samstag, 29.09.2018
boente – salceda (19 km, 392 m höhe)
ich habe nicht mehr so gut geschlafen seit irgendjemand irgendwann in der nacht relativ geräuschvoll durch das zimmer gegangen ist. da ich gestern abend dummerweise mein handy im schrank eingeschlossen hatte, habe ich keine uhr parat, um klar zu haben, was es wirklich geschlagen hat.
gegen morgen – gefühlt – stehe ich auf, sehr leise und rücksichtsvoll. anschliessend räume ich im dunkeln meine klamotten und utensilien zusammen und trage meine sachen aus dem zimmer hinaus. auch renate ist wach und macht es mir nach. weil es nur relativ geräuschvoll möglich ist, schliesse ich dann zuletzt den wertsachen-schrank mit hilfe der stirnlampe auf und räume ihn aus. draussen vor der tür des schlafraumes packen wir unsere rucksäcke und gehen nach unten. ich sollte noch mein handy laden und renate muss nochmals zur toilette.
im dunkeln ziehen wir dann los und suchen den weg zur frühstücks-bar. nach einem kurzen abstecher auf einen irr-weg finden wir schliesslich nach spanischen 300 m die bar. dort trifft während unseres frühstücks am nachbfar-tisch ein paar ein, bei dem der dialekt des mannes unsere aufmerksamkeit auf uns zieht. renate spricht ihn an und wir erfahren, dass die beiden aus heilbronn sind, er ist einheimischer und sie ist holländischer abstammung. die beiden haben den camino del norte hinter sich. wieder eimal wird uns deutlich, wie viele landsmänner und -frauen sich hier auf den jakobs-wegen aufhalten.
in der heller werdenden dämmerung kommen wir weiter über schöne wege, nur in den dörfern haben wir asphalt unter unseren schuhen. es wird heute relativ schnell warm. es sind heute sehr wenig pilgerInnen unterwegs, deutlich weniger als befürchtet. die ursprüngliche idee von einer bus-fahrt von melide bis kurz vor santiago stellt sich als eher unnötig heraus. die junge welle ist wohl gestern in unserer letzten herberge an uns vorbei geschwappt, dafür begegnen wir vielen radfahrern, teilweise rasend schnell bis gefährlich, aber auch langsame und besonnene. sogar e-bikes fahren an uns vorbei.
immer wieder kommen wir an bekannten stellen vorbei, die wir vor vier Jahren schon mal gesehen haben. es ist eine schöne erfahrung, auf solche orte zuzugehen oder sie plötzlich zu entdecken. bei einem abzweig, an dem wir überlegen, welchen der zwei camino-richtungen wir einschlagen sollen (offizielle wegweise zeigen in beide richtungen), kommt véronique vorbei. es gibt erst einmal ein grosses hallo, dann die gemeinsame überlegung, welcher weg der wahre ist. sie schaut auf ihre camino-app und entscheidet sich für geradeaus. dem rother lässt sich nichts konkretes entlocken, so entscheiden wir uns spontan auch für geradeaus. dadurch kommen wir in dem folgenden ort an einer übernachtung von vor vier Jahren vorbei, was wieder schöne erinnerungen hervor ruft.
auf unserem nun zweifach gehenden weg bemerken wir viele baustellen, neue herbergen und bars. es hat sich in den letzten jahren einiges getan, das nach noch mehr pilgerInnen auf diesem weg aussieht. und immer wieder treffen wir die zwei heilbronner. in arzua kaufen wir wasser ein und trinken einen kaffee, und wieder sehen wir bekannte mitpilgerInnen. wir gehen an heidi’s home vorbei, eine alternative herberge, die damals geschlossen hatte – sie macht dieses mal erst um 15 uhr auf. jetzt ist es erst kurz vor eins, also gehen wir weiter auf die kurz danach folgende bekannte brücke zu über die autobahn-baustelle. es gibt nun neue angelegte auffahrten, aber mehr auch nicht. fertig ist das noch nicht.
es sind gute wanderwege, die wir gehen können, aber es ist wieder ordentlich heiss. mein hut sitzt in der zwischenzeit mehr auf den ohren auf als auf dem kopf. oft aber halte ich ihn in der hand, wenn wir im schattigen wald gehen. kurz vor unserem ziel vespern wir an einer bar unseren letzten käse mit dem letzten gar nicht so harten brot. in salceda erkennen wir eine plakattafel wieder, die eine private herberge etwas abseits des weges anpreist. der gehen wir nach und wir kommen prompt in der herberge an, in der wir vor vier jahren auch schon übernachtet haben. es ist auch tatsächlich der gleiche hospitaliero, nur etwas dicker, der mir damals nicht sehr sympathisch war. die herberge sei belegt, meint er heute, aber er hätte noch ein doppelzimmer für den gleichen preis. da kommen bei mir zweifelhafte gefühle von vor vier jahren hervor. aber wir nehmen das zimmer.
wir ziehen ein, duschen, waschen, lesen abwechselnd mit der brille, die geblieben ist. und wir warten auf den hospitaliero um zahlen zu können und einen stempel zu bekommen. als es dann soweit ist, stimmt der preis tatsächlich, soweit ist es gut. das verdient einen apéritif, während dessen radpilger aus schweinfurt sich zu uns setzen, die später durch zwei Kollegen verstärkt werden. sie erzählen von ihrem camping-club und davon, welche touren sie mit ihren wohnmobilen machen. und da taucht plötzlich unsere schon verloren gegangene carmen auf, die spanierin ohne englisch. es erfolgt eine herzliche begrüssung, zusammen mit der bangen frage, ob sie noch ein bett bekommt. es klappt und sie verschwindet, um es zu belegen.
wir machen noch einen kurzen spaziergang, weil renates mund gerade wieder schlimmer ist. danach bekommen wir ein sehr gutes abendessen am nachbar-tisch der schweinfurter radler.
carmen kommt kurz zu uns an den tisch und erzählt, sie käme von melide her in einem tag gelaufen. zuletzt gehen wir in unserem kleinen, aber günstigen doppelzimmer zu bett.