ULTREIA

heute war wieder meseta angesagt, ein anderer teil. da war es nicht ganz so flach, da war ich so richtig drin in der natur. ganz allein auf meinem weg mitten durch abgeerntete felder und umgepflügte äcker. dazwischen ein paar hecken und einzelne bäume. sonst war nur stille um mich herum – richtige stille! kein fahrzeug, kein vogel, nichts war zu hören ausser meinen eigenen schritten. stehen bleiben und stille geniessen!

und irgendwann kamen wieder pilger auf mich zu. da sehe ich plötzlich ein bündel am wegesrand liegen, das sich dann als mensch herausstellt. ich überlege mir schon gezielte fragen, da setzt sich der mensch hin. als ich schliesslich bei ihm bin, steht eine pilgerin in voller grösse vor mir. aus dem scheinbaren bündel wurde eine kölner lehrerin, mit der ich ein längeres nettes gespräch hatte.

ganz anders verlief eine weitere begegnung später bei san nicolas. ich weiss nicht warum mir von weitem schon die vier gestalten aufgefallen sind. alle schwarz gekleidet – wegen des schlechten wetters arg vermummt. im vorbeigehen löst sich aus der gruppe ein dunkelhaariger mann mit grossem bart, kommt auf mich zu und fragt: „back from santiago?“ ich bejahte, worauf er fragt: „do you know the bless of ultreia?“ ich entgegnete, dass ich in st. jean pied de port ihn kennenlernte. da drückt er mir kräftig die hand, sagt „ultreia!“ und sieht mir tief in die augen. ich kann gerade noch gracias sagen, da hat er sich schon weggedreht und geht mit seiner gruppe weiter. das geschah innerhalb nur weniger sekunden – aber ich spürte im blick und im händedruck eine wahnsinnige energie. noch wenn ich dies aufschreibe, kann ich diese energie spüren und immer noch läuft mir ein wohltuender schauer über den rücken.

 

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