donnerstag, 27.09.2018
san román da retorta – as seixas ( 13 km, 580m höhe)
ich wurde geweckt dadurch, dass anderer pilgerInnen in benachbarten zimmern aufgestanden und sich gerichtet haben. aber richtig wach wurden wir durch einen sehr kräftigen regenschauer, dem sich donner zugesellt hat, und damit den regen zur gewissheit gemacht hat. so stehen wir langsam auf und packen gemütlich, in der hoffnung, dass das mit dem regen weniger wird.
unten im frühstücks-raum sitzen ein paar wenige pilgerInnen, der überwiegende teil scheint bereits unterwegs zu sein. es gibt heute (angekündigtes) self-service-frühstück, schlicht und einfach, aber trotzdem vielfältig und ausreichend. während des frühstücks entwickeln sich gespräche mit den zurück geblieben pilgerInnen, die wir in deutsch führen können. ich versuche über das niederschlagsradar mögliche handlungs-optionen zu finden. wir entscheiden uns dann so um neun uhr das regencape überzuziehen und loszulaufen. der wetter-gott mein es gut mit uns, denn im loslaufen hört mit der zeit der regen nahezu auf.
wir pilgern auf schönen wegen im auf und ab und bei ab- und zunehmendem regen. es trifft uns dann wieder asphalt, und es kommt wieder die sonne durch. das macht uns frei, die eukalyptus-bäume wieder mehr wahrzunehmen. wir versuchen den stoff zu riechen, indem wir rinde und blätter brechen und reiben – und eukalyptus riechen wir wirklich. so kommen wir an eine bar und hoffen auf guten kaffee, er ist jedoch ’nur‘ aufgebrüht. leider gibt es nur eingepacktes essbares, das wir gern liegen lassen und dafür den kaffee geniessen.
angekommen in ferreira suchen wir ort und restaurant, was beides im rother-pilgerführer angekündigt ist. der ort zieht sich so in die länge, dass er als solcher fast nicht zu erfahren ist und ein restaurant finden wir auch nicht. es ist schwül und wir laufen auf asphalt, so dass wir wieder austesten, wie begehbar die strassenränder sind, um unsere gelenke zu schonen. kurz vor unserem ziel machen wir noch einmal eine kleine vesperpause.
und dann gelangen wir in eine herberge in kommunaler hand, die von einer sehr! resoluten hospitaliera organisiert wird. mit klaren und kräftigen ansagen werden die ankommenden pilgerInnen registriert und auf die betten verteilt. renate versucht mit der frau zu reden und zu erfahren, was es an möglichkeiten zum essen gibt. sie erhält eine wortreiche antwort, aber mit hoher wahrscheinlichkeit hat keine die andere verstanden. der ort ist sehr klein und es soll laut pilger-führer nur eine kleine bar geben. aber auch die gibt es nicht, wir stellen fest, es ist nur ein automat neben der herberge aufgestellt, der mit getränken und zwei fertig-gerichten ausgestattet ist. viele pilger haben damit nicht gerechnet und für das abendessen nichts dabei. die hospitaliera verteilt auf anfrage die information, dass einmal täglich ein fahrender lebensmittel-händler vorbei komme, aber der sei schon da gewesen. später heisst es dann, er komme doch noch vorbei und tatsächlich fährt bald ein tiefkühl-lieferant vor. nachdem er seinen laden aufgeklappt hat, sehen wir, dass er im letzten meter des wagens auch nicht gefrorene waren hat, z.b. nudeln, tomatensosse, konserven, aber auch tomaten, zwiebeln und knoblauch. die auswahl ist begrenzt, aber die schlange, die sich gebildet hat, zeugt von der notwendigkeit und sinnhaftigkeit des fahrzeugs. so ist für uns pilgerInnen das abendessen gerettet. wasser und bier – in der dose – hat der automat. nur – sollen wir noch etwas nudeln oder ravioli fürs frühstück aufheben? auch dieses problem wird schlagartig gelöst, denn es heisst, es käme noch ein bäcker-auto. einige pilgerInnen warten vor dem tor darauf, aber der bäcker lässt auf sich warten. dann kommt doch noch ein variant, der hinten im kofferraum noch eine anzahl von broten in unterschiedlichster grösse vorrätig hat. so ist auch das frühstück halbwegs gesichert, zumal es im automat auch einen warmen kaffee gibt.
in der etwas dürftig eingerichteten küche fangen die ersten an mit kochen. nachdem die beiden töpfe wieder frei sind, fängt renate an, ihre künste mit spaghetti in tomatensosse zu zeigen, die sie mit knoblauch, die sie in der küche findet, aufpeppt. eine junge tschechische pilgerin fragt nach, ob eventuell noch etwas übrig wäre, vielleicht auch für zwei guys, die mit ihr laufen. aufgrund der eingekauften menge ist das überhaupt kein problem. mit spanischem käse, den wir noch im rucksack haben, wird das italienische gericht verfeinert. als es fertig auf dem tisch steht, erscheinen auch die beiden jungs zum essen, sie kommt erst später dazu, aber nicht zu spät. sergej aus moskau, davis aus italien und wir zwei haben für sie noch genügend übrig gelassen. auch alte pilger-bekannte, veronique (die von der bretagne aus auf dem weg nach santiago ist) und friedrich (aus der nähe von berlin) kommen, kochen und setzen sich dann zu uns an den tisch. und so entsteht ein sehr interessantes gespräch mit sergej über die welt, unsere heimatländer und ihre politischen systeme.
kurz vor zehn uhr ist es im schlafsaal, der nun doch ordentlich gefüllt ist, sehr ruhig. nur der spanier, der unten im nachbar-bett von renate schläft, arbeitet dabei immer wieder im wald.