Alle Beiträge von nobeimruhestand

heute – morgen…

… werde ich zu hause ankommen!! der heutige tag ist der letzte, der mit einer übernachtung in der ‚fremde‘ endet. morgen ist ein anderer wander-tag. nach hundert pilger/geh/lauf/unterwegs-tagen und ungefähr 2500 km ist dieser weg für mich zu ende! aber er wirkt weiter!

all die erlebnisse und erfahrungen, die ich haben und machen konnte, sind eigentlich unbeschreiblich. was ich in meinen texten ge- und beschrieben habe, ist ’nur‘ ein bruchteil dessen, was in dieser zeit meine welt war.

aber dies war so nur möglich, weil ich in der gewissheit gehen konnte, dass DAHEIM menschen mit mir mitgehen. allen voran und vor allem war dies renate, die sehr nah an meinem weg war. das gab kraft, zuversicht und mut. DANKE!

und dann waren es meine kinder und verwandten, meine freunde und bekannten, die mich begleitet haben – im blog, in gedanken und in ihren kommentaren. das hat motiviert, aufgemuntert und beflügelt. DANKE!

und schliesslich waren da noch die – ich weiss nicht wie – vielen lieben menschen, die über den blog teilnahmen an meinem weg. von denen ich erst im laufe der zeit oder vielleicht auch bis jetzt gar nicht gewusst habe, dass sie mich begleiten. DANKE auch ihnen.

DANKE für die herzlichen und aufmunternden kommentare und mails, für die sms und telefonate. jeder einzelne war für mich ein faden in die heimat – alle zusammen sind sie für mich ein festes band, das mich mit zu hause verbunden hat.

dieser weg geht zu ende

ich gehe unaufhörlich der heimat zu. ich spüre es seit längerer zeit und in den letzten tagen ganz deutlich. ich sehe es an allen enden:

vom neckar über die rems und murr – morgen am kocher! esslingen, winnenden, morgen murrhardt und dann schwäbisch hall… über weite strecken bin ich den georg-fahrbach-weg (durch weinberge) gegangen. heute sah ich das erste kfz- kennzeichen KÜN – und (warum auch immer) stand dahinter ein auto mit dem E = spanien.

IMG_20150108_153301

und gleichzeitig erfahre ich, ich bin immer noch auf dem camino. heute morgen erzählte mir die vermieterin meines zimmers, dass sie heute in ‚meine gegend‘ fahre – nach lassbach.

weil es geregnet hat, habe ich mein rotes regencape übergezogen. in einem kleinen dorf sah ich einen älteren mann am offenen fenster des ersten stocks. er rief zu mir herunter: „jetzt han i grad denkt, do kommt dr weihnachtsmann.“ ich griff mir ans kinn und antwortete: „do fehlt bloß no dr bart.“ darauf meint er ganz trocken: „der ko ja no wachse.“

weil ich in oppenweiler keine übernachtung bekommen habe, bin ich mit dem bus nach sulzbach gefahren. an der haltestelle kam ich mit einem mann ins gespräch. im bus setzte er sich neben mich und erklärte mir, wo ich dort überall etwas finden könnte.

anteilnahme und hilfsbereitschaft, witz und herzlichkeit, anerkennung und hochachtung – das konnte ich bei ganz, ganz vielen menschen am laufenden weg erfahren. ich glaube, das konnte ich auch vielen menschen zukommen lassen. dafür bin ich sehr dankbar.

gross-raum stuttgart

vom neckar ging ich heute hinauf auf die höhe. von oben sah ich die unzähligen ortschaften, die dicht gedrängt in allen richtungen lagen.

zur mittagszeit stieg ich wieder hinab zum neckar-strand. der war jedoch gefüllt von strassen und industrie-gebieten. und am himmel flogen am laufenden band die flugzeuge richtung flughafen. es war viel los – auch in esslingen wimmelte es nur so von autos und menschen. das bedeutete für mich, möglichst schnell (mit dem bus) hinaus aus der stadt auf die höhe zu kommen.

und bald wurde es ruhiger und ländlicher. schliesslich kam ich am tagesende im beschaulicheren remstal an. ich hatte den gross-städtischen trubel gut hinter mich gebracht.

IMG_20150107_120734

wieder allein

zwei wochen konnte ich mit renate laufen. einen tag davon war auch susanne dabei. einen weiteren tag haben und eli und micha gesellschaft geleistet. zu zweit, zu dritt und dann zu viert.

heute ging meine begleitung wieder zurück. zuerst musste ich mich von renate verabschieden, die zurück ins hohenlohische fuhr. eli und micha begleiteten mich noch ein stück. eli verabschiedete sich auf der höhe recht bald von mir. mit micha ging ich noch im ehrwürdigen bebenhausen vorbei und dann hinauf nach einsiedel. dort sagte auch er ‚ade‘.

ich ging alleine weiter. allein gehen, allein den weg finden, allein essen und übernachten. aber es sind nur noch wenige tage, bis ich die heimat erreiche.

rottenburg hat ’s in sich

die eine ging, die andern kommen. unsere lauf-partner geben sich die klinke in die hand. renate und ich nähern uns von flussaufwärts der dom-stadt, micha und eli kommen von flussabwärts. unser treffpunkt ist der bahnhof.

von dort geht es in den rottenburger dom. er beinhaltet nicht nur eine wunderbare gemälde-sequenz, sondern auch eine interessante krippe, die damals und heute auf sagenhafte weise miteinander verbindet. und dazwischen treffen wir bekannte und unbekannte menschen zu kleinen gesprächen.

zu viert ziehen wir dann los über wurmlingen zur gleichnamigen kapelle. dort geniessen wir das sonnige wetter und die weite sicht ins land und zur schwäbischen alb.

in tübingen angekommen wollen wir uns einen stempel für unseren pilger-pass holen, aber es ist geschlossen. aber wenige augenblicke später kommt die dekanin persönlich ums eck, erkennt im nu die situation und schliesst das büro auf. der stempel samt kissen ist gleich gefunden und so können wir mit einem abdruck der stiftskirche tübingen in unser heutiges privat-quartier gehen.

IMG_20150105_123403

hochwasser

gestern haben wir uns entschieden den ‚echten‘ pilgerweg am neckar entlang zu gehen. wir tun dies zu dritt. susanne begleitet uns an diesem tag auf unserem weg den neckar hinunter. mit dem zug erreichen wir horb und sehen mit gemischten gefühlen wie dieser fluss über nacht über seine ufer getreten ist. grosse teile der talaue sind überschwemmt.

auf dem neckar-wanderweg kommen wir bei zeitweiligem sonnenschein gut voran. um uns herum sprudelt und fließt es, was das bachbett (nicht) hält.

unser zielort, von dem aus susanne zurückfahren kann, ist schon in sichtweite. aber eine barriere mit der erklärung ‚gesperrt wg. hochwasser‘ hält uns auf. der weitere weg ist unter wasser. auch ein großräumiges umlaufen am waldrand entlang ist aussichtslos.

wir beschliessen über einen waldweg es eine etage hoher zu versuchen. nach einiger zeit endet dieser weg im wald. die digitale karte zeigt einen weg eine weitere etage höher an. so klettern wir einen 45°-hang höher. wir finden einen guten weg, der jedoch nach einiger zeit ebenso endet. diesmal an einem grossen zaun mit der aufschrift ‚lebensgefahr‘.

leicht gefrustet  beschliessen wir zurück zu gehen zum letzten ort mit bahnhof. unten an der strasse angekommen ergänzen wir den rückmarsch um die option trampen. nach kurzer zeit hält ein freundlicher herr in unserem alter mit hund im kofferraum. er fährt uns bis zum gewünschten bahnhof, wo susanne in buchstäblich letzter sekunde in den vor uns stehenden zug einsteigen kann.

anschliessend werden wir vor unsere nächste unterkunft gefahren. dieser hilfsbereite autofahrer hat auch von hier aus ein grosses dankeschön verdient!

IMG_20150104_142058

vom badischen ins schwäbische

wetter-mässig war dieser tag nicht besonders anders als der vortag. er begann trocken mit einem kleinen hauch von sonnenschein. über mittag setzte immer stärker werdender regen ein.

kulinarisch verschoben sich die events nach hinten. im ort, den wir um die mittagszeit erreichten, waren alle kneipen geschlossen – wir mussten die notfall-müsli-riegel auspacken. dafür fanden wir zur nachmittags-kaffee-zeit in einem kleinen dorf eine kleine kneipe, in der wir herzhaft und schmackhaft vespern konnten.

vom vortag war das badische noch nicht ganz verklungen – nun war das schwäbische nicht mehr zu überhören. eine weitere ‚grenze‘ hatten wir überschritten.

und noch etwas war anders als am vortag: gestern gingen wir an der  kinzig entlang richtung quelle. heute erreichten wir den neckar und zogen zum ende des tages mit seinem wasser nach ihlingen in die jakobuskirche.

 

eisglatt in den regen

so können sich wege an einem wintertag entlang der kinzig verändern. als wir losgingen, war es eiskalt. wir konnten im wald laufen, daher waren wir froh, dass der schlamm relativ fest war.

in schenkenzell trafen wir auf etwas regen und kräftig feucht-nassen asphalt. und bei den herrschenden boden-temperaturen war das nicht wässrig, sondern glatt – es war mehr ein vorantasten als laufen. unsere geduld reichte von kurz vor dem ortsschild bis kurz vor den bahnhof. dort entschieden wir erst bei erwärmtem boden die lauferei fortzusetzen und begaben uns in ein café. die entdeckung eines schenk-hauses in schenkenzell liess uns unseren aufenthalt etwas verlängern.

dann setzten wir uns in den zug nach alpirsbach um die letzten glatten asphalt-strecken hinter uns zu bringen. im zunehmenden regen machten wir uns auf den weg hinauf nach lossburg. auf waldwegen gingen wir an der immer jünger werdenden kinzig entlang. statt eis unter den schuhen begleitete uns nun regen auf den mützen. tapfer stapften wir durch den wald (frei nach der wander-weisheit ‚im wald regnet es weniger, wenn auch länger.‘). im ort angekommen verkrochen wir uns in ein gasthaus zum trocknen und aufwärmen.

und von dort wurden wir von susanne abgeholt und in unsere nächste privat-herberge chauffiert, wo uns eine heisse dusche und eine ebensolche mahlzeit begrüsste.

 

 

neujahrstag

zum 9-uhr-frühstück, das sehr üppig ausfiel, gab es sonnenschein. das war sehr positiv bei unserer vormittags-etappe.

‚oben rüber‘ (konkret landwassereck) konnten wir keine übernachtung finden und die nächste möglichkeit war nicht in optimaler entfernung. was tun – das war hier die frage.

ein bus beantwortete sie auf seine weise. als wir an seiner haltestelle  vorbei kamen und seine route ‚oben rüber‘ zu uns durchdrang, entschied ich, dass der nur mit uns fahren konnte. so kamen wir sicher und schnell ‚übern berg‘ und konnten noch mit einem jakobs-jünger über den weg vorwärts und rückwärts fachsimpeln.

die endstation des busses war leider etwas abseits vom weg. daher brauchten wir noch für ein paar kilometer die deutsche bahn um wieder auf den weg zu gelangen. die sonne hat uns das wohl etwas übel genommen, denn sie nutzte unsere ÖPNV-fahrt um hinter die wolken zu kriechen. die letzten kilometer nach schiltach legten wir wieder zu fuss zurück, wobei der himmel sich dadurch nicht heller zeigte.

im ergebnis kamen wir gut ‚übern berg‘ und ich machte eine tages-etappe ‚gut‘ – was auch meiner rückweg-stimmung  entsprach. in den letzten tagen war für mich dieser weg immer mehr zum nach-hause-weg geworden. zumal sich auch das wetter – nicht nur am heutigen tag – immer mehr richtung winter entwickelt hatte.

IMG_20141231_140513

einen guten rutsch!

wir hoffen, dass keiner unserer blog-besucher gerutscht ist oder noch auf dem derzeitigen winterlichen boden ausrutscht. wir wünschen allen menschen, die wir kennen und mögen, und denen, die diesen blog besuchen, ein gutes, fröhliches, entspanntes und erfolgreiches neues jahr 2015! wir sehen uns bzw. hören von uns.

grüss gott süddeutschland

mein erster tag in deutschland! begleitet von renate verbrachte ich schon die nacht zuvor in einem bett deutschlands. beim frühstück merkte ich dann sehr deutlich, dass dies sich vom französischen unterschied. zuerst war ich über fordert von der büfett-vielfalt. statt zwei sorten marmelade und einem joghurt gab es eine vielzahl von brot-belägen, säften und joghurt-sorten und noch’n ei. brötchen (weckle) statt baguette und müsli statt croissant.

unterwegs dann in einem steh-café war nichts mit café au lait – milchkaffee, cappuccino usw. war angesagt. der wetterbericht in der zeitung, die auslag, war textlich total eingängig.

die wegweiser für wanderer, radfahrer und autos waren waren wohlbekannt. strassen und autobahnen waren voll und laut. gut, dass renate mich auf diesem abschnitt begleitete – vom eher fremden bis hin zum bekannten war sie der rote faden des weges. zwischen französisch-elsässisch und badisch-deutsch war sie auch für mich ein sprachliches kontinuum.

und der schnee war gleich weiss und der himmel gleich grau. auch die züge waren gleich bequem. und die menschen waren hüben wie drüben gleich freundlich.

dafür reservierte ich die nächste übernachtung in meinem vaterland ganz locker in meiner muttersprache. und ich bekam seit langer zeit eine echte schwarzwälder kirschtorte.

auch das abendessen hat sich geändert. was in frankreich in mehreren gängen und kleineren mengen auf den tisch kam, das gab es jetzt eher auf einem großen teller in ebensolcher menge. statt café solo mussten wir nun espresso bestellen. der wein schmeckte immer etwas anders, aber guten wein konnten wir jenseits und diesseits des rheins trinken.

 

deutsch-französische hilfsbereitschaft

heute war ein tag der überraschungen. der wecker klingelte etwas früher als nötig, damit ich von der nahe gelegenen boulangerie ein ofenfrisches baguette für unser frühstück holen konnte.

als ich dann beim bezahlen des zimmers einen rabatt bekam, freute ich mich sehr darüber. und renate freute sich sehr darüber, dass der hotelier uns anbot, uns ein stück mit dem auto mitzunehmen (was wir gerne annahmen). vorausgegangen war ein gespräch über das heutige wetter. kurz nach acht uhr hatte es minus zehn grad. wir hatten für die tour aufwärm-stationen eingeplant in den ortschaften, die am wege lagen (z. b. bäckereien, banken u. a.). die erste konnten wir also mittels mitfahr-gelegenheit erreichen.

mit dem wind im rücken kamen wir auch bei diesen temperaturen gut voran. aber als unser weg die kurve kratzte, kam der wind von der seite. es fing kräftig an zu schneien und die flocken tanzten nicht mehr, sondern wurden vom wind fast horizontal über das feld geblasen. die häuser von fessenheim kamen nur langsam näher.

kaum hatten wir sie erreicht, hörten wir laut und deutlich das wort ‚kaffee‘ aus einem heraus rufen. eine freundliche französische frau stand auf ihrer elsässischen terrasse und bot uns ein wärmendes getränk an. auch hier nahmen wir ihr angebot dankbar an. und dann sassen wir mit ihr in ihrer küche, tranken einen tee und probierten von den weihnachtsgutsle, die sie uns in einer blechdose hingestellt hatte (wie zu hause!).

in unserem gespräch stellten wir fest, dass zwölf uhr für eine fessenheimer übernachtung zu früh war. aber wo dann? und wie weiter kommen? so stand irgendwann ‚breisach‘ im raum, zumal dort auch ein bahnhof ist. immer schön am rhein entlang, aber wie lange? oder doch in fessenheim bleiben und übernachten?

da erhielten wir unser nächstes angebot. so fuhr uns der herr des hauses in seinem auto über die grenze, den kanal und den rhein selbst bis auf die andere seite. dadurch haben wir viele asphalt-ecken gespart, die wir sonst hätten auslaufen müssen.

nun gingen wir die rechte rhein-seite entlang richtung breisach. bis zu einem wegweiser ‚breisach 7,5 km‘ und ‚oberrimsingen 3,2 km‘. war das nicht das geplante morgige ziel? auch die kilometer-angabe war sehr attraktiv. kurz entschlossen gingen wir nach rechts statt nach links.

in oberrimsingen  bekamen wir auch gleich ein nettes zimmer. der wunsch nach einem kaffee wurde auch postwendend erfüllt. der wirt öffnete uns die hintertür seiner – eigentlich geschlossenen –  gaststube zur gewünschten zeit und servierte uns kaffee und tee – ein wunderbarer dienst.

am ende dieses tages wunderten wir uns über die vielen überraschungen  und blickten sehr dankbar auf die schönen und herzlichen begegnungen des heutigen weges in frankreich und deutschland zurück. all den menschen, die unseren weg in der kälte mit ihrer achtsamkeit und hilfsbereitschaft wärmer und leichter gemacht haben, sei an dieser stelle ein ganz grosses DANKESCHÖN gesagt!

der winter verfestigt sich

welche wonne an diesem morgen: es regnet nicht mehr! mit wieder trockener ausrüstung und durch ein gutes frühstück gestärkt gehen wir in den winterlichen tag hinein. es ist kälter geworden und es wirbeln ganz kleine und feine schneeflocken durch die luft.

die thur wird uns heute auf unserem ganzen weg begleiten. mit jeder stunde wurde es kälter. und wenn die ufer-bepflanzung fehlte, blies uns ein kräftiger und frostiger wind ins gesicht. daher suchten wir in jedem ort, zu dem wir kamen, einen warmen raum.

beim ersten hat uns eine spaziergängerin auf dem kürzesten weg in ein café geführt – immer darauf bedacht, dass wir ihr auch nachkommen können. und auf diesem weg hat sie uns dann auch noch eine storchen-kolonie gezeigt. störche hier mitten im winter! denen hat der kalte wind anscheinend weniger ausgemacht als uns.

denn auch im nächsten ort haben wir einen kleinen kebab-imbiss genutzt um uns wieder auf normal-temperatur zu bringen.

wir waren schliesslich sehr froh, als wir am ende unseres letzten wegdrittels ein warmes zimmer erhielten. als zugabe konnten wir in der küchenzeile uns sogar noch heissen kaffee bzw. tee machen. elsässer flammkuchen und wein liessen diesen  winterlichen tag dann doch noch angenehm abschliessen.

 

 

 

 

winterliche überraschungen

es ein ganz besonderer blick aus dem  morgendlichen fenster. alles weiss! und auf den zweiten blick kam noch mehr weiss vom himmel herab. so stapften wir los in eine winterliche landschaft.

in bretten lief uns ein hund hinterher. er war nicht abzuschütteln trotz täuschen und tricksen. erst als ich ihm den stock deutlich zeigte, merkte er, dass er bei uns nicht erwünscht war.

im schneegestöber machte das GPS – wie früher im regen – probleme. es wollte einfach nicht genau anzeigen wo wir und der weg waren. der versuch nach karte zu laufen, endete damit, dass wir auf einer gut befahrenen winterlichen strasse die richtige abzweigung nicht fanden. in der zwischenzeit fielen auch keine schneeflocken vom himmel, sondern regentropfen. unter einem sattelzug-aufleger, der auf einem wander-parkplatz stand, konnten wir uns die gewissheit holen, dass wir ordentlich in die falsche richtung gelaufen waren. da ein zurück uns nicht sinnvoll erschien, drehten wir unsere angefangene kurve nach der richtigen richtung weiter.

die regentropfen vermehrten sich so langsam und wurden grösser. schliesslich waren wir total nass und die kraft, gegen kälte und wind anzulaufen, liess merklich nach. eine autofahrerin hat dann wohl unsere handbewegungen als hoch gehaltenen daumen interpretiert und unsere unangenehme lage erkannt. sie hielt an und meinte, im kofferraum sei platz für zwei rucksäcke. wir durften im vorderen teil des autos platz nehmen.

sie war gerade auf dem weg in eine bäckerei, in der es auch kaffee gibt. der verkaufsraum war etwas klein, so dass wir mit unseren tassen und croissants immer wieder die position wechseln mussten. aber wir konnten uns innerlich und äusserlich aufwärmen und verliessen nach einer doppelten kaffee- und gebäckration  etwas trockner den laden. in der bank um die ecke konnten wir nicht nur unseren  geldbeutel wieder füllen, sondern auch unsere blasen leeren – und das an einem samstag.

mit etwas mehr mut und zuversicht machten wir uns auf den weiteren weg. dort war uns das glück hold: es hörte auf mit regnen. in thann angekommen, gingen wir an zwei tellern einer guten kartoffelsuppe vorbei, die wir leer zurück liessen. zu guter letzt hat uns ein hotelier ein kleines zimmer mit guter heizung für eine nacht überlassen.

IMG_20141227_165614

 

 

weiter auf dem weg

unsere mädels wollen wieder heimwärts. renate und ich dürfen bis hinter belfort mitfahren. so ersparen wir uns die etwas ätzend und nicht gerade vergnügungs-steuer-pflichtige strecke in die stadt und wieder hinaus.

hinsichtlich rucksack-laufens ist es für renate ein einstieg und für mich ein wieder-einstieg der etwas leichteren art, wenn wir nicht eine ganze tages-etappe haben.

in den kleinsten orten sind die außergewöhnlichsten weihnachts-krippen im zentrum zu entdecken. es ist faszinierend, welche kreativität die menschen haben, um ihre gemeinde weihnachtlich zu gestalten. von sehr aufwendigen und auch kitschigen krippen-darstellung über schlichte und schön gestaltete ställe bis hin zu richtigen weihnachts-dörfern ist in den ortschaften auf dem weg alles zu finden.

so kommen wir quer über land schliesslich in einem kleinen  benediktinerinnen-kloster an, wo wir freundlich aufgenommen werden. und hier sprechen einige schwestern deutsch, so dass dies schon ein wenig nach heimat schmeckt.

weihnachtliche wanderruhe

wir vier haben heute unsere schöne herberge genossen. ausschlafen, gemütliches langes frühstück, erzählen, spaziergang (der eine klitzekleine wanderung wurde – die beiden töchter haben dafür ihre wanderschuhe angezogen), schönes und schmackhaftes weihnachts-reste-essen, erstes sortieren fürs packen.

frohe weihnachten

wir wünschen allen unseren blog-leserinnen, meinen weg-begleitern, sponsoren und spenderinnen des projekts ‚ashadeep‘ FROHE WEIHNACHTEN!

freut euch mit uns über das licht in der welt.

nobe und renate, hannah und lisa

heute durfte ich wieder einmal eine etappe mit renate gehen. in dieser zeit haben unsere töchter – einer alten tradition folgend – eingekauft und gekocht. und wieder einmal gab es am heiligen abend ein fantastisches essen. – und wir hatten einen wunderschönen weihnachtsbaum.

nobe22_12_2014_ziel1

laufen mit lisa und hannah

wir lassen es gemütlich angehen – es ist wie weihnachtsferien: ausschlafen, gemütlich frühstücken, nebenher überlegen, wie wir den tag gestalten wollen…

heute setze ich meinen weg mit meinen töchtern und ohne grossen rucksack fort. weil unsere ferienwohnung etwas abseits vom camino liegt, ist es aus logistischen gründen notwendig, diesen abstand mit dem auto zu überbrücken. renate übernimmt diese aufgabe (auch das abholen vom zielort) und geniesst dazwischen französische ruhe.

es ist neblig heute. der weg hinaus aus dem ort beginnt wie immer – der blick in die karte und die suche nach der muschel auf dem kleinen zeichen. der weg führt uns in den wald, anfangs ist auch die beschilderung hilfreich für uns. die beiden damen ziehen kräftig los und legen eine ordentliche geschwindigkeit vor. unsere gespräche sind etwas abgehackt, weil wir zwischendurch danach schauen müssen, wo es lang geht. und es mehren sich die stellen, wo ein blick in die karte nicht weiter hilft. dank erfahrung und GPS finden wir den rechten weg recht zügig. irgendwo im wald müssen wir eine kleine abzweigung übersehen haben. wir wandern auf einem weg, den es ausschliesslich real gibt. die karte kennt ihn nicht, auch nicht die digitale – dafür wissen wir jetzt, dass der camino im wald 100 m rechts von uns liegt. wir entscheiden uns für den direkten weg zum jakobsweg – den hang hoch durch den wald. nach kurzer zeit sehen wir wieder muschel-zeichen. und so setzen wir unseren weg fort und freuen uns, dass zwischendurch die sonne etwas scheint. und wir freuen uns, dass wir dem schlamm entronnen sind und auf asphalt gehen können. bis wir schliesslich in einem ort ankommen, der drei kilometer vom camino entfernt liegt. das glück ist uns hold, es gibt einen pfad, der uns auf kurzem weg zurück zum camino führt. nun heisst es, – etwas früher als geplant – den fahrdienst über unser ankommen einen ort hinter dem vorgesehenen zielort zu informieren. (doch unsere sms will hier noch nicht fort, weil es kein handy-netz gibt.) wir nutzen die pause zum vespern und decken den tisch auf einer etwas breiteren steinmauer an der ortsmitte. es ist die kälte, die das vesper ungemütlicher und daher kürzer ausfallen lässt und uns weitertreibt. bei unserer ankunft versorgen wir uns mit ein paar croissants und wenige augenblicke später taucht renate auf und führt uns zum auto. ich beschliesse eine camino-etappe, bei der ich von meinen beiden mädels wieder mal ein update bekommen habe. ich weiss nun was sie gerade machen und wie es ihnen dabei geht, wie es für sie gerade an ihrem lebens-ort ist und was sie vorhaben. und die zwei haben die erfahrung einer weg-etappe mit ihrem vater machen können.

vor-weihnachts-freude

heute ist ein ganz besonderer tag. heute abend habe ich keine herberge gebucht. heute abend werde ich jedoch sicher ein bett haben. und ich werde heute abend nicht allein in der herberge sein. ich weiss, dass in derselben herberge drei frauen die nacht verbringen. und das interessante ist, die drei wollen sich vorher mit mir treffen. in fondremand soll ich warten – oder sie auf mich. aus deutschland reisen sie mit dem auto an. früh genug höre ich von ihnen, dass sie gerade über die grenze gefahren sind.

bei mir läuft es recht gut und ich befinde mich auf dem anmarsch auf fondremand. die drei passieren belfort, zeitlich passt es mit dem treffpunkt. ich komme an und setze mich vor der kirche in die sonne. aber es dauert. die sonne geht unter, es wird kalt. ich muss mich bewegen und mach mich auf um ihnen entgegen zu laufen. eigentlich müssten sie längst da sein. um nicht wieder ins frieren zu kommen, laufe ich mal in die richtung, aus der sie anfahren müssen. bis zur ersten grossen kreuzung – da gibt es den zwangshalt wegen möglichem aneinander vorbei gehen bzw. fahren.

nach kurzem warten auf der verkehrsinsel kommt das passende fahrzeug auf die kreuzung zu: KÜN! es hält an und drei frauen steigen aus: meine geliebte ehefrau renate und meine beiden lieblingstöchter hannah und lisa! auf allen seiten ist die freude riesengross! dann werde ich samt rucksack in das auto verfrachtet und wir fahren weiter zur herberge – einer kleinen, aber feinen ferienwohnung, wo wir gemeinsam die weihnachtstage verbringen wollen.

jäger-latein

heute ist sonntag, sonntag ist jagdtag. und wenige tage vor weihnachten muss noch für einen festtagsbraten gesorgt werden. immer wieder hörte ich aus der ferne schüsse und hundegebell bzw. -gejaule. ich hatte meine rote windjacke an, und ich dachte, die verstehen ihr handwerk… zwei hunde kreuzten meinen weg. und immer wieder bellen, jaulen, quiecken, schiessen.

dann kam ich aus dem wald auf eine strasse. vorne an der kurve standen autos und liefen menschen (teilweise in orangenen jacken) umher. vor mir entdeckte ich dann einen hund zwischen waldrand und strasse, der wohl irgendein problem hatte. eine jägerin löste sich aus der gruppe, ging auf den hund zu, nahm ihn auf den arm und trug ihn zu den anderen.

als ich an ihnen vorbei ging, fragte mich einer der jäger etwas. ich verstand ihn nicht und reagierte mit meinem standardsatz: „je suis allemand.“ – „ich bin deutscher.“ er sagte etwas (für mich unverständliches), worauf die umstehenden lachten. ein anderer jäger antwortete (wieder für mich unverständlich) etwas – sein „keuler“ verstand ich jedoch. ich hob beide hände hoch und meinte: „pas de keiler!“ – „kein keiler!“ nun hatte ich die lacher auf meiner seite.

 

 

 

gotik minimalistisch

auch heute führte mich mein weg an einem kloster vorbei: abbaye d’acey. ein freundlicher zisterzienser erfüllte mir den wunsch nach einem stempel. auf seine frage erzählte ich ihm ‚meine kurz-geschichte‘ vom weg von conpostelle – wie die franzosen von santiago sprechen – nach hause. kommentarlos ging er in den nebenan liegenden shop und kam mit einer postkarte mit einer  luftbildaufnahme des klosters zurück, die er mir in die hand drückte. und zwei bonbons de noël bekam ich noch dazu.

nun wollte ich aber noch einen blick in die kirche werfen. als ich den kirchenraum betrat, war ich mir nicht sicher wo ich war. das gemäuer war kirche – gotisch. aber es machte den eindruck einer baustelle auf mich. ein paar grosse topfpflanzen und stellagen mit grundriss-zeichnungen des klosters passten nicht zur baustelle. dort wo eigentlich kirche sein sollte, war eine graue fassade, die das gesamte kirchenschiff einnahm. und dann entdeckte ich im rechten seitenschiff ein kleines portal.

ich ging hindurch – jetzt war kirche! schlank, hoch, gotisch – wenn auch etwas verkürzt. war dieser gotische kirchenraum überhaupt ausgestattet? die braunen kirchenbänke fielen mir zuerst auf. die anderen einrichtungen musste ich beinahe suchen: altar, ambo, zwei kerzen, kruzifix, eine madonna, die sich erst auf den zweiten blick zeigte. sonst nichts. in einem seitenschiff noch das ‚ewige licht‘ an einem altar, im andern zwei stühle.

eine derart minimalistische kirche hatte ich erst einmal gesehen – in abbaye de citeaux. das war ein moderner bau, das wenige passte dazu. hier in dieser gotischen kirche war es sehr ungewöhnlich. zumal auch die kirchenfenster kein buntes glas hatten. schwarz-weisse geometrische formen prägten die fenster. eine solche gotische kirche hatte ich noch nie gesehen.

IMG_20141220_111531

ich sah, ich ging durch den raum, ich betrachtete in aus allen möglichen perspektiven, ich machte ein paar fotos, ich setzte mich in eine bank – ich versuchte den raum mir eigen zu machen. je mehr ich diesen kirchenraum ‚entdeckte‘, desto mehr freundete ich mich mit ihm an. alles wichtige war da, mehr braucht es nicht. mehr lenkt nur vom eigentlichen ab.

eine wunderschöne kirche, dieser halbe zisterzienser-kirchenraum, dachte ich beim hinausgehen.

wie gut es mir (uns) geht

als ich gestern in dole auf dem weg zur auberge de jeunesse st.-jean XXlll war, kam ich an einem verkehrsunfall vorbei. die polizei war schon da und regulierte den verkehr, ein paar leute telefonieren. dann sah ich ein auto auf dem dach liegen, halb in einer einfahrt, halb auf dem trottoir.

wie oft bin ich an strassen gelaufen – musste einfach oder wollte es so. manche von ihnen waren sehr  verkehrsreich. so auch heute auf meinem weg von dole (innenstadt) bis hinaus hinter die autobahn. nie hatte ich eine wirklich gefährliche situation zu überstehen. okay – es gibt autofahrer, denen fällt es sehr schwer, ausreichend abstand zu einem fussgänger am straßenrand einzuhalten, wenn sie vorbei fahren. aber die grosse mehrheit macht das vorbildlich. auch die (langen) laster sind sehr unangenehm. aber – wie gesagt – nie gab es eine echt gefährliche situation.

auch wenn es im regen steil bergab oder bergauf ging, oder durch den wald über stock und stein, ich bin zwar gerutscht und gestolpert und auch genau zweimal auf dem hosenboden gelandet – aber ich habe (ausser ein paar blasen) kein gravierendes malheur gehabt. mir hat schon das knie gezwickt oder der rücken gedrückt, das war dann aber kurz darauf wieder weg.

es ist wirklich ein  schutz-engel bei mir! ich freu mich, und ich bin sehr, sehr dankbar, wie gut es mir geht!

und im zentrum st.-jean XXlll wohne und esse ich für eine nacht zusammen mit menschen aus fernen ländern (z.b. pakistan), die weniger französisch können als ich und die in dieser tristen umgebung – noch viel ferner von ihrer heimat – auf längere zeit sein müssen.

die  mitarbeiterinnen in diesem zentrum st.-jean XXlll versuchen etwas mehr farbe in ihr leben zu bringen. – und mir fällt auf: wie gut es uns doch geht!

urlaubsgewässer

gestern saint-jean-de-losne, heute dole! das sind für mich orte, die erinnerungen wecken. schöne urlaubs-erinnerungen auf einem hausboot.

vor ungefähr zwei jahrzehnten hat mein vater zwei solcher boote gemietet und mit allen seinen kindern und kindeskindern eine woche auf französischen gewässern urlaub gemacht. das war ein erlebnis, das uns allen als etwas ganz besonderes in erinnerungen geblieben ist.

und vor einigen jahren hat mein schwager diese idee wieder aufgegriffen! er und meine schwester, renate und ich sind wieder mit einem boot hier in dieser gegend unterwegs gewesen.

IMG_20141218_105811

unsere letzte boots-erfahrung war dann eine sehr nasse. freunden lange zeit vorgeschwärmt wie schön das ist – und dann nur regentage gehabt! die gute stimmung fiel allerdings nicht ins wasser. genauso wie in der woche drauf, in der renate und ich dann die crew wechselten und zwei schwestern samt männern ins boot holten. (organisiert hat das alles bestens besagter schwager! – s.o.)

und gestern dachte ich: lieber 1 woche bei regen und wind auf einem boot als 1 tag bei regen und wind am kanal laufen. gestern bin ich den canal de bourgogne entlang nach saint-jean-de-losne gegangen – bei heftigem regen und ebensolchem gegenwind. von kanal habe ich nicht viel gesehen, das rechte auge hat die kapuze des regencapes verdeckt, das linke hat sich auf die grossen pfützen des weges konzentriert. vom boden 60 cm aufwärts war ich total durchnässt und die stimmung entsprach der farbe des himmels. ich war froh, den kanal hinter mir zu haben und ein warmes zimmer um mich herum. wenn meine erinnerung mich nicht im stich lässt, haben wir wegen heftigem andauerndem regen in kombination mit überschwemmungen schon einmal saint-jean-de-losne nicht erreicht – mit dem boot.

heute nun bin ich erst einmal ein bisschen die saône entlang gelaufen und dann am  canal du rhône au rhin entlang. ganz am ende habe ich dann auch noch ein wenig wasser des doubs gesehen. heute habe ich mehr gesehen und mehr geniessen können – heute hat es deutlich weniger geregnet und gewindet. und meine stimmung war heller als der heutige himmel.

zwei urlaubs-flüsse und zwei -kanäle habe ich nun in zwei tagen von land aus auf den treidelpfaden erfahren können.

noch etwas: heute habe ich die 2000 km überschritten. die heimat rückt deutlich näher!

ACHTUNG: lehrer/innen der brüder-grimm-schule

BITTE lasst euere Schüler/innen diese Seite noch sehen!! (weiter sagen)

Liebe Schüler/innen der Brüder-Grimm-Schule in Künzelsau!

Es ist wieder so weit – Weihnachten steht vor der Tür! Ihr habt es bald geschafft, die Adventszeit mit ihren Adventsmontagen sind  vorbei. Vor allem: im Jahr 2014 habt ihr keine Schule mehr! Ich gehe mal davon aus, dass ihr an allen Schultagen des Jahres 2014 euer Bestes gegeben habt. Und der Eine oder die Andere hat vielleicht auch am Wochenende oder in den Ferien für die Schule gearbeitet. Ihr alle habt nun Weihnachts-Ferien verdient.

Ich wünsche euch (und euren Lehrer/innen) erholsame Ferien, ein wunderschönes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2015! (Vorsicht beim ‚Ballern‘ an Sylvester!)

Ich werde Weihnachten irgendwo in Frankreich feiern – zusammen mit meiner Frau und meinen Töchtern. Dort heißt es Fête de Noël. In vielen Familien kommt Père Noël (bei uns der Weihnachtsmann) und bringt die Geschenke.

Wenn wir 2015 schreiben, komme ich mal zu Besuch

euer ehemaliger Lehrer Norbert Gut

 

Falls ihr auf diesen Seiten mehr lest: Da gibt es keine Großbuchstaben. Ich mag die nicht so. Nur weil ich nicht mehr in die Schule gehe, darf ich so schreiben. (Ich kann und könnte auch ‚richtig‘ schreiben.) Ihr müsst so schreiben wie eure Lehrer/innen es euch beibringen. Ihr geht ja noch in die Schule um richtig schreiben zu lernen.

einfacher als einfach?

mein tagesziel hatte heute ein vor-ziel. kurz vor ankunft in der herberge kam ich an der abbaye-de-citeau vorbei, die eine belebte geschichte hinter sich hat: in abgrenzung zu cluny als einfache zisterzienser-abtei gegründet, etliche leitungs-wechsel wg. unterschiedlicher zielausrichtungen, benachteiligten jugendlichen von der strasse in beruf und leben geholfen, während der französischen revolution zerstört und von napoleon einkassiert, wieder errichtet, heute leben an die 30 patres hier und stellen – ihrer tradition folgend – käse und honig her, die sie neben anderem in ihrem shop verkaufen.

IMG_20141216_144951

ich schaute in ihre kirche und verstand sie sofort: das war keine prunkvolle wie diejenigen, die ich bisher gesehen hatte (sogar die kirche von taizé war schmuckvoller). kaum schmuck, klare gerade ausrichtung, sehr hell, flexible inneneinrichtung. ein schlichter, einfacher stil.

dann kam ich in der pilgerherberge grange de saule an – die scheune von saule. ein winzig kleines hinweisschild, das zum hintereingang führte. im offenen teil der scheune standen mehrere ältere wohnwagen, die als pilgerquartier dienten.

am anderen ende der scheune ein lang gestreckter raum, der wohnraum war und viele funktionen integrierte. ausgehend von der eingangstür kamen diese einrichtungen: putzen (waschbecken + schrank), 1.-hilfe + verwaltung (tisch), essen (3 tische + entsprech. stühle), zentral ein pellet-ofen, schlafen (bei mir 1 klappbett), freizeit/bildung (sideboard mit büchern + zeitschriften), küche (geschirr + kochutensilien), kühlschrank, epicerie (3 grosse schubladen), kochen + spülen. dahinter ein abgegrenzter raum mit 1 WC, 1 dusche, 1 waschbecken, gegenüber lager von weiteren liegen und decken. einfacher geht es kaum ( ausser zelt und freiluft).

IMG_20141216_225717

für das heutige datum war der zentrale ofen das prunkstück dieses multi-funktions-raumes! es ging – ich hatte ein selbst gekochtes standard-essen (dieses mal sogar mit suppe) inkl. wein und ich habe – liege neben dem ofen – gut geschlafen  gut – ich persönlich hätte den raum etwas mehr gereinigt.

 

 

pilgerinnen treffen pilger

heute habe ich zeit – ich kann erst nach sechs ihr ankommen, weil die ‚herbergs-eltern‘ da erst von ihrer arbeit nach hause kommen. also setze ich mich in beaune gemütlich in ein café. doch kaum sitze ich, steht zwei tische weiter ein mann meines alters auf und kommt herüber. er fragt woher ich komme und fängt dann in gutem deutsch ein gespräch an. er wolle nicht stören, aber er hätte die muschel am rucksack gesehen. das muss ein jakobspilger sein, und das mache ihn immer neugierig. er sei in der vergangenheit schon mehrmals jakobswege gegangen und hätte so wunderschöne erfahrungen gemacht. ich musste ihm ‚meine geschichte‘ erzählen.

während dieses netten gesprächs bekomme ich vom nachbartisch zwei kekse, die man zum kaffee bekommt, herüber gereicht mit der bemerkung: wer pilgert, braucht immer was zu essen, und sei es nur was kleines.

der weitere weg führt mich wieder durch weinberge. heute wird gearbeitet. überall werden die reben zurück geschnitten, gesammelt und in fahrbaren liegenden fässern verbrannt. der weg führt an weinkeltereien, weinkellern, weinverkaufsräumen vorbei.

IMG_20141215_114337

bis ich schliesslich abends in eine pilger-familie ‚reinrutsche‘. kaum habe ich den rucksack abgelegt, ist anne, die frau des hauses, mit mir im gespräch über unsre erfahrungen. als sie vor jahren von ihrem camino zurück kam, nahm sie pilgerinnen, die vorbei kamen, für eine nacht auf. als deutschlehrerin sprach sie gut deutsch, was mir entgegen kam. mit marco, dem hausherrn, sprach ich französisch so gut es ging. ebenso mit den beiden halbwüchsigen töchtern, die mit mir ihre deutsch-kenntnisse vertiefen sollten/wollten. es war ein zweisprachiges abendessen, bei dem jeder von uns vom anderen lernte.

und dazwischen hat mir anne die nächste üernachtung festgeklopft. das ist pilgern auf französisch!

 

 

 

burgunder-wein

bourgogne – den südlichen teil habe ich schon wieder durchschritten. vor allem gestern und heute bin ich durch viele weinberge durchgelaufen. heute waren auch sehr viele weingüter und weinkeller am weg.

ich denke, es ist nicht sinnvoll mich hier über den vin de bourgogne auszulassen. ich habe ihn genossen, wo es möglich war. die ‚viertele‘ weisswein gestern und heute haben mir sehr gut geschmeckt! und die nächsten tage hoffe ich auf weitere.

auch wenn er vor ort noch am besten schmeckt – probiert ihn selbst!

IMG_20141214_124515

taizé!

taizé ist nicht nur der ort taizé (der eine wunderschöne kirche hat!). es ist die ökumenische communauté de taizé. nächstes jahr werden es 75 jahre sein, die diese brüder-gemeinschaft besteht. am anfang des zweiten weltkriegs gründet frère roger die gemeinschaft in der „die Güte des Herzens und die Einfachheit im Mittelpunkt stehen.“ (Frère Roger) ihr gehören heute ungefähr hundert brüder aus vielen ländern und verschiedenen evangelischen und der katholischen kirche an.

nächstes jahr feiert diese communauté den 100. geburtstag ihres gründers. vor ungefähr 40 jahren war ich im rahmen meiner dekanatsarbeit in heidenheim mit einer gruppe junger erwachsener zum ersten mal in taizé. ich war begeistert, wie glaube und kirche dort gelebt wurden. zusammen mit vielen jugendlichen, die – wie wir – für ein paar tage in taizé miteinander redeten, den alltag bewältigten, sangen und beteten.

IMG_20141213_094110

so konnte mein rückweg nur über taizé führen. es war leerer jetzt im dezember, nur ganz wenige gruppen waren da. zum fünften mal aber genoss ich abendgebet und  morgengebet mit vielen jungen und jung gebliebenen menschen und den brüdern in der kirche der gemeinschaft. ich stand mit ihnen in der schlange zur essensausgabe und ich konnte mit einigen jungen deutschen beim essen und drum herum reden.

wie früher nehme ich aus taizé eine intensive erfahrung mit, wie ganz einfach und doch mit grösster achtsamkeit menschen mit sich, anderen und ihrem glauben umgehen können.

 

 

cluny

heute geht wieder ein abschnitt meines weges zu ende. frankreich begann mit st.-jean-pied-de-port und in le puy war dann die via podiensis zu ende.

heute verlasse ich in cluny den französischen  teilweg von veselay aus. die alte abtei cluny – manche sagen die kirche in der kirche – hat den chemin de st. jacques gefördert und geprägt.

für mich ist cluny ganz praktisch eine schaltstelle: bisher habe ich ordentliche herbergs-verzeichnisse und gute wanderkarten nutzen können. das geht nun nicht mehr. es gibt von nun an weniger herbergen und es stehen mir keine listen o. ä. zur verfügung. auch die karten sind an jetzt etwas ‚grober‘.

der weitere weg wird spannender.

jacques, der cellist

ich bin in einer schönen und stilvollen herberge weit draussen ‚in der pampa‘ angekommen. der so genannte zufall hat mich hier her geführt. und es wird noch ein zweiter herbergs-gast erwartet. es ist kein pilger und kein wanderer, er kommt mit dem auto hier her und er trägt einen grossen musikinstrumenten-koffer ins haus. der form nach ist es ein  streichinstrument. nach langer, langer zeit bin ich wieder zu zweit in der herberge. französische konversation! während und nach dem abendessen tauschen wir unsere derzeitigen lebensabschnitt-erfahrungen aus. und so erfahre ich, dass jacques früher auf seinem cello so alles querbeet gespielt hat und dass er am liebsten improvisiert, statt nach noten zu spielen. und nun ist er auf dem weg zu einem hospital mit einer abteilung für an  krebs erkrankte menschen. dort wird er morgen ein kleines konzert geben, wie schon vorher in anderen krankenhäusern. alles was er bei sich hat ist sein instrument und ein A-4-blatt mit 20 – 25 titeln unterschiedlichster art – auch selbst komponiertem. noten verhindern den kontakt zum publikum, vor allem bei auftritten wie diesem spielt er intuitiv. da er kein englisch kann, geht es nur in französisch. doch er bemüht sich einfach zu reden und ich verstehe ihn nicht nur gut, sondern lerne noch etwas dazu.  – und er lernt, dass johann sebastian nicht Back, sondern Bach heisst. und dass sein konzert für die zuhörer ‚umsonst‘ ist. am nächsten morgen nehmen wir voneinander abschied mit ‚bon chemin‘ und ‚bon concert‘.

meistens kommt es anders…

der mensch denkt und der camino lenkt. da dachte ich vorgestern, ich gehe morgen noch ein paar wenige kilometer weiter, dann sind es übermorgen nicht über 31 km, sondern unter 30. das hat dann gestern auch gut geklappt.

und heute bin ich etwas früher los, um ‚alle zeit der welt zu haben‘. heute morgen war auch der nebel weg und ich bin erstmal kräftig hoch gestiegen, um dann eine wunderschöne aussicht zu haben wie schon lange nicht mehr. im laufe des vormittags habe ich dann versucht mein abendliches bett zu reservieren – von der unbekannten rufnummer bis zum  anrufbeantworter (dem ich mein anliegen aufgesagt habe) war wieder alles dabei. um die mittagszeit – kurz vor dem ort vorher (nun lagen ’nur‘ noch zehn kilometer waldwege vor mir) – wollte ich sicher gehen, was nun wirklich geht. in der mairie (rathaus, ortsverwaltung) hatte ich dann eine freundliche dame am ohr, die mir alle  schlafmöglichkeiten an diesem ort zunichte machte. nichts ging! sie versuchte zu trösten, wo ich denn sei? –  ja kein problem dort! – danke!!

jetzt ist es ein uhr, der wander-tag  hätte noch was und du sitzt ihn in diesem kaff (sorry) aus. frust breitete sich in meinem inneren aus. ich suchte mir ein ruhiges und überdachtes plätzchen, denn meiner stimmung angepasst hatte es mit regnen begonnen. dort studierte ich alle meine wander- und pilgerführer und -listen. aber es gab keine reelle möglichkeit. ich war zum hier bleiben verdammt. also ging ich in die bar des ortes und fragte nach der telefonnummer der für eine herberge  verantwortlichen. drei personen suchten nun nach der nummer und einer rief sogleich an: hier braucht ein pilger ein bett! – innerhalb 15 minuten wurde ich von der guten fee in die kommunale herberge geführt. service pur!

nachdem ich mich eingerichtet hatte, schaute ich noch einmal meine nächsten tage bis cluny bzw. taizé an. ich entdeckte eine kleine herberge, die mir in zwei angenehmen tagesetappen den weg nach taizé ebnen würde. neue möglichkeiten taten sich auf. ich rief an und erreichte sofort einen freundlichen menschen, die mir ein bett und verpflegung für den nächsten abend zusagte!

was kann es schöneres geben auf pilgerwegen!