mittwoch, 08.05.2019
dauelsen – bremen (mahndorf) (29,4 km, insgesamt 869,8 km, 210 m auf, 230 m ab)
ich bin am ziel meiner tour angekommen. es waren etwas mehr kilometer, damit ich wirklich zu fuss in bremen einlaufe – das hielt lisa für wichtig. denn nach der ursprünglichen planung hätte ich (aus unkenntnis) noch in nieder-sachsen meine wanderung beendet und wäre zu früh – asphalt-sparend – in den zug gestiegen. nun bin ich noch eine nacht in lisas WG, bevor ich morgen mit dem zug richtung heimat fahre.
morgen gibt es also noch ein paar interessante begegnungen hier in dieser stelle zu berichten.
nach dem frühstück schnacken wir noch mit den wirts-leuten. ich bedanke mich für das schöne zimmer, das eigentlich eine kleine ferienwohnung ist. welches wir denn gehabt hätten, möchte der sohn wissen und auf die antwort „sieben“ meint er nur „oh, das premium-zimmer“. die zimmer-wirtin murmelt noch ein „das war gerade frei“ hinterher. sie beschreibt uns einen weg, der abseits der hauptstrasse liegt und wir sehen kurz darauf, dass komoot und genau auf diesem weg führt.
immer wieder wandern wir an bahn-strecken entlang und lisa mit ihren grossen zugreisen-erfahrungen schätzt mit grosser freude ab, ob die IC/Es und regional-bahnen in bremen pünktlich abfahren oder ankommen.
oft werden wir an der hauptstrasse (richtung bremen!) entlang geführt, das ist auf dauer nicht nur total asphaltig, sondern vor allem gnadenlos laut. uns tun die anwohnerInnen leid, besonders wenn sie noch zusätzlich an einer tankstelle wohnen (müssen). wie können uns – zumindest immer wieder – ausweich-strecken suchen, wo wir es deutlich ruhiger haben und trotzdem nicht einen sehr grossen umweg haben. daher gehen wir einmal durch ein wohn-gebiet, wo wir dann eine bäckerei finden, in der es einen kaffee gibt. das nützen wir aus! beim gehen dreht die verkäuferin, ob wir auf den jakobsweg wären. ich erkläre kurz was ich, was wir machen und sie meint darauf, sie könne das nicht. erst einmal da fehlende training und dann auch könne sie gar nicht so lange urlaub machen. das sei doch eher etwas für rentner.
an der nächsten kreuzung suchen wir nach weiteren ausweich-strecken, was eine frau hört, die gerade an der fussgänger-ampel wartet. sie beschreibt uns einen weg und, weil sie wegen grün die strassen-seite gewechselt hat, ruft sie uns noch den nötigen rest von dort aus zu. es war ein guter tipp wie wir kurz darauf auf unserer navi-karte feststellen.
dabei fällt mir auf, dass ich in der bäckerei meinen stock habe stehen lassen (diesen in eine ecke gestellt und danach ein schönes gespräch geführt). so lasse ich den rucksack bei lisa und eile zurück ihn zu holen.
wir kommen durch einen schloss-park und sind weg von jedem auto-verkehr.
in baden ist die weser recht nah und lisa schlägt vor, dort nach einem weg zu schauen. wir finden einen und auch die weser und dort einen elegant gekleideten mann an eine info-tafel. er grüsst lisa mit „bon jour, madame“. er beginnt ein gespräch damit, dass er uns mitteilt, er kenne sich gut aus hier und könne und weiter helfen. die wege an den weser-schleifen sind für uns keine option, zu gross wären die umwege, sie wir in kauf nehmen müssten. aber wir erfahren von ihm (in leicht slawischem akzent), dass er einige zeit in frankreich gelebt habe, dann nach übersee ausreisen wollte, aber wegen seiner eltern sie nicht gemacht habe. wer sei legal als ‚gast-arbeiter‘ nach deutschland gekommen und habe sehr lange hier gelebt, wo sein onkel als zwangs-arbeiter einen weser-kanal gegraben habe. wir ziehen weiter und müssen kurz darauf einen sehr steilen! berg hinauf, wenn auch nur für 50 meter.
in achim (der letzten nieder-sächsischen stadt) finden wir in der fussgänger-zone ein denkmal, wo zigarren-dreher bei ihrer arbeit von jemandem vorgelesen bekommen. wir lesen da, dass dies selbst bzw. gewerkschaftlich organisiert gewesen sei. kurz danach spricht uns an einem anderen um zigarren-dreher-denkmal ein mann an, der und den hintergrund dazu erläutert: zu zeiten des zoll-vereins (um 1800) habe bremen diesem nicht angehört. weil darin jedoch die arbeit der zigarren-herstellung billiger gewesen sei, wurden die tabak-blätter vom bremer hafen aus hierher in den ersten ort hinter der grenze zur verarbeitung geschafft. so sei achim bis zum gross-deutschen reich 1871 ein wichtiger ort der zigarren-manufakturen gewesen. darin hätten die arbeiter durchgesetzt, dass ein
des lesens kundiger ihnen bei gleichem lohn während der arbeit aus zeitungen und literatur vorgelesen habe. er weist uns noch auf eine kleine ausstellung im rathaus nebenan hin, wo wir kurz hinein schauen.
über den achimer bahnhof und unter der autobahn durch – wo die wohnhäuser direkt angrenzen! – gehen wir weiter auf bremen zu. dann erreichen wir das orts-schild, von dem ich gleich ein foto machen muss. abseits der hauptstrasse gelangen wir dann zum mahndorfer bahnhof, wo wir zum ende unseres fuss-marsches in die strassen-bahn einsteigen. drinnen vespern wir erst einmal und lassen uns dann ganz gemütlich zu lisas WG bringen.
dort gibt es nach einer dusche einen guten cappuccino, zu dem eine gute freundin zu einer fröhlichen runde dazu kommt. gegen später bekommen wir alle in der WG ein wunderbares abendessen mit einem super reis, einer tollen gemüse-sosse und einem guten westen-salat – und zum abschluss noch ein eis!
Oh lieber Norbert, jetzt habe ich doch nicht ganz so treu verfolgt, das Leben kam dazwischen.
Aber schön, dass du gut angekommen bist und wieder so viele tolle Erlebnisse hattest. Ich bewundere deine Wanderlust und bin immer wieder von deinen Abenteuern fasziniert. Ganz liebe Grüße und wir sehen uns hier im Ländle. Deine dieses Mal untreue Reni