donnerstag, 04.10.2018
sigüeiro – outeiro de arriba (15,5 km)
in der nacht, als renate zur toilette ging, hörte ich zum ersten mal unsere zimmertür, die so laut quietscht, dass vermuteterweise auch die zimmer-nachbarn aufwachen. nach ihrer rückkehr kippt sie das fenster, macht es aber sogleich wieder zu, es fährt gerade wenige meter unterhalb von uns ein grosser laster vorbei, der einen gnadenlosen lärm macht und ihm folgt gleich noch einer. lieber schlechte luft als drohende schlaflosigkeit bis schwerhörigkeit. vermutlich sind es schallschutz-fenster, denn es ist deutlich ruhiger, so dass ich schnell wieder einschlafe. nachdem der wecker seine aufgabe beendet hat , muss ich feststellen, dass in den sanitären anlagen die automatische beleuchtung sehr kurze licht-phasen hat. so muss man laufend in bewegung sein, wenn man seine morgen-toilette sehen vollziehen möchte.
wir packen und verlassen das zimmer, legen den haus-schlüssel auf den tisch im aufenthalts-raum und gehen hinaus auf die strasse. es ist kalt. die haus-eigene bar ist noch unbeleuchtet, also auf die andere strassenseite. dort jedoch brauchen die croissants noch 15 minuten bis sie aus dem ofen kommen. in einer weiteren in 200 meter entfernung, wo wir pilgerInnen aus unserer behausung sehen, bekommen wir schliesslich unser frühstück. dann wandern wir aus sigüeiro raus, wobei wir mehrfach das navi benötigen. letztlich müssen wir noch durchs industrie-gebiet hinauf, wir hören und sehen wieder flieger, die in santiago landen und starten. auf einer kerzen-geraden strasse gelangen wir hinaus in die natur, wo die sonne aufgeht. und auch der asphalt wechselt in schotter.
unterwegs ruft uns – überraschung – unser nachbar an. er brauche lokale hilfe, allerdings, so erkläre ich ihm, können wir dies in unserer situation leider nicht bieten. unsere weg-strecke hat gerade wenig asphalt, aber ein ort mit einem vermuteten hotel mit bar taucht nicht auf. im laufe der zeit kommen uns sehr viele pilgerInnen entgegen, mit einem älteren paar aus oregon kommen wir ins gespräch. und immer wieder begegnen uns ganze gruppen von pilgerInnen. zwischendurch machen wir eine kleine pause mit müsli-riegel und keksen.
die sehnlichst erwartete bar taucht dann wirklich auf und wir geniessen einen kaffee und ein bocadillo. eine spanische pilgerin am nachbartisch versucht beim casa rural anton veiras anzurufen, das uns kurz vorher wärmstens empfohlen wurde. dies scheitert jedoch, weil niemand ans telefon geht. was wir so beobachtet haben ist relativ viel los auf diesem kleinen camino, wird es möglicherweise eng mit den schlafplätzen? renate wird etwas nervös, weil wir erst nach weiteren zwölf kilometern wieder ein bett bekommen können, wenn es beim anton nicht klappt. so brechen wir bald auf mit dem wissen, dass in knapp drei kilometern die casa kommen muss.
einige traktoren, grosse schlepper und ernte-maschinen um uns herum machen auf dem weiteren weg viel lärm. mit hilfe des navis laufe ich flotter um bald zur casa zu kommen. bei der nächsten kleinen häuser-ansammlung finden wir nichts, was wie eine casa aussieht. also nochmals genau die landkarte des navis studieren: wir stellen fest, dass der nächste ort genauso heisst, jedoch mit einem zusatz im namen. das muss es sein, also weiter. die nächsten häuser tauchen auf, die nächste abzweigung und tatsächlich in sichtweite ist nun das ziel zu sehen. im casa ist niemand da ausser zwei friedlichen hunden und einem putzeimer. wir treten durch die offene tür ein und rufen. kurz darauf taucht eine frau auf und hat ein zimmer für uns, nur noch fertig putzen müsse sie es, meint sie. wir sind heute die ersten gäste im haus.
und nach kurzem warten im garten bekommen wir dann eine wunderschöne stilvolle bleibe, in die wir einziehen können. duschen in einem wunderbaren modernen bad und wäsche waschen. dann genehmigen wir uns einen apéritif im garten. dabei planen wir den morgigen tag mit der nächsten herberge. die junge hospitaliera, die gut englisch spricht, zeigt eine mögliche und etwas nähere übernachtung in einem casa rural (natürlich) und bietet an, dieses zu reservieren. wir rechnen und überlegen und können uns nicht entscheiden aufgrund der wenigen informationen, die wir haben. also legt sich renate auf einem liegestuhl im schatten ab, während ich mit meinem fotoapparat ein wenig die gegend erkunde und schaue, wo der morgige camino weiter geht.
wieder im casa angekommen buchen wir den zug durch frankreich (dank an die übermittlerin der zu hause liegenden notwendigen bankkarten-nummer!) und entscheiden über die inhalte unseres abendessens. kurze zeit später geniessen wir diese sehr gute mahlzeit in einem sehr angenehmen ambiente. mit im speiseraum sind zwei weitere herren, die sich noch für die nacht hier einquartiert haben. nach dem essen verabschiedet sich die junge hospitaliera bis zum frühstück um halb acht und kündigt an, dass ihr vater nun weiter sich um uns kümmern wird. wir nützen diese angenehme kulinarik-umgebung aus und essen ausser der reihe als gemeinsamen nachtisch noch einen flan. zu guter letzt steigen wir die treppe hoch in unser schlafgemach, wo wir wieder am stau schöner modelle von alten autos vorbei kommen. wir können nun mit einer ruhigen nacht rechnen.