wo der weg scheidet

mittwoch, 19.09.2018
campiello – pola de allande (14 km, 390 auf, 470 ab, 808 m höhe)

die nacht war unruhig: ich konnte lange nicht einschlafen und renate ist darin länger wach gelegen. wenn man es positiv sehen möchte, war es gut, dass die nacht schon um halb sechs uhr beendet war. der versuch weiter zu schlafen scheitert. so stehe ich dann auf, um eine der drei toiletten frei anzutreffen. dies gelingt jedoch nicht auf anhieb. so fällt mir nur der pilger-spruch vom vortag ein: ‚über den druck auf die blase entscheidet der ort – vor oder hinter der tür.‘ wieder druckfrei durch die türe hindurch versuche ich noch einmal zu schlafen. das ist erfolglos, also stehe ich auf und reihe mich ein in die im relativ dunkeln packenden pilgerInnen. da immer noch eine pilgerin schläft, macht niemand das grosse licht an – respekt! auch wird so gut wie gar nicht, und wenn, dann sehr leise geredet.

pünktlich zwei minuten nach sieben uhr öffnet die bar zum gemeinsamen frühstück. das besteht aus im öl angebratenen (alten) brot, das wahlweise leer oder mit pfirsich-marmelade bestrichen gegessen werden kann. ansonsten gibt es noch in plastik eingepackte süsse spanische irgendwas-küchlein. wir kaufen noch wasser und brot und verabschieden uns dann herzlich von unseren würzburgern, weil diese heute die lange und hohe strecke über den berg nehmen. wir verteilen dies auf zwei tage, daher ist ein wiedersehen eher unwahrscheinlich.

wir asphaltieren zuerst und gehen dabei an einem (auf pilgerInnen?) wartenden taxi vorbei. dann erwarten uns wieder wunderschöne (wald)wege, wo wir wieder die natur um uns herum bewundern. und zwischendurch geht renate abseits ins natur-WC und zieht sich dann den pulli aus, dabei legt sie ihre brille ins gras und gesellt sich dann wieder zu mir auf den weg – ohne brille! einige momente – dann bemerkt sie es. also gehen wir ganz vorsichtig zurück auf die wiese und suchen diese ab. glücklicherweise sichten wir die fast durchsichtige brille schnell.

wo der weg über die berge abgeht, treffen wir einen jungen pilger, der uns erzählt, dass er zurück läuft. im gespräch mit dem gebürtigen hamburger mit nunmehr spanischem pass, der seit vier jahren caminos macht (und unter anderem auch als hospitaliero gearbeitet hat), kommen uns leichte zweifel, ob ihm noch ein leben abseits des caminos gelingen kann. abwärts in richtung unseres zielorts kommen wir an einer bar vorbei, wo schon unser französisches ehepaar sitzt und vespert. wir trinken einen kaffee und essen zusammen ein käse-bocadillo. dann treffen noch unsere spanier ein, die ein bier und muscheln in öl aus der dose geniessen. und letztendlich stossen auch noch unsere knie-gehandicapten niederländer hinzu.
bar von josé manuelda wir uns in der bar geirrt haben, gehen wir noch etwa einen halben kilometer weiter und trinken dann in der  noch einen weiteren kaffee, um die atmosphäre bei ihm noch mitnehmen zu können. aussen und innen hat er sehr viele flaggen-bänder, innen zudem zwei wände voller verschiedenster uhren (die alle richtig gehen!). zudem ist viel, viel bunter krimskram in und vor seiner bar zu entdecken. die franzosen kommen vorbei und bieten an, uns vor der bar zu fotografieren, was wir ihnen nicht abschlagen können. der wirt spricht englisch und sogar ein wenig deutsch. so habe ich die chance eine kleine spanisch-lektion zu bekommen. zu guter letzt macht er dann sehr gern noch ein foto von uns vor seiner bar.

nun sind es nur noch wenige kilometer bergab bis wir vor unserem hotel stehen, in dem uns gestern der deutsch sprechende spanier ein doppelzimmer reserviert hat. wegen der masse an pilgerInnen waren wir uns nicht sicher, ob wir in der herberge wirklich platz bekommen. heute aber wurde klar, dass der ganz grosse schwung an uns vorbei ist. so geniessen wir zuerst ein zimmer zum ausbreiten unserer sieben sachen und dann ein essen in unserem hotel. dazwischen erkunden wir ein paar schritte weit den ort. vor dem essen gibt es einen sidre als aperitif und während des essens fussballspiele. das pilger-menü hat jeweils mindestens zwei auswahl-möglichkeiten und mundet, allerdings fällt wiederum der nachtisch etwas ab. junge katzen auf der steinmauer

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