montag, 17.09.2018
salas – tieno (19,5 km, 720 m höhe)
ich werde wach als im stockwerk über unserem zimmer wohl die gesamte pilgerschar sich auf den weg macht. als es dann wieder leise ist, schlafe ich nochmal ein, bis um sieben uhr dann unser wecker uns weckt. wir richten uns und verlassen die herberge richtung einer bar. bei unserem eintreten fällt prompt der strom aus – ausser einem notlicht hinter der theke ist alles aus. nach kurzer zeit wird es wieder hell, aber es dauert nicht lange, da wiederholt sich das ganze. und dann noch einmal. mit jedem mal schwindet die chance auf einen kaffee immer mehr – ich habe den eindruck, dass die kaffee-maschine die ursache ist. aber es klappt dann doch noch mit strom, licht und kaffeemaschine. da die bocadillos uns nicht anmachen, nehmen wir kleine süsse küchlein. das bezahlen gestaltet sich wieder ein wenig zu einem abenteuer, da ich nur spanische zahlen bekomme und ich die währungs-kombination von euro und cent (noch) nicht drauf habe. als wir uns dann einig sind, bekomme ich zwei plastiktüten mit je einem mini-bocadillo und einer banane überreicht. nun ist für mich auch der etwas erhöhte preis für das frühstück plausibel.
im ersten teil des tages geht es nur bergauf, nicht allzu steil, aber kontinuierlich über zwei stunden. wir gehen langsam und werden daher immer wieder überholt, vor allem von jüngeren pilger-(paaren). es ist ein schöner waldweg, der erst ganz weit oben in asphalt übergeht. zwischendurch bemerke ich mit erschrecken, dass ich keine wasserflasche mehr habe. entweder in der herberge vergessen oder unterwegs verloren, eher das erste, jedoch ist das zweite nicht ausgeschlossen. Nun ist sie weg. fast oben angekommen finden wir eine art bushaltestelle, die als rastplatz ausgezeichnet ist. die kurze pause ist ausgefüllt mit dem verzehr der banane. ganz oben in la espinal kaufen wir im ersten laden zwei nektarinen zum gleich essen und eine kleine flasche wasser zum gleich trinken. ein paar schritte ausserhalb des ladens vermisse ich meinen stock, nach dem bezahlen habe ich ihn an der kasse stehen lassen. die erinnerung an frühere caminos kommt hoch. nachdem ich gecheckt habe, was für ein (papp-süsses) wasser ich ausgesucht habe, muss ich ins nächste geschäft und nach einer weiteren nicht zu grossen flasche mit besserem inhalt suchen.
nach kilometer-weiten schönen wegen treffen wir die spanische gruppe, die uns schon mal aufgefallen ist: ein paar und dazu zwei ältere männer, einer davon etwas korpulent. sie machen eine pause an einem bachbett und halten ihre füsse ins wasser. wir kommen in englisch ins gespräch. nachdem ihnen klar ist, dass wir deutsche sind, erzählt der schlankere der beiden älteren, dass er mit neun jahren deutsch gelernt habe, es aber nicht mehr recht könne. tatsächlich klingt es sehr gebrochen und kratzig. im laufe seiner sätze wird es aber immer flüssiger. schliesslich ziehen wir weiter und machen eine zeit später an einem rastplatz eine kleine keks-pause. dort überholen uns dann nicht nur die spanierInnen aus dem bachbett. als wir gerade am aufbrechen sind, kommt auch eine gruppe von drei niederländern vorbei, die renate schon früher wegen ihrer mutmasslichen knie-probleme aufgefallen sind. nun fallen auch mir die vielen knieschoner bei ihnen auf. nachdem sie merken, dass wir etwas flotter sind, bitten sie uns höflich vorbei. nach einem sportgelände mit schwimmbad kommen wir kurz darauf an einer pilger-statue vorbei, die als sonnenuhr fungiert. darunter steht ein spanischer spruch, dessen übersetzung im rother-büchlein zu finden ist: „Wanderer, beachte die Zeit und setze deinen Weg fort.“
es geht nun bergab nach tinea hinein, das malerisch im hang liegt, zum albergue-hotel. dort werden uns nur betten im oberen stockwerk angeboten, aber es seien noch privado-zimmer frei für den doppelten preis von 18 €. wie die gesamten albergue-schlafräume liegt es auch im keller-geschoss, aber im separaten spa-bereich des hotels. vorbei an sauna und dampfbad (auch für pilgerInnen inklusiv zwischen fünf und sieben uhr) gelangen wir ins zimmer mit einem doppelstock-bett, wo dann renate unten schlafen kann. die dusche hat zwei eingänge, wir teilen sie mit einem nachbar-zimmer. wir können bei noch leerem zimmer duschen. umgekehrt ist das nicht mehr möglich, kurze zeit später steckt ein nachbar-duscher kurz sein gesicht zu uns ins zimmer. später stelle ich, da die luft bei uns im sehr kleinen zimmer nicht sehr gut riecht, unsere schuhe ins allgemeine regal hinaus und stecke die socken mit in die schuhe rein. renate ist derweil in der hotel-sauna, ganz nackig wie sie es in deutschland gewohnt ist. als dann ein mann (in badehose, wie in spanien üblich) auch saunieren will, ist nicht ganz klar, wem es peinlicher ist. den nächsten sauna-gang begeht sie spanisch.
später kaufen wir proviant für den nächsten tag ein und trinken in sichtweite zum hotel einen aperitif. vor dem hotel haben zwischenzeitlich drei flotte britische jaguare geparkt, die nun – vor allem bei (jungen) männern – viel aufsehen erregen. bei einem apfelkuchen planen wir noch ein wenig die nächsten etappen. um halb neun uhr beginnt dann unser reserviertes abendessen, direkt neben den edlen britischen herrschaften, deren edle benzin-kutschen wir gesehen haben. es gibt relativ viel und gutes zu essen, nur der nachtisch ist sehr einfältig: zur auswahl stehen apfel, birne und orange.