à trafers la france

mittwoch, 10.10.2018
irun – künzelsau (zug und bus), künzelsau – morsbach zu fuss (3,5 km)

in der nacht gab es mal dezente schnarcher, aber ich werde in einem sehr ruhigen schlafraum wach. ein paar sind schon auf und ich sehe, wie sie sehr bemüht sind, leise zu packen. ich stehe ebenso leise auf und mache mich auf ins bad. zurück im schlafraum ist nun das licht an, renate liegt noch im bett und ärgert sich über das helle licht. der einschalter hat wohl ohne licht seinen rucksack nicht packen können, und darauf angesprochen reagiert er leicht gereizt. wir packen und geben dankend unsere wolldecken ab. beim frühstück sind wir mit merle die letzten im speiseraum. wir verabschieden uns herzlich von ihr und sie zieht los. als letzte in der herberge schreiben wir noch einen kleinen gruss ins gästebuch und bekommen von der hospitaliera, die gerade aufräumt, eine zimmer-pflanze mit auf den weg. damit ziehen wir los zum s-bahnhof.

auf dem bahnsteig angekommen, steht ein zug parat, in den wir aber nicht rein kommen. nur einen kurzen moment später fährt er auch leer los und an der anzeige sehen wir dann, dass wir noch eine weile warten bis unser zug einfährt. es dauert nur wenige minuten bis wir in hendaye wieder aussteigen und auch gleich erkennen, wie wir zum fern-bahnhof kommen.

dort erwarten wir eigentlich wieder eine bahnsteig-kontrolle – hier ist ja immerhin die grenze. aber nix dergleichen, wir gelangen einfach so in den zug. die fahrt mit dem TGV verbringen wir mit dem bestaunen der vorbei fliegenden landschaft, die uns noch kurz einen wunderschönen blick auf das meer bietet. und wir bemerken – wie auch gestern – welch grosse flächen braun und verdorrt in der sonne liegen. auch hier hat es wohl wenig geregnet in den letzten wochen bzw. monaten. zwischendrin gibt es kurze nickerchen und die neuesten nachrichten, bis dann wieder die vorbei ziehende landschaft unseren augenmerk auf sich zieht.

in paris steigen massen von menschen aus dem zug aus, so dass wir überlegen, wo die überall hergekommen sind. zumal der zug vom start-bahnhof aus gerade drei- oder viermal gehalten hat. der weg zur metro-station ist uns bekannt und dort ziehen wir erst einmal frische metro-karten. (unsere vorrätigen finde ich gerade nicht, zu gut sind sie aufgeräumt. später daheim tauchen sie dann auf und werden gelagert bis zum nächsten paris-umstieg.) in der sehr vollen metro – eine dänische oder schwedische gruppe ist hier gerade auch unterhaltend unterwegs – geht es zum gare de l‘est.

wir finden dort auf die schnelle keinen platz im bahnhofs-café, denn unsere umsteige-zeit ist diesmal relativ kurz. es reicht aber für ein crêpe im stehen und einen kaffee im gehen. schliesslich sitzen wir im ICE, der uns über strasbourg und das rheintal abwärts nach mannheim bringt. dort kommen wir mit verspätung an, doch zum glück wartet der zug nach heilbronn. dann aber stockt es auch der auf der eingleisigen strecke und es wird wieder eng mit dem nächsten umstieg. der gelingt dann auch ganz knapp noch. und das gleiche wiederholt sich in waldenburg beim umstieg auf den bus.

in künzelsau holen wir nach, was wir weder in mannheim noch in heilbronn wegen der knappen übergänge geschafft haben: wir essen in der oberen hauptstrasse eine pizza und einen salat. zu guter letzt nehmen wir den schluss-teil unserer camino-reise unter die füsse, den weg nach morsbach. auf dem beleuchteten wiesweg kommen wir relativ spät zu hause an.

rückkehr zum start-punkt

dienstag, 09.10.2018
burgos – irun (zug)

wir haben beide gut geschlafen und sind früher wach als nötig. so richten und packen wir ganz gemütlich, geben unsere bettwäsche ab und suchen den speisesaal, wo es frühstück geben soll. dort steht ein einfaches büfet mit dem üblichen toast-brot, auch orangensaft und ein einfaches müsli. nur ganz wenige menschen sind mit uns in diesem grossen raum. wir sind gerade am aufräumen unserer frühstücks-utensilien, da betritt ein pilger-paar den raum und es entspinnt sich ein nettes gespräch mit den österreichern über caminos, bus und zug in spanien.

im nebel gehen wir durch die stadt zum bus. dabei verlaufen wir uns ein wenig und müssen einen spanier fragen, mit dessen tipp wir schliesslich ganz leicht zur haltestelle gelangen. die fahrt durch burgos und einige vororte dauert, aber am bahnhof haben wir noch zeit um ein bocadillo für unterwegs kaufen zu können.

im zug gibt es einen guten service: es werden kleine einfache kopfhörer verteilt und wir können einen natur-film anschauen. es ist fast wie in einem flieger. der schaffner sucht uns an unserem platz auf und erläutert uns die notwendigkeit eines umstiegs. auf der fahrt am rande der pyrenäen entlang kommt bisweilen durch den nebel die sonne durch. in san sebastian steigen wir fahrplan-unmässig in einen s-bahn-ähnlichen zug um, der uns schliesslich in einer knappen halben stunde nach irun bringt. dort suchen wir gleich nach der haltestelle, wo die s-bahn nach hendaye abgeht, aber ohne erfolg. so fragen wir den nächsten bahn-mitarbeiter, den wir erspähen. in dem moment kommt unser schaffner aus dem vorherigen zug und geht mit uns in die stadt hoch. nachdem die haltestelle in sichtweite ist, erklärt er uns auch noch, wo die herberge ist und wo man gut essen kann, dann geht er wieder zurück zum bahnhof. wir schauen uns die haltestelle noch an, wo wir einem franzosen begegnen, den wir im zug gesehen haben. er zeigt uns kurz, wie wir an dem automat eine fahrkarte ziehen können.

an der herberge angekommen lesen wir, dass diese erst um vier uhr aufmacht. so haben wir eine gute stunde zeit für die stadt. auf unserem spaziergang kaufen wir wasser und suchen ein lokal, wo wir ein abendessen einnehmen können. wir gönnen uns noch einen kaffee und essen unser burgos-bahnhof-bocadillo. dann brechen wir wieder auf zur herberge.

dort bekommen wir zwei betten und – als wir unseren dünnen schlafsack zeigen – auch noch zwei decken statt der üblichen papier-überzüge dazu. neben einem jungen franzosen, der schon im zimmer wohnt, kommen noch zwei junge frauen, eine amerikanerin und eine deutsche hinzu. merle, mit der ich ins gespräch gekommen bin, beginnt gerade den camino primitivo – in den herbst hinein. plakat guten appetit in vielen sprachensie sucht für den abend eine möglichkeit zum essen und wir laden sie ein mit uns zu gehen. da es noch nicht acht uhr ist, setzen wir uns zu einem apéritif ins zelt vor einem restaurant. merle erzählt, dass sie veganerin ist, was die essens-auswahl heute abend und grundsätzlich auf dem camino natürlich einschränkt. wir gehen hinein ins restaurant und erfahren, dass es am abend kein tages-menü gibt, sondern nur relativ teure speisen. so zahlen wir, gehen und suchen eine andere kneipe. aber beim zweiten versuch scheitern wir ebenfalls mit dem tagesmenü. also bestellen wir etwas kleines zu essen, das aber recht gut schmeckt.

bei unserer rückkehr in die herberge hat sich die zahl der anwesenden im schlafraum vergrössert. wir teilen uns nun mit sieben anderen pilgerInnen den raum.

imposante kirche immer wieder interessant

montag, 08.10.2018 (burgos)

ungefähr um sieben uhr wachen wir alle auf, weil einer durch den schlafraum geht und kräftig „hola! buenos dias!“ ruft! es war sehr kalt in dieser nacht, ich habe gefroren, trotz der doppelten klamotten, renate hat alles angehabt, was ihr zur verfügung stand und zwei pullover zum zudecken benutzt. kalt war es ihr trotzdem. wie müssen sich menschen fühlen, die in der nacht kein warmes fleckchen bekommen, und das nicht nur einmal!

wir packen und verlassen punkt acht uhr die herberge. dabei ist es uns klar, dass wir für die zweite nacht etwas anderes, wärmeres suchen werden. in der bar gegenüber frühstücken wir unter vielen pilgerInnen. anschliessend suchen wir das touristen-büro, aber wegen einer baustelle finden wir keinen eingang. nach dem umrunden des gebäude-komplexes machen wir uns auf die eigene suche nach einem hostel oder hotel. da fährt in dem moment ein polizei-auto vorbei und bleibt vor uns stehen, die seiten-scheibe geht herunter und der polizist fragt „you need help?“. das nützen wir aus und teilen ihm unser anliegen mit. die beiden steigen aus ihrem auto aus um uns den weg zu einem nahe liegenden hostel zu zeigen und zu beschreiben. die (spanische) polizei – dein freund und helfer! da kann sich mancher hospitaliero eine scheibe davon abschneiden.

es ist nicht weit weg bis wir am beschriebenen ort sind. daneben befindet sich das alsa-bus-terminal, das wir vor vier jahren kennen gelernt haben. das daneben liegende hostel haben wir damals nicht registriert, aber da war auch richtig sommer. wir checken ein für 42 euro das zimmer mit doppelstock-bett, das wir ab ein uhr beziehen können. den rucksack können wir so lange in einem seiten-raum der rezeption lagern. treppen in der kathedrale von burgosweil uns die kathedrale interessiert, besichtigen wir sie mit dem pilger-sonder-eintrittspreis, und sie ist und wirkt auf uns wieder so imposant wie vor vier jahren. teilweise wird innen gebaut bzw renoviert, was jedoch der faszination keinen abbruch tut. wieder draussen suche ich renate und bekomme auch keinen telefon-kontakt zu ihr. schliesslich gehe ich ins hostel, das nicht allzu weit entfernt ist. aber auch dort ist sie nicht, also nochmals zurück zur kathedrale. da meldet sie sich per SMS und wir treffen uns vor dem eingang. renate sass einfach im gottesdienst-raum des imposanten bauwerks und liess es so wirken.

wir können nun im hostel unser zimmer beziehen, dessen digitales tür-schloss mit einem schlüssel geöffnet wird, der an einen auto-schlüssel erinnert. das fenster des zimmers zeigt auf das blech-dach des bus-bahnhof und wir hören die lauten ansagen auch durch das geschlossene fenster. wir beziehen unsere betten, duschen und wärmen uns auf. dann stecken wir uns in andere klamotten (die total-wäsche vor ein paar tagen stellt sich als sehr sinnvoll heraus). noch ein kleines nickerchen und dann zurück ins kalte burgos um wasser und kekse einzukaufen und nach der abfahrtszeit des busses zum bahnhof zu schauen. dabei suchen wir gleich nach einem kürzeren weg vom hostel zum bus. in einem kleinen café trinken wir einen kaffee und eine schokolade und essen gleich eine kleinigkeit.

wir gehen noch einmal zurück ins hostel und dann später zum abendessen, wo paella und pilger-menü angeboten wird. es ist eine sehr grosse paella, wie sie an die nachbar-tische getragen wird. so entscheiden wir uns für das menü, das auch sehr gut daher kommt. danach freuen wir uns auf eine warme nacht, wenn auch anfangs noch etwas durchsetzt von alsa-ansagen und tür-geräuschen von nebenan.deckengemälde in der kathedrale von burgos

kalte nacht in anonymer herberge

sonntag, 07.10.2018
santiago – burgos (zug)

ich habe schlecht geschlafen, da in der nähe einige mit-pilger ganze wälder abgesägt haben. und gegen morgen sind dann schon recht früh die ersten pilger wieder auf den socken. die beiden mädels in unserer koje dagegen verhielten sich bei ihrem aufstehen und packen so ruhig, dass wir vom weg-gehen so gut wie nichts mitbekommen haben. als letzte verlassen wir dann auch das ‚zimmer‘.

in relativer kälte gehen wir zur bushalte und überlegen uns dort, auf welcher seite wir nun warten sollten, weil die linie auf beiden seiten angeschrieben ist. auf der von uns gewählten befindet sich eine echtzeit-anzeige, die uns mitteilt, wie lange wir wirklich noch warten müssen. jetzt, am sonntag in der frühe, ist der bus nahezu leer. dort wo wir aussteigen ist eine kleine bäckerei, in der wir gleich brot kaufen können. wir nehmen auch noch etwas käse mit, der in der auslage liegt. nur die bedienung der schneide-maschine gestaltet sich etwas schwieriger, weil diese nicht sehr standhaft ist und wir der guten frau nicht rüber bringen können, dass wir nichts geschnittenes brauchen, sondern nur ein ordentliches stück wollen. in einer bar in richtung bahnhof frühstücken wir ganz gemütlich, dabei treffen wir noch einmal die hospitaliera von gestern, die sich nun sehr freundlich und zurückhaltend gibt. aufgrund des kalten windes verziehen wir uns im bahnhof in die kneipe und verkürzen dort das warten mit frisch gepresstem orangen-saft.

in den zug kommen wir wieder nur mit kontrolle der fahrkarte bereits auf dem bahnsteig und als schliesslich der zug vorfährt, stellt sich dieser als kleiner triebwagen heraus – ich bin gespannt, ob da alle leute drin platz haben. dies ist jedoch kein problem, so dass wir bis leon mit erlaubnis des schaffners andere plätze mit mehr sicht auf die draussen vorbei ziehende landschaft einnehmen können. der zug fährt langsam, so können wir die wunderschöne gegend ganz gut geniessen.

in der übergrossen bahnhofshalle von burgos haben wir noch nie so viele leute gesehen wie nun. jetzt passt der raum besser zum fahrgast-aufkommen. wir wissen zum glück von früher her, wo wir auf den bus warten müssen. es gesellen sich auch eine junge spanierin und ein schotte zu uns, der uns eine geschichte von seinem kaputten auto und seinem bruder in limoges erzählt, worauf wir leise zweifel bekommen, ob er überhaupt ein pilger ist. kalt ist der weg von der bus-endhaltestelle zur herberge, den wir so ungefähr kennen. eine ältere spanierin bietet sich uns an, eine herberge zu finden. leider ist diese geschlossen, so dass wir weiter müssen richtung kommunale riesen-herberge. zusammen mit einer pilgerin, die sich unterwegs uns anschliesst, laufen wir erst einmal an dieser knapp vorbei. am richtigen ort dann angekommen, empfängt uns ein etwas unfreundlicher hospitaliero, der uns als erstes fragt, ob wir wirklich pilger seien. erst als wir ihm unsere vielen stempel vorlegen, ist er zufrieden (in der stadt findet gerade eine grössere veranstaltung statt, daher wohl sein zweifel). wir bekommen zettelchen mit nummern für zwei betten und das schuh-regal nummero 4 zugewiesen. mit dem aufzug geht es dann in den 4. stock, wo wir nur zu sechst unsere betten beziehen (auch der schotte ist dabei, er ist also doch ein echter pilger). es gibt hier keine decken und mit unseren sommerlichen seiden-schlafsäcken wird es in diesem grossen und zugleich unterbesetzten schlafraum vermutlich etwas kalt werden. gerade renate mit ihrer erkältung nimmt sich vor, alles anzuziehen, was ihr zur verfügung steht.

zuerst suchen wir noch etwas essbares in der stadt, sind aber von den tapas, die wir finden, nicht überzeugt. auch der zweite absacker-versuch hält sich geschmacklich in grenzen.

zurück in der herberge beziehe ich ein anderes bett etwas abseits, an dem eine steckdose in der nähe ist, um mein leeres handy aufladen zu können. renate nimmt unsere beiden pullover, um sich notdürftig zudecken zu können, auch ich ziehe mehr an als ich sonst in der nacht brauche. pünktlich um 22 uhr geht das licht automatisch aus, um 23 uhr erfolgt noch ein kontroll-durchgang, den ich jedoch nicht mehr wahrnehme. in der nacht wache ich auf, weil mir kalt ist und sehe dabei, dass das andere sonder-bett nunmehr auch belegt ist. ich ziehe mir socken an, um etwas wärmer zu haben und versuche wieder in den schlaf zu kommen. (mit klick aufs bild läuft die spanische fussgängerampel)gif aus spanischer fussgängerampel

flucht aus der gross-stadt

samstag, 06.10.2018
sergude – a coruña (14 km), in a coruña bus/taxi und von dort – santiago (zug)

wir haben keinen Wecker gestellt gehabt und als ich aufwache ist es im schlafraum absolut leise. ich richte mich ein wenig auf und sehe, dass noch alle friedlich in ihren betten schlafen. der blick auf die uhr zeigt 7:45 – mit der bar-wirtin haben wir acht uhr fürs frühstück vereinbart. also ziehe ich mich ganz leise an, daran wacht renate auf. ganz leise tragen wir unsere sieben sachen und den rucksack aus dem schlafraum hinaus in den aufenthalts-raum. dann schaue ich noch einmal kurz, ob wir auch nichts vergessen haben. zwischenzeitlich ist der alte ire auch auf und macht seine morgen-toilette. stolz zeigt er mir seine spontan-erfindung für das fehlen eines stöpsels im waschbecken: aus klopapier hat er sich eine kräftige kugel in der grösse eines tischtennis-balles gebaut, die das wasser auf dem grund des beckens am ablaufen hindert.

wir packen die letzten dinge in den rucksack und tragen diesen in eine gebäude-ecke ausserhalb der herberge, weil die tür nicht von aussen geöffnet werden kann. die anderen sind nun auch wach und die irische frau verabschiedet sich herzlich mit küsschen von uns, der alte ire bekommt einen kräftigen händedruck. in der bar alfonso ist der frühstücks-tisch schon gedeckt und die wirtsleute warten bereits auf uns. das frühstück ist guter spanischer standard und danach werden wir von der wirtin ganz herzlich mit einem „buen camino“ verabschiedet.

an der herberge können wir gerade noch die offene haustür nutzen, als die irische familie aufbricht zu ihrer nächsten etappe. so können wir noch den toiletten einen letzten besuch abstatten. das wetter zeigt sich mit bedecktem himmel, kälte und ordentlichem wind. der boden-belag wird im laufe der kilometer immer asphaltiger. es fängt irgendwann an zu nieseln und wir entscheiden uns, regen-klamotten anzulegen, da regnet es schon kräftiger. bald können wir die vororte von coruña nicht nur sehen, sondern auch am boden-belag spüren. an einer bushaltestelle versuchen wir den fahrplan zu lesen, was sich jedoch als schwierig heraus stellt, weil er sehr allgemein gehalten ist und viele linien zusammenfasst. wir vermissen die haltestellen-individuellen fahrpläne.

also laufen wir noch ein stück weiter bis der flughafen der stadt sichtbar ist, und an einer bus-haltestelle an der hauptstrasse versuchen wir noch einmal in ruhe den fahrplan zu lesen. eigentlich müsste bzw. könnte in einigen minuten ein stündlicher bus kommen. da zur angegebenen zeit aber keiner gekommen ist, laufen wir weiter, und kurz darauf spricht uns ein spanier in englisch an. er meint, dass wir zwei bis drei kilometer weiter in coruña eine bessere bus-anbindung haben.bunte holzhütte mitten in der stadt so gehen wir auf dem camino noch weiter in richtung stadt-mitte. dieser führt uns am ufer des rio mero entlang in richtung mündung bis oberleitungen von gleisen zu sehen sind. auf einer brücke darüber ist in nicht allzu grosser entfernung ein bahnhof zu erkennen – also gleich weiter dort hin. unterwegs dahin kommen wir an einer grösseren bus-halte vorbei, wo wir einen jugendlichen (mit lauter musik) fragen, wie das mit dem bus hier ist. er kann uns nicht weiter helfen, zumal er scheinbar auch nicht des englischen mächtig ist. ein älterer herr mischt sich ein und meint, der bus in die innenstadt käme gleich. prompt kommt auch einer angefahren und wir fragen den fahrer, ob er in die city fahre. er verneint und verweist auf einen anderen, der zehn minuten später käme.

dies ist dann auch so und wir fahren einige zeit bis in das stadt-zentrum. irgendwo steigen wir aus, wo der busfahrer uns ein zeichen gibt. wir versuchen uns zu orientieren und finden auch ein schild (für autofahrer) ‚touristen-büro‘. wir marschieren in die entsprechende richtung und fangen an zu suchen, aber vergebliche liebesmüh. dabei soll a coruña eine wunderschöne altstadt haben, aber die muss man – ohne stadt-plan – finden. wir finden nur verlade-hallen von schiffen oder sonst etwas. also halten wir eine kurze lage-besprechung ab. als pilger, also als fussgänger in einer sehr grossen stadt fühlt man sich leicht verloren, ausserdem ist es um uns herum sehrblaue laternen-kette am kai laut. wir befürworten einen raschen rückzug nach santiago und halten ausschau nach einem taxi, das uns zum bahnhof bringen kann. eine hilfsbereite tankwartin erklärt uns genau, wo der nächste taxi-stand ist. und von dort bringt uns ein netter taxi-fahrer auf dem direkten weg zum bahnhof.

am schalter gestaltet sich der von uns angedachte fahrkarten-umtausch recht schwierig (auch weil der bahn-bedienstete kein englisch kann und scheinbar auch nicht so recht mag). also lösen wir nur eine fahrkarte bis santiago und treten dann nach wenigen minuten und einem kleinen kaffee die flucht aus der gross-stadt an. im zug suchen wir in unserem pilger-führer nach einer herberge in der nähe des bahnhofs. am schalter in santiago können wir dann zusammen mit einer sehr motivierten und englisch sprechenden bahn-frau unsere aktuell notwendigen fahrkarten durch spanien erwerben und unsere ursprünglich gelöste karte problemlos zurück geben.

dann suchen wir die nächste herberge auf, werden dort aber erst einmal von einer sehr energischen hospitaliera angeschnautzt, weil wir nicht reserviert haben und es zudem wochenende sei. die herbergen und pensionen bzw. hostels seien belegt. jedoch hilft sie uns anschliessend gut weiter, indem sie bei mehreren anderen herbergen anruft und uns dann auch zwei betten vermitteln kann. auf einem stadtplan zeigt sie uns die nächste bus-haltestelle und schreibt uns nicht nur die bus-linie und ausstiegs-haltestelle darauf. auch die namen der strasse und der herberge notiert sie darauf.

wir brauchen aber dann doch zwei anläufe um zwei strassen weiter die richtige abfahrts-stelle zu finden. unser bus C11 ist sehr voll, leert sich aber nach und nach. der busfahrer gibt uns auch den richtigen ausstieg durch. nun suchen wir die strasse, die etwas unleserlich auf unserem stadtplan steht. wir finden diese nicht und folglich auch keine herberge, also fragen wir spanier vor einer bar nach dem weg. sie geben uns die richtigen tipps und schliesslich finden wir die herberge, die wir bereits bei unserem eintreffen in santiago vor einer woche von der strasse aus unterhalb gesehen haben. wir bekommen, nachdem wir registriert und gestempelt sind, in einer vierer-‚kabine‘ (mit dünnen wänden voneinander getrennt und mit vorhängen statt türen) mit deutscher besetzung zwei betten. zwei junge frauen sind bei uns mit drin, eine macht sich anderntags auf den weg nach finistere, die andere auf den heimweg nach berlin. sie muss sehr, sehr früh aufstehen, um dann mit einem taxi zu ihrem flieger kommen zu können.

nachdem wir eingerichtet sind, steigen wir die grosse treppe hoch zur strasse, auf der die pilger des camino frances nach santiago rein kommen. da kamen wir vor kurzem auch durch! schnell finden wir auch ein restaurant und bekommen wieder mit hilfe einer englischen speisekarte ein gutes essen. in der herberge zurück scheint mir im oberen bett die lampe vom gang über die wand hinweg voll ins gesicht. nach kurzer zeit und mit ein paar vergeblichen versuchen beschattet einzuschlafen, steige ich vom bett hinab. draussen vor dem vorhang im gang schalte ich das licht aus, dann klappt es auch mit dem ein-schlafen.

kunst und mehr

freitag, 05.10.2018
outeiro de arriba – sergude (21,5 km)

wir schlafen etwas länger und geniessen dann im haus ein gutes frühstück mit zusätzlichem orangensaft und melonen-stücken, leider fehlt nur der käse. danach frage ich nach wasser für unterwegs und bekomme eine flasche gratis. wir ziehen weiter, renate mit etwas halsweh. der weg ist gut gemischt zwischen asphalt und wald, immer wieder schauen wir auf dem navi, ob wir noch auf dem richtigen sind. kurz nach neun uhr kommen uns schon die ersten pilger (aus ferrol, dem anderen end/anfangs-stück des camino inglese) entgegen. später sind es kleine gruppen, dann ganze magrosse kunst-drachen am wegssen von schülern, die klassenweise und mit begleit-fahrzeug unterwegs sind. renate fragt sie, wo sie herkommen und wohin sie gehen, sie bekommt von den jugendlichen aber nur jux-antworten wie: „we slept in akunst mit traktoren hoch auf einem metall-rundbogen hotel!“

wir durchqueren einen ort, in dem wir faszinierende kunstwerke entdecken. übergrosse figuren und alte traktoren, die über gewölbte gleise fahren. eine richtige kleine kunst-ausstellung am pilger-weg.

bruma, dort, wo die wege sich teilen, stellt sich als kleines dorf ohne irgendwelche infrastruktur heraus. am ortsende treffen wir deutsche pilgerInnen, mit denen wir uns kurz über die jeweils kommenden kilometer austauschen. wir gehen fast falsch, weil wir dahin gehen, woher sie gekommen sind, nämlich aus ferol (siehe oben). dank dem blick aufs navi korrigieren wir nach kurzer zeit unseren weg. an einer bar um die mittagszeit gibt es einen kaffee mit einem bocadillo und ein zweites zum mitnehmen. bei einem langen schotter-weg abwärts kommen wir an einer erdbeer-plantage vorbei, wo wir doch tatsächlich mitten im oktober rote früchte finden. ein versucherle überzeugt uns geschmacklich jedoch nicht, so dass es bei der einen bleibt. an einer bus-haltestelle machen wir pause und essen dann mit mehr genuss unser bocadillo.

die letzten kilometer geht es ordentlich bergab, die erste bar im tal ist zu, eine zweite genauso. dort machen wir eine kurze getränke-rast, dann geht es über den letzten hügel. danach gibt es noch einmal irritationen darüber, wo der weg entlang geht, und schliesslich treffen wir auf eine camino-stele, die 70 nach santiago anzeigt. das bedeutet, dass wir nur noch 5 km nach coruña(!) haben. dies ist total irreal ist, weil wir ja dann schon an unserem ziel, dem meer, wären. kurz darauf sind wir aber doch am richtigen und realen ziel angekommen.

im ort finden wir dank dem irischen pilger-führer die bar und die info-tafel, aber keine herberge dazwischen. zurück in der bar erklärt ein spanier mir in französisch, wo die herberge ist und die bar-besitzerin renate auf spanisch. beim zweiten versuch finden wir dank dieser infos die herberge. wir sind die einzigen gäste in dem neuen, modernen gebäude, die hospitaliera spricht kein englisch und sie rechnet unseren preis für die übernachtung per taschenrechner aus. unsere frage nach den möglichkeiten, am ort ein abendessen zu bekommen wird nicht verständlich beantwortet. dafür kommt sie kurz darauf mit einem stück tarte für uns an.

vespern, duschen und waschen der gesamten wäsche (gegen meine empfehlung – im nachhinein wird sich dies als sehr sinnvoll erweisen), dann mache ich einen kleinen erkundungs-spaziergang zur restaurant-suche. zwei menschen befrage ich, beide weisen mich auf die (einzige) bar alfonso hin. auf meine frage dort, ob sie ein pilger-menü hätten, bekomme ich eine positive antwort und melde uns auch gleich an. ausserdem nehme ich noch flaschen mit wasser mit.

in der herberge zurück, treffe ich auf eine irische familie, die angekommen ist (ein 83-jähriger opa mit seinen zwei töchtern und einem enkelsohn). renate und eine der frauen verstehen sich bald recht gut. später kommen noch zwei junge frauen aus portugal dazu. wir gehen zum essen, wo wir dann eine begrenzte menü-auswahl haben, renate isst salat, ich statt pollo lieber kotelett. als diese serviert werden, sind es zwei, weil sie angeblich sehr klein seien. renate bestellt sich einen rotwein, der sich als sehr sauer heraus stellt, ich bekomme einen weisswein, der eher süss daher kommt. das essen ist gut, so sind es zum beispiel selber geschnittene pommes, die gut frittiert sind.

die irische familie kommt dazu und es entwickelt sich eine schöne und anregende unterhaltung. kurz vor zehn uhr brechen wir gemeinsam auf und müssen zügig laufen. es geht den berg hoch und der über 80-jährige ire legt einen strammen schritt hin. kurz vor der herberge schaut er auf die uhr und meint nur „five minutes“. die tür ist schon abgeschlossen, wird aber gleich für uns aufgemacht, als wir anklopfen. kurz darauf schlafen wir in einem sehr ruhigen schlafraum ein. rote erdbeeren im oktober

mit hindernissen zur edlen übernachtung

donnerstag, 04.10.2018
sigüeiro – outeiro de arriba (15,5 km)

in der nacht, als renate zur toilette ging, hörte ich zum ersten mal unsere zimmertür, die so laut quietscht, dass vermuteterweise auch die zimmer-nachbarn aufwachen. nach ihrer rückkehr kippt sie das fenster, macht es aber sogleich wieder zu, es fährt gerade wenige meter unterhalb von uns ein grosser laster vorbei, der einen gnadenlosen lärm macht und ihm folgt gleich noch einer. lieber schlechte luft als drohende schlaflosigkeit bis schwerhörigkeit. vermutlich sind es schallschutz-fenster, denn es ist deutlich ruhiger, so dass ich schnell wieder einschlafe. nachdem der wecker seine aufgabe beendet hat , muss ich feststellen, dass in den sanitären anlagen die automatische beleuchtung sehr kurze licht-phasen hat. so muss man laufend in bewegung sein, wenn man seine morgen-toilette sehen vollziehen möchte.

wir packen und verlassen das zimmer, legen den haus-schlüssel auf den tisch im aufenthalts-raum und gehen hinaus auf die strasse. es ist kalt. die haus-eigene bar ist noch unbeleuchtet, also auf die andere strassenseite. dort jedoch brauchen die croissants noch 15 minuten bis sie aus dem ofen kommen. in einer weiteren in 200 meter entfernung, wo wir pilgerInnen aus unserer behausung sehen, bekommen wir schliesslich unser frühstück. dann wandern wir aus sigüeiro raus, wobei wir mehrfach das navi benötigen. letztlich müssen wir noch durchs industrie-gebiet hinauf, wir hören und sehen wieder flieger, die in santiago landen und starten. auf einer kerzen-geraden strasse gelangen wir hinaus in die natur, wo die sonne aufgeht. und auch der asphalt wechselt in schotter.

unterwegs ruft uns – überraschung – unser nachbar an. er brauche lokale hilfe, allerdings, so erkläre ich ihm, können wir dies in unserer situation leider nicht bieten. unsere weg-strecke hat gerade wenig asphalt, aber ein ort mit einem vermuteten hotel mit bar taucht nicht auf. im laufe der zeit kommen uns sehr viele pilgerInnen entgegen, mit einem älteren paar aus oregon kommen wir ins gespräch. und immer wieder begegnen uns ganze gruppen von pilgerInnen. zwischendurch machen wir eine kleine pause mit müsli-riegel und keksen.

bunte herbstlandschaft

die sehnlichst erwartete bar taucht dann wirklich auf und wir geniessen einen kaffee und ein bocadillo. eine spanische pilgerin am nachbartisch versucht beim casa rural anton veiras anzurufen, das uns kurz vorher wärmstens empfohlen wurde. dies scheitert jedoch, weil niemand ans telefon geht. was wir so beobachtet haben ist relativ viel los auf diesem kleinen camino, wird es möglicherweise eng mit den schlafplätzen? renate wird etwas nervös, weil wir erst nach weiteren zwölf kilometern wieder ein bett bekommen können, wenn es beim anton nicht klappt. so brechen wir bald auf mit dem wissen, dass in knapp drei kilometern die casa kommen muss.

einige traktoren, grosse schlepper und ernte-maschinen um uns herum machen auf dem weiteren weg viel lärm. mit hilfe des navis laufe ich flotter um bald zur casa zu kommen. bei der nächsten kleinen häuser-ansammlung finden wir nichts, was wie eine casa aussieht. also nochmals genau die landkarte des navis studieren: wir stellen fest, dass der nächste ort genauso heisst, jedoch mit einem zusatz im namen. das muss es sein, also weiter. die nächsten häuser tauchen auf, die nächste abzweigung und tatsächlich in sichtweite ist nun das ziel zu sehen. im casa ist niemand da ausser zwei friedlichen hunden und einem putzeimer. wir treten durch die offene tür ein und rufen. kurz darauf taucht eine frau auf und hat ein zimmer für uns, nur noch fertig putzen müsse sie es, meint sie. wir sind heute die ersten gäste im haus.

und nach kurzem warten im garten bekommen wir dann eine wunderschöne stilvolle bleibe, in die wir einziehen können. duschen in einem wunderbaren modernen bad und wäsche waschen. dann genehmigen wir uns einen apéritif im garten. dabei planen wir den morgigen tag mit der nächsten herberge. die junge hospitaliera, die gut englisch spricht, zeigt eine mögliche und etwas nähere übernachtung in einem casa rural (natürlich) und bietet an, dieses zu reservieren. wir rechnen und überlegen und können uns nicht entscheiden aufgrund der wenigen informationen, die wir haben. also legt sich renate auf einem liegestuhl im schatten ab, während ich mit meinem fotoapparat ein wenig die gegend erkunde und schaue, wo der morgige camino weiter geht.

wieder im casa angekommen buchen wir den zug durch frankreich (dank an die übermittlerin der zu hause liegenden notwendigen bankkarten-nummer!) und entscheiden über die inhalte unseres abendessens. kurze zeit später geniessen wir diese sehr gute mahlzeit in einem sehr angenehmen ambiente. mit im speiseraum sind zwei weitere herren, die sich noch für die nacht hier einquartiert haben. nach dem essen verabschiedet sich die junge hospitaliera bis zum frühstück um halb acht und kündigt an, dass ihr vater nun weiter sich um uns kümmern wird. wir nützen diese angenehme kulinarik-umgebung aus und essen ausser der reihe als gemeinsamen nachtisch noch einen flan. zu guter letzt steigen wir die treppe hoch in unser schlafgemach, wo wir wieder am stau schöner modelle von alten autos vorbei kommen. wir können nun mit einer ruhigen nacht rechnen.modellautos

überraschungen auf dem neuen camino

mittwoch, 03.10.2018
santiago – sigüeiro (16,5 km)

heute morgen klingelt mal wieder der wecker, denn wir wollen heute den camino inglese starten – rückwärts. in der bar, in der wir damals nach finistere gestartet sind, frühstücken wir wieder. draussen vor der tür treffen wir einen schwaben und eine schweizerin, mit der wir ins gespräch kommen über unsere gemeinsamen camino-erfahrungen. noch ein letzter blick auf die kathedrale (ob wir sie noch einmal life sehen werden?) und dann gehen wir im dunkeln bei laternen-schein los. mit hilfe zweier grober stadtpläne von santiago, dem orts-verzeichnis und den gps-tracks suchen wir den englischen weg. messing-muscheln auf dem gehweg gibt es nicht, blaue camino-fliesen sind sehr selten. so praktiziere ich, was ich auf meinem grossen rückweg gelernt habe: umdrehen ist oftmals hilfreich, vor allem um sicherheit zu bekommen, ob man noch auf dem rechten weg ist.

über eine laute hauptstrasse wandern wir in der stadt aufwärts, mit der zeit werden die häuser weniger. schliesslich kommt die stelle, wo der stadtplan entsorgt werden kann, weil wir über dessen rand hinaus sind. es ist hell geworden in der zwischenzeit und eine bar, die am weg liegt, lädt zu einem zweiten frühstück ein. auf dem weiteren weg machen uns die ersten spanier auf die falsche richtung aufmerksam. erfolgreich können wir ihnen erklären, dass wir start und ziel getauscht haben. anschliessend kommen wir durch ein sehr lkw-lastiges industrie-gebiet, wo wir eine entgegen kommende pilgerin auf englisch ansprechen. nachdem sie zuerst auf englisch geantwortet hat, wechselt sie auf wienerisches deutsch. wir erfahren einiges interessantes über den weg hinter ihr und vor uns und die nächste richtung. ein blick auf das pilger-navi weist auf einen anderen weg hin, also gehen wir ein paar meter zurück. später hält eine autofahrerin an und fordert uns auf, in die andere richtung zu gehen. auch sie können wir umstimmen. dann kommt auch die sms aus deutschland mit der gewünschten nummer für unseren zug-transfer durch frankreich. nun kann der online-kauf der fahrkarte vorgenommen werden. GUTe freunde haben einen sehr hohen wert!

baum zu verkaufenanfangs ist es noch recht kalt, es kommt aber immer mehr die sonne raus. uns fällt auf, dass sie sehr grell scheint. wir haben wieder einen wunderbaren weg-grund, obwohl eigentlich asphalt angekündigt war. es sind nirgends camino-zeichen sichtbar, aber der weg läuft sich super. im nächsten ort sehen wir wieder eine camino-stele, die auf den rechten weg hinweist, der – für uns nach hinten gesehen – auf asphalt verläuft. da hatten wir mit unserer strecke grosses glück gehabt.

immer wieder benötigen wir unser navi, weil wir nur wenige und vor allem sehr alte, verwitterte gelbe pfeile sehen. um handy-strom zu sparen, schalte ich dazwischen das GPS aus. später stellt sich jedoch heraus, dass dies nicht unbedingt notwendig ist. nachdem uns nicht klar ist, ob in den nächsten ein bis zwei kilometern wirklich das angekündigte hotel ist, wo es eine bar gibt, machen wir eine kurze rast.

kurz vor unserem ziel will uns eine spanierin über die hauptstrasse weiter in den ort schicken, der digitale weg stellt sich dann aber als der viel schönere heraus. vorher haben wir schon eine kleine abkürzung durch das navi gefunden. wir treffen relativ früh in sigüeiro ein, suchen eine bar am weg auf um prüfen zu können, ob wir weiter gehen oder nicht – es gibt eine option auf zwei herbergen nach 3,5 kilometern. wir essen zuerst einmal etwas und entdecken dabei, dass direkt neben uns der eingang zu einer herberge ist. renate spricht zwei pilgerinnen aus irland an, um infos zu bekommen und erhält einen englischen pilger-führer geschenkt (die zwei brauchen am ende ihres weges kein zweites büchlein mehr). die beiden gehen zum essen rein und renate setzt sich zu ihnen, so erhält sie viele gute und schöne informationen über unseren weg.

derweil kommen weitere pilgerInnen an, und da wir bleiben wollen, brauchen wir also jetzt zwei betten. wir gehen an die theke, um unser essen zu bezahlen und zwei betten für die nächste nacht zu buchen, aber wir warten und warten. immer wieder werden wir vertröstet, bei mir entsteht der eindruck die wirtsleute sind etwas überfordert. ein engländer, der neben uns ebenfalls wartet – auf seinen pass! – befürchtet, dass er ihn nicht mehr bekommt und er nicht in seine heimat einreisen kann. wir überlegen gerade, ob wir nicht doch weiter gehen, da bekommen wir einen schlüssel in die hand gedrückt und werden von der hospitaliera ums eck in die albergue geführt. dort bekommen wir ein dreibett-zimmer mit handtüchern und bezogenen betten. sie will den personalausweis, sagt sie noch und verschwindet. einfach so gebe ich den hier aber nicht aus der hand. wir duschen und waschen, renate schläft eine kleine runde und ich schreibe.

nachdem im restaurant die mittags-küche geschlossen ist, gehen wir mit geldbeutel, perso und credencial an die theke und warten erst einmal wieder. dann können wir unser mittagessen (was war das alles?) und 30 euro für das zimmer bezahlen. der ausweis bleibt so lange wie möglich in meiner hand, wir werden in die liste eingetragen und bekommen je einen stempel. bei der nachfolgenden stadt-erkundung entdecken wir eine zweite herberge (wäre das die bessere gewesen?) und schauen, wo der camino aus dem ort hinaus führt. einen stadtplan auf einer tafel vergleiche ich mit dem navi, der weitere camino passt.

auf den abend hin wird renates mund wieder heftiger, so überlegen wir, ob wir doch noch aufhören und mit dem bus zurück nach santiago fahren, um dann den heimweg anzutreten. erst einmal wollen wir abendessen, finden jedoch kein geeignetes restaurant (es gibt nur imbiss-buden). also gehen wir zurück zu unserer warte-kneipe, wo wir erfahren, dass es warmes essen erst halb neun uhr gibt. das gibt gelegenheit für einen aperitif, bei dem meine frage nach einem menü del dia negativ beschieden wird, nur nach karte essen ist möglich. als die küche aufmacht, bestellen wir und während wir aufs essen warten, kommt eine grosse pilgerInnen-gruppe (aus der anderen herberge) an und geht an uns vorbei zu einem nebenraum. welche möglichkeiten zu essen bekommen sie? unser essen ist sehr gut, aber wir warten wieder, dass wir noch einen wein bestellen können. renate telefoniert mit sebastian, der angerufen hat, ich warte darauf bezahlen zu können. um halb elf uhr schliesslich kommen wir ins bett, etwas spät für pilgerInnen. trotz nicht gerade guter luft muss unser fenster für die nacht geschlossen bleiben, davor auf der strasse herrscht massenhafter und dröhnend lauter (laster)verkehr.blick auf sigüeiro

zwischen den caminos

dienstag, 02.10.2018 (santiago)

wir schlafen aus. ganz gemütlich lassen wir dann diesen tag in santiago angehen, mit frühstück und schlendern durch die altstadt. den vormittag beschliesst ein besuch des pilger-museums, bei dem wir unsere schweinfurter radler wieder sehen und mit der lautstarken begrüssung das personal etwas irritieren. die scheinen das zu kennen, denn sie greifen nicht ein. das museum zeigt von der historie des jakobswegs und des pilger-ziels santiago bis hin zu den phasen des baus der kathedrale viel interessantes. am eindruckvollsten für uns sind fotos von pilgerInnen auf dem jakobsweg. die wunderbaren aufnahmen zeigen menschen, die unterwegs sind und bestechen durch ihren emotionalen ausdruck. voll mit diesen impressionen verlässt renate das museum früher um sich in der kathedrale in eine bank zu setzen und das gesehene in sich setzen zu lassen. ich komme kurze zeit später dazu, stehe aber zuerst einmal in der schlange vor dem kathedralen-tor und befürchte nicht mehr hinein zu kommen. glücklicherweise geht es aber sehr zügig und das warten lohnt sich absolut, denn zum ende auch dieser messe wird das grosse rauchfass noch einmal los gebunden. alles fühlt sich an wie sonntag.

ruhende pilgerInnen auf dem platz vor der kathedraleanschliessend planen wir die konkreten nächsten pilger-tage. den camino nach porto legen wir ad acta und überlegen, ob wir gleich heimfahren, weil renates oberkiefer wieder mehr stress macht. wir entscheiden uns schliesslich für den kurzen camino inglese. so bleibt nur die frage rückwärts oder vorwärts. wir werden in beiden fällen voraussichtlich fünf tage unterwegs sein und dazu noch einen meer-tag. wir entscheiden uns fürs rückwärts laufen und planen die rückreise mit bus oder zug durch spanien und anschliessend mit dem zug durch frankreich.

die englischen vorbereitungen erstrecken sich auf den kauf neuer getränke-flaschen (mit inhalt) und notfall-keksen, ausserdem füllen wir den geldbeutel wieder auf und ich speichere GPS-daten des weges nach norden auf das handy – immerhin wollen wir ja den weg rückwärts und auch ohne pilgerführer finden. das einzig schriftliche, das wir in der hand haben, ist eine lange liste von orten, durch die wir kommen und den darin möglichen übernachtungen. die lässt sich zwar relativ leicht von hinten lesen, zeigt aber nur sehr ungenau den rechten konkreten weg. dazwischen vespern wir etwas in form von tapas, machen noch einen grösseren spaziergang zum bahnhof, um dort zugfahrkarten von a coruña über santiago nach irun zu kaufen. um die fahrkarten für den französischen zug kaufen zu können, fehlt mir die nummer meiner kreditkarte. die liegt zuhause – was also tun? nach einigen kurzen überlegungen finden wir das nächst-liegende: wir rufen eine gute freundin an und bitten sie, daheim nach dieser nummer zu schauen und sie uns zuzuschicken. und sie gibt uns grünes licht dafür!

auf dem rückweg zum hotel nutzen wir ein am wege liegendes optiker-geschäft, um für renate eine flotte neue lesebrille zu kaufen. zudem legen wir uns einige postkarten und briefmarken an die heimat zu. das abendessen haben wir wieder an der bar unseres lieblings-restaurants, wo wir tapas bei wein geniessen und dem geschäftigen und lauten, aber sehr strukturierten treibenpilgerInnen und touristInnen in den gassen santiagos des personals zuschauen. von ein paar kaliforniern, die auf einen sitzplatz im restaurant warten, erfahren wir unter anderem, wie sie über ihren präsidenten denken. freimütig bezeichnen sie ihn als lier (lügner!)

ein nächtlicher heimweg in unsere nette behausung beschliesst diesen zwischen-tag.

wieder in santiago de compostela

montag, 01.10.2018
lavacolla – santiago (10,5 km, 371 m höhe)

wir haben richtig gut geschlafen, wenn auch irgendwann in der Nacht eine/r lautstark versucht hat, ‚unser‘ wc zu benützen. als wir dann die herberge verlassen und auf die strasse kommen, weht uns der wunderbare duft einer bäckerei um die nase. wir wenden uns nach links (statt rechts richtung camino) und stehen nach wenigen metern vor dem klitzekleinen bäckerladen, den ich gestern bei meinem kleinen erkundungsgang entdeckt habe. wir nehmen ein croissant und eine schokotasche mit, die uns in je ein stückchen papier eingewickelt werden. der weg zur frühstücks-bar ist so weit, dass renate ihr stückchen bis dahin so gut wie ganz gegessen hat, ich halte es in der hand bis ich einen guten kaffee zum frischen croissant bekomme. dort gibt es noch ein croissant, dieses ist jedoch qualitativ weit nicht so wie das erste.

kurz nach acht uhr gehen wir los in eine stockdunkle landschaft. bei einem kleinen weg und einer nachfolgenden holzbrücke hole ich dann doch lieber die stirnlampe raus – wenn ich sie schon im rucksack habe. kurz darauf ziehen wir uns im lichte dieser lampe noch etwas wärmer an. dann wird es langsam hell, die sonne geht auf, aber es ist immer noch recht kalt und ein kräftiger wind weht. aus der ferne hören wir die flieger vom flughafen von santiago starten, wir können aber keinen erspähen – der wind treibt nur das kräftige brummen zu uns (in der letzten nacht hat uns wider erwarten keiner dieser flieger gestört).

kathedrale von santiago aus der fernewieder kommen wir an bekannten orten vorbei, so auch an den radiosendern von galizien und spanien. auf dem monte o gozo weht ein sehr heftiger wind, daher halten wir uns nicht lange auf und gehen schnell weiter den berg hinab richtung santiago. nun erleichtern uns messing-muscheln im gehweg und neue grosse blaue hinweis-schilder das vorwärts kommen. wir sehen wieder die bar, in der wir letztes mal einen kaffee getrunken haben und wiederholen das nochmal.

wir sind nicht weit von der innenstadt entfernt, da kommt plötzlich eine junge frau von der anderen strassenseite freudig winkend auf uns zu. es ist michaela, die wir auf unserer hinfahrt in KA-durlach auf dem bahnhof getroffen haben. sie erzählte damals, dass sie auch den camino gehen wolle und möglicherweise zu einer ähnlichen zeit in santiago sein könnte. was für ein wunderbarer, ja imposanter zufall, dass wir sie doch tatsächlich hier in santiago treffen. morgen fliege sie wieder zurück, erzählt sie und muss aber weiter, ein paar dinge seien noch zu erledigen. wir gehen hinein in die stadt, wo wir das radfahrer-ehepaar von gestern treffen und uns kurz austauschen über die pläne der nächsten tage. sie sind ganz neidisch, dass wir terminlich ein open-end haben, sie müssen pünktlich ihren flieger kriegen.

und dann: wir treffen auf dem vorplatz der kathedrale ein – was für ein glückseliges gefühl wieder hier zu sein und einen camino mit 300 km zu ende gebracht zu haben. die kathedrale hat ihr gerüst abgelegt bekommen und zeigt sich in vollem glanz. noch ist viel zeit bis zur messe, so suchen wir unser früheres kleines hotel in der altstadt. dank renates erinnerungs-vermögen finden wir es recht schnell, buchen zwei nächte und bekommen nebenher noch gute tipps fürs abendessen. wir stellen unser gepäck ab und eilen zur kirche, wo wir gerade so noch zwei sitzplätze bekommen. dabei treffen wir auf véronique, die fünf reihen vor uns ihren platz hat, was ein freudiges wiedersehen mit küsschen-küsschen zur folge hat.

der gottesdienst verläuft ganz in spanischer sprache mit einer kleinen deutschen ausnahme im hochgebet, ansonsten verstehen wir nichts von lesung, evangelium und predigt – schade. zur krönung dieses tages wird – sehnsüchtig erwartet, aber nicht geglaubt – das rauchfass losgebunden, der berauschende abschluss jeder messe in dieser kirche. faszinierend beobachte ich nicht nur, wie das meterhohe rauchfass durch die gesamte kirchen-kuppel schwingt, sondernschwingendes rauchfass in der kathdrale auch die vielen gezückten fotoapparate und handys. viele wollen foto-mässig mitnehmen, wie das botafumeiro in grandiosen schwüngen über die köpfe der pilgerInnen hinweg bis kurz vor das decken-gewölbe und wieder zurück fliegt. renate flüchtet lieber in eine sichere ecke, und wir sind danach der überzeugung, schöner kann ein camino nicht zu ende gehen.

anschliessend suchen wir das pilgerbüro auf, das jedoch umgezogen ist. also wenden wir uns in die andere richtung, in die viele pilgerInnen unterwegs sind. die schlange zum erhalt der begehrten urkunde ist sehr, sehr lang. daher entscheiden wir uns, erst einmal unseren mägen gutes zu tun und folgen dem tipp unserer aktuellen hospitaliera. renate kommt nun doch zu ihren pulpo, während ich die tortilla wähle. es ist ein kleines einfaches, aber sehr gutes essen, das richtig satt macht.

danach im pilgerbüro reihen wir uns in die etwas kürzere schlange ein, renate nützt das warten und geht derweil in die information um unterlagen von möglichen weiteren anschluss-caminos zu bekommen. nach etwas mehr als einer stunde, aber kürzer als gedacht, sind wir an der reihe und geben unsere daten ab, die wir mit unseren stempeln belegen. mit ein bisschen stolz halten wir dann das edle papier der compostela in unseren händen.

nach einem kaffee geht es zurück ins hotel, wo wir uns frisch machen und dann hin und her überlegen, ob der camino portuguese oder der camino inglese unser nächster ist. fürs abendessen entscheiden wir uns für die wiederholung des mittags in der tollen kneipe, diesmal an der bar mit wein sowie tapas, potatoes und einem postres. dabei bestaunen wir die mächtigen fleisch-gerichte, die richtung restaurant-tische getragen werden, und das geschäftige treiben des personals. zudem kommen wir ins gespräch mit wartenden kalifornierInnen, die uns unter anderem offen ihre meinung zu ihrem derzeitigen präsidenten kundtun. abschliessend noch ein kurzer blick zur nächtlichen kathedrale und danach geht nichts mehr ausser ein bett. treppenhaus im hotel von oben gesehen