11.11. – was für ein tag?!

was verbinden wir deutschen mit dem 11.11.? – genau: faschingsbeginn um 11.11!

halt, das wars noch nicht: da gibt es noch die martins-gans und den martins-umzug mit laternenlaufen. am 11.11. ist das fest des hl. martin (herzlichen glückwunsch zum namenstag!)

und wie geht es dem deutschen in frankreich? ich habe weder narren gesehen noch hellau gehört. ich habe keinen gänsebraten gerochen und keine laternenlichter gesehen, auch keine martins-lieder von kindern singen hören.

nichts! wirklich nichts! gut – in der jugendherberge hat eine stunde früher als meines ein anderes mich geweckt und es gab ein ordentliches frühstück.

danach war alles ein satz mit x! es war schon auffallend, dass es – für mittwoch – keinen autoverkehr gab und keine leute auf der strasse waren. die post war zu – ich wollte doch meine 2600-km-schuhe als wertpaket nach hause schicken. und weil mein créanciale (carnet de pelerin, dt: pilger-innen-stempel-sammel-heft) gefüllt war, wollte ich in dieser für mich so wichtigen stadt cahors mir ein neues besorgen. alle kirchen und kirchenleute schienen mit was anderem beschäftigt zu sein.

in frankreich ist der 11.11. ein grosser feiertag. da steht ganz viel still. da wird der sieg über – nein, ganz falsch. an diesem tag feiert fast ganz frankreich das ende des ersten weltkrieges. sogar heute noch sind dann ältere honoratioren mit geschwellter und abzeichen-behangener brust im kirchenraum zu finden.

christian, ein französischer mitpilger geht mit mir dafür einen kaffee trinken. schon vorher hat er auf der suche nach dem créanciale mich durch die klippen des französischen feiertags gesteuert.

der folgende höhe-punkt liegt ca. 150 m über cahors. so hoch gehts hinaus über das lot-tal und das auf sehr kurzer wegstrecke, also gnadenlos steil. was dann später als ganzjährig geöffnet angeschrieben steht, stellt sich als verschlossen heraus. statt café au lait gibt es reines trinkwasser und statt einem croissant o.ä. gibt es altes brot (aber das muss ja auch weg).

meine heutige übernachtung habe ich wieder telefonisch geschafft. die monastère liegt einen guten kilometer abseits des weges, aber dieses kloster soll gut sein – so hört man öfters von pilgerinnen und hospitalières. ich  jedoch stehe vor verschlossenen türen. nach einigem warten rufe ich an, aber irgendwie ist das netz überfordert. nach einigem weiteren warten kommt ein auto vor gefahren, dem eine freundliche frau entsteigt, die sich zuerst einmal entschuldigt.

mit ihr bekommt der tag doch noch eine positive wendung. mir werden ein tee und kekse serviert. ich bekomme ein zimmer, das sich als einzelzimmer entpuppt und eine sehr moderne dusche hat. meine neuen blasen sind vergessen, als ich im convent zusammen mit ca. 25 frommen und freundlichen französischen frauen zu abend esse – quasi als hahn im korb. weil ich der einzige pilger heute bin, bekomme ich zudem die nahezu ungeteilte aufmerksamkeit von soeur andrée, die sich sehr bemüht meine begrenzte sprachkenntnis durch zuvorkommende gastfreundlichkeit auszugleichen.

was für ein tag – dieser 11.11.2014

2 Gedanken zu „11.11. – was für ein tag?!“

  1. Ich habe den 11.11. in der großen Stadt Nürnberg erlebt – wo die Polizei die Straße mit Blaulicht sperrt, damit alle Kinder sicher drüber kommen…. phu Großstadt halt….da denke ich lieber ans schöne, sichere Morsbach und an Modosch von Eberts zurück!

  2. Lieber nobe,
    Jeder hat seinen 11.11. Was war der 11.11. für mich?
    Es war der Tag, an dem ich nach 3 Wochen aus dem Norden zurückgekommen bin. Diesmal mit dem Zug – hin bin ich mit dem Rad unterwegs gewesen. 900km bis nach Cloppenburg, um mich dort mit ehemaligen Kollegen aus der Behindertenhilfe zu treffen. Fast 20 Jahre nach unserem gemeinsamen Leitungskurs treffen sich immer noch einige zum beruflichen und privaten Austausch. Jedesmal ein intensives Miteinander, ein „Begleiten“ in so vielen verschiedenen Lebenssituationen! Erstaunlich, wie nah man sich trotz aller Entfernung sein kann.
    Für mich war es diesmal aber nur ein „Highlight“, denn auf dem Weg habe ich Rast bei mehreren Freunden und Verwandten gemacht (u.a. Heidi und Peter), manche gefüllten und erfüllte Stunden erlebt und nicht nur mit viel Gepäck auf dem Rad zurückgekommen – auch meine „Seele“ ist noch angefüllt mit all den Gesprächen und Zuwendungen, die ich erfahren durfte. Freundschaft ist durch nichts zu ersetzen!
    So wünsche ich auch Dir, dass Du auf Deinem Weg immer wieder diese Erfahrung von Gastfreundschaft und Zuwendung machen darft.
    Herzliche Grüße
    Schorsch

    PS: Fand bei meiner Rückkehr ein Schreiben des Kapuzinerordens aus Münster vor: Ferdinand Wessenbohm – vielleicht kennst Du ihn noch – ist am 08.11. gestorben. Habe ihn im Frühjahr noch gesehen und er-lebt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert