sonntag, 07.10.2018
santiago – burgos (zug)
ich habe schlecht geschlafen, da in der nähe einige mit-pilger ganze wälder abgesägt haben. und gegen morgen sind dann schon recht früh die ersten pilger wieder auf den socken. die beiden mädels in unserer koje dagegen verhielten sich bei ihrem aufstehen und packen so ruhig, dass wir vom weg-gehen so gut wie nichts mitbekommen haben. als letzte verlassen wir dann auch das ‚zimmer‘.
in relativer kälte gehen wir zur bushalte und überlegen uns dort, auf welcher seite wir nun warten sollten, weil die linie auf beiden seiten angeschrieben ist. auf der von uns gewählten befindet sich eine echtzeit-anzeige, die uns mitteilt, wie lange wir wirklich noch warten müssen. jetzt, am sonntag in der frühe, ist der bus nahezu leer. dort wo wir aussteigen ist eine kleine bäckerei, in der wir gleich brot kaufen können. wir nehmen auch noch etwas käse mit, der in der auslage liegt. nur die bedienung der schneide-maschine gestaltet sich etwas schwieriger, weil diese nicht sehr standhaft ist und wir der guten frau nicht rüber bringen können, dass wir nichts geschnittenes brauchen, sondern nur ein ordentliches stück wollen. in einer bar in richtung bahnhof frühstücken wir ganz gemütlich, dabei treffen wir noch einmal die hospitaliera von gestern, die sich nun sehr freundlich und zurückhaltend gibt. aufgrund des kalten windes verziehen wir uns im bahnhof in die kneipe und verkürzen dort das warten mit frisch gepresstem orangen-saft.
in den zug kommen wir wieder nur mit kontrolle der fahrkarte bereits auf dem bahnsteig und als schliesslich der zug vorfährt, stellt sich dieser als kleiner triebwagen heraus – ich bin gespannt, ob da alle leute drin platz haben. dies ist jedoch kein problem, so dass wir bis leon mit erlaubnis des schaffners andere plätze mit mehr sicht auf die draussen vorbei ziehende landschaft einnehmen können. der zug fährt langsam, so können wir die wunderschöne gegend ganz gut geniessen.
in der übergrossen bahnhofshalle von burgos haben wir noch nie so viele leute gesehen wie nun. jetzt passt der raum besser zum fahrgast-aufkommen. wir wissen zum glück von früher her, wo wir auf den bus warten müssen. es gesellen sich auch eine junge spanierin und ein schotte zu uns, der uns eine geschichte von seinem kaputten auto und seinem bruder in limoges erzählt, worauf wir leise zweifel bekommen, ob er überhaupt ein pilger ist. kalt ist der weg von der bus-endhaltestelle zur herberge, den wir so ungefähr kennen. eine ältere spanierin bietet sich uns an, eine herberge zu finden. leider ist diese geschlossen, so dass wir weiter müssen richtung kommunale riesen-herberge. zusammen mit einer pilgerin, die sich unterwegs uns anschliesst, laufen wir erst einmal an dieser knapp vorbei. am richtigen ort dann angekommen, empfängt uns ein etwas unfreundlicher hospitaliero, der uns als erstes fragt, ob wir wirklich pilger seien. erst als wir ihm unsere vielen stempel vorlegen, ist er zufrieden (in der stadt findet gerade eine grössere veranstaltung statt, daher wohl sein zweifel). wir bekommen zettelchen mit nummern für zwei betten und das schuh-regal nummero 4 zugewiesen. mit dem aufzug geht es dann in den 4. stock, wo wir nur zu sechst unsere betten beziehen (auch der schotte ist dabei, er ist also doch ein echter pilger). es gibt hier keine decken und mit unseren sommerlichen seiden-schlafsäcken wird es in diesem grossen und zugleich unterbesetzten schlafraum vermutlich etwas kalt werden. gerade renate mit ihrer erkältung nimmt sich vor, alles anzuziehen, was ihr zur verfügung steht.
zuerst suchen wir noch etwas essbares in der stadt, sind aber von den tapas, die wir finden, nicht überzeugt. auch der zweite absacker-versuch hält sich geschmacklich in grenzen.
zurück in der herberge beziehe ich ein anderes bett etwas abseits, an dem eine steckdose in der nähe ist, um mein leeres handy aufladen zu können. renate nimmt unsere beiden pullover, um sich notdürftig zudecken zu können, auch ich ziehe mehr an als ich sonst in der nacht brauche. pünktlich um 22 uhr geht das licht automatisch aus, um 23 uhr erfolgt noch ein kontroll-durchgang, den ich jedoch nicht mehr wahrnehme. in der nacht wache ich auf, weil mir kalt ist und sehe dabei, dass das andere sonder-bett nunmehr auch belegt ist. ich ziehe mir socken an, um etwas wärmer zu haben und versuche wieder in den schlaf zu kommen. (mit klick aufs bild läuft die spanische fussgängerampel)