er uns aussteigen lassen, aber uns zieht es nunmehr eher auch an die bushaltestelle.

dort angekommen steht der bus schon da. sein nächster halt ist nicht unser zielort, also nehme ich meine landkarte des heutigen tages und frage ihn, ob er in einem ort vorher halten kann. kein problem, wir finden ein dorf am camino, wo er uns aussteigen lassen will – also rucksäcke und stöcke hinten rein und wir dann vorne. das ganze kostet knappe fünf euro für uns beide. nach etwa einer halben stunde hält er am vereinbarten ort an, lässt uns aussteigen und zeigt uns mit einem ‚buen camino‘ noch, wo dieser hier abgeht. 

IMG_2017
nun liegen etwa noch zwölf kilometer vor uns mit begrenztem auf und ab. bei stechendem sonnenschein bin ich froh, durch einen lichten wald gehen zu können. an der strasse entlang versuche ich möglichst gut meine der sonne ausgesetzten körperteile zu schützen. 

in der neuen, modernen herberge bekommen wir unser reserviertes zimmer mit bad und geniessen das komfortable ambiente. wir spendieren unserer gesammelten wäsche eine waschmaschine und innerhalb einer halben stunde ist alles wieder sauber und in einer folgenden ganzen auch alles wieder trocken. renate kontaktet mit der hospitaliera, die erzählt hat, dass die herberge seit tagen ausgebucht und sie recht fertig ist. im aufenthaltsraum der herberge im erdgeschoss schauen wir unsere nächsten wander-tage an. wie schon an den vortagen ist dabei etwas neu: wir teilen uns meine brille. ich muss nicht immer vorlesen, denn renate schafft es mit der brille selbstständig zu lesen. nur ich bin dann etwas gehandicapt. von unserem platz aus sehen wir die pilger, die ankommen. und nach einiger zeit bin ich froh um mein privat-zimmer/wc – es sind vor allem männliche pilger, die um einlass und herberge bitten. nach einem kurzen nickerchen trinken wir in der bar einen kaffee und nutzen das wifi für digital-postalische aktionen mit der heimat.

zum abendessen stolpern wir wieder über unser spanisches unvermögen. die (ältere) bedienung ist verständlicherweise weder des deutschen noch des englischen mächtig. zudem kommt sie in ihren menü-aufnahmen beim häkchen setzen mit einem falschen solchen ins schleudern. so bekommen wir im zweiten teil ein anderes essen als bestellt. aber wir erhalten zum wein heute noch wasser dazu und mit ausnahme der pommes ist unsere mahlzeit recht gut. renate bittet die hospitaliera für uns auf übermorgen ein zimmer in lugo zu reservieren. dies wird von ihr prompt und zuverlässig erledigt und wir bekommen die nötigen daten auf einem stück papier von ihr anschliessend überreicht. beim abgang richtung schlafraum lädt renate mich noch zu einem schnaps ein und wir entscheiden uns (etwas zu schnell) für einen grappa. wir hätten uns für einen anderen entscheiden sollen… so ziehen wir uns zurück und legen uns schlafen.
nebel liegt im tal

bar oder nicht bar?

samstag, 22 09.2018
grandas de salime – a fonsagrada (25,5 km, 860 m auf, 470 m ab, 1110 m höhe, pkw zum campingplatz)

froh, aus der sehr nachgiebigen matratze heraus zu kommen, vollziehen wir in aller ruhe die bekannte morgendliche prozedur und versuchen dann, den zimmer-schlüssel loszuwerden. unten ist jedoch alles abgeschlossen, also bringe ich den schlüssel wieder nach oben und lege ihn im zimmer ab. dann suchen wir eine frühstücksbar und gehen anschliessend im dichten nebel wieder aufwärts. wir lassen uns zeit im wissen, dass dies heute eine sehr kurze strecke sein wird. es ist ein genuss im nebel durch die natur zu wandern. oben in castro finden wir zuerst eine 20-köpfige herde junger stiere und kühe,junge kühe und stiere dösen auf der nebligen weide die im nebligen morgen dösen oder wiederkäuen. nur zwei junge stiere messen spielerisch ihre kräfte, um danach zufrieden ihre rangordnung anzunehmen. erst als dann kurz darauf eine noch grössere herde milchkühe an ihrem zaun vorbei getrieben wird, werden alle unruhig und drängeln sich am zaun.

an der herberge angekommen, müssen wir erst einmal personal suchen. und wir erfahren, dass es auf den nächsten 20 kilometern tatsächlich keine übernachtungs-möglichkeit gibt. da das ganze dorf von nebel eingehüllt ist, beschliessen wir, doch noch weiter zu gehen und die lange tour zu wagen. hohlwege und landschaft sind wieder wunderschön. der nebel löst sich auf und die sonne kommt hervor. dann aber geht es quälend lange an der strasse entlang. anschliessend tauschen wir den harten asphalt wieder mit steilen und nicht weniger sonnigen und heissen wegstücken ein. grenz-lienie aus steinen über den wegschliesslich erreichen wir den sattel, an dem sich die asturisch-galizische grenze befindet. wir freuen uns darauf, dass in ganz kurzer zeit abwärts eine bar zu erwarten ist, wo wir eine kaffee-pause einlegen können. im näher kommen stellen wir fest, dass sie geschlossen ist. enttäuscht setzen wir uns neben anderen pilgern auf die aussen stehenden stühle und vertilgen unsere packung notfall-kekse. in wenigen kilometern gibt es ja noch eine weitere bar! aber der aushang davor vermeldet, dass auch diese zu hat. erst übermorgen gibt es dort wieder etwas! die enttäuschung weicht dem ärger. ein kilometer-langer strassen-abschnitt kommt dann noch dazu. renate droht mehrfach mit trampen, aber die autos kommen immer von der falschen seite.

zwischenzeitlich sind unsere wasser-flaschen leer, ohne dass wir sie zwischendurch wieder füllen konnten. in einem kleinen ort sehen wir einen älteren mann in seiner garage sitzen, der seine bohnen verarbeitet. den fragen wir nach wasser. er greift zum bereit liegenden garten-schlauch und füllt uns sämtliche flaschen. dankbar verabschieden wir uns und befeuchten nun innerlich unsere körper.

auf dem abstieg zu unserem zielort bietet uns in der tal-sohle der camino zwei möglichkeiten für den wieder-aufstieg an: ein längerer bogen an der strasse entlang oder ein deutlich kürzerer, aber noch deutlich steilerer direkt in den ort hinein. trotz (oder wegen?) der hinter uns liegenden widrigen wege entscheiden wir uns für kurz und steil. sehr quälend zieht sich das letzte stück heute aufwärts. im wissen, nichts reserviert zu haben und in der hoffnung, wenigstens eines der doppelzimmer noch zu bekommen klopfen wir an der herberge an. aber alles ist hier belegt, auch die einzige pension am ort, so erfahren wir. ich verweise auf das im pilger-führer gefundene camping, wo es irgendwelche häuschen geben soll. der sehr freundliche hospitaliero telefoniert gleich und meldet zurück, dass wir abgeholt werden könnten, aber erst in einer halben stunde (spanischer zeit, wie er betont). er würde meine handy-nummer weitergeben für den rückruf, aber erst mal muss mein gerät wieder hoch gefahren werden. und beim eintippen der nummer streikt es dann noch. wenn’s drauf ankommen muss… – schliesslich klappt’s dann doch noch. auf unsere bitte hin, reserviert uns der freundliche hospitaliero gleich die morgige herberge. wir gehen erst einmal wasser und essbares einkaufen. zurück an der herberge steht bereits ein kleiner alter und klappriger kastenwagen da. nach ein paar sprachlichen widrigkeiten kommt – zum glück – jener freundliche hospitaliero noch hinzu und entwirrt englisch-spanisch alles hin zum guten.

sodann fahren wir im klapprigen fahrzeug deutlich länger als gedacht bergab zum camping. dort erhalten wir zuerst einmal einen likör eingeschenkt! nach registrierung und übergabe von tomaten, wurst, brot und joghurt sowie bett/wäsche werden wir vor unser wochenend-häuschen gefahren. wir haben noch ein bett bekommen, und das in netter umgebung. nach einrichten, duschen und fusspflege setzen wir uns froh zum heutigen kalten abendessen auf die schmale eingangs-veranda des häuschens. im nachbar-chalet ziehen mittlerweile sechs weitere pilgerInnen ein, darunter ein junges deutsches flitterwochen-paar, mit dem wir uns noch ein wenig in unserer muttersprache unterhalten können. dann geht nur noch eines: in die horizontale zum schlafen. stop-schild mit zusatz text