samstag, 15.09.2018
escamplero – alto de cabruñana (21,5 km, höhe 363 m)
da die herberge gestern sich immer mehr gefüllt hat, ist heute früh schon recht viel los auf den drei toiletten. nach drei anläufen zu geschlossenen WCs habe auch ich dann endlich erfolg, renate ist da schon längst durch. in der küche befinden sich keine tassen (logisch, gestern waren auch keine da), so lassen wir den gestern erhaltenen schwarztee weg. wir gehen los und verzichten vorerst auch auf kekse, denn spätestens nach fünf kilometern muss eine bar kommen. es geht anfangs die strasse entlang, aber dann gelangen wir auf wunderschöne waldwege. an einer abzweigung neben einem einsamen haus (bewohnt oder verlassen?) vertilgen wir im stehen die erste keks-ration. da bellt ein hund, also doch bewohnt.
nach kurzer zeit kommen wir zum abzweig einer bar. und kurz darauf stehen wir davor und finden eine italienische pilger-gruppe unserer letzten herberge. während wir käse-bocadillo und kaffee geniessen, können wir uns in ein gespräch mit den englisch sprechenden pilgerInnen verwickeln lassen. venedig, genua und mailand sind die heimat-orte, getroffen haben sie sich auf dem flughafen. nachdem wir die reste unseres frühstücks verpackt haben, ziehen wir weiter, lange zeit auf asphalt. da kommen uns zwei wanderer entgegen – und siehe da, das (ältere) spanische paar ist den camino del norte nach santiago gepilgert und nun auf dem camino primitivo rückwärts nach oviedo.
auch heute haben wir mit total bedecktem himmel angefangen und in der zwischenzeit wird die sonne nur wenig von wolken verdeckt. kurz vor grado schickt man uns auf eine umleitung und in der folge müssen wir entlang der nationalstrasse in die stadt marschieren. dies unterbrechen wir kurz an einer bushaltestelle und etwas länger an einem aus unserer heimat sehr bekannten grossmarkt, wo wir uns mit saft und keksen versorgen. in der schlange an der kasse spricht uns ein spanier an und erzählt uns, dass er viel durch frankfurt gefahren sei auf den weg von zuhause nach vilnius in litauen. er meint dann noch, ins zentrum seien es nur noch 500 meter. es ist etwas mehr, aber wir sind froh, doch eher drin zu sein als befürchtet.
wir genehmigen uns in der ersten bar einen kaffee und überlegen uns, wie die restliche strecke aussehen soll und welche herberge wir anpeilen wollen. und dann – wie üblich in einer stadt – verlieren wir den rechten weg. mithilfe älterer spanierInnen finden wir ihn aber rasch wieder. dann geht es gewaltig steil aufwärts! zum glück nur kurz und danach auf einem schönen weichen weg. es steigt nun immer leicht an, nur noch einmal wird es nochmal so steil wie vorher. im erklommenen sattel machen wir eine kleine vesper-rast an einer verschlossenen kirche. die letzten 1,5 kilometer zum kleinen ort auf dem ‚gipfel‘ sind dann schnell geschafft. an der bar, wo der schlüssel zu holen ist, werden wir vom wirt begrüsst, der bald auf deutsch wechselt und uns die nötigen informationen in unserer heimat-sprache erläutert. in der herberge finden wir in einem schlafraum an die zehn doppelstock-betten, wo wir uns nicht so recht sicher sind, ob sie belegt sind oder nicht. nur ein pilger schläft in einem bett. wir finden etwas abseits ein weiteres stock-bett und richten uns dort hinter spanischen wänden häuslich ein.
nach duschen und füsse pflegen, schreiben und planen sowie etwas dösen gehen wir zum deutsch sprechenden wirt und melden uns offiziell an. es ist selbstverständlich, dass wir uns als aperitif einen sidre bestellen. da wir nur die flasche auf den tisch gestellt bekommen, schenken wir uns selber ein. der abstand beträgt aber nur knappe 30 cm. nebenher müssen wir lautstark das autorennen von oviedo ansehen, dessen vorspiel wir vor kurzem dort live beobachten konnten. schliesslich gibt es abendessen. wir starten mit spaghetti in fischsauce, dann kabeljau bzw. das einheimische cordon bleu, jeweils mit pommes aus echten kartoffeln, angemacht in ordentlich fett. dazu gibt es eine flasche sidre. als nachtisch wird reisbrei bzw. flan gereicht.
für das frühstück bekommen wir zwei beutel schwarztee und zucker sowie marmelade und baguette. das könnten wir morgen in der küche der herberge essen.