Archiv der Kategorie: via tolosana

zwischen-raum montpellier

  • verspätetes oster-frühstück mit eiern von glücklichen französischen hennen
  • unser gastgeber stellt sich kurz vor der abreise als home-officer und diakon heraus
  • per schriftlicher anleitung wie pilger durch das ungetüm ‚gross-stadt‘ durchkommen ziehen wir los
  • a) 300 m zu fuss zur bushaltestelle, dort erwerb von online-tickets
  • b) mit bus-linie 21 zum übergang zur tram
  • c) umstieg in tram-linie 2
  • d) in einem wunderschönen bunten waggon durch triste vororte
  • e) mitten in monpellier umstieg in tram-linie 1
  • f) im westen der stadt umstieg in bus-linie 24
  • g) abschluss des fahr-geschäfts in grabels mit einem café au lait
  • h) fussweg zur (noch) verschlossenen kommunalen herberge
  • mit hilfe mehrerer einheimischer fragen wir uns zum rathaus durch und erhalten dort – per kauderwelsch-kommunikation und gegen barzahlung – den code zum knacken der herbergs-tür
  • statt kaffee und kuchen gibt’s nun käse-baguette und tee
  • schliesslich etappen planen, betten reservieren, suchen von frühstücks-orten und abendessen
  • wieder sind wir allein in der herberge

den ganzen tag allein

  • die letzte nacht haben wir allein in der herberge verbracht
  • kleines frühstück in der benachbarten boulangerie (je 2 kurze kaffee mit einem kleinen milchdöschen, dazu drei croissants für beide)
  • am ende des dorfes erhalten wir einen überblick auf den bisherigen und den zukünftigen weg (siehe unten)
  • im dorf mit der nächsten herberge ist wg. ostern alles geschlossen – wir sollten unterwegs lebensmittel für das abendessen einkaufen, so wird und von nächsten gastgeber geraten
  • so fragen wir im einzigen ort unterwegs einen jungen mann wo der lebensmittel-laden ist, seine antwort „geschlossen“ nehmen wir mit enttäuschung zur kenntnis
  • also machen wir auf dem dorfplatz eine kleine pause
  • nach kurzer zeit kommt eine frau vorbei, die wir nach einer weiteren einkaufs-möglichkeit fragen, ihre antwort „um die ecke, aber die macht in wenigen minuten zu“ quittieren wir mit einem hektischen aufbruch
  • sie zeigt uns den kleinen laden, den wir kurz darauf noch betreten können – das abendessen ist gerettet! und dann ist sogar noch zeit für einen espresso…
  • der vergangene weg war geprägt von asphalt, wo wir dann immer nach weicheren ausweich-möglichkeiten suchten (bankette, ackerraine usw ) – waldwege und andere angenehme beläge waren eher selten
  • heute freuten wir uns in laufe des tages immer mehr über pilger-gerechte weg-oberflächen
  • keine pilger in der letzten nacht, keine am heutigen tag – und in der nächsten nacht sind wir wieder allein
  • wie es scheint, ist es noch vor-saison…

matsch und steine

  • im hostel ein kurzer kaffee und dann ein frohes abschied nehmen
  • kurz darauf in einer boulangerie (öffentliches dehnen und falten der teig-stücke) ein frisches croissant auf die hand
  • weg suchen und weg finden, auch mit hilfe von eingeborenen
  • kräftiger regen in der letzten nacht lässt auf teilen des weges ordentliche seen entstehen – einige können wir nur mit intensivem stock-einsatz mit halbwegs trockenen schuhen überwinden
  • artisan – handwerkliche bäckers-kunst können wir in einer klitzekleinen boulangerie kennen, so wir uns ein zweites frühstück an ostern gönnen
  • zum ersten mal auf unseren weg geht es dann richtig auf steinigem pfad bergauf und wir geniessen schöne ausblicke nach hinten und nach vorne
  • bei einem offiziellen aussichts-punkt tauchen plötzlich von unten menschen mit helm auf und beim zweiten hinsehen stellen sie sich als kletterer heraus – sogar ein kind kommt noch nach
  • auf semi-alpinem steinigem weg geht es dann wieder abwärts – das muss wohl der test-lauf für spätere etappen sein
  • bevor die kommunale gîte auftaucht, finden wir in einer bar einen kaffee, bei der es sogar noch einen offiziellen compostela-stempel oben drauf gibt
  • in der kleinen herberge (4 betten) sind wir heute die ersten, die vom ehrenamtlichem rentner-hospitaliero empfangen werden
  • nach installierung (bett besetzen, schuhe ausziehen, handy laden, duschen) holen wir uns eine pizza to go ins neue traute heim
  • wie bleiben die einzigen gäste hier in dieser nacht und machen es uns gemütlich

life is change

  • der morgendliche blick aus dem fenster zeigt einen voll bewölkten himmel – ganz anders als gestern
  • die behinderte tochter unserer gastgebenden familie ist beim frühstück nicht dabei – sie schläft noch
  • wir haben für die kommende nacht noch kein quartier, unsere gastgeberin telefoniert und schreibt uns dann ein paar telefon-nummern in unseren pilger-führer
  • nach einiger zeit drehen wir wieder um – wir haben einen schal in der herberge vergessen
  • die route des daheim geplanten und aufs handy herunter geladenen führers weist uns in die andere richtung der aktuellen wegzeichen – wir entscheiden uns gegen GPS und für die realität
  • auf freier strecke treffen wir zwei pilgerinnen wieder, die wir in der letzten herberge kennen gelernt haben – das verbessert deutlich dass gefühl, auf dem ‚chemin/camino‘ zu sein
  • statt sonne pur weht eine sehr steife brise – und ich habe angst um meinen hut – die linke hand ist schwer beschäftigt mit festhalten
  • überhaupt: links den hut sichern, rechts den stock lenken, und dann noch die karte im blick behalten – ich wünschte mit manchmal das doppelte an händen
  • zum fotografieren bleibt kein körperteil mehr übrig…
  • am zielort angekommen suchen wir die gîte étappe zum übernachten – wir finden eher ein café
  • renate ist dabei auf der internet-suche nach 2 betten, findet prompt etwas und wir buchen – auf dem weg dahin spricht uns eine deutsch-sprachige französin an: sie ist temporäre hospitalierin in der gesuchten herberge und erzählt von 2 freien betten
  • wir wollen uns mal das kleine hostel anschauen und stehen vor verschlossenen türen – kurze augenblicke später taucht die besitzerin auf, bittet uns herein und bietet und ein getränk an, solange sie unser zukünftiges zimmer richtet
  • geplant waren für die heutige strecke theoretische 13 km – letztlich haben wir mit allem drum und dran die 16 km ‚geknackt‘

weinfelder und obstplantagen

  • französisches frühstück mit viel konversation in französisch
  • kurzer karfreitags-blick in die kirche (alle kreuze sind violett verhangen)
  • baguette besorgt für brotzeit unterwegs
  • den tag über verschiedenste tiere getroffen (esel und schafe, ziegen und schweine, schimmel und kühe)
  • an viel noch nicht reifem obst vorbei (pfirsich, aprikosen, nektarinen, äpfel, weintrauben, oliven)
  • wir lassen die kleine camargue hinter uns
  • mehrere metallene pilger getroffen (noch 1600 km bis santiago – wir hören vorher auf!)
  • ansonsten deutlich mehr sonne als wind

durch die camargue

  • gestartet mit dem bus, um asphalt-kilometer in arles zu sparen
  • den schöneren weg verfehlt, dafür mehr camargue gefunden
  • auf dem ganzen weg heftiger wind, ausser wo hecken am wegesrand standen
  • die kleine rhone nur knapp gesehen, hauptsächlich auf der brücke in st. gilles
  • der ursprüngliche (unbeschwerliche) pilgerweg wurde von den autos irgendwann in beschlag genommen. die pilger wurden auf weitere wege abgedrängt
  • nette private herberge, in der es ein sehr gutes abendessen mit 3 weiteren pilgern und den gastgebern gab

touri-tag in arles

nach einem einfachen guten frühstück liessen wie uns durch arles treiben und trafen dabei auf eine grosse kinderschar, der wir folgten. die führte uns mit ein paar umwegen zur Arènes d’Arles.

aus zeitgründen folgen hier vorerst nur stichworte:

besichtigung der arena mit beobachtung des kinderfestes, besichtigung des Théâtre Antique mit beobachtung eines gladiatoren-schaukampfes, besuch derÉglise Saint-Trophime mit erkundigung eines möglichen gepäck-transports für den ersten wandertag, mittagessen (kalte paella) mit anschliessender mittagspause in der herberge, erkunden möglicher verkürzung der ersten wanderstrecke und reservierung der nächsten herberge, kaffee mit mehr schoko- als kaffeebohnen, besuch ausgewählter orte von Van Gogh, missglückte versuche der kälte zu entfliehen durch vorzeitigem abendessen, schliesslich für gegessen in bekannter vortags-kneipe, studieren der Buslinien von arles mit hilfe von hostelier und anwesenden französischen schülern.

mit dem zug in den süden frankreichs

tgv fahrt strasbourg arles grafik strecke
die zugfahrt durch frankreich von strasbourg nach arles grafik strecke

den gengenbacher tag begannen wir mit einem spaziergang durch den ort, begleitet von der familie von renates ‚alter‘ freundin aus ganz frühen tagen. mit einem regenschauer verabschiedeten sie uns am bahnhof. der zug brachte uns nach strasbourg auf der anderen seite der grenze, die wir aber nur wahrnahmen, weil ein deutsch-französisches polizisten-paar durch den zug patrouillierte.

ab strasbourg verbrachten wir dann 5 1/2 stunden im TGV, in denen wir aus dem fenster, aufs handy oder auf die anderen menschen im zug schauten. auch wenn sich gehen ende der fahrt renates rücken etwas bemerkbar machte, waren wir uns darin einig, dass wir diese strecke auf keinen fall mit dem auto hunter und bringen wollten.

aber auch die längste TGV-fahrt geht dann mal zu ende und zum abgewöhnen hatten wir dann noch einen 5-minuten-transfer ins zentrum von avignon und eine viertelstündige abschluss-fahrt nach arles. dort standen zwar Taxis vor dem bahnhofs-gebäude, aber wir machten uns lieber per pedes auf richtung jugendherberge. geführt von komoot hätten wir auf keinen schleichwegen die juhe erreichen können. nachdem wir über einen noch nicht eröffneten jahrmarkt (zum glück) gezogen waren, hielt neben und ein auto an. der fahrer fragte uns, wo wir den hin wollten und erklärte uns dann einen direkten weg dort hin. wenn ich es nicht gleich verändern hätte, wäre er sogar bereit gewesen, die ganze beschreibung zu wiederholen. so sind wir schliesslich neben hauptstrassen ans ziel gelangt.

ein freundlicher junger mann nahm uns auf und gab uns ein kleines zimmerchen.it stockbett gleich beim eingang. weil es in der herberge nichts mehr zu essen gab, sind wir dann „nur ca. 10 m gleich rechts“ (so der junge mann) in die kneipe gegangen. die stellte sich dann aber als deutlich weiter entfernt und in einer etwas anderen richtung heraus. in dieser kleinen kneipe haben wir uns einen kleinen salat schmecken lassen und kamen dann von der anderen Seite wieder zur herberge zurück.

während es am anfang noch recht laut auf dem flur zuging, ist es jetzt, wo ich diese zeilen ins handy schreibe, absolut ruhig!

bahn-fahrt richtung frankreich

per bus und zug sind wir nun über künzelsau, waldenburg, heilbronn, karlsruhe und offenburg nach gengenbach gekommen. das war etwas später als geplant, obwohl es anfangs sehr pünktlich lief, aber wir haben ja zeit…

hier besuchen wir renates schwester, die im ort die gemeinschaft der franziskanerinnen leitet. nach guter klösterlicher verpflegung dürfen wir nun im so genannten bischofs-zimmer nächtigen. das wird uns besondere kraft geben, so dass wir morgen guter dinge frankreich anvisieren können.

neuer anlauf

Pendel im sand

corona hat uns den camino von arles zu den pyrenäen vor ein paar jahren gestrichen. nun nehmen wir noch einmal anlauf für diesen pilger-weg.

von langer hand geplant – schon längere zeit in den kalendern eingetragen und versucht freizuhalten. danach haben wir den start-termin festgelegt und nun sind die ersten zwei schritte gemacht: vor ein paar tagen haben wir die sncf-fahrkarten nach arles gekauft. und nun auch die erste herberge in arles gebucht.

bald geht es (hoffentlich) los!

ausgebremst!

das konzert unseres chores wäre eigentlich um diese zeit vorbei und entspannung und zufriedenheit läge über allen sängerinnen und sängern.

auch der rucksack wäre jetzt fast gepackt und allerletzte angelegenheiten des übergangs im haus noch vor uns.

und dann …

ginge es eigentlich bald los: mit dem zug nach arles und dann zu fuss richtung pyrenäen.

aber nun ist alles ganz anders. ein klitze-kleines, aber massenhaft auftretendes virus, merkel und macron haben uns total ausgebremst! nationale grenzen, die wir jahrelang zuvor kaum mehr wahrgenommen haben, haben ihre rot-weissen schlagbäume gesenkt. ausgangsbeschränkungen und -sperren, verschlossene herbergen und cafés und wer weiss was verhindern unseren pilger-weg. das herz will aufbrechen, aber das hirn sagt NEIN.

so bleiben wir in unserem beschaulichen dorf, nutzen die zeit zuhause für allerlei tätigkeiten in haus und garten und geniessen die gewonnene zeit zur muße und muse.

und zu ausgedehnten spaziergängen und kleinen wanderungen – die sind ja noch zu zweit erlaubt. daher findet ihr hier nun kein pilger-tagebuch von arles zu den pyrenäen. aber es gibt immer wieder häppchen wie diese.