l’isle-jourdain – giscaro

- die herberge, in der wir aufwachen, ist wir entfernt von einer boulangerie, geschweige denn von einer tasse kaffee. auch in ihrer küche gibt es keinen pilger-kaffee. so begnügen wir uns mit je zwei tassen eines mehrmals aufgebrühten schwarztee-beutels. dann ziehen wir los durch eine noch schlafende freizeit-anlage – es ist sonntag
- unter einem bewölkten himmel geht es erstmal an einem bach entlang und immer mehr Holz und die erinnerung an den vortag ein: der weg wird wieder sehr schlammig, zum glück nicht ganz so heftig und rutschig wie gestern. aber wieder zirkeln wir am rande von schlamm-wegen vorbei und sind froh um unsere stöcke. und wieder klebt an unseren schuhen der lehm vermischt mit etwas gras – jeder lehm-handwerker hätte seine freude dran
- als es dann später bergauf geht, bessert sich diese situation der schuhsohlen-verstärkung, an der abzweigung zu einer asphalt-strasse mit breitem gras-randstreifen versuchen wir unser schuhwerk etwas zu erleichtern und sehen dann sich, dass andere dasselbe an dieser stelle versuchten
- immer wieder haben wir in der vergangenheit aufforstungs-bemühungen beobachtet, u.a. auch von hecken. und an windigen tagen spürten wir leibhaftig, welchen grossen vorteil hecken bieten, weil sie die kraft des windes brachen. auch heute geht es uns an mehreren stellen so
- in einem kleinen dorf sehen wir ein schild ‚boulangerie‘ und können 200 m abseits einige stühle erkennen. auf gut glück gehen wir darauf zu – und wir haben grosses glück: die bäckerei hat tatsächlich noch auf und bietet kaffee an! diese chance lassen wir uns nicht entgehen und geniessen ein tässchen kaffee zusammen mit einer apfeltasche – auch wenn die umgebung nicht sehr genussvoll ist
- an einer ecke sehen wir eine holztafel ‚gîte la grangé 2,1 km‘ – unser tages-ziel naht, an der nächsten abzweigung heisst es dann ‚1 km‘. die nächste holztafel verspricht ‚presque l’arrivée‘ (bald seid ihr angekommen) und dann ist nach der letzten kurve eine grosse glocke da, um die ankunft einzuläuten
- schliesslich bestaunt die pilgerin noch das entrée-ensemble, da ertömt schon von oben her ein fröhliches „hallo“ und wir sollen uns bei den getränken bedienen
- kurz darauf werden wir von ihr und ihrer tochter per handschlag begrüsst: sie kann englisch, ihre tochter kann deutsch. und wir erfahren von der tochter die mehrsprachige familien-kommunikation: sie spricht mit ihrer mutter französisch, mit ihrem vater meistens deutsch und die beiden unterhalten sich in englisch. die gepflogenheiten der herberge bekommen wir nun in deutsch erklärt, können dann in aller ruhe uns noch eine tasse kaffee gönnen und den vielfältigen aufenthalts-raum erkunden
- der aus deutschland stammende herbergs-chef erklärt und später noch wie der weg in den nächsten tagen bei welchen herbergen möglich ist. im anschliessenden gespräch in unserer heimatsprache erfahren wir noch einiges über ihn und tauschen camino-erfahrungen aus
