sonntag, 30.09.2018
salceda – lavacolla (18,5 km, 372 m höhe)
mein körper-gedächtnis funktioniert, ungefähr um halb sieben uhr meldet sich meine blase und sehr leise gehe ich zum türlosen WC unseres zimmers. dann lege ich mich noch mal hin und kurz darauf meldet sich der wecker. renate hat weniger gut schlafen können als ich. wir packen und lassen den rucksack stehen bis nach dem frühstück. dieses ist sehr edel im personell gut gefüllten speiseraum, auch die schweinfurter sind schon da. wir sitzen neben kanadischen touristen, die erzählen, dass sie auch in lavacolla übernachten werden. dort hätten sie ein casa reserviert. mal sehen, ob wir uns treffen werden. hier gibt es alles ausser müsli: frischer o-saft, guter kaffee, brot, mini-croissant, kuchen. auch hier sind wir wieder einmal die letzten, die den raum verlassen. wir holen unsere rucksäcke, bezahlen noch kurz unser frühstück und geben den zimmer-schlüssel ab. der chef ist beim abschied sehr freundlich und zutraulich.
zurück auf dem camino beobachten wir kurz darauf drei – von gestern – gut bekannte radfahrer, die auf der strasse vorbei radeln. unser weg führt uns den ganzen tag über auf wenig asphalt, es geht oft durch eukalyptus-wälder. wir sind heute wohl endlich mal schnell und überholen mehrfach eine sehr gemütlich gehende etwas korpulentere pilgerin. plötzlich taucht dann carmen vor uns auf, sie hat wohl eine abkürzung genommen. hat nicht auch damals der chef irgendetwas von einem direkten weg gesagt?
vor pedrouzo, wieder an einem erinnerungs-ort, finden wir heute ein neues grosses ‚gurgel‘-foto, das den ort und seine umgebung aus der vogel-perspektive zeigt. zwei unterschiedliche wege nach und um den ort zeigen die darin angemalten strecken an. kurz darauf finden wir einen karton auf dem weg liegend, auf dem davor gewarnt wird, dass aussen um den ort herum keine bar anzutreffen ist. wir wollen und brauchen eine solche und gehen daher (statt an der hauptstrasse entlang) nach der teilweisen umrundung in den ort hinein. dort haben wir wieder auf dem weg in die stadtmitte ein deja-vue-erlebnis: in der bar, die wir als erstes sehen, haben wir schon mal gesessen, ich sogar noch einmal mehr auf meinem rückweg. leider gibt’s heute nichts rechtes zu futtern, daher gehen wir noch weiter zurück in den ort rein bis zu einer bäckerei – mehrere hundert meter für zwei croissants, aber es lohnt sich. dabei beobachten wir eine gruppe von radfahrern, die auf ihrem t-shirt „NO zu einem bergwerk“ sagen.
aus pedrouzo hinaus weiter auf dem weg kommen wir an dem plakatkarton-schreiber vorbei, der sich als dauer-pilger im zelt herausstellt. es quälen uns dann etliche radfahrer ohne und mit motor und organisierte gruppen von kettler-radfahrern. wir kommen an eine grosse, gut gehende bar, wo wir einen kaffee trinken und eine rindfleisch-tarte essen, nicht gerade in sehr angenehmer umgebung. beim loslaufen fällt uns ein bus auf, um den herum sich einige wanderer scharen. und dann geraten wir in einen pulk von asiatischen tourismus-pilgern mit kleinen bzw. keinem rucksack und sind froh, dass alle schnell nach santiago wollen. schön, dass wir kurz darauf wieder relativ allein pilgern können. wir umrunden den flughafen von santiago, wo alle gefühlte viertelstunde ein flieger aufsteigt.
in lavacolla finden wir schnell die herberge , aber anders als von uns erwartet ist sie voll. da haben doch noch einige andere pilgerInnen ebenso die unsrige idee gehabt und vorher reserviert. es gibt noch zwei freie doppelzimmer für einen geringen aufpreis, wovon wir dann eines nach besichtigung annehmen. so haben wir ein eigenes zimmer zum ausbreiten, ein eigenes bad, genügend steckdosen und keine schnarcher – das ist der preis allemal wert. also duschen, waschen und dösen in der warmen sonne, während ich mich für einen kleinen spaziergang entscheide. danach gibt es für uns einen aperitif in einer kleinen kneipe und anschliessend ein abendessen in der von aussen edleren. nur haben wir (wieder mal) nicht reserviert, also heisst das zehn minuten warten. kurz davor kommen drei damen ins restaurant und die bardame vertröstet sie auf 20 minuten. wir alle werden in der bar zwischengelagert bis es so weit ist. kurz darauf werden wir ins restaurant gebeten und bestellen: zum ersten suppe und grosse garnelen, was mehr arbeit bedeutet als hunger-stillen. zum zweiten wird fisch serviert, bei dem es wieder eines brillen-tausches wegen der gräten bedarf.
zurück im zimmer, machen wir uns bett-fertig und sind gerade bereit zum licht ausschalten. da geht die tür auf und ein pilger stürmt ins zimmer, in der meinung, dies sei die toilette. als er uns erblickt, dreht er postwendend ab und nimmt die nächste tür in unser bad. nachdem er sein geschäft erledigt hat, schliesse ich unsere toilette und unser zimmer zur sicherheit ab. ich mag es nicht, wenn in dieser nacht menschen nochmals unser zimmer mit einem potentiellen WC verwechseln.