wenn ich in den tagen meines rückwegs (besonders seit le puy studiere ich die wanderkarte genauer) die karte sehr genau angeschaut habe, dann habe ich entdeckt, dass der optimale und geschickteste weg manchmal nicht der jakobsweg ist, sondern eine strasse. so habe ich mir einen an- und abstieg erspart oder auch einmal ein paar hundert meter bzw. den einen oder anderen kilometer.
das macht nachdenklich! schon in spanien und auf dem ersten französischen teil ist mir aufgefallen, dass der jakobsweg eher umständliche umwege macht. der straßen-verkehr dagegen folgt dem geschickteren und dem gelände angepassteren verlauf. nachdem mir das aufgefallen ist und ich dieses ‚phänomen‘ öfters beobachtet habe, haben mich immer wieder einige fragen beschäftigt:
welches ist das original? was war am anfang in mittelalterlicher zeit? wann und aus welchem anlass wurde der weg geändert? wer hat das entschieden? ich habe versucht antworten zu finden, die hier verkürzt dargestellt sind.
die vielen mittelalterlichen pilger haben den leichtesten und kürzesten weg gesucht! nach der erfindung des motorisierten verkehrs nutzten die straßenbauerinnen die wunderbaren vorgaben der pilgerwege. die motorisierten wurden mehr und haben auf den alten pilgerwegen immer mehr die fussgängerinnen verdrängt. für die pilgerinnen wurde der moderne verkehr immer gefährlicher (und für die autos wurden die pilger immer mehr zum hindernis). da in der zwischenzeit viele landwirtschaftliche und wanderwege entstanden sind, wurden die pilgerwege auf diese verlegt. ecken und längere (um)wege waren dabei für die planer kein problem.
heute wird die pilgerin über den berg oder über irgendwelche feldwege geleitet, während die autofahrerin über den möglichst horizontalen und kürzesten weg geführt wird. wenn man es recht bedenkt – eine farce (franz. streich, spass). der spass ist da eher bei der autofahrerin als bei der pilgerin.
Lieber nobe,
diese Erfahrung habe ich auf meinen Radtouren auf Fern- oder Themenwegen auch immer wieder gemacht: der offizielle (Rad-)Weg führt dich zu allen möglichen und unmöglichen landschaftlichen und/oder städtischen „Highlights“. Für ein zügiges Fahren von Ort zu Ort benutze ich auch meist die (Haupt-)Strasse. Zum Glück gibt es in Deutschland an immer mehr Strassen mittlerweile Radwege, bzw. landwirtschaftliche Wege, die man nutzen kann.
Ich wünsche Dir, dass Du weiterhin immer den geraden Weg findest – ohne auf die Schönheiten der Landschaft und die „Innerlichkeit“ des Pilgerns verzichten zu müssen.
Liebe Grüße
Schorsch