donnerstag, 25.04.2019
lauterbach – struth (22,7 km, insgesamt 564,6 km, 460 m auf, 340 m ab)
es hat wohl ein wenig geregnet in der nacht. zum frühstück gibt es für mich wieder einmal müsli in einem fast leeren speisesaal. dann hole ich mir mein lunch-paket ab, packe meinen rucksack und ziehe mein bett ab. beim bezahlen erfahre ich, was das mit den luchs-kameras auf sich hat (man will heraus bekommen, ob luchse auf der durchreise sind oder hier ihr revier haben).
der wander-tag beginnt mit abwärts ins mihla-tal. ich spüre an der kühlen, sehr frischen und irgendwie sauberen morgen-luft, dass es geregnet hat. herrlich, durch diese von morgen-licht durchfluteten buchen-wälder zu ziehen. die breiten forst-wege sind fast schon wieder trocken, aber aus den wiesen steiget der feine morgen-nebel in kleinen schwaden auf.
unten im tal liegt ein hof, auf dessen was eine natürliche kuh-herde grast oder döst (neben kühen auch einige kälbchen und ein stier). dann geht es wieder erst sanft, später steiler den hang hoch.
oben treffe ich auf den renn-stieg, vom navi angekündigt, glaube ich zuerst an einen schreib-fehler. aber dann sehr ich wegweiser ebenfalls mit rennstieg und an den bäumen taucht auch das grosse R auf – allerdings unterstrichen. mit fällt ein auto im wald auf, daneben sind bei dem forstwirt-bauwagen fenster und türe auf. so klopfe ich an und frage die beiden wald-arbeiter danach. das hier ist wirklich der renn-stieg und nicht der renn-steig.
die erste hälfte der kilometer hatte ich ausschliesslich die breiten forst-strassen, nun wechselt der boden-belag in deutlich angenehmeren wald-boden. das sind doch eigentlich die komoot’schen prinzipien.
kurz vor heyerode – eine ideale zeit für einen kaffee – überlege ich, ob ich die tour verlassen soll und auf verdacht mehr-kilometer in den ort auf mich nehme. sie erste abzweigung verpasse ich, bei der zweiten müsste ich etwas zurück laufen. ich entscheide, lieber die dritte abzweigung anzugehen – vielleicht treffe ich da noch auf jemanden, der mir konkreteres in sachen kaffee sagen kann. dort angekommen sehe ich ein vermehrtes auto-aufkommen auf einem nahe liegenden parkplatz. das muss einen grund haben, der für mich nützlich sein könnte. kurz darauf geniesse ich einen guten cappuccino und ein stück erdbeer-kuchen – in dem wissen, dafür keinen kilometer mehr gelaufen zu haben.
wieder unterwegs sehe ich, dass es gerade volles internet-netz gibt. nachdem gestern in dieser sache total tote hose war, versuche ich ein paar texte In den blog zu senden. sie gelingt recht gut, zumal ich warte-zeiten mit langsamem weiter-laufen überbrücken kann. nur bilder hochladen funktioniert immer noch nicht.
ich verlasse den renn-stieg und sehr ab richtung ziel-ort. der weg wird wurzeliger, daher muss ich mich nun auf ihn konzentrieren. doch plötzlich stehe ich vor einen bach in einem graben von über zwei meter breite – und sehe, wir der weg auf der anderen seite weiter geht. ich gehe ein paar schritte zurück und sehe auf einem baum neben diversen weg-zeichen das wort ‚umleitung‘. so kann ich bald den bach von der anderen seite aus sehen.
ich komme in der unterkunft an und erblicke einen zettel ab der tür ’sind gegen 16 uhr wieder da‘ – jetzt ist es drei uhr! ich frage eine einheimische nach einem schumacher im ort und erhalte die info: gleich rechts ums eck, in der parallel-strasse ist einer. das hatte ich nicht erwartet. also wechsle ich die schuhe und ziehe los zum schuster ums eck.
dort steht geschrieben: orthopädische schuhe – öffnungszeiten samstag zwischen 9 und 12 uhr. ich bin gerade ein notfall, daher wage ich zu klingeln. da geht die tür auf und ein älterer herr meint, einfach nur drücken und rein. ich beschreibe meine situation und zeige ihm den schuh, worauf er meint „kommen sie sich erst einmal herein“. er führt mich ins haus und fragt, ob ich einen kaffee wolle. so sitzen wir beide in seiner küche bei kaffee und ein paar stückchen oster-lamm und erzählen und unsere geschichten. er erfährt, woher ich bin und was ich gerade mache und ich erfahre wissenswertes über den weg und einiges von seiner familie, so dass seine frau vor elf jahren gestorben sei.
als die tassen leer sind, gehen wir in seine werkstatt, wo er die kaputte naht in kürzester zeit wieder genäht hat. geld möchte er absolut nicht, aber ob ich noch ein paar fotos von seiner familie sehen wolle. eines zeigt ihn und seine frau mit seinen kindern und enkeln beim 45sten hochzeits-tag. ein anderes bei seiner letzten geburtstags-feier (85.) im kreise seiner geschwister, kinder, enkel und urenkel. dann sehe ich noch seinen garten, seine hasen und hühner und hole meinen rucksack. und wie ich den schultere, meint er, es gebe da so einen spruch, wenn der besuch schon weg ist, merkt man, dass ein engel da war. dabei sei doch er mein engel, entgegne ich.
zurück an der unterkunft schreibe ich noch eine SMS, da kommen die wirts-leute zurück und entschuldigen sich vielmals. ich bekomme mein zimmer und – da heute abend die kinder zum grillen kommen – zum abendessen einen vollen grill-teller zusammen mit einem bier.