freitag, 21.09.2018
berducedo – grandas de salime (19,5 km, 630m auf, 960 m ab, 978 m höhe)
die vergangene nacht war herbergs-mässig absolut daneben: statt ordentlich zu schlafen war der mann im unteren nachbar-bett gefühlt die ganze nacht hindurch unterwegs. raus aus der herberge und wieder rein in die herberge, und das wohl am laufenden band!! für renate eine gnadenlose nächtliche tortour. morgens um halb sechs uhr hat er dann als erstes seine wanderschuhe angezogen um danach im gefühlten 5-minuten-rhythmus seinen rucksack vor der tür zu packen. für jedes gepäckstück kam er aber zu seinem bett und ging zurück nach draussen. ich nutzte mein aufwachen durch einen frühen indoor-wc-gang und konnte danach doch noch einmal einschlafen. renate jedoch quälte sich durch die nacht.
nach dem frühstück sind wir viel auf asphalt unterwegs. wie in den letzten beiden tagen ist es morgens noch recht kühl, daher tragen wir doppelte shirts und renate lange hosen. im laufe des sich erwärmenden tages wechseln wir dann die kleidungsstücke. mehrere kilometer geht es in vielen bögen auf der strasse entlang leicht und stetig abwärts und später auf etwas angenehmeren wegen wieder aufwärts. dabei kommen wir durch gelände, in dem es im april des vorjahres einen grossflächigen waldbrand gegeben hat. es ist kein gutes gefühl zwischen den schwarz gefärbten, verbrannten baumstämmen, wurzeln und kiefern-zapfen durch zu gehen. man sagt hier, es sei brandstiftung gewesen, aber genaues erfahren wir nicht – zumal bei unserem sehr begrenzten spanischen sprach-vermögen.
je mehr wir ins tal hinab kommen, desto wärmer wird es und es kommt der zeitpunkt, wo wir weniger kleidung am leib haben sollten. also stöcke ablegen, rucksack herunter nehmen, brillen absetzen, pullover ausziehen und einpacken. dann das ganze retour. oft schon so gemacht, und doch ist es jedes mal etwas anderes. dieses mal ist es dann wirklich gravierend anders. vom pulli befreit ziehen wir weiter abwärts bis zum nächsten halt, der zum glück nicht weit entfernt vom umzieh-ort weg ist. da merkt renate, dass sie ihre brille nicht mehr auf der nase hat! die hat sie zwar extra zwischen die stöcke gelegt, aber dann, weil randlos, übersehen. die flecken, wo wir gewechselt haben, sind überschaubar. also lege ich den rucksack ab und gehe noch einmal hinauf, um die entscheidenden stellen abzusuchen. erst einmal aufwärts mit blick eher am weg-rand (sie könnte ja herab gerutscht sein) und dann noch einmal abwärts mit blick auf den teil des hangs, der in stockgriff-nähe ist. aber nichts! renate kommt auch noch hoch und wir suchen ein drittes mal gemeinsam den weg ab, aber keine brille ist zu finden. FRUST. aber nichts ist ohne sinn – damit trösten wir uns und ziehen weiter talwärts.
dort erwartet uns dann der – schon von weit oben erblickte – grosse stausee. beim queren der staumauer fällt uns auf, wie wenig wasser dieser see hat. zwischen ein und zwei meter tiefer liegt der wasserspiegel als üblich. ist das der regenarme sommer? oder der grosse wasser-verbrauch? oder beides? schliesslich geht es auf der anderen talseite wieder aufwärts – asphaltmässig auf der linken seite der strasse. ein hotel mit restaurant etwas oberhalb der talsohle lädt uns zum pause machen ein. wir genehmigen uns einen kaffee und essen unsere rucksack-kekse, weil die bedienung nicht so motiviert auftritt. aber dafür erkennen wir an den nachbar-tischen pilgerInnen von heute und gestern. beim blättern durch den pilger-führer werde ich zum vorleser.
bis kurz vor der höhe quälen wir uns auf der asphalt-strasse nach oben, jeden gangbaren weicheren seitenstreifen ausnützend. dabei überqueren wir auch das rinnsal, das den stausee speist. kurz vor dem zielort dürfen wir endlich von der strasse runter auf einen viel schöneren fusspfad, der zwar steil, aber angenehm zu laufen ist. in der herberge erfahren wir, dass alle betten belegt sind. aber sie hätte da noch ein zimmer, das sie uns geben könnte, meint die wirtin und hospitaliera. für 30 euro nehmen wir es, froh darüber, etwas bekommen zu haben. das zimmer stellt sich dann doch als etwas dürftig und älter (samt einrichtung) heraus. aber wir haben ein eigenes bad. nur die benutzung des bettes gleicht diesen vorteil wieder aus. die matratze des doppelbettes gibt in der mitte massiv nach unten nach.
bei einem aperitif an der bar treffen wir auch das österreichische paar wieder, das wir am vortag kennen gelernt haben. nach einem kurzen plausch gehen wir auf die suche nach einer möglichkeit zum essen. wir finden im rahmen eines grösseren erkundungsspaziergangs ein restaurant, dem ein hotel angeschlossen ist. dort können wir essen und bekommen auch gleich gesellschaft in form des französischen ehepaars, das wir in den letzten tagen immer wieder getroffen haben. gemeinsam essen wir und erfahren, dass sie beide lehrer für mathematik waren. sie war lange zeit in indien, was für renate sehr interessant ist. die beiden sprechen so gut englisch, dass ich kaum zu französischen brocken komme. und wenn an einem tisch in der nachbarschaft nicht ein paar spanier lautstark karten spielen würden, wäre für mich die konversation noch schöner. aber spanier können sehr laut sein, das haben wir schon vorher erfahren. zuletzt starten wir dann den versuch, eine ruhige nacht auf der sehr nachgiebigen matratze hinzubekommen.