Alle Beiträge von nobeimruhestand

wieder wald-radler

léguevin – l’isle-jordain

  • in der gestern ausgekundschafteten boulangerie gibt es ein frühstück und ein frisches baguette für unterwegs, hunde sind in diesem verkaufsraum wohl gern gesehene gäste – neben den brot-kunden
  • wieder ist der weg aus dem ort heraus violett asphalt, der diesmal für mich anstrengend ist. bald bekommen wir schönere wander-wege, die später durch den wald führen. nun sind wir nicht mehr allein: radler einzeln und in gruppen, erfahrene und lernende, läufer und spazierer, mit und ohne hund – alles begegnet uns.
  • später öffnet sich immer wieder der blick aus dem wald heraus auf eine weite und wunderschöne landschaft
  • schliesslich betreten wir wieder asphalt und das bedeutet, dass wir dem ziel näher kommen. da meint renate auf der linken seite am horizont berge zu erkennen – und tatsächlich: lange gebirgs-kette teilweise mit schnee bedeckt ist zu erkennen. wir fragen den ein paar meter weiter stehenden franzosen und er bestätigt unsere vermutung – wir sehen zum ersten mal auf der via tolosana die pyrenäen!!
  • wegen ihrem grossen zeh wechselt renate die schuhe – und ganz zum schluss wird der weg noch einmal wunderbar asphalt-frei und später dann noch richtig schlammig. vor allem über kleine bäche führen uns die brücken nicht nur übers wasser, sondern auch durch tiefen schlamm
  • in der herberge angekommen, bin ich froh meinen rucksack ablegen zu können. der bauch-gurt hat mich heute immer wieder mehr oder weniger gedrückt und auch teilweise gequält.
  • dort treffen wir alte pilger-bekannte wieder, zur beider-seitigen freude. und weil wir relativ früh dran sind, genehmigen wir uns im nebenan liegenden freiluft-restaurant einen kaffee und eine kleinigkeit zu essen
  • nach einem kleinen stadt-erkundungsgang, von den wir ein baguette für morgen mitbringen, lege ich mich etwas hin. das wirkt wunder, und zum abendessen vorbereiten bin ich wieder fit (renate hat schon vorsorglich züge in richtung heimat recherchiert)
  • in der herberge sind wir inzwischen zu fünft, aber wir können uns auf drei räume verteilen

durch toulouse

écluse de sanglier – toulouse – léguevin

  • heute morgen ist es schon sehr früh (um halb sechs!) unruhig im schlafsaal: ein pilger versucht zwar sehr ruhig seine sieben sachen zu richten, doch so ganz gelingt es ihm doch nicht. nachdem er dann weg ist, klingelt prompt der wecker des nächsten, der dann kurz darauf auch noch seine nachttisch-lampe anknipst. am schlaf ist nicht mehr zu denken
  • gestern haben wir noch mit der grossen hilfe des hospitaliers die nächsten etappen vorüberlegt, auch er hat noch etwas beim telefonischen reservieren geholfen. dabei hat er uns angeboten, dass er uns die wenigen kilometer nach baziège mit dem auto mitnimmt und so lange wartet, bis klar ist, ob wir trotz des streiks bei der SNCF einen zug nach toulouse bekommen.
  • heute will er uns unbedingt bis zum hauptbahnhof dort fahren, obwohl wir versuchen, ihm zu verdeutlichen, dass wir immer irgendwie von baziège in die stadt kommen – es ist ihm wohl wichtig, dass wir nicht irgendwo stranden und nicht mehr weiter kommen
  • am hauptbahnhof lässt er uns aussteigen nicht ohne einen herzlichen abschied. wir orientieren uns an und im bahnhof und kaufen eine fahrkarte aus toulouse heraus. und entscheiden dann, dass wir uns richtung stadtmitte wenden. nacheinander besuchen wir eine apotheke, das touri-office (kleiner stadtplan), eine toilette, die kathedrale (mit stempel!), eine handwerks-boulangerie (super croissants) und ein open-air-café. dann gehen wir wieder zurück zum bahnhof: und immer wieder auf unserem weg sprechen uns menschen an, die und helfen das nächste ziel zu finden – ein älterer von ihnen spricht deutsch mit uns und freut sich sehr darüber, das wieder tun zu können
  • mit dem zug überwunden wir wieder längere stadt- und asphalt-strecke und steigen in brax aus, um dann den restlichen weg zur gîte in léguevin zu fuss zurück zu legen.
  • in einer kleinen épicerie erstehen wir ein abendessen aus fisch-suppe, käse und bier, das wir uns dann im hof der herberge schmecken lassen

ganzer tag am canal du midi

la goutille – écluse de sanglier (ayguesvives)

  • den letzten kilometer haben wir gestern damit zugebracht, dass wir den CdM verlassen haben und auf asphalt einen berg zuerst erklimmen und dann noch ein kleines stück bergab gehen mussten. heute nun fährt uns die hospitalière den guten kilometer hinunter zum kanal, so können wir dieses asphalt-stück angenehm hinter uns bringen
  • auf dem asphaltierten treidel-pfad können wir auf dem bankett halbwegs ordentlich vorwärts kommen. auf dem weg selbst sind sehr viele radler einzeln und in kleineren gruppen unterwegs
  • rechts von uns dröhnt die autobahn und links fliesst ganz ruhig der kanal vorbei. darauf ziehen immer wieder kleine und grössere haus- und auch ruder-boote gemütlich vorbei. die meisten sind für uns in der ‚falschen‘ richtung unterwegs, denn renate hofft, dass eines mit einer deutschen besatzung uns zwischen zwei schleusen als anhalter mitnimmt. dieser wunsch geht jedoch leider nicht in erfüllung
  • am kanal entlang verläuft nicht der original-camino, sondern eine alternative, die zwar in den pilger-führern eingezeichnet ist, für die ich jedoch keinen GPS-track gefunden habe. aus diesem grunde gebe ich unser tages-ziel ganz frei in komoot ein. das hat den vorteil, dass der weg von komoot gewählt wird. und für uns bedeutet das, dass wir nicht nur auf der offiziellen seite des kanals unterwegs sind, sondern auch auf wald-wegen und trampel-pfaden auf der anderen seite gehen – eine wohltat für unsere beine und füsse!
  • am ende des tages kommen wir in einer recht interessanten herberge an: wir übernachten in einem ehemaligen schleusenwärter-häuschen (die schleuse wird nun automatisch betrieben). oben vom schlafsaal aus können wir den schippern beim schleusen zuschauen.
  • das reichhaltige abendessen wird von den beiden ehrenamtlichen hospitaliers, bzw. von den zwei nachfolgenden zubereitet. bei 8 französinnen und franzosen, einem einzigen amerikaner und uns beiden deutschen wird die kommunikation sehr einseitig: französisch
  • mit beginn des abendessens kommt dann auch die nachricht rein, wer der nächste papst sein wird – das interessiert wohl alle kurz und da ist dann alles englisch (leo XIV.)

fremde hunde

les cassès – la goutille (avignonet-lauragais)

  • wir sind noch keine halbe Stunde unterwegs, da sehen wir gerade noch wie jemand einen mächtigen ast in richtung eines grossen hundes wirft. der kommt direkt auf uns zu gerannt, umringt uns und ist sichtlich nervös und aufgeregt. und geht es genauso, sehr angespannt und innerlich bebend, wir bleiben stehen, ich richte meinen stock mal sicherheitshalber auf abwehr und ggf. auf verteidigung aus. der hund tanzt regelrecht um uns herum, schnuppert an unseren schuhen und wir versuchen mit beruhigenden worten auf ihn einzureden. er wird ruhiger und wir trauen uns langsam weiter zu gehen, immer noch in hab-acht-haltung. er entfernt sich etwas und wir trauen uns etwas flotterz werden. er auch! er geht mir uns mit, mal vor und, mal hinter uns, dann übeholt er uns rasant und rennt wieder zurück. mehrere kilometer lang…
  • da hält neben uns ein junger fahrrad-fahrer und wir treffen eine zeit lang mit ihm über den camino – der hund läuft dabei immer wieder um uns herum. schliesslich fährt der radler weiter und der hund sofort hinter ihm her.
  • später tauscht ein nur wenig kleinerer, brauner hund auf, der mit uns das gleiche spiel treibt: wieder ähnliche reaktionen unsererseits, auch dieser geht längere zeit auf die gleiche weise mit und um. irgendwann sehen wir einen jungen mann, der den hund kurz darauf ruft. der letztere rennt auf sein herrchen zu, dreht dann bei und bellt uns an. auch mit leckerli kann er den braunen nicht richtig locken. schliesslich packt er ihn am kragen, sprich halsband und zieht ihn gewaltsam zu seinem auto. nun sind wir endlich auch diesen wieder los
  • dafür tauchen nun auf dem waldweg (der immer wieder auch tiefe spur-rillen hat, die oft von regen verschlammt sind) immer wieder radler auf. so kommt auch eine (geführte) gruppe älterer e-radler von hinten an uns vorbei. kurze zeit später überholen wir eine vermutlich beinahe-gestürzte ältere dame mit dem chef der truppe, sie machte einen recht verzweifelten eindruck.
  • nahezu den ganzen tag pilgern wir an dem kleinen bächlein la rigole entlang, ausserdem begleitet uns auch wieder das sinfonie-orchester der südfranzösischen singvögel, begleitet vom kuckuck an der tuba und dem specht an der trommel.
  • am ende der rigole weitet sich die landschaft etwas und der canal du midi taucht auf, der uns nun begleiten will

bach-weg

revel – les cassès

  • nachdem wir stadt und asphalt hinter uns gebracht haben, dürfen wir heute absolut eben auf einem angenehmen weg immer am nach entlang laufen
  • und es läuft sich fliessend neben ‚la rigole‘ (rigoler = lachen) und schlängeln uns immer direkt neben ihr auf dem weg daher, nachtigallen und andere vögel begleiten und wieder mit ihrem gesang
  • nur der himmel zieht sich mit wolken zu und es ist fühlbar kalt heute, ich stecke meine hände immer wieder in die taschen
  • dann stehen wir vor einer barriere mit dem schild ‚umleitung‘, der wir etwas widerwillig folgen – leider auf asphalt. dies ist zwar nicht lange, aber es reicht um renates fuss zuzusetzen.
  • wieder auf der route volt und theo, unser gestriger schlaf-nachbar ein. ein Mann habe ihm die barriere geöffnet und er sei gut durch gekommen, erzählt er. waren wir als deutsche zu brav und folgsam??
  • am mittag kommen wir an einem kleinen see mit ausflugs-lokal vorbei und hoffen auf einen kaffee. trotz eingehender umrundung finden wir leider weder offene türen, noch irgendwelches personal
  • zur heutigen gîte geht es vom weg etwas ab und auch noch den berg hoch. der anstieg von einem kilometer weird belohnt von einer freundlichen hospitalière, die uns nach bekannt machen der herberge (mit ähnlicher prozedur wie gestern) zu einem glas feinem sirup einlädt

wieder-aufwärm-tag

castres – revel mit bus

  • mit dem bus machen wir die strecke zur nächsten sicheren übernachtung, mir dem kostenlosen stadtbus geht’s zum bahnhof, wobei und eine freundliche ältere castreserin beim finden des richtigen ausstiegs hilft
  • am (SNCF)bahnhof angekommen gibt es ein erstes kleines frühstück
  • die suche nach dem bus-bahnhof geht schnell – er liegt direkt daneben. die dortige anzeige-tafel gibt keine infos preis und wir vermuten, dass der angekündigte streik dahinter steckt
  • wir entdecken ein büro und einen besetzten schalter und die info, wo genau der bus abfährt
  • in revel angekommen, finden wir eine boulangerie, wo es ein zweites und besseres frühstück gibt
  • dann ist die gîte schnell gefunden und eine überaus freundliche ältere dame öffnet und die tür und bietet uns platz für das gepäck an (bis die herberge offiziell öffnet)
  • wir nutzen die zeit für eine erkundung dieser interessanten innenstadt, die an mannheim erinnert. dabei finden wir die kirche, bei der gerade der trauer-gottesdienst einer bedeutenden persönlichkeit beginnt (massen von leuten strömen zur kirche)
  • die hospitalière schaut nach dem klingeln wieder oben aus dem fenster und winkt mit einem fröhlichen „allo!“, dann öffnet sie uns und weist uns in die gepflogenheiten vor ort ein (übliche prozedur in allen gîtes): schuhe und stock bleiben unten, der rucksack kommt in eine grosse plastik-box und kann dann nach oben in den schlafraum getragen werden (bettwanzen-prophylaxe), zeigen von schlafraum, toiletten und waschraum mit dusche
  • wir bekommen in der küche einen tee angeboten und bekommen den gîte-stempel in unsere sammel-heft, dann werden unsere ‚personalien‘ aufgenommen (name, alter, nationalität, start-ort, geplantes ziel), für kurtaxe und sicherheit, wenn man ‚verloren‘ geht). dann bezahlen wir
  • daraus entwickelt sich eine planung der kommenden tage samt der suche nach herbergen in geeigneter entfernung. da sie ordentlich erfahrung hat und wohl gern organisiert, ruft sie bei den herbergen an und managed unsere 3 nächsten übernachtungen in ihrer muttersprache – eine grosse erleichterung für uns!! und zwischendurch klingelt dann immer wieder ihr dienst-handy und nimmt reservierungen an
  • da sie super englisch spricht ist eine gute unterhaltung möglich und sie stellt sich als eine sehr gesprächige frau heraus, die viele camino-geschichten auf lager hat. dabei bespielt sie die ganze bandbreite von sehr lustig über nachdenklich bis hin zu traurig
  • sie wohnt in paris und macht genau 1 woche hier dienst, nach dessen ende besucht sie dann verwandte, die in der gegend wohnen
  • auf einem ihrer caminos hat sie eine deutsche aus münchen kennen gelernt, die sie immer wieder besucht und dort ihr irgendwelche mehrtägigen jakobswege geht
  • zwischendurch kommt ein weiterer französischer pilger, der nun auch bei uns im mehrbett-zimmer übernachtet. da er sehr wenig englisch spricht, wechselt (sie) laufend die sprache
  • so wird dies ein recht vielfältiger und lustiger abend und wir sind gespannt, was noch so auf uns zukommt

ruhetag

castres

  • heute ist aus-ruhetag geplant: ausschlafen, umschauen in der stadt, ein wenig planen, vor allem nichts tun
  • beim rundgang durch die innenstadt fängt es dann zu regnen an (grund für nicht wandern heute?)
  • wir flüchten in die nächste kirche, wo gerade ein gottesdienst stattfindet, und setzen uns ganz hinten auf ein kleines bänkchen an der hinterwand
  • es ist wohl ein familien-gottesdienst, viele kinder sitzen bei ihren eltern oder laufen hinten in der kirche herum – sie sind fröhlich, quengelig und halt lautstark
  • hinter der letzten kirchen-bank steht ein fahrrad
  • ‚daheim‘ angekommen haben wir das gefühl: heute ist irgendwie ein faulenzer-tag

wieder fit!

boissezon – castres

  • aus dem schlaf erwacht und uns fertig gemacht, gehen wir hinunter in den speise-raum. über beiden bisherigen mitpilgerInnen sind bereits über alle berge, nur ein paar schuhe und eine vesper-tüte stehen noch da
  • aus unseren vorräten suchen wir einiges für das frühstück heraus und machen uns dazu einen kaffee
  • und es geht erst mal etwas herunter und dann so richtig hinauf, machen die beine warm gelaufen sind, spüre ich neue kraft in mir
  • im auf und ab und sonnenschein kommen wir recht gut voran. so nähern wir uns castres und erwarten eine bus-haltestelle, bei der wir mit dem bus die letzte asphaltige strecke überwinden können
  • ein vorbei fahrender bus macht uns hoffnung. in einem vorort finden wir eine haltestelle, die castres als ziel anzeigt und in wenigen minuten sogar ein bus können soll. statt dem bus hält ein pkw, dessen fahrer uns auf unsere frage eine klare antwort gibt: hier fährt kein bus!
  • wir ziehen weiter und einige zeit hinter dem ort kommt ein bus, dessen fahrer auf unser winken hin abwinkt und durchfährt – frust
  • also noch etwas weiter richtung stadt bis wir an einem krankenhaus zuerst einen bus wegfahren sehen und kurz darauf an eine haltestelle in der richtigen richtung kommen
  • laut plan soll erneut in wenigen minuten ein bus ankommen – wir zweifeln
  • aber kurz darauf dürfen wir – kostenlos – in einen einsteigen. ein älterer franzose spricht uns auf st. jacques an und erzählt, dass er vor 15 jahren auch den weg gemacht habe
  • im laufe des gesprächs sagt er uns, an welcher haltestelle wir am besten aussteigen sollten um gut zu unserer herberge zu kommen
  • tatsächlich sehen wir das b&b-hotel sofort, nachdem der bus weg gefahren ist. wir checken online ein und nach kurzer zeit öffnet sich die tür (was heute mit handy so alles möglich ist!)
  • duschen, etwas einkaufen und einen kaffee trinken – und zum abendessen gibt es die reste des gestrigen abends, zusammen mit einem rotwein
  • wenn jemand an mehr als den beiden fotos interesse haben sollte, die gibt es bei komoot in meinem account:
  • die app ‚komoot‘ herunter laden, dann sich dort kostenlos registrieren. anschliessend im profil ‚freunde‘ (oben das mittlere symbol) nach ’nobe‘ suchen und +folgen anklicken
  • kurze zeit später sollte man dann eine nachricht bekommen, wenn ich eine neue tour mit den fotos des tages hoch geladen habe
  • bonne chance

nicht so mein tag

anglès – boissezon

  • wir haben schlecht geschlafen, die matratze gab in der mitte sehr kräftig nach nach, so dass bei jeder bewegung des/der einen die/der andere mitschwingt
  • kaffee und frische, kühle frühlingsluft verbessern nicht die fast bleierne schwere in meinem kopf und körper auszugleichen
  • vor allem bergauf – und sei es noch so eine geringe steigung – fällt es mir schwer voran zu kommen. in der ebene und bergab geht es sich deutlich leichter für mich
  • aber wir kommen vorwärts und auf die nächsten höhen, auf denen der wind sehr kräftig pfeift
  • zeitweise richte ich meine haltung so aus, dass der wind mir nach möglichkeit den hut auf den Kopf bläst. vermutlich sehe ich so aus wie ein nachbar, ein bekannter und frank schmidt, trainer des FCH
  • und er wird immer böiger, was meine hut-situation erschwert: so muss meine freie hand immer wieder nach dem hut greifen, damit er auf dem kopf bleibt
  • so passiert es halt doch: die kopfbedeckung wirbelt plötzlich über den weg vor mir in die daneben wachsende wilde hecke. dort verfängt er sich zum glück, so dass renate mit einem satz ihm nachsetzen kann und ihn zuerst mit dem stock festsetzen und dann ihn mir wieder bringen kann – eine super reaktion von ihr!
  • in der folgezeit halte ich meinen hut mehr in den händen fest und ich bin froh, dass wir irgendwann in niedrigere gefilde kommen und der wind nachlässt
  • wir kommen schliesslich müde – und ich ziemlich fertig – in der gîte an und bekommen ein schönes zimmer mit einer guten matratze
  • dort treffen wir einige alte pilger-bekanntschaften der letzten tage
  • ein caterer bringt unser vorbestelltes essen und stellt es fein sortiert für jede partei auf den tisch, es wird für jeden im raum klar, dass für uns beide proportional deutlich mehr da steht – die sms-kommunikation mit dem caterer war bei der bestellung wohl etwas aus der kontrolle geraten…
  • die mikrowelle wird nun hochgefahren und gemütlich gegessen

frühlings-anfang auf 850 m höhe

la moutouse – anglès

  • zu beginn haben wir dankenswerterweise die möglichkeit einige kilometer laufen auf asphalt zu vermeiden, indem wir von der herberge zum nächsten ort in einem auto mitfahren können
  • die folgende strecke erfreut uns wegen mehrerer dinge: wir gehen auf weichen oberflächen, eine zeitlang begleitet uns eine singdrossel, links und rechts des weges rauschen und plätschern bäche
  • auch heute geht es immer wieder auf und nieder (so ha’mers gestern g’macht, so mach mers au heut), aber wo es hoch geht, geht’s auch wieder runter
  • beim ziel-einlauf lassen wir uns immer per komoot direkt an die adresse der herberge leiten und verzichten ggf. auf einige meter jakobsweg. dieses mal haben wir grosses glück, denn statt einige kilometer strassen-asphalt können wir auf wald- und wiesenwegen und dorf kommen

wege am und im Wasser

(murat-sur-vèbre – la moutouse)

  • erst einmal sind die wege noch trocken, sie führen uns leicht in die höhe und es geht durch den wald – entsprechend weich fühlt es sich unter den schuhen an
  • nach einiger zeit nähert sich uns ein bächlein: la vèbre, es begleitet uns erst einmal ein stück
  • es lässt und dann wieder alleine, während wir auf wundervollen wald-wegen wieder weiter wandern
  • immer wieder fliesen kleine oder grössere rinnsale über unseren weg, die wir auf den in schrittweite liegenden steinen gut überqueren können
  • irgendwann wird das rauschen des wassers wieder stärker – la vèbre nähert sich wieder, nur deutlich breiter
  • heute früh dachten wir uns, dass wir an bach und see ganz gemütlich entlang laufen können, aber denkste: auf und nieder immer wieder geht der weg. zwar immer nur kurz, aber dafür kräftig steil
  • schliesslich mündet die vèbre in einen see, den lac du laouzas, an dessen ufer wir nun vorwärts kommen
  • mit der zeit wird nun auch der pfad am ufer immer wässriger und sumpfiger, bisweilen sinken wir an manchen stellen fast bis zum knöchel ein. und dummerweise liegen keine passenden steine zum drauf treten da. so dauert es nicht lange, bis mein Schuh auch innen nass ist.
  • am ende des sees machen wir eine kleine vesper-pause und kommen kurze zeit später an der herberge an.
  • zusammen mit einem franzosen, der auch hier übernachtet, haben wir ein recht lustiges und informatives abendessen

cevennen-gipfel überschritten

(le devès – murat-sur-vèbre)

  • wir erreichen heute den höchsten punkt unseres weges durch/über die cevennen: 1010 m höhe
  • auch heute wird e eine kurz-tour sein, die erst einmal durch den wald und vorbei an rauschenden gebirgs-bächen gemässigt nach oben führt
  • nur einige wenige kurze strecken teilen wir uns den weg mit gebirgs-wasser, wo wir uns bemühen trockenen fusses hindurch zu kommen
  • als wir den wald verlassen, liegt eine ganz andere landschaft vor uns: die berg-rücken sind statt vorher scharf, kantig und hoch nunmehr lieblich rund und sanft geschwungen – wir geniessen diesen neuen blick
  • wir nähern uns unserem ziel-ort, umkreisen ihn und finden am unteren ende des 850-seelen-ortes die auserwählte herberge. dort können wir in einer 5-betten-bleibe für uns alleine uns einrichten
  • nun ist noch gut zeit die infrastruktur zu erkunden und die nötigen angesammelten einkäufe zu erledigen: briefmarken, blasenpflaster, lebensmittel für abendessen und frühstück – und ersatz für nicht mehr funktionierende kopfhörer. da könnte sich morsbach doch tatsächlich etwas davon abschneiden!
  • nach etwas planung, tippen und abendessen ruft auch schon langsam das bett

natur-denkmale

(saint-gervais – le devès par ginestet)

  • ohne regen machen wir uns auf eine kürzere ‚erholungs-etappe‘, wir geniessen es, zeit zu geben und gemütlich gehen zu können
  • wir haben einen super-guten, weichen waldboden unter unseren schuhen und wir können an bäumen vorbei, die durch ihre alter skurile formen bekommen haben und innen hohl sind
  • zum teil sind sie von einem unbekannten künstler noch ein wenig bearbeitet worden: sie haben kleine fenster oder grössere türen bekommen
  • bei einer kleinen pause schauen plötzlich von oben 2 neugierige junge zicklein uns zu
  • wir kommen schliesslich an einer gîte an, finden aber keinen klaren zugang, also habe ich ein telefonat mit der besitzerin. es stellt sich heraus, dass wir noch gar nicht da sind, sondern noch einen weiteren kilometer wandern müssen
  • wir erreichen dann eine bauernhof-gîte, bei der alle tiere „frei und ungefährlich“ sind: ziegen, hunde, esel, kühe, schweine, enten, hühner – sogar wohnmobilisten
  • und wir treffen eine französin, die auch diesen weg geht – mit einem rucksack von 15 kg (zelt dabei). wir teilen mit ihr den schlafraum und ein tolles bio-menü (frischer salat mit wildschwein-pastete, eier-kartoffel-tarte und blumenkohl-auflauf, ziegen- und kuh-käse, muffin mit pfefferminz-eis)

extravagantes

(joncels – saint-gervais-sur-mare)

  • ausnutzen der pilgerschaft mit den beiden französinnen: dank ihrer kooperation können wir die sehr lange etappe über den berg erleichtert angehen. sie werden vom besitzer der herberge ein paar kilometer mir den auto gefahren – und wir dürfen mit! ein taxi fährt ihr gepäck in die nächste unterkunft – und renates rucksack darf auch mit (meiner wird als tages-rucksack umgeräumt). daher kommen wir auch in ihrem hotel unter.
  • wir haben wunderschöne aussichten auf die landschaft der cevennen, treffen unsere französinnen immer wieder, die irgendwann 3 weitere ‚aufgabeln‘. ein stück gehen wir zu sechst weiter
  • auch der weg hält überraschendes bereit: wir gehen auf einen tierschädel zu, der mitten auf dem weg platziert wurde
  • ein stück weit gehen wir an verkohlten bäumen vorbei, es muss hier vor einiger zeit gebrannt haben…
  • bei einem wieder-treffen gibt es die chance eines fotos vor grandioser landschaft
  • auf den weg liegende schnüre stellen sich bei genauen hinsehen als raupen-prozession heraus. einige schnüre sind total ‚verknotet‘ – da liegt ein ganzer berg von raupen auf dem weg
  • zum abschluss des weges gibt es noch einen heiklen abstieg und zu allem unglück beginnt es noch zu regnen. das macht den weg sehr rutschig. wir müssen äusserst vorsichtig sein, was den regen-aufenthalt deutlich verlängert
  • die letzte herausforderung des tages besteht darin, die unterkunft zu finden – was komoot und GPS nicht schaffen, gelingt nur mit hilfe von einheimischen
  • am ende befunden wir uns in einem eleganten hotel, bekommen ein wunderbares zimmer, und noch dazu das unerwartete angebot eines warmen essens

wochenende

(lodève – joncels)

  • übernachtung mit abendessen bei einer deutsch sprechenden journalistin
  • mehrfach wird die stille unterbrochen durch militärisch anmutende offroad-krachmacher auf 4 rädern
  • unterwegs treffen wir 2 französinnen, die sich gut verstehen und sich viel zu sagen haben
  • ankunft in einer künstler-herberge (auberge aux bois sculptés), wo wir die beiden damen wieder treffen
  • ein freundlicher netter älterer herr bietet und als erstes einen sitz und dann etwas zu trinken an – was für ein empfang
  • die innen-einrichtung besteht aus den verschiedensten gestalten aus holz in allen grössen
  • wir geraten in einen fest-gottesdienst in einer kleinen armen kirchen-gemeinde, nach dessen ende ein reliquien-schrein von 4 männern aus der kirche heraus getragen und dann durch einen alten kreuzgang auf den vorplatz gestellt wird
  • lustiges abendessen zu viert und mehrsprachig

frust-bus-fahrten

(saint-guilhem – lodève)

  • nach einer verschnarchten nacht klingelt um halb 7 nicht unser wecker, nachdem ich nach etwas raschel-zeit die verschlafenen augen öffne, staune ich: der raum ist leer!
  • in aller gemüts-ruhe nehmen wir im aufenthaltsraum ein kleines frühstück ein, schauen noch einmal in kirche und kreuzgang vorbei und schlendern dann noch durch die noch nicht erkundeten strassen des ortes
  • um die mittagszeit schultern wir unsere rucksäcke und gehen gemütlich richtung bus-haltestelle, wo wir uns am der tafel mit hilfe unserer fahrpläne eine übersicht verschaffen wollen
  • nach kurzer zeit hält ein bus, wir fragen den fahrer und der meint er sei der richtige. im bus stellen wir fest, dass wir 15 minuten zu früh dran sind, aber die richtung stimmt (zumindest vorerst)
  • doch dann fährt er in die falsche richtung und hält dann an einer haltestelle, wo er uns dann regelrecht rauswirft: auf der anderen seite kämen wir in den richtigen bus
  • einschub: wir merken in dem moment, dass mein stock nicht da ist, dem habe ich an ersten haltestelle an die tafel gelehnt und dann vergessen, als wir in den frühen bus eingestiegen sind. zum glück habe ich noch einen als ‚ersatz‘ in rucksack – ärgerlich ist es trotzdem!
  • auf der gegenüber liegenden haltestelle steht auch bald einer da und ich sofort hinein, nachdem die tür frei ist: ich müsse raus, der richtige bus wäre in 15 minuten da
  • da kommt auch einer, aber auf der anderen talseite(!) jenseits der brücke und weiter in die für uns richtige richtung – wie wahr: „pont du diable“ = teufels-brücke!
  • zurück bleiben 2 nicht nur enttäuschte, sondern auch wütende pilger – aber da steht auch ein kleinwagen, in dem 2 in frankreich wohnende ungarinnen sitzen
  • auf englisch nun eine kurze erklärung und die frage des erhobenen daumens, die die damen positiv beantworten: wir dürfen einsteigen und werden ins übernächste dorf an eine haltestelle gefahren
    • wir checken die lage, suchen eine andere haltestelle richtung dorfmitte und treffen wir einen jungen mann, der gerade in sein auto einsteigen will: renate spricht ihn an und wir erklären ihm unsere situation und er ist tatsächlich bereit uns ins ca. 8 km entfernte dorf zu fahren! super hilfsbereit, diese aus serbien stammenden franzosen und ungarn-französinnen!!
    • so werden wir an eine haltestelle gefahren, an der eine knappe stunde später ein bus uns aufnimmt und an das von uns gewünschte ziel bringt
    • ein hoch auf die jungen franzosen, mit denen wir unterwegs noch tolle gespräche führen konnten und viel von ihnen und ihrem leben erfahren haben

kurz-etappe ins museums-dorf

(aniane – st-guilhem-le-désert)

  • zur nächsten übernachtung im carmel st. joseph ist es heute nicht sehr weit (ausgleich zu gestern😉)
  • bevor wir ankommen bestaunen wir die pont de diable (teufelsbrücke) und die schlucht des hérault
  • zuerst laufen wir direkt an der strasse entlang mit ordentlich auto-verkehr, so gewöhnen wir uns etwas an den tourismus-hype im ehemaligen kloster
  • das bedeutet: grosse busse, viele autos, noch mehr menschen und souvenir-läden en masse
  • auf unsere reservierungs-anfrage per SMS kam meine reaktion, aber am verschlossenen pilger-empfang organisiert uns eine ’soeur‘ noch 2 betten in einem mehrbett-zimmer
  • wir kümmern uns um die nächste übernachtung und bekommen nur absagen, schliesslich versuchen wir es im tourismus-office vor ort. mit einer sehr hilfsbereiten und engagierten mitarbeiterin klappern wir mittels all ihrer hilfsmittel durch die nächsten orte durch, sie ruft auch gleich für uns an(!), aber ohne erfolg. nachdem es nun um Ü-25-orte geht, fragen wir nach möglichkeiten eines bus-transfers: mit einem umstieg können wir die nächste kleinere stadt lodève erreichen. dafür entscheiden wir uns nun
  • in der herberge lernen wir 2 frauen aus neuseeland und kanada kennen, die gemeinsam diesen weg gehen und unterhalten uns wunderbar mit ihnen
  • bis wir nach dem „bonjour“ einer neu ankommenden pilgerin dann deutsch reden können: lena kündigt eine kleine gruppe mit 5 personen aus süddeutschland (karlsruhe und tübingen) an, darüber ihr vater mit 83!!
  • wir schlendern durch das dorf und besuchen dann in der kirche die vesper der communauté mit wunderschönen liturgischen gesängen (von 6 sängerinnen, aber mehrstimmig)
  • zurück in der herberge treffen wir unsere beiden übersee-frauen, bieten ihnen von unserem wein an und haben einen schönen gemeinsamen abend mit interessanten gesprächen
  • im zimmer treffen wir unsere süddeutsche mannschaft die sich auch gerade bett-fertig macht
  • wir werden vor schnarchern in der gruppe gewarnt, auch oropaks werden uns angeboten
  • die folgende nacht wird etwas unruhig durch einen weiteren chor, der nur aus bässen besteht (die haben vorher gefehlt)

begleitung durch nachtigallen

  • an vielen bisherigen wegstrecken haben uns nachtigallen begleitet, heute war es die ganze erste hälfte unseres weges. fliegt da eine neben uns her? auf jeden fall ist es eine herrliche musikalische begleitung!
  • es kommen einige herausforderungen heute auf uns zu, es werden über 20 km werden und es wird einen ersten kräftigen aufstieg geben.
  • eine unangekündigte zeigt das titelbild: die überwindung eines baches ohne brücke, ein paar teile machen bereit zum selbst-bau. ich wählte die palette aus und warf sie auf für glück ins wasser, noch etwas zurecht rücken mit dem stock – und fertig war der provisorische übergang
  • mehrfach haben wir den richtigen weg suchen müssen: ein paar mal waren die weg-zeichen nicht eindeutig und wir mussten etwas korrigieren. einmal jedoch suchen wir im wald den rechten weg, als keine zeichen vorhanden waren und wir mithilfe von handy-GPS an einer kreuzung keine übereinstimmung mit der wirklichkeit fanden
  • das verlängerte die kilometer und die wander-zeit, so dass wir schliesslich sehr froh waren unsere herberge zu erreichen

zwischen-raum montpellier

  • verspätetes oster-frühstück mit eiern von glücklichen französischen hennen
  • unser gastgeber stellt sich kurz vor der abreise als home-officer und diakon heraus
  • per schriftlicher anleitung wie pilger durch das ungetüm ‚gross-stadt‘ durchkommen ziehen wir los
  • a) 300 m zu fuss zur bushaltestelle, dort erwerb von online-tickets
  • b) mit bus-linie 21 zum übergang zur tram
  • c) umstieg in tram-linie 2
  • d) in einem wunderschönen bunten waggon durch triste vororte
  • e) mitten in monpellier umstieg in tram-linie 1
  • f) im westen der stadt umstieg in bus-linie 24
  • g) abschluss des fahr-geschäfts in grabels mit einem café au lait
  • h) fussweg zur (noch) verschlossenen kommunalen herberge
  • mit hilfe mehrerer einheimischer fragen wir uns zum rathaus durch und erhalten dort – per kauderwelsch-kommunikation und gegen barzahlung – den code zum knacken der herbergs-tür
  • statt kaffee und kuchen gibt’s nun käse-baguette und tee
  • schliesslich etappen planen, betten reservieren, suchen von frühstücks-orten und abendessen
  • wieder sind wir allein in der herberge

den ganzen tag allein

  • die letzte nacht haben wir allein in der herberge verbracht
  • kleines frühstück in der benachbarten boulangerie (je 2 kurze kaffee mit einem kleinen milchdöschen, dazu drei croissants für beide)
  • am ende des dorfes erhalten wir einen überblick auf den bisherigen und den zukünftigen weg (siehe unten)
  • im dorf mit der nächsten herberge ist wg. ostern alles geschlossen – wir sollten unterwegs lebensmittel für das abendessen einkaufen, so wird und von nächsten gastgeber geraten
  • so fragen wir im einzigen ort unterwegs einen jungen mann wo der lebensmittel-laden ist, seine antwort „geschlossen“ nehmen wir mit enttäuschung zur kenntnis
  • also machen wir auf dem dorfplatz eine kleine pause
  • nach kurzer zeit kommt eine frau vorbei, die wir nach einer weiteren einkaufs-möglichkeit fragen, ihre antwort „um die ecke, aber die macht in wenigen minuten zu“ quittieren wir mit einem hektischen aufbruch
  • sie zeigt uns den kleinen laden, den wir kurz darauf noch betreten können – das abendessen ist gerettet! und dann ist sogar noch zeit für einen espresso…
  • der vergangene weg war geprägt von asphalt, wo wir dann immer nach weicheren ausweich-möglichkeiten suchten (bankette, ackerraine usw ) – waldwege und andere angenehme beläge waren eher selten
  • heute freuten wir uns in laufe des tages immer mehr über pilger-gerechte weg-oberflächen
  • keine pilger in der letzten nacht, keine am heutigen tag – und in der nächsten nacht sind wir wieder allein
  • wie es scheint, ist es noch vor-saison…

matsch und steine

  • im hostel ein kurzer kaffee und dann ein frohes abschied nehmen
  • kurz darauf in einer boulangerie (öffentliches dehnen und falten der teig-stücke) ein frisches croissant auf die hand
  • weg suchen und weg finden, auch mit hilfe von eingeborenen
  • kräftiger regen in der letzten nacht lässt auf teilen des weges ordentliche seen entstehen – einige können wir nur mit intensivem stock-einsatz mit halbwegs trockenen schuhen überwinden
  • artisan – handwerkliche bäckers-kunst können wir in einer klitzekleinen boulangerie kennen, so wir uns ein zweites frühstück an ostern gönnen
  • zum ersten mal auf unseren weg geht es dann richtig auf steinigem pfad bergauf und wir geniessen schöne ausblicke nach hinten und nach vorne
  • bei einem offiziellen aussichts-punkt tauchen plötzlich von unten menschen mit helm auf und beim zweiten hinsehen stellen sie sich als kletterer heraus – sogar ein kind kommt noch nach
  • auf semi-alpinem steinigem weg geht es dann wieder abwärts – das muss wohl der test-lauf für spätere etappen sein
  • bevor die kommunale gîte auftaucht, finden wir in einer bar einen kaffee, bei der es sogar noch einen offiziellen compostela-stempel oben drauf gibt
  • in der kleinen herberge (4 betten) sind wir heute die ersten, die vom ehrenamtlichem rentner-hospitaliero empfangen werden
  • nach installierung (bett besetzen, schuhe ausziehen, handy laden, duschen) holen wir uns eine pizza to go ins neue traute heim
  • wie bleiben die einzigen gäste hier in dieser nacht und machen es uns gemütlich

life is change

  • der morgendliche blick aus dem fenster zeigt einen voll bewölkten himmel – ganz anders als gestern
  • die behinderte tochter unserer gastgebenden familie ist beim frühstück nicht dabei – sie schläft noch
  • wir haben für die kommende nacht noch kein quartier, unsere gastgeberin telefoniert und schreibt uns dann ein paar telefon-nummern in unseren pilger-führer
  • nach einiger zeit drehen wir wieder um – wir haben einen schal in der herberge vergessen
  • die route des daheim geplanten und aufs handy herunter geladenen führers weist uns in die andere richtung der aktuellen wegzeichen – wir entscheiden uns gegen GPS und für die realität
  • auf freier strecke treffen wir zwei pilgerinnen wieder, die wir in der letzten herberge kennen gelernt haben – das verbessert deutlich dass gefühl, auf dem ‚chemin/camino‘ zu sein
  • statt sonne pur weht eine sehr steife brise – und ich habe angst um meinen hut – die linke hand ist schwer beschäftigt mit festhalten
  • überhaupt: links den hut sichern, rechts den stock lenken, und dann noch die karte im blick behalten – ich wünschte mit manchmal das doppelte an händen
  • zum fotografieren bleibt kein körperteil mehr übrig…
  • am zielort angekommen suchen wir die gîte étappe zum übernachten – wir finden eher ein café
  • renate ist dabei auf der internet-suche nach 2 betten, findet prompt etwas und wir buchen – auf dem weg dahin spricht uns eine deutsch-sprachige französin an: sie ist temporäre hospitalierin in der gesuchten herberge und erzählt von 2 freien betten
  • wir wollen uns mal das kleine hostel anschauen und stehen vor verschlossenen türen – kurze augenblicke später taucht die besitzerin auf, bittet uns herein und bietet und ein getränk an, solange sie unser zukünftiges zimmer richtet
  • geplant waren für die heutige strecke theoretische 13 km – letztlich haben wir mit allem drum und dran die 16 km ‚geknackt‘

weinfelder und obstplantagen

  • französisches frühstück mit viel konversation in französisch
  • kurzer karfreitags-blick in die kirche (alle kreuze sind violett verhangen)
  • baguette besorgt für brotzeit unterwegs
  • den tag über verschiedenste tiere getroffen (esel und schafe, ziegen und schweine, schimmel und kühe)
  • an viel noch nicht reifem obst vorbei (pfirsich, aprikosen, nektarinen, äpfel, weintrauben, oliven)
  • wir lassen die kleine camargue hinter uns
  • mehrere metallene pilger getroffen (noch 1600 km bis santiago – wir hören vorher auf!)
  • ansonsten deutlich mehr sonne als wind

durch die camargue

  • gestartet mit dem bus, um asphalt-kilometer in arles zu sparen
  • den schöneren weg verfehlt, dafür mehr camargue gefunden
  • auf dem ganzen weg heftiger wind, ausser wo hecken am wegesrand standen
  • die kleine rhone nur knapp gesehen, hauptsächlich auf der brücke in st. gilles
  • der ursprüngliche (unbeschwerliche) pilgerweg wurde von den autos irgendwann in beschlag genommen. die pilger wurden auf weitere wege abgedrängt
  • nette private herberge, in der es ein sehr gutes abendessen mit 3 weiteren pilgern und den gastgebern gab

touri-tag in arles

nach einem einfachen guten frühstück liessen wie uns durch arles treiben und trafen dabei auf eine grosse kinderschar, der wir folgten. die führte uns mit ein paar umwegen zur Arènes d’Arles.

aus zeitgründen folgen hier vorerst nur stichworte:

besichtigung der arena mit beobachtung des kinderfestes, besichtigung des Théâtre Antique mit beobachtung eines gladiatoren-schaukampfes, besuch derÉglise Saint-Trophime mit erkundigung eines möglichen gepäck-transports für den ersten wandertag, mittagessen (kalte paella) mit anschliessender mittagspause in der herberge, erkunden möglicher verkürzung der ersten wanderstrecke und reservierung der nächsten herberge, kaffee mit mehr schoko- als kaffeebohnen, besuch ausgewählter orte von Van Gogh, missglückte versuche der kälte zu entfliehen durch vorzeitigem abendessen, schliesslich für gegessen in bekannter vortags-kneipe, studieren der Buslinien von arles mit hilfe von hostelier und anwesenden französischen schülern.

mit dem zug in den süden frankreichs

tgv fahrt strasbourg arles grafik strecke
die zugfahrt durch frankreich von strasbourg nach arles grafik strecke

den gengenbacher tag begannen wir mit einem spaziergang durch den ort, begleitet von der familie von renates ‚alter‘ freundin aus ganz frühen tagen. mit einem regenschauer verabschiedeten sie uns am bahnhof. der zug brachte uns nach strasbourg auf der anderen seite der grenze, die wir aber nur wahrnahmen, weil ein deutsch-französisches polizisten-paar durch den zug patrouillierte.

ab strasbourg verbrachten wir dann 5 1/2 stunden im TGV, in denen wir aus dem fenster, aufs handy oder auf die anderen menschen im zug schauten. auch wenn sich gehen ende der fahrt renates rücken etwas bemerkbar machte, waren wir uns darin einig, dass wir diese strecke auf keinen fall mit dem auto hunter und bringen wollten.

aber auch die längste TGV-fahrt geht dann mal zu ende und zum abgewöhnen hatten wir dann noch einen 5-minuten-transfer ins zentrum von avignon und eine viertelstündige abschluss-fahrt nach arles. dort standen zwar Taxis vor dem bahnhofs-gebäude, aber wir machten uns lieber per pedes auf richtung jugendherberge. geführt von komoot hätten wir auf keinen schleichwegen die juhe erreichen können. nachdem wir über einen noch nicht eröffneten jahrmarkt (zum glück) gezogen waren, hielt neben und ein auto an. der fahrer fragte uns, wo wir den hin wollten und erklärte uns dann einen direkten weg dort hin. wenn ich es nicht gleich verändern hätte, wäre er sogar bereit gewesen, die ganze beschreibung zu wiederholen. so sind wir schliesslich neben hauptstrassen ans ziel gelangt.

ein freundlicher junger mann nahm uns auf und gab uns ein kleines zimmerchen.it stockbett gleich beim eingang. weil es in der herberge nichts mehr zu essen gab, sind wir dann „nur ca. 10 m gleich rechts“ (so der junge mann) in die kneipe gegangen. die stellte sich dann aber als deutlich weiter entfernt und in einer etwas anderen richtung heraus. in dieser kleinen kneipe haben wir uns einen kleinen salat schmecken lassen und kamen dann von der anderen Seite wieder zur herberge zurück.

während es am anfang noch recht laut auf dem flur zuging, ist es jetzt, wo ich diese zeilen ins handy schreibe, absolut ruhig!

bahn-fahrt richtung frankreich

per bus und zug sind wir nun über künzelsau, waldenburg, heilbronn, karlsruhe und offenburg nach gengenbach gekommen. das war etwas später als geplant, obwohl es anfangs sehr pünktlich lief, aber wir haben ja zeit…

hier besuchen wir renates schwester, die im ort die gemeinschaft der franziskanerinnen leitet. nach guter klösterlicher verpflegung dürfen wir nun im so genannten bischofs-zimmer nächtigen. das wird uns besondere kraft geben, so dass wir morgen guter dinge frankreich anvisieren können.

neuer anlauf

Pendel im sand

corona hat uns den camino von arles zu den pyrenäen vor ein paar jahren gestrichen. nun nehmen wir noch einmal anlauf für diesen pilger-weg.

von langer hand geplant – schon längere zeit in den kalendern eingetragen und versucht freizuhalten. danach haben wir den start-termin festgelegt und nun sind die ersten zwei schritte gemacht: vor ein paar tagen haben wir die sncf-fahrkarten nach arles gekauft. und nun auch die erste herberge in arles gebucht.

bald geht es (hoffentlich) los!

kleinst-touren in der heimat

statt der grossen pilger-tour durch südfrankreich ‚vertreiben‘ wir schmerz und zeit mit sinnvollen arbeiten in haus und garten. da gibt es genug zu tun, was schon lange getan werden wollte…

aus- und aufräumen von ex-arbeitszimmern, pflanz- und aussä-arbeiten im garten, kleine und grosse renovierungs-arbeiten – diese werden unterbrochen von kaffee und kuchen sowie mini-menüs mit wein-begleitung. da ist bisweilen ein ganz kleiner hauch von camino ist dabei.

statt durch die Petite Camargue mit der annäherung an montpellier sind wir in der heimat unterwegs mit rundwanderungen im kleinformat über die burgruine leofels und an der jagst entlang:

ausgebremst!

das konzert unseres chores wäre eigentlich um diese zeit vorbei und entspannung und zufriedenheit läge über allen sängerinnen und sängern.

auch der rucksack wäre jetzt fast gepackt und allerletzte angelegenheiten des übergangs im haus noch vor uns.

und dann …

ginge es eigentlich bald los: mit dem zug nach arles und dann zu fuss richtung pyrenäen.

aber nun ist alles ganz anders. ein klitze-kleines, aber massenhaft auftretendes virus, merkel und macron haben uns total ausgebremst! nationale grenzen, die wir jahrelang zuvor kaum mehr wahrgenommen haben, haben ihre rot-weissen schlagbäume gesenkt. ausgangsbeschränkungen und -sperren, verschlossene herbergen und cafés und wer weiss was verhindern unseren pilger-weg. das herz will aufbrechen, aber das hirn sagt NEIN.

so bleiben wir in unserem beschaulichen dorf, nutzen die zeit zuhause für allerlei tätigkeiten in haus und garten und geniessen die gewonnene zeit zur muße und muse.

und zu ausgedehnten spaziergängen und kleinen wanderungen – die sind ja noch zu zweit erlaubt. daher findet ihr hier nun kein pilger-tagebuch von arles zu den pyrenäen. aber es gibt immer wieder häppchen wie diese.